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Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 ^ die Ispalt.Zeilr

1897.

AeAeMngen

auf das wöchentlich 4mal erscheinende BlattAus den

Tannen" nebst der GratisbeilageDer Sonntags- Gast" für die beiden Monate

August und September

nehmen die kgl. Postämter und Postboten fortwährend entgegen.

Die Expedition.

Amtliches.

Die Konkursprüfung für die Ausnahme in das evan­gelisch-theologische Seminar in Tübingen haben u. a. mit Erfolg bestanden: Theodor Schick, Sohn des Pfarrers in Gültlingen; Heinrich Schnürte, Sohn des Bäckermeisters in Calw; Theodor Staudenmayer, Sohn des Professors a. D. in Calw.

2 Deutschland und die Friedens- Verhandlungen.

Wenn die europäische Diplomatie in Konstantinopel mit ihrer berühmtenEinigkeit" schon längst zum Ge­spött der ganzen zivilisierten Welt geworden ist, so kann Deutschland für sich geltend machen, daß seine Vor- schlüge sämtlich, wenn sie auch nicht gleich von Anfang an von allen Mächten gutgeheißen wurden, schließlich doch immer durchgedrungen sind. So hat auch das deutsche Programm bei den Friedensverhandlungen am Goldenen Horn nicht nur von seiten der öffentlichen Meinung lebhafteste Billigung erfahren, sondern ist, was die Hauptsache bedeutet, von den Mächten ange­nommen worden.

Eine sehr warme Anerkennung findet es in einem Artikel des Wiener .Fremdenbl.'. Bei einem Rückblick auf die letzten Friedensverhandlungen hebt dieses offiziöse Organ die vom Deutschen Reich betreffs der Kontrolle der griechischen Finanzen eingenommene Haltung hervor und sagt: Es sei im ersten Augenblick zu besorgen ge­wesen, daß der Türkei diese Meinungsverschiedenheit unter den Großmächten einen erwünschten Anlaß bieten könnte, den Gang der Verhandlungen neuerdings zu verschleppen; und doch konnte dem Antrag der deutschen Regierung die sachliche Berechtigung nicht abgesprochen werden.Deutschland hat," so fährt das Blatt fort, kein unmittelbares politisches Interesse bei den gegen­wärtigen Verhandlungen zu vertreten; es läßt sich nur von feinem allgemeinen Friedensinterksse leiten und nebenbei von der Pflicht, die Interessen seiner Staats­angehörigen, soweit sie in Betracht kommen, wahr­zunehmen. Diese Gründe sind so ausreichend, um die Haltung Deutschlands zu erklären, daß es müßig ist, nach anderen Beweggründen dafür zu suchen. Es konnte deshalb wohl kaum anders kommen, als es nun wirklich gekommen ist."

Für Oesterreich-Ungarn, das bei dieser Frage direkt garnicht interessiert ist die Oesterreicher und Ungarn waren nicht so . . . dumm, den Griechen Geld zu pumpen! und dem nur an einer möglichst raschen und befriedigenden Beendigung des von den Mächten übernommenen Friedenswerkes gelegen ist, war der Weg, den es zu gehen hatte, vorgezeichnet. Der öster­reichische Botschafter Baron Calice schloß sich denn auch sofort dem Anträge seines deutschen Kollegen an. Nach­dem ihm auch Rußland zugestimmt hatte, lag für die anderen Mächte kein Grund vor, sich demselben zu widersetzen, denn es hätten dann jene Befürchtungen eintreten können, welche laut geworden waren, als Deutschland mit seinem Anträge zuerst herantrat. Daß es aber in wenigen Tagen gelang, über die drohenden Schwierigkesten hinauszukommen, ist gewiß ein neuer Beleg für die friedlichen Tendenzen, die gegenwärtig in ganz Europa vorherrschen.

Von griechischer Seite soll bereits eine bestimmte Erklärung vorliegen, daß es sich den Wünschen der Mächte auch in diesem Punkte fügen werde. Beide Teile haben ja auch ein naheliegendes Interesse, die Vorschläge der vermittelnden Mächte, wie sie sich nun

darstellen, anzunehmen, denn einerseits verbürgen sie der Türkei die Zahlung der Kriegsentschädigung, ander­seits Griechenland die Zurückgabe Thessaliens. Dringt diese Einsicht auf allen Seiten durch, so haben die Mächte einen schwierigen Teil der Aufgabe gelöst, welche sie durch die Uebernahme der Vermittelung zwischen der Türkei und Griechenland sich auferlegt haben, und der Sache des Friedens wird damit ein großer Dienst erwiesen sein.

Während die griechische Regierung auf das An­sinnen einzugehen geneigt scheint, eine europäische Kont­rolle ihrer Finanzwirtschaft zuzulassen, ist die Zustim- mung des Königs Georg dafür noch nicht zu haben gewesen. Falls solche Kontrolle durchgesetzt wird, droht er, seine Krone niederzulegen. Denn anders kann man die Athener Meldung nicht auffassen, der König werde in dem bezeichnten Falle eine Kundgebung von folgenschwerer Bedeutung erlassen. Wie die Regierungs­tüchtigkeit des Königs von den Großmächten bewertet wird, läßt sich schwer sagen, und wenn die Kronprinzen aller Länder die Hoffnungsanker für die Zukunft dieser Länder zu sein pflegen, so dürste betreffs des Kron­prinzen Konstantin doch die Sache anders liegen, da sein Kriegsruhm nicht eben bedeutend ist. Aber König Georg wird sich besinnen! Er hat die Lasten der Regierung seit vierunddreißig Jahren getragen und wird sie auch länger tragen.

Erfreulich aber ist, daß die deutsche Diplomatie, die seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck so manche Anfechtung zu erfahren hatte, mit ihrer Haltung in der orientalischen Frage ihren alten guten Ruf vollauf be­währt hat.

Landirrrachrichtsrr.

* Alten steig, 6 . August. Beim Herannahen der militärischen Herbstübungen wird darauf aufmerksam gemacht, daß es sich empfiehlt, Postsendungen für die an den Uebungen teilnehmenden Offiziere und Mann­schaften nicht nach den in kurzen Zwischenräumen wechselnden Marschierquartieren, sondern stets nur nach dem Garnisonsorte zu richten. Für die richtige und schleunige Weitersendung dieser Briefe u. s. w. wird dann pöstseitig gesorgt. Ferner ist es dringend not- wendig, in den Aufschriften der Sendungen an Unter­offiziere und Mannschaften außer dem Familiennamen, welchem nach Umständen Vornamen und Ordnungs­nummer hinzuzusügen sind, den Dienstgrad und Truppen­teil (Regiment, Bataillon, Kompagnie, Schwadron, Batterie, Kolonne u. s. w.) genau anzugeben. Ebenso bedarf es auch bei Sendungen an Offiziere und Ein­jährig-Freiwillige der genauen Angabe des Truppen­teils, da die Regimenter, Bataillone u. s. w. oft aus­einander gezogen und auf verschiedene Quartiere ver­teilt werden. Mangelhafte Aufschriften der Manöver- Postsendungen könen leicht eine Verzögerung in der Beförderung und Bestellung zur ^ ulae haben. Für die Nach- oder Rücksendung . ,» Postanweisungen, gewöhnlichen und eingeschriebenen B>. ,,Ädungen, sowie der gegen ermäßigtes Porto beforKrten Soldaten­pakete ohne Wertangabe bis zum Gewicht von 3 KZ. einschließlich wird kein Porto erhoben.

* Alten steig, 6 . Äug. Die Erhebung des Be­standes derDeutschen Turnerschaft" ist durch den Vorsitzenden derselben Dr. Götz in Lindenau für das Jahr 1897 auf den 1 . Januar zusammengestellt und jetzt veröffentlicht worden. Darnach zählt die deutsche Turnerschaft nun in 15 Kreisen und 5782 Vereinen 578105 Mitglieder (Zunahme gegen das Vorjahr 23 396 Mitglieder), aktive Turner sind es 289 325. Der 11. TurnerkreisSchwaben" zählt in 18 Gauen 260 Vereine mit 28 506 Mitglieder, dabei sind 10245 aktive Turner, sowie 4933 Zöglinge. 23 367 Mitglieder steuern zu den Vereinskassen.

* Calw, 3. August. Aus dem Bahnhof Hierselbst ist seit einigen Tagen auf Veranlassung des hiesigen Bezirksvereins des Schwarzwaldvereins eine Orien­tierungstafel angebracht. Dieselbe, entworfen von Rek­

tor Dr. Weizsäcker, Prof. Haug und ausgeführt von Maler Jäger hier, verzeichnet die Hauptpunkte Calw, Hirsau, Liebenzell, Thalmühle, Teinach, Zavelstein und Wildberg unter Angabe der Ortsentfernungen nach Kilometern und Stunden, Höhenangabe, Rund­sicht und sonstige Notizen von den betreffenden Punk­ten und setzt somit den Touristen in stand, bei seiner Ankunft am Bahnhof sich alsbald die wünschenswerten Aufklärungen in der einfachen Weise zu verschaffen.

* Calw, 4. August. (Amtsversammlung.) Bei der heute vorgenommenen Wahl eines Kaminfegers für den Kehrbezirk II, welche Stelle durch den im Anfang dieses Jahres erfolgten Tod des Kamin­fegermeisters Fr. Halm in Erledigung gekommen ist, wurde Kaminfegermeister Eisenhardt aus Dachtel hiesigen, Oberamts, mit 18 Stimmen gewählt. Der seitherige Stellvertreter Kaminfeger Fr. Roth aus Langenburg erhielt 10 Stimmen.

* Die Landarmenbehörde für den Schwarzwaldkreis hielt am Montag auf dem Rathause in Reutlingen ihre XI. Vollversammlung ab. Der stellvertretende Vorsitzende, Regierungsrat Kuhn, widmete vor Eintritt in die Tagesordnung dem 7 Regierungsrat Hölldampf, welcher seit 1. April 1890, dem Zeitpunkt des Jns- lebentretens der Kreislandarmenverbände, den Vorsitz mit großer Umsicht und Sachkenntnis geführt hatte, einen ehrenden Nachruf. Die im Beisein des Regierungs­präsidenten von Bellino erfolgte Abnahme der Landarmenpstege- und Anstaltsrechnung pro 1895/96 bot zu keinen Rezessen, dagegen zu einer Anerkennung der guten Verwaltung Veranlassung; der Etat pro 1897/98 ergab an Einnahmen 55 300 Mk., an Aus­gaben 179 856 Mk. Defizit 124556 Mk., worunter 42 270 Mk. Zuschuß zum Bestehen der Landarmen­anstalt. Als Kreisumlage wurden 120000 Mk. be­schlossen, während der Mehrbetrag aus Restmitteln gedeckt werden kann.

* Ludwigsburg, 4. August. Gegen diejenigen 6 Kanoniere der 9.Batterie desFeldartill.-Regts.Nr. 29, welche im vorigen Jahr während der Manöverzeit einen Einjährigen-Unteroffizier besagten Regiments, der als Polizeiunteroffizier fungierte und des Nachts in Thailfingen, wo die Batterie im Quartier sich befand, Dienst hatte, sich widersetzten und ihn mißhandelten, so daß er in das Garnisonslazaret verbracht werden mußte und erst nach 4 Wochen wieder genesen war, wurde gestern im Arresthaus hier, wo die 6 Mann, die tags nach Verübung der That zur Reserve entlassen worden wären und seither in Untersuchungshaft sich befanden, das Urteil verkündigt. Zwei Mann wurden zu einer 7jährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die aber durch die Gnade S. M. des Königs in eine 7jährige Ge­fängnisstrafe umgewandelt wurde, drei Mann erhielten je eine 8 monatliche und ein Mann eine 5monatliche Gefängnisstrafe, die zum Teil durch die lange Unter­suchungshaft verbüßt sind. Drei der Bestraften wurden heute in das Festungsgefängnis nach Ulm abgeliefert.

* Oberriexingen, 3. Aug. Wie schon ge­meldet, hat heute früh 6 Uhr der 68 jährige Bauer Gottlob Wiedmaier von hier seine brave Ehefrau, während dieselbe mit Melken beschäftigt war, mit dem Beil erschlagen und gräßlich verstümmelt. Nach voll­brachter That legte er die Leiche in einen Bund Stroh, ging in seine Kammer und schrieb auf den Tisch: Begrabet mich neben meine Frau, ich soll den Träub- leswein getrunken haben." Alsdann brachte er sich fünf Schnitte bei, um sich die Pulsadern zu öffnen. Obgleich er dabei sehr viel Blut verlor, hatte er doch noch die Kraft, der Enz zuzulaufen, um sich zu er­tränken. Als ihm Leute folgten, kehrte er wieder um und sagte, ich komme von selbst, ich bin noch nicht reif. Er wurde nun in den Ortsarrest verbracht und vom telegraphisch herbeigerufenen Arzt Dr. Elwert von Großsachsenheim verbunden. Wiedmaier hat die schreckliche That in betrunkenem Zustand ausgeführt. Herzzerreißend ist der Jammer der 6 Kinder um den Tod ihrer Mutter und die traurige That ihres Vaters.