toter Mann sei, sondern daß er unter und in den Völkern fortlebt.Ich lebe und Ihr sollt auch leben!" Diese trostreiche Verheißung habe uns Christus hinter­lassen. In dem Werke der Mission sei das Walten des heiligen Geistes zu begrüßen. Schließlich empfahl Hr. Stadtpfarrer das Liebeswerk der Mission der allgemeinen tatkräftigsten Unterstützung. Nach dem Bericht des Hrn. Stadtpfarrers brachte der Missions­verein, Zweigverein Altensteig und der Halbbatzen­verein zusammen die Summe von 978 Mk. 56 Pfg. im letzten Jahr für die Mission auf. Hr. Missionar Pep er von der Brüdergemeinde sprach über: Ev. Lucas 2, 2832. Redner verbreitete sich zunächst über die herrlichen prophetischen Worte des Simeon, bezeichnete es für das größte Glück des Menschen, wenn er für Zeit und Ewigkeit sorge. Ueber das Wirken der Herrnhuter Brüdergemeinde machte Redner folgende Angaben: Seit dem Jahre 1732 habe die Herrnhuter Gemeinde 2600 Missionare ausgesandt, um den verschiedensten Völkern das Evangelium zu verkündigen, heute seien 406 Brüder und Schwestern thätig um in 130 Stationen 95 000 Seelen zu pflegen. Redner betonte alsdann, daß die Mission in Alaska, Suriname, Süd-Californien, Asien und Afrika einen erfreulichen Fortschritt nehme. Ueberall stehen die Thüren offen, überall rege es sich, das Wort Gottes zu hören. Ein neues großes Missions­gebiet sei angefallen im Zentrum von Deutsch-Ostafrika, das aber viele Leute und viel Geld erfordere. Hr. Missionar Fl ad verbreitete sich über seine Missions- thätigkeit in China, über die Kunst mit den Leuten verständlich zu reden, über den Jammer und Schrecken welchen der Tod den Chinesen einflößt und die Hoffnungsfreudigkeit, mit welcher zum Christentum übergegangene Heiden im Ausblick aus das ewige Leben von der Welt abscheiden. Mit innigem Gebet schloß Redner. Beinahe 2 Stunden lauschten die Teilnehmer mit größter Aufmerksamkeit den Rednern, und es hat zweifelsohne das Missions­fest einen nachhaltigen Eindruck auf die Missionsfreunde gemacht, und auch dargethan, wie notwendig es ist, daß die Ausbreitung der christlichen Lehre unter den heidnischen Völkern bei uns Christen aufs nachdrück­lichste eine liebevolle Unterstützung findet.

* Altensteig, 14. Juni. Der Schwarzwald­verein, Bez.-Verein Altensteig, hielt gestern nachmittag seine jährliche Generalversammlung imLöwen" hier ab. Der Vorstand, Hr. Oberförster Weith, trug den Kassenbericht vom letzten Rechnungsjahr vor. Danach betragen die Einnahmen 727 Mk. 55 Pfg., die Ausgaben 713 Mk. 99 Pfg. (Der wesentlichste Ausgabe-Posten rührt von der Erstellung der Zins- bach-Ueberbrückung mit über 300 Mk. her.) Der Kasse­bestand beträgt 356 Mk. 82 Pfg. Der Mitglieder­stand ist folgender: hiesige 64, auswärtige 97, zus. 161. Von den gefaßten Beschlüssen heben wir folgende hervor: Das Hochgerichtsbrünnele soll wieder neu gefaßtund Hergestellt werden; der neue vom Steinbruch ausgehende Waldweg im Hafnerwald soll eine Verlänge­rung erfahren, damitderHirschgrabenbequem erreichtwer­denkann; ausdem Egenhauser Aussichtsturm, dessen Fahne

defekt geworden ist, soll eine einen ordentlichen Abschluß bildende Spitze von verzinktem Eisenblech angebracht und auf der Wendeplatte der neuen Bernecker Steige ein Pavillon erstellt werden. Um die Gesellig­keit im Verein zu beleben sind folgende Aus­flüge geplant, welche im Laufe des Sommers ausge­führt werden sollen: 1) auf den Kühlenberg bei Em­mingen, 2) nach der Schiltmühle und Simmersfeld, 3) nach der Waldhütte im Staatswald Buhler an der Oberhaugstetter Straße. Schließlich besprach die Versammlung die Tagesordnung der Hauptversammlung des Schwarzwaldvereins, welche am 29. Juni in Al- pirsbach stattfindet und es fanden die speziellen Wünsche und Ansichten eingehende Erörterung. Wir schließen unseren Bericht mit dem Wunsche, der Bezirksverein Altensteig, der seiner vorgesteckten Aufgabe in befriedi­gendster Weise nachkommt, möge auch fernerhin blühen und gedeihen.

* (Auszeichnung.) Auf der Ausstellung für Naturheilkunde in Leipzig wurde der Firma Emil Seelig A.-G. in Heilbronnfür ihre hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Naturheilkunde die höchste Auszeichnungdie goldene Medaille" zuerkannt, ein neuer Beweis, welch' große Anerkennung die Seelig'schen Fabrikate immer mehr finden.

* Ülm 11. Juni. In Söflingen sollte gestern vormittag 10 Uhr ein Paar getraut werden. Alles war bereit und in der Kirche versammelt, auch das Hochzeitsmahl brodelte in der Pfanne, aber wer nicht kam, war das Brautpaar. Es blieb auch den ganzen Tag unsichtbar, bis einige den Bräutigam spät abends in heiterster Stimmung irgendwo auf­fanden. Die Braut soll in der Ehe ein Haar ge­funden haben.

* (Landwirtschaftliches aus Württem­berg.) Von allgemeinem Interesse dürste es sein, einige Zahlen über die den landwirtschaftlichen Vereinen aus der Staatskasse (auf Grund des Etatskapitels Tit. 8), seitens der Amtskörperschaften durch Jahres­beiträge und den Mitgliederbeiträgen zufüeßenden Mitteln, ebenso die Höhe der Aufwendungen durch den Staat seitens der K. Zentralstelle u. a. Behörden zur Förderung der württemb. Landwirtschaft zu erfahren. Gegen das Vorjahr (1894/95 mit 139 000 Mk.) haben die Mittel der Vereine die runde Summe von 148 000 Mk. erreicht. Hievon wurden insbesondere für Ankauf von Zuchtvieh 28 500 Mk., für Förderung der Pferdezucht 6000 Mk., für Wein- und Obstbau­zwecke je 3000 Mk., für das landw. Forlbildungswesen 16150 Mk., landw. Wochenblatts-Abonnements - Ge­bühren 48 200 Mk. und andere Verbesserungen aus­gegeben. Vom Staate selbst wurden in den Rechnungs­jahren 1894/95 und 1895/96 seitens der Zentralstelle und anderer Behörden Aufwendungen im Betrag von rund l ?/4 Millionen Mk. gemacht. Als Hauptposten für 1895/96 figurieren hiebei Beiträge an die land- wirtsch. Bezirksvereine mit 19 100 Mk., für Pferde­zucht im Landgestüt 147 700 Mk., für Hebung der Privatpferdezucht 51 854 Mk., für staatliche Rindvieh- Prämierungen 63 815 Mk., landw. Hauptfest in Cann­statt 44325Mk., Förderung von landw. Meliorationen

16294 Mk., landw. Genossenschaftswesen 13615 Mk., Feldbereinigungen 63 333 Mk., Zuschuß zur landw. Anstalt Hohenheim 139 294 Mk. (im Jahre 1894/95: 162 266 Mk.), für die 6 landw. Winterschulen in Ravensburg, Reutlingen, Heilbronn, Hall, Ulm und Rottweil 17 417 Mk. (1894/95: 18138 Mk.), für Förderung der Hagelversicherung ein Zuschuß von 160 000 Mk. u. a. m.

* (Verschiedenes.) Bei Sattlermeister Karl Benz in Altenstadt ist dieser Tage ein Hühnchen ausgeschlüpft, welches 3 Schnäbel und 3 Augen hat. In Bleichstetten hat sich der 40 Jahre alte Wörz am Altar der dortigen Kirche erhängt. In Stuttgart wurden in letzter Zeit nachts an ver­schiedenen Plätzen an Männern, welche auf Ruhe­bänken eingeschlafen waren, Diebstähle, bestehend in Taschenuhren und Portemonnaies mit Inhalt, verübt. In den letzten zwei Nächten wurden durch die Fahndungsmannschaft in dieser Richtung Streifen aus­geführt und hiebei vier Mannspersonen und eine Weibsperson aufgegrifien und eingeliefert, welche teil­weise ans frischer That ertappt wurden, teilweise noch im Besitz solcher gestohlener Gegenstände waren. In der Dampfziegelei von Clemens und Decker in Tübingen gerieten zwei Ziegeleiarbeiter in Streit, wobei der 19jährige Adolf Kehrer dem 22jährigen Gg. Fr. Schund von Oberensingen O.A. Nürtingen zwei Stiche, den einen in den Unterleib und den andern unter die linke Schulter, versetzte. Der Schwer­verletzte wurde sofort in die chirurgische Klinik ver­bracht, woselbst er seinen Verletzungen erlegen ist. Der Thäter befindet sich in Haft.

* Berlin, 12. Juni. Eine von über 3000 Per­sonen besuchte Versammlung der Maurer Berlins und Umgegend beschloß, von einem Generalstreik abzusehen, dagegen überall den partiellen Streik zu proklamieren, wo 60 Pfg. Stundenlohn und 9stündige Arbeitszeit nicht bewilligt wird.

* Während die bekannte Bäckereiverordnung des Buudesrats von der Unterstellung ausging, daß das Bäckereigewerbe infolge mangelnder behördlicher Be­aufsichtigung zu den ungesundesten gehöre, haben neuere Ermittelungen ergeben, daß bei sämtlichen Berliner Ortskrankenkassen in den letzten fünf Jahren im Durch­schnitt 57,7 Prozent aller Mitglieder, bei den Bäckern aber nur 3235 Prozent erkrankten. In Hamburg erkrankten in demselben Zeitraum bei der großen all­gemeinen Arbeiterkasse, welche alle Berufsarten um­faßt, 46 Prozent aller Mitglieder, während in der Bäckereikasse nur 29 Prozent erkrankten.

* In Coblenz hat sich Sekondelieutenant Rund­spaden vom Jnf.-Regiment Nr. 68 in seiner Wohnung erschossen.

2 Thorn. Die erst fünf Tage verheirateten Büchsenmacher Lechnerschen Eheleute haben sich am Mittwoch aus unbekannten Gründen erschossen. Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Der Mann liegt ohne Hoffnung danieder.

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K !

Unsere Manzen.

(Fortsetzung.)

^/(Der Waldmeister asporiilg, oäorata. heißt in manchen Gegenden auch Herzfreude und nicht mit Un­recht, denn wer sich eine wahre Herzfreude machen will, der geht in den schattigen Wald und holt sich eine Handvoll duftender Waldmeister, gießt guten Wein darüber und trinkt das herrliche Getränk in froher Freunde Kreis.

Schon lange weiß man die Bowle zu bereiten, jedoch war früher der heutige Maiwein ausschließlich ein Heilmittel gegen Leberleiden. Merkwürdigerweise haben sich die alten Sagen nicht mit dem Waldmeister be­schäftigt, umsomehr aber die neueren Dichter, hören wir Julius Wolff:

Im Walde grünt ein Edelkraut Ich nenn es nicht mit Namen

Das mußt du pflücken, frisch betaut Eh's Blüten trägt und Samen,

Wie Quirle stehn in grader Zahl Um eck'gen Stiel die Blätter schmal,

Das mußt du streu'n und stürzen Jn's Kämmerlein,

Den kühlen Wein

Dir wohl damit zu würzen.

Biel holde Kraft in Müßiggang

Ist diesem Kraut verliehen

Doch nicht zu kurz und nicht zu lang,

Darf in dem Wein es ziehen.

An einem Augenblicke hängt,

Wie man im Nest den Vogel fängt Des Wonnetranks Gelingm Wird der verpaßt,

Weh' dir du hast

Ein Lied davon zu singen.

Wir treten heraus aus dem kühlen Waldinnern und fühlen vom Felde herein schon die wärmenden Sonnenstrahlen. Die Unzahl der Moose bedeckt nicku mehr ganz und gar den Boden sondern ein rötlich weiß blühendes Blümchen hat hier seinen Wohnsitz aufgeschlagen, das Buschwindröschen, anomone nsworo8L, der Windling, welcher sein Glöckchen, das an schwankem Stile hängt, mit jedem Windhauch hin- und herschwingt. Im Ünterrheinthal und in Tyrol heißt diese Blume Osterblume. Die schwedischen Bauern weihen sie den Elfen, wieBlut im Schnee" sagen sie. Sie verzehren die erste Blume, welche sie im Früh­jahr sehen, weil sie dadurch das ganze Jahr von Krankheiten befreit sind.

Eine andere Abart fit das Leberblümchen, ansinons lispatioa, mit leberförmigen Blättern, sie wird auch Himmelströpfchen genannt, da bei dem massenhaften Auftreten dieses blauen Blümchens es erscheinen könnte, als spiegle sich der blaue Frühlings­himmel auf dem Waldgrund wider. Eine dritte Art ist die Küchenschelle, anoinonö pulsatilla, eigentlich Kuhschelle, von der Form des Blutenkelchs. Aus Kuhschelle wurde Küh'chenschelle und, weil man den Ursprung vergessen hatte, Küchenschelle. Nach an­derer Lesart kommt der Name von Kuckschelle her. Kuck hieß Gauch, ein schlimmer Kerl, daher der Name Kukkuck. Für unsere Anemone erklärt sich der Name Kuckschelle aus ihrer Giftigkeit. Früher war die LNSIN0N6 pulgatillg, officinell.

s'war im März. Noch trieb der Winter Mummenschanz die Aeste hingen Mit phantastischen Eiskrystallen Schwer geziert zur Erde nieder.

Da und dort nur aus dem Grunde Hob das junge Köpflein schüchtern Anemon und Schlüsselblume. Wie der alte Patriach einst In der Sintflut Wassernöten Ausgesandt die weiße Taube,

So von Winters Eis umlastet Schickt die Erde ungeduldig Prangend aus die ersten Blume» Fragend ob nicht der Bedränger In den letzten Zügen liege.

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Noch weiter am Waldesrand steht die Erd­beere. Ueber sie geht folgende Blumen-Sage:Der Mai erschien in aller Herrlichkeit und erfreute Mensch und Tier. Im Walde, wo es bis dahin so öde und still war, wurde es lebendig; alles jubilierte in seliger Lust. Der Epheu spielte vergnügt im Sonnenfchein, das Moos beschaute sich im Spiegel der zarten Tau- tröpfcheu und freute sich über den reizenden Anblick, die Maiblumen hörten freudig das feine Geläute ihrer silbernen Glöcklein, wenn der Wind sie hin- und her­schwang. Alles freute sich, nur die Erdbeere weinte, denn Niemand beachtete sie, Niemand blickte auf ihre weiße Blumenkrone und ihre grünen Blätter. Das Bienchen allein kam summend zu ihr, suchte sie zu trösten und bat, Geduld und Hoffnung nicht zu ver­lieren. Und die Erdbeere hoffte und harrte. Und siehe, bald wurde sie rot, saftig und reifte die köst­lichen Beeren. Als nun das Maiblümchen schon längst entblättert war, und Niemand mehr darnach fragte, da stand sie in ihrer ganzen Pracht, beladen mit den schönsten würzigsten Früchten und geliebt von Mensch und Tier, alles drängte sich jetzt heran, um zu

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