Berichterstatter ist Vizepräsident Dr. Kiene. Der­selbe giebt einen ausführlichen Ueberblick über den finanziellen Stand der Bodenseedampfschifffahrt. Der Ertrag ist pro 1897/98 auf 13 775 Mk., pro 1898/99 auf 13 387 Mk. veranschlagt. Redner regt sodann verschiedene Reformen an. Die Herabsetzung der Fahrpreise sei wünschenswert, ebenso eine Einschränkung der Winterfahrten am württembergisch bayrischen Ufer, die viel kosten und wenig eintragen. Die Preise für Gesellschaftsfahrten müßten noch weiter ermäßigt wer­den. Ministerpräsident Frhr. v. M i t t n a ch t: Der Reinertrag der Dampfschifffahrts-Verwaltung pro 1896/97 betrage ca. 19 800 Mark. Die einzelnen Titel werden nach eingehender Erläuterung durch den Berichterstatter Dr. Kiene den Anträgen der Kom- Mission entsprechend genehmigt. Es folgt der Post­etat. Berichterstatter ist Abg. Bürk. Derselbe giebt eine eingehende Darstellung der finanziellen Ergebnisse der letzten Jahre und über die Etatssätze pro 1897/99, die gegenüber dem Vorjahre sowohl in der Einnahme, als in der Ausgabe eine Steigerung erfahren haben. Die Kommission habe Aenderungen an den Etats­sätzen nicht vorgenommen. Redner konstatiert einen erfreulichen Aufschwung im Postverkehr und giebt nähere Auskunft über die Entwickelung des Telephon­wesens, die durchaus befriedigend sei. Redner bedauert, daß die Telephongebühren für kleinere und mittlere Orte nicht herabgesetzt werden und giebt einen Ueber­blick über die derzeitige Regelung des Sonntagsverkehrs. Die Soldatenpakete sollten frei befördert werden. Ministerpräsident v. Mittnacht geht auf die finan­zielle Lage ein und bemerkt, daß das Haus nicht immer auf Tarifermäßigung dringen solle, man müsse die vorhandenen Anstalten besser ausbauen und neue er­richten. Das Postreservatrecht hat nachgerade für Württemberg in finanzieller Beziehung einen Zweifel- haften Wert, doch gewährt dasselbe der Bevölkerung große Vergünstigungen, gegenüber anderen deutschen Staaten. Man habe deshalb allen Anlaß, in Würt­temberg nicht auf weitere Tarifermäßigung zu dringen. Berichterstatter Bürk erläutert Titel 1, Gebühren. Die Kommission beantragt Genehmigung. Abg. H a ff- ner tritt für Ermäßigung der Gebühren für den Telephonverkehr in kleineren und mittleren Orten ein. Redner stellt diesbezüglichen Antrag. Der Titel 1 wird genehmigt, der Antrag Haffner angenommen. Ebenso Titel 212 nach den Anträgen des Bericht­erstatters Bürk. Zu Titel 13 wird die Petition der Postsekretäre um Ausgleichung der durch das Dienst­altersvorrückungssystem entstandenen Härten behandelt.

Wassergottes mit der Rottanne erklärt sich daraus, daß die Fichte die Eigenschaft besitzt, selbst in feuch­tem, oder wässerigem Untergrund noch zu gedeihen, ja denselben sogar aufzusaugen. Auch der großen Naturgöttin Cybele war sie geweiht und bei ihrem Frühlingsfeste brachte man die mit Veilchen geschmückte Fichte in den Tempel.

Bei den korinthischen Spielen wand man dem Sieger einen Fichtenkranz um die Schläfe.

Bei den Römern war die Tanne mehr ein Baum des Todes; man stellte sie bei Leichenfeierlichkeiten als Zeichen der Trauer vor die Hausthüre und schmückte den Scheiterhaufen mit frischem Tannengezweig.

Auch die alten Deutschen hielten die Tanne hoch in Ehren, namentlich da wo Eichen fehlten, war ihnen das Rauschen der Tanne die Sprache Wodans. Beim Odins- oder Wodansjulfest war das Haus mit Tannen­reis geschmückt und ein fichtener Stumpen war der Julklotz. Als der heilige Tandolin eine Tanne fällte um aus ihr ein Kreuz zu zimmern, wurde er von den heidnischen Germanen beim heutigen Ettenheimsmünster erschlagen. Als der heilige Martin bei der Christiani­sierung Schwedens einen Götzentempel niederriß, ließenS die Einwohner geschehen, erst als er an eine neben­stehende Tanne die Axt legen wollte, rebellierte sie mit aller Kraft.

Ich wollte nur wünschen, daß dieselbe Verehrung der Tannen auch auf unsere Zeit erhalten geblieben wäre, allein dem ist leider nicht so, heutzutage geht man ihr nicht nur im hohen Greisenalter zu Leibe, nein, schon im Jünglings- und Kindesalter haut man sie unbarmherzig zu Boden und wenn ich eine Berg- Halde sehe, in der die schlanken Stämmchen umher­liegen wie eine umgeleerte Zündholzschachtel, so klage ich unwillkürlich:Das hat mit ihrem Holzpreis die Zellstofffabrik gethan."

Manche Sage umschwebt die Tanne. Ihre quirl­förmigen ein Kreuz bildenden Neste sind entstanden, weil das Kreuz Christi aus einer Tanne gezimmert war. Ihr immergrünes Kleid kommt daher, daß sie durch das am Stamm des Kreuzes niederfließende Blut Christi unverwelklich geworden ist.

In Unterfranken lebt die Sage, die schöne Frau habe einmal 3 Handwerksburschen je einen Fichten­zweig gegeben. Zwei haben ihn weggeworfen, der

Berichterstatter Bürk geht hierauf näher ein und be­antragt namens der Kommission Uebergabe zur Er­wägung. Der Titel wird genehmigt, der Antrag an­genommen.

Landesrrachrichttrr.

* Alten steig, 5. Juni. Allem Anschein nach bekommen wir diesmal eine herrliche Witterung über die Pfingstfeiertage, denn nach der neuesten Wetter­vorhersage hat sich über Nord- und Westeuropa ein neues Hochdruckgebiet entwickelt, wodurch Gewitterregen nur vereinzelt Vorkommen dürften. Es scheint, daß der Juni hereinbringen will, was der Mai versäumt hat; diese Woche war ein Tag schöner als der andere. Ueber die Feiertage ruht die Arbeit in Comptoir und Werkstätte, und da kann auch das Bleichgesicht, das einer Zimmerpflanze ähnelt, wieder einmal sich im herrlichen Sonnenbad stärken und kräftigen. Des­wegen hinaus in die schöne freie Gottesnatur und den Buckel den Strahlen ausgesetzt, wenn's auch Schweiß giebt, das schadet bei einiger Vorsicht ja nichts, höchstens geht's einem alten Stockschnupfen an den Kragen. Allen unseren Lesern wünschen wir ge­segnete und vergnügte Pfingstfeiertage!

* Nagold, 3. Juni. Unsere Verschönerungs-

Verems-Anlagen werden derzeit erweitert und aus­gebessert. Zu der projektierten Neu-Anlage auf dem kühlen Berg" bei Emmingen wird ein von Stadt­baumeister Schell angelegter neuer bequemer Wald­fußweg noch bis Pfingsten fertig werden. Sobald auf der Anlage selbst eine Schutzhütte nebst einer Orientierungstafel für die Fernsicht angebracht sein wird, beabsichtigt der hiesige Verschönerungsverein, den Platz durch Einladung zu einem kleinen Volksfeste auf demselben einzuweihen. (N. Tgbl.)

* Hamburg, 4. Juni. In der Hinschenfelde'schen Lederfabrik in Wandsbeck verunglückten gestern nach­mittag 4 Arbeiter durch Einatmen giftiger Gase in einer Gerbgrube. Einer der Verunglückten ist gestorben, 3 sind bewußtlos.

D Ueber die Frage der Apotheken-Reform sind wieder Unterhandlungen mit den Bundesregierungen im Gange. Die Angelegenheit wird nun für das ganze Reich geordnet und liegt augenblicklich bei den Reichs­behörden. Eine Entschädigung der gegenwärtigen Be­sitzer soll stattfinden, aber nicht das Reich, sondern eine Genossenschaft der Apotheker soll, ähnlich wie in Schweden, auch bei uns die Entschädigung in die Hand nehmen. Es wird also die reine unveräußerliche und

Dritte aber steckte ihn auf den Hut. Bald merkte er an der Schwere, daß er zu Gold geworden war. Die beiden andern Schelme büßen dafür, daß sie etwas wegwarfen, was sie von schöner Frauenhand erhalten haben, dadurch, daß sie heut noch um den Berg bei der Ruine Neuenburg umherwandeln und ihre Fichten­zweige wieder suchen.

Einige Sitten knüpfen sich an die Tanne: z. B. das Maienstecken. Die Burschen stecken ihrem Mäd- chen einen Maien, einen grünen, wenn sie einen sol­chen verdient, einen dürren, wenn sie vor der Welt verhöhnt werden soll. Als Genius des Wachstums, als guter Geist der allzeit über der neuen Wohnung schweben möge, wird die Richttanne aufs Haus ge­steckt und neben ihr stehend hält der Altgesell den Richtspruch.

Im hannöverischen Wendland herrscht noch die Sitte des Brautlichtes. Eine Edel- oder Weißtanne ist mit Lichtern geschmückt. Je zwei größere Kerzen sind auf verlängerten Zweigen, die eine unten, die andere oben angebracht. Bei der Fahrt zum entfernten Kirch­dorf werden diese Brautlichter hinter dem Brautpaar emporgehalten. Während der Trauung stehen die beiden Lichtträgerinnen zu beiden Seiten des Altars. Während des Mahls brennen die Lichter wiederum hinter dem Brautpaar und beim Reigen, den jeder männliche Hochzeitsgast ohne Rücksicht auf Alter u. s. w. mit der Braut tanzen muß, tanzen die Lichtträgerinnen hintendrein.

In Thamm in Elsaß werden am Vorabend des Theobaldstags geweihte Tannen angezündet und das Volk sammelt die herabfallenden Splitter die wunder­bare Heilkraft besitzen sollen.

Vielerorts werden den Brautleuten Tannen vors Haus gesetzt. Treu und beständig wie das Grün der Tanne soll das Glück steter Gast und Begleiter sein.

Aber von allen Sitten, die mit der Tanne ver­flochten sind, ist die sinnigste und anziehendste die des An­zündens eines Christbaums am heiligen Weihnachtsabend.

Deutsche Gemütsinnigkeit und Gemütstiefe hat diesen Brauch zu einem nur in Deutschland allgemein verbreiteten gemacht. Den Deutschen ist er über Länder und Meere gefolgt, aber nirgends Hot er sich einzig bürgern vermocht; er ist ein rein und unverfälscht deutscher Gebrauch geblieben.

unvererbliche Personalkonzesston mit rückwirkender Kraft unter Selbstablösung eingeführt werden.

ss Der Gouverneur von Deutsch-Ostasrika Oberst Liebelt berichtet im D. Kol.-Bl. über seine Inspektionsreise durch den Norden des Schutzgebiets. Er beschränkte sich nicht darauf, die Skädte und größeren Orte an der Küste oder in deren unmittelbarer Nähe zu besuchen, sondern dehnte seine Reise vornehmlich auf die Plantagen in Usambara aus, um einen Einblick in die wirtschaftliche Entwickelung des Landes zu ge­winnen. Oberst Liebert faßt sein Urteil, wie folgt zusammen: Was ich in Usambara gesehen habe, erfüllt mich mit Hochachtung vor der deutschen Arbeit. Die Bevölkerung beginnt überall die Scheu vor den Euro­päern mehr und mehr abzulegen. Der Neger begeistert sich leicht, aber immerhin sieht man, daß er hier weiß, unter deutscher Herrschaft zu stehen. Ob er oder ob er bald einen brauchbaren Arbeiter abgiebt, ist aller­dings eine offene Frage, welche meines Erachtens von der Wurzel aus nur gelöst werden kann, wenn ein Mittel gefunden wird, ihn zur Arbeit zu erziehen, d. h. zu zwingen. Die Hauptsache in der Arbeiter­frage erscheint mir ein planvolles Zusammenwirken der Pflanzer unter Vermeidung jeglicher Treiberei. . . . Der Ritt auf prächtigen Wegen durch die Usambara- pflanzungen mit den Hunderttausenden kräftiger Kaffee- bäume, durch den hochstämmigen Urwald oder die weiten Rodungen ist derzerquickend: überall deutsche Arbeit, deutscher Fleiß, deutsche Sorgsamkeit in schön­ster Entfaltung. Gewiß ist der Beweis noch nicht end- giltig erbracht, daß das aufgewendete Kapital sich hier rentiert: aber nichts svricht für das Gegenteil: Millionen von Bäumchen strotzen in Kraft und Ge­sundheit. Wenn es aber glückt, braucht uns für die Zukunft nicht bange zu sein.

Ausländisch«-.

* Furchtbare Leiden zur See schildert der dem französischen Marine - Ministerium zugegangene Bericht über den Untergang des Dampfers Vaillant. Von 70 an Bord befindlichen Personen, worunter 45 Fischer aus Saint Malo und 25 Mann der Schiffs­besatzung sich befanden, wurden im ganzen nur acht gerettet. Die Katastrophe spielte sich vor den Augen der Ueberlebenden in wenigen Minuten ab. Die Er­zählungen der Schiffbrüchigen klingen herzzerreißend. Von den Trümmern des Vaillant hatten sich die Ar­men auf ein kleines, ganz flaches Boot gerettet, das sonst dazu diente, die sich um das Hauptschiff an-

Verwunderlich wird Ihnen klingen, daß diese herrliche Sitte noch gar nicht alt ist. Unsere mittel­alterlichen Dichter, die sonst Alles so genau berichten, kennen ihn gar nicht, Luther weiß noch Nichts davon. Die erste Erwähnung des Christbaums geschieht im vorigen Jahrhundert von einem Straßburger Professor Dannhauer der waidlich über ihn schimpft, weil er ihn für unnötig Tand hält,womit man des Satans Kapelle neben die Kirche bauet."

Noch im Jahr 1805 war der Christbaum nicht ein wesentlicher Teil einer Weihnachtsfeier in Berlin. Preußische Offiziersfamilien brachten ihn 1815 nach Danzig. Erst die Vertiefung des religiösen Lebens während und nach den Freiheitskriegen machte den Christbaum zum Sympol deutschen Gemüts und deutscher Geistestiefe, zum Gegenstand heißester Sehnsucht der seligen Kinderschar. Der Christbaum macht unser Weihnachtsfest zum schönsten auf dem weiten Erdenrund.

Hören wir noch ehe wir von der Tanne Abschied nehmen Müllers Worte:

Schlanke Tanne trägst den Gipfel Zu den Wolken hoch und hehr.

Und bewegest deine Wipfel Stolz im Winde hin und her.

Wohl darf ich das Haupt erheben Ueber andere Bäume stolz,

Denn ich bin für's Menschenleben Ein gar vielbedeutend Holz.

Denn mein Gipfel giebt die Wiege Für ein junges Menschenkind Darum schaukle, darum biege Ich so lustig ihn im Wind.

So ein Holz, das Stürme schaukeln,

Taugt vor Allem gut dazu,

Träume werden es umgaukeln,

Wiegen ein in süße Ruh.

Und mein Stamm, der fest und stille In die Erde bohret sich Giebt die Bretter zu der Hülle In dem kühlen Grab für Dich.

Drum im Herzen still bewahre,

Was Du hast an mir gesehn,

Denke, daß olt Wieg und Bahre Nahe bei einander stehn.

(Fortsetzung folgt.)