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Sonntag, 6. Juni
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1897 .
Die erste Hauptkonferenz
findet am Montag den 14. Juni in Alten steig statt. Beginn präzis 10 Uhr in der Kirche. Nagold, den 4. Juni 1897.
K. Bez.-Sch.-Jnsp. Dieterle.
Die niedere Justizdienstprüfung hat u. a. mit Erfolg bestanden: Alfred Seidel von Calw.
Usingsten.
Nun ist es wieder Pfingsten geworden, in wunderbarem prangenden Schmuck liegt die Welt vor uns, ein Blühen und Knospen, ein Duften und Singen erfüllt Wald und Flur und zieht jedes Menschenherz unwiderstehlich in den Bann feiner Pracht und seines Zaubers. Nun fft es Friede in der weiten, reichen Gottesnatur, die Kämpfe, die der junge Frühling mit dem harten Winter zu bestehen gehabt, sie sind ausge- fochten und haben mit einem glänzenden Triumph geendet. In das stille geheimnisvolle Weben der Natur, in die lautlose, aber unaufhörliche Entfaltung und Entwickelung von Blüte und Frucbt fällt Pfingsten, das liebliche Fest, das Fest des Friedens und des heiligen Geistes, der die Herzen der Menschen aus der Hitze und dem Streit des alltäglichen Lebens Herausreißen, der die Menschheit in alle Wahrheit leiten und sie aufheben will zu einem höheren, göttlichen Standpunkt. Der rechte Pfingstgeift, wie not thut er den Menschen, wie not unserem deutschen Volke! Möchte das Fest nicht spurlos an uns vorübergeüen, möchte seine 2000 Jahre hindurch bewährte Kraft sich auch an uns beweisen, dem Streit und Neid der Parteien, dem Unfrieden und der Unrast in unserem eigenen Herzen ein Ende bereiten und in jedes Herz, in jede Familie, in jede Gemeinde, in unser ganzes Volk den Frieden hineintragen, der höher ist als alle Vernunft und der köstlicher ist, als irgend ein anderes Gut, das sich der Mensch erringen und erjagen kann!
Werfen wir einen Blick in das politische Treiben der Nationen, in den Streit und Kampf der Parteien; das Bild, das wir erhalten, ist ein Beweis dafür, daß
Unsere Manzen *)
«ach ihren deutschen Bolksnamen, ihrer Stellung in Mythologie und Volksglauben, in Sitte und Sage, i« Geschichte u. LiLLeratur.
So lautet der lange Titel eines Buches, das mir unlängst in die Hand kam und mich durch seinen Inhalt derart erfreute, daß mir der Gedanke kam, den Mitgliedern des Schwarzwaldvereins hierüber zu referieren.
Wenn uns die Zimmerdecke zu nieder wird, uns zu drücken beginnt, und unsere Widerwärtigkeiten den Humor vollends zu ersticken drohen, daun bedarfs nur eines freundlichen Sonnenstrahls, der durchs Fenster herein ruft „komm heraus", und man wirft die Feder oder was man gerade in der Hand hat, Strickzeug oder Zollstab weg und geht hinaus zu der nie versagenden Trösterin, zu der allgütigen Mutter Natur. Man läßt sich die liebe Sonne recht behaglich auf den Buckel scheinen oder tüchtig vom Wind ausblasen und nach einem frischen Gang im grünen Wald, den die Vögel mit ihren munteren Liedern begleiten, fängt man selber an ein lustiges Liedlein zu Pfeifen, ja, man pfeift auf alle Sorgen und Ouängeleien und wundert sich, daß man sich überhaupt hat ärgern lassen. Wer hat aber diese Wandlung in unserem Gemüt hervorgezaubert? Was war's, das uns so versöhnlich stimmte, und unsere aufgeregte Seele wieder in harmonische Rnhe versetzte? Es war der Blick in die ewig schöne wundersame Gottesnatur, deren Einfluß kein Mensch sich verschließen kann, die ganz unbewußt uns beherrscht, denn wir sind ja selber auch nichts als ihre Geschöpfe. — Es würde zu weit führen, Ihnen eine erschöpfende botanische Beschreibung der wenigen von
') Auszug aus dem Vortrag des Hrn. Oberförster Weith, gehalten im Schwarzwaldverein.
der Geist von Pfingsten seine Wirkung verloren hat. Wo ist die Einigkeit und Freudigkeit, die doch ein Vermächtnis dieses Geistes sind, geblieben? Als die Jünger einmütig bei einander versammelt waren, so erzählt die evangelische Geschichte, da erhob sich Plötzlich ein Brausen vom Himmel her und sie wurden alle voll des heiligen Geistes. Diese Einmütigkeit fehlt unserer Zeit, darum ist sie so ungeschickt zu großen Thaten, darum so unfruchtbar in ihrer politischen Arbeit. Es giebt doch nur eine Wahrheit und eine Glückseligkeit, der die Völker teilhaftig werden können. Das Ziel ist doch so deutlich vorgeschrieben, daß es kaum begreiflich erscheint, wie über den zu seiner Erreichung einzuschlagenden Weg so viel Hader und Streit entstehen und bestehen kann. Erklärlich ist diese bedauerliche Thatsache doch nur daraus, daß an Stelle des Allgemeinwohls das Sonderinteresse getreten ist, und daß die Vertreter dieser Sonderinteressen die Welt mit ihrer gefärbten Brille ansehen und nur an sich und ihre Sonderziele, nicht aber an die Allgemeinheit denken. An Stelle eines einigen Volkes von Brüdern bildet sich eine Menge von Parteien, die sich gegenseitig nicht etwa unterstützen, sondern heftig befehden und trotzdem überzeugt und Willens sind, dem Vaterlande nach bestem Wissen und mit allen Kräften dienlich zu sein. O, daß sich in diesen Pfingsttagen der Geist des Friedens und der Eintracht, der Geist der Nachgiebigkeit und der Versöhnlichkeit über die Häupter unseres Volkes ergösse und Einzug hielte in die Herzen der Menschen; es würde vieles anders und besser werden.
Und wie im großen politischen Leben des Volkes so mangelt der wahre Pfingstgeift leider auch viel zu sehr in unserem Familienleben, die Eintracht und Innigkeit des Familienlebens, dieser Stern und Kern alles Menschenglücks, ist vielfach nur noch ein leerer Schall. Die Schnelllebigkeit unserer Zeit mit ihren hohen Anforderungen an die Arbeitskraft des Einzelnen, die Inanspruchnahme des Mannes vom frühen Morgen bis in den späten Abend auf der einen Seite und auf
mir in Betracht gezogenen Pflanzen zu geben. Wenn es mir aber gelingen sollte, Ihnen heute Abend diese oder jene Pflanze, diesen oder jenen Baum sozusagen näher zu bringen, so würde mich der Erfolg herzlich jreueu.
Fast jede Pflanze hat einen volkstümlichen Namen und dieser ist nicht etwa durch Zufall oder Nachdenken entstanden, sondern er ist der Ausdruck der feinsinnigen Naturauffassung unserer Vorfahren und an alle knüpft sich eine Sage, eine Legende oder die Erinnerung an alle Sitten und Gebräuche.
Nun, kommen Sie mit in den Wald! Es fällt mir schwer Dich nicht in Deiner ganzen Majestät verherrlichen zu dürfen, Du schöner deutscher Wald, durckflutet vom lieblichsten Dufte, belebt von Elfen und Wichtelmann, durchbraust vom zornigen Rodenslein mit dem wilden Heer und dem Dufte schwer. Ich muß mir auch versagen, von der Eiche, der Linde und den vielen vielen Bäumen und Sträuchern zu reden und will mich auf unfern heimatlichen Tannenwald beschränken. Hochragend in den blauen Aether steht sie vor uns! Gott grüß Dich Du herrliche Tanne vom Wald!
Grube sagt schwungvoll, fast wie das Hohelied begeisternd: Du Baum des Nordens, des rauhen kalten harten Nordens, Du bist in der That ein nordisches Wesen voller Kraft und Macht, rauh und stolz, kalt und finster blickend, aber eine gesunde unverwüstliche Kreatur, von unveränderlicher Frische in der Glühhitze Deines kurzen Sommers, wie in dem eisigen Froste Deines langen Winters. Wie bei dem nordischen Menschen birgt deine rauhe, abstoßende Außenseite ein reiches inneres Leben, so finster das Grün Deiner Blätter, so rauh die Rinde Deines Stamms, so voll Wärme und Licht sind die Zellen Deines
der andern die tausend Verlockungen und Zerstreuungen, die sich aller Orte darbieten, sie können doch nicht im Stande sein die Herzlichkeit des Familienlebens zu beeinträchtigen, so lange ein Funken des Pfingstgeistes in den Familienmitgliedern lebendig ist.
Die läuternde und stählende Kraft des Pfingstgeistes, wie not thut sie endlich dem einzelnen, um ihn im Kampfe ums Dasein bei frischem Mut und unverzagter Thatkraft zu erhalten. In unserer Brust sind unseres Schicksals Sterne. Wie der Einzelne sich die Welt gestalte!. so bietet sie sich ihm, „Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten, Nimmer sich beugen, Kräftig sich zeigen. Rufet die Arme der Götter herbei!" So Göthe. Die Festigung der inneren Persönlichkeit, Thatkraft und Hoffnungsfreudigkeit, sie sind auch die Gaben, die der Pfingstgeift denen bereitet hat, die ihn aufnehmen. Frisch auf drum und unverzagt, der Geist von Pfingsten leidet keine Traurigkeit und Bangigkeit, er spricht jedem Herzen Mut zu und segnet die Arbeit eines jeden, der pflichtgetreu und reinen Sinnes sein Tagewerk vollendet.
Und wie sollte es jetzt an Hoffnung und freudiger Zuversicht gebrechen, jetzt wo die Natur in wonnevoller Schöne prangt, wo Wald und Flur in prächtigem Schmucke stehen und Tausend Vögel aus den Zweigen wiedergrüßen! Weit öffnet sich da jede Menschenbrust und wird so voll von Freude und von Glück, daß sie einstimmen muß in das laute Jubilieren und dem allgütigen Schöpfer danken muß.
Württembergischer Landtag
Kammer der Abgeordnete«.
*Stuttgart, 3. Juni. (143. Sitzung.) Tages- Ordnung: Etatsberatung, Bodenseedampfschifffahrt, Post und Telegraphen. Die Kapitel 110, Leistungen an das deutsche Reich" und 130, „Aus der Reichskasse," werden nach den Anträgen der Finanzkommission (Referenten v. Geß und v. Balz) genehmigt. Es folgt die Beratung des Kap. 121 „Bodenseedampsschifffahrt."
Holzes. Du bist ein stattlicher Baum! Wenn Du im Walde dastehst, hoch und schlank in geschlossenen Gliedern, so gleichst Du der festen Schlachtordnung jener Cimbern und Teutonen, vor deren gewaltigen Riesenleibern die kleinen Römer erschraken. Du leidest in Deinen Wäldern nicht gerne fremde Bäume, denn du bist, wie die altdeusche Tapferkeit, Dir selber genug. Trittst Du aber einzeln heraus aus den dichtgedrängten Reihen Deines Volks, so stehst Du nur um so größer und stattlicher da und Deine Zweige entfalten um so herrlicher ihre dunkelgrüne Pyramide. Dich ziert kein hellfarbiges Blätterkleid, kein buntes Blütengewand und doch bist Du ein Freund des Lichts, von Gott geschaffen, die dunkeln Tage und langen Nächte des kalten Nordens zu erleuchten und zu erwärmen. Das Licht, welche- die Sonne svendet, saugst Du begierig ein und kochst mit ihm Deinen Lebenssaft zum flammenden Harze und zur leuchtenden Fackel. Wenn der alles erstarrende Winterfrost auf die Pflanzenwelt einstürmt, um die Blüten zu knicken, die Blätter zu vernichten, das Lebensgrün zu verwischen, und alles mit seinem weißen Todeskleide zu überziehen, dann grünst Du fort und fort inmitten von Schnee und Eis. Dein grünes Nadelkleid ist ein rechtes Hoffnungsgrün, wie ein Gnadenbrief des allgütigen Vaters im Himmel, der auch den kalten Gürtel der Erde mit seiner Liebe umfaßt und das Leben vor Erstarrung schützt.
Der Name Tanne wird abgeleitet von „Tangeln" wie in manchen Gegenden die Nadeln heißen, aber auch von „tan", das Feuer bedeutet.
Die Rottanne oder Fichte war bei den Griechen dem Gott Poseidon geweiht, Poseidons Fichtenhain singt Schiller. Poseidon, römisch Neptun, ist der Gott des Meers und des Wassers; der Zusammenhang de
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Wege« der Pfingstfeiertage erscheint das nächste Blatt am Dienstag abend.