lein nur aus 15500 Mk. festgesetzt ist. Die Feier der Grundsteinlegung, zu der eine große Zahl Teil- nehmer aus den Nachbargemeinden erschienen waren, war eine erhebende. Die Lehrer der Umgegend, 25 an der Zahl, erhöhten durch ihren wohlgepflegten Gesang auch diese Feier. Die Urkunde enthielt die Namen des Kaisers und unseres Königs, sowie die schon vorgeführte Ortsgeschichte und die Namen des Ortsgeistlichen, Schultheißen, Lehrers und Kirchengemeinderats. Das Kirchlein soll bis zur Kirchweihe dieses Jahrs eingeweiht werden.
oe Altensteig, 26. Mai. „Grünt die Eiche vor der Esche, hält der Sommer große Wäsche!" heißt eine alte Witterungsregel. Wenn sie zutrifft, haben wir diesen Sommer viel Regen zu erwarten, denn die Eichen stehen in vollem Blätterschmuck, während man nur hin und wieder eine Esche trifft, deren Knospen aufbrechen. In den letzten Jahren hat jedesmal die Eiche vor der Esche getrieben und die Sommer waren naß. Auch diesmal beginnt das Sommerwetter in derselben Weise, wie alle die Jahre, ein paar heiße Tage, darauf Gewitter und Regen.
* Neuenbürg, 23. Mai. Der in Kirchhardt im Badischen verhaftete hierher eingelieferte Joh. Rö- gelin von Onolzheim, OA. Crailsheim, hat sich im vorigen Herbst im diesseitigen Bezirk und zwar in den an das Calwer Amt grenzenden Waldorten Herumgetrieben und daselbst mehrere Einbruchsdiebstähle verübt, so in Unterlengenhardt, wo er die ganze Gemeindekasse mit 800 Mk. plünderte, in Oberlengenhardt, wo er dem Bauern Stahl 260 Mk. entwendete u. s. w. In dem Luftkurort Grunbach logierte er sich für mehrere Wochen als Kurgast ein und gab sich als vermögender Bauernsohn aus. Natürlich konnte es da nicht fehlen, daß sich der Schwindler das Zutrauen der Einwohnerschaft erwarb, ja er gewann bald spezielle Freunde. Von hier aus unternahm er seine Raubzüge, welche ihn in Stand setzten, auf fo hohem Fuße zu leben. Er scheint dabei immer sehr geschickt zu Werke gegangen zu sein; niemand vermutete in ihm den gefährlichen Einbrecher, bis er jetzt erst als solcher entlarvt wurde.
* Auf die Eingabe des Gewerbevereins Schram- berg vom 13. d. Mts. ist von der K. Generaldirektion an denselben die Mitteilung eingegangen, daß vom 1. Juni ab der Zug 261, ab Stuttgart 10.45 vm., in Freudenstadt 2.10 nm., unmittelbar Fortsetzung erhalten und in Schiltach um 3.20 nm. ankommen wird. Der bisher um 4.18 in Freudenstadt abgehende und m Schiltach 5.40 ankommende gewöhnliche Zug fällt aus. Dagegen wird im Anschluß an den um 3.20 in Schiltach von Freudensladt und um 3.22 nm. von Hausach ankommenden Zug ein Zug nach Schramberg abgehen, mit Ankunft daselbst um 4.00 nm. Dieser Zug wird in Schramberg um 4.15 nm. wieder abfahren und in Schiltach um 4.50 nm. eintreffen zum Anschluß an den Schnellzug nach Hausach—Offenburg. Durch dieses dankenswerte Entgegenkommen seitens der K. Generaldirektion ist den Verkehrsinteressen, welche durch die am 1. Mai erfolgten Fahrplanänderungen eine Benachteiligung erfahren haben, Rechnung getragen worden.
* Rottweil, 24. Mai. Das 13. Kriegerbundsfest gehört nun schon der Vergangenheit an, wenngleich
auch viele Besucher noch nicht in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Wenig einladend war die Witterung am Samstag, dem ersten Festtage, wo es ziemlich lange regnete. Am Samstag vormittag um 11 Uhr kam mit dem fahrplanmäßigen Zug der Ehrenpräsident Prinz Hermann von Sachsen-Weimar, sowie das ganze Bundespräsidium. Die Mitglieder des hiesigen Militärvereins mit dem Festausschuß waren zu festlichem Empfang mit Musik am Bahnhofe aufgestellt. Am Mittag war im Rathaussaale Bundesausschußsitzung. Die Mitglieder des Ausschusses waren nahezu vollzählig erschienen. Die Tagesordnung wurde glatt erledigt. Nach der Ausschußsitzung war Diner beim Herr Geh. Rat v. Duttenhofer mit 80 Gedecken, wozu das Präsidium, der Landesausschuß, das Festkomite und die städtischen und staatlichen Beamten von Prinz Hermann eingeladen waren. Abends war großes Festbankett in der Liederhalle. Die städtische Kapelle und die Gesangsabteilung des hiesigen Militärvereins hatten den musikalischen Teil übernommen. Eine ganze Reihe > von Toasten wurden an diesem Abend gehalten. Am Sonntag morgen kamen mit den 11 Extrazügen die vielen Vereine mit ihren Fahnen aus nah und fern; es waren ca. 500 an der Zahl mit etwa 200 Fahnen. Leider konnte der Empfang kein herzlicher sein, denn immer noch rieselte leichter Regen hernieder und so wurden die lieben Festgäste von dem unliebsamen Naß bewillkommt. Um halb 9 Ubr nahm in der städtischen Turnhalle der Bundestag seinen Anfang, welchen der Bundespräsident Freiherr v. Wöllwarth - Lauterburg leitete. Die Versammlung entsandte Huldigungstelegramme an Kaiser, König und Königin. Zur Wahl waren 918 Bevollmächtigte erschienen; das Ergebnis derselben war in seinem Gesamtbilde, daß so ziemlich unverändert die alten Mitglieder wiedergewählt wurden; etwas auffallendere Aenderungen gingen bei den Landesausschußmitgliedern des Donaukreises vor sich. Das Festessen war in der Liederhalle; es waren über 500 Gedecke. Wiederum von zahlreichen Reden wurde dieses Mittagsmahl gewürzt. Um ^3 Uhr begann der gewaltige Festzug sich in Bewegung zu setzen. Im Garten des Herrn v. Duttenhofer war ein Pavillon errichtet für den Prinzen und weitere Ehrengäste. Mit kräftigem Hurrah und Hüteschwenken defilierten die vielen Vereine an Sr. Hoheit vorbei, welche freundlich erwiderte. Auf dem Festplatz ging es bald recht rege und lustig her. Das Wetter hatte sich am Nachmittage bedeutend gebessert, so daß man ganz gut ins Freie sitzen konnte. Auch Prinz Hermann erschien in Begleitung von Hrn. v. Duttenhofer auf dem Festplatze und unterhielt sich auf die freundlichste Weise mit verschiedenen Kameraden. Bald jedoch kam die Abschiedsstunde heran; ein Verein zog nach dem andern der Stadt und dem Bahnhofe zu. Heute war ein Ausflug per Sonderzug nach dem Hohentwiel, an dem auch Prinz Hermann teilnahm; das Wetter ist freundlich. Das nächste Kriegerbundesfest ist anno 1899 in Schwäb. Gmünd. Hoffen wir, daß diese Feier des württ. Kriegerbundes zu dessen Wohl und Nutzen ausschlagen möge und sämtlichen Kameraden stets eine angenehme Erinnerung bleiben möge.
* Stuttgart, 24. Mai. (Taufe eines Japanesen.) Eine seltene Handlung fand vor einigen Tagen in der hiesigen Friedenskirche statt. Nach beendigtem Gottes
dienst teilte der Geistliche Herr Dekan Leypoldt der Gemeinde mit, daß im Anschluß an die Predigt die Taufe eines Erwachsenen und zwar eines japanesischen Studierenden des Polytechnikums stattfinden werde. Weitaus die größere Zahl der Anwesenden nahm an der ergreifenden Feierlichkeit teil. Der talentvolle junge Mann, der hier das Christentum kennen gelernt hatte, erhielt bei dem genannten Geistlichen vorbereitenden Unterricht und wurde darauf in die evang. Kirche in Anwesenheit zweier Zeugen und der Gemeinde ausgenommen und genoß bald darauf das h. Abend- mahl. Seine Prüfung als Ingenieur hat er mit gutem Erfolg bestanden.
8 Winnenden, 25. Mai. In dem Hause des Privatiers Henry Mayer hier wurde heute Nacht ein Einbruchsdiebstahl versucht, welcher durch die Unerschrockenheit der 70jährigen Ehefrau vereitelt wurde. Letztere erwachte nämlich gerade in dem Augenblick, als der Dieb den Fensterladen geöffnet hatte, und eben durchs offene Schlafzimmer einsteigen wollte.
* Vom Bottwarth al, 20. Mai. Die drei Eisheiligen sind nicht ohne Schaden für die Weinberge vorübergegangen. Besonders vom Froste getroffen sind die niederen Lagen, weniger die mittleren und fast gar nicht die hohen. Die Apfelbäume sind durch das rauhe Wetter in der Blüte stark gehemmt worden und haben strichweise fast gar keine Fruchtansätze getrieben.
* Hagelloch, 24. Mai. Ein Bierstreik ist wohl etwas Seltenes, kam aber in hiesiger Gemeinde schon wiederholt vor. Gegenwärtig streiken die Bürger, weil die Wirte fernerhin das halbe Liter Bier nicht mehr um 10 Pfennig, sondern um 12 Pfennig ausschenken wollen. Die Bürger trinken nun Sonntags ihr Bier auf einer Wiese, wo Tische aufgeschlagen sind und der Gerstensaft zum Ankaufspreis verzapft wird.
* Von der Jagst, 24. Mai. (Die Uhr in der Wurst.) Ein Hansmetzger aus E. vermißte seit einiger Zeit seine silberne Cylmderuhr, er wußte nicht ob er.sie verloren hatte, oder ob sie entwedet war. Vor einigen Tagen fand nun ein Einwohner von K. beim Zerschneiden einer großen Preßwurst die vermißte Uhr säuberlich in der Wurst. Da sie in einem Schildplattgehäuse war, hatte ihr die seltsame Verpackung und Verräucherung gar nichts geschadet. Der Metzger hatte bei dem Finder seinerzeit Schweine geschlachtet und jedenfalls muß die Uhr beim Füllen der Würste in die Multe gefallen und mit angefüllt worden sein.
8 Ravensburg, 25. Mai. Von der Strafkammer des Landgerichts Ravensburg wurde ein junger Lehrer, welcher bei Erteilung des Unterrichts mehrere seiner Schüler an den Ohren faßte und schüttelte, sie mit den Fäusten stieß, mit dem Tatzenstecken, einem Spazierstock und Meterstab über den Rücken und die Waden, auch über die Köpfe und ins Gesicht schlug, so daß die betreffenden Schüler blaue Male und Schwellungen davontrugen, wegen Körperverletzung im Amt zu der Geldstrafe von 50 Mk. verurteilt, im Gegensatz zu der angeblichen Reichsgerichtsentscheidung, wonach Lehrer wegen Ueberschreitung des Züchtigungsrechts nicht strafbar sein sollen.
* (Verschiedenes.) In Dürrwangen erhängte sich der Privatier Philipp Schnabel in seiner
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ES sind ja Gott sehr leichte Sachen,
Und ist dem Höchsten alles gleich,
Den Reichen klein und arm zu machen,
Den Armen aber groß und reich.
Der wilde Lufch.
Erzählung von Reinhold Gehlhar.
(Fortsetzung.)
Er schüttelte sie, dann lachte er auf, halb gellend, halb lustig. Noch einmal küßte er sie, dann führte er mit der Faust einen Schlag gegen ihre Stirn und stieß ihren Körper von sich.
„Da lieg, du Hexe! Und brat im Hexenfeuer! Ha — wie es glüht! Hei — lustig! Heut' soll die Hexenhochzeit sein!"
Wilhelm stürzte hinunter. Im Herd brannte ein letztes Scheit, er zog es heraus. Mit dem Fuß stieß er gegen die Petroleumkruke, er hob sie auf. Er begoß mit ihrem Inhalt den Boden, die Wände, die Möbel, die Betten und zündete sie mit dem brennenden Scheit an.
Ein dicker, erstickender Qualm füllte die Zimmer, hungrige kleine Flammen fraßen sich satt und groß und züngelten weiter und weiter im Hause umher. Und in dem qualmigen, brennenden Raum tanzte, wie ein Feuergespenst, der wahnsinnige Mann.
„Im Tanz fing's an! Juchhe, jetzt hol ich den Schatz zum Tanz! Heut' soll die Hexenhochzeit sein!"
Er tanzte und lachte und jauchzte.
Er wollte zur Thür hinaus.
Da stolperte er über etwas — es war seines Kindes Wiege.
Hart stieß sein Kopf gegen die spitze Ecke des Ofens.
Betäubt blieb er liegen — in ein Feuermeer gebettet.
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Karl Woltermann machte seine Abendrunde durch das Revier. In ernste Gedanken verloren ging er durch den dunklen Forst. Seine Gedanken beschäftigten sich mit Anna.
„Wie wird sie's tragen? Morgen ist Termin vorm Gericht. Und es ist ja klar, wie schließlich die Entscheidung ausfallen wird! Es ist ein Unglück! Zu allem Jammer auf dem eigenen Hof auch das noch mit dem Vater . .!"
Vor einer Stunde etwa, als er ausging, war er an dem Hof vorbeigegangen. Er hätte Anna gern gesprochen, doch Wilhelm kam, da wollte er es vermeiden, ihm zu begegnen.
Ob sie jetzt wohl wieder allein ist — wie gewöhnlich ?
Er trat aus dem Walde heraus und blickte zu dem Hof hinüber, dessen Umrisse sich von dem Horizont abhoben. Dunkel und schweigend lag der Hof da.
Sie schlief wohl schon. Morgen wollte er den Versuch machen, sie zu sprechen.
Langsam ging er den Wald entlang. An der Wegecke blieb er noch einmal stehen und blickte sich um.
„Sie wacht noch," sagte er zu sich. „Eben ist
das Fenster hell geworden . . . doch auch das zweite und dritte Fenster wird wieder hell — was bedeutet das?"
Er beobachtete einen Augenblick das Haus.
„Das ist kein Licht, das von einer Lampe ausgeht . . Sollte es im Hause brennen?"
Querfeldein ging er auf das Gehöft zu. Noch hatte er keine fünfzig Schritte zurückgelegt, als die Flammen schon hell aus den Fenstern schlugen und an den Außenwänden leckten.
„Das ist mit Vorbedacht angelegt. Das ganze Haus steht mit einem Mal in Flammen, es muß innen schon eine gute Weile gebrannt haben!"
In weiten Sprüngen lief er über das Feld. Eine quälende Angst stieg siedend heiß in ihm auf -- die Angst um Anna. Und der Gedanke an sie beflügelte seinen Lauf.
Und Eile war notwendig. Mit unheimlicher Ge- schwindigkeit fraß das Feuer an den Holzwänden, schon war das ganze Haus ein Flammenmeer, auf dessen fallenden und steigenden Wogen das Dach wie ein einsames Schiff schwebte.
Wenn sie keiner gerettet hatte — jetzt war es zu spät.
Atemlos von dem eiligem Lauf und der Angst seines Herzens erreichte er das Haus. Ringsum Totenstille, nur das Knistern und Prasseln des Feuers war zu hören. War niemand gerettet ? Hatte das Feuer Me im Schlaf überrascht, war auch sie seine Beute?
Was sollte er thun? In das Haus eindringen war unmöglich und zwecklos. In ohnmächtiger Ver-
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