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Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg reichst« Verbreitung

Donnerstag, 27. Mar

1897

abonniert auswärts auf dieses Blatt den Postämtern und Postboten

Amtliches.

Die Aushebung der Militärpflichtigen

findet statt: im Aushebungsbezirk Calw am 4. und 5. Juni; im Aushebungsbezirk Kreudenstadt am 26. und 28. Juni.

An der Lehrschmiede der K. Tierärztlichen Hochschule wird in der Zeit vom 19. Juli bis 9. Okwber ein 12 Wochen dauern­der Unterrichtskursus für Hufschmiede abg, halten werden- Gesuche um Zulassung zu dem Kursus sind längstens bis zum 2l. Juni bei der Direktion der K. Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart einzureichen. (Näheres siehe diesbezügl. Bekanntmachung in der Beilage desStaats-Anz." Nr. 118.)

Auf den 1. Oktober ds. Js. können in die Gartenbauschule Hohenheim wieder 12 Zöglinge eintreten- Gesuche um Auf­nahme sind längstens bis Samstag den 26. Juni d. I. bei der K. Jnstitutsdirektion in Hohenheim einzureichen. Näheres ist aus der dieSbezügl. Bekanntmachung imStaats-Anzeiger" Nr. 118 (Beilage) ersichtlich.

Die erste höhere Finanzdienstprüfung hat u. o. mit Erfolg bestanden: Hermann Grieb von Freudenstadt.

II Die Pariser Weltausstellung und die deutsche Industrie.

Im Jahre 1900 findet in der französischen Haupt­stadt bekanntlich wieder eine Weltausstellung statt, an welcher sich auch das deutsche Reich offiziell beteiligen wird. Der Reichstag hat bereits eine größere Summe zur würdigen Vertretung Deutschlands an der Seine bewilligt, und der für die Ausstellung ernannte Reichs­kommissar hat sich redlich bemüht, die deutsche Industrie zur regen Anteilnahme zu bewegen. Während aber nun die Franzosen, die behaupten, etwas bisher nie ( Dagewesenes schaffen zu wollen, sich in großen Zu­kunftsbildern gefallen, und in den Pariser Journalen sogar eine lebhafte Debatte darüber geführt wird, daß auch der deutsche Kaiser im Jahre 1900 der Gast der französischen Republik sein wolle, eine Erörterung, die ohne die sprichwörtliche französische Eitelkeit nicht mög­lich wäre, zeigt sich in unserer deutschen Industrie eine immer mehr wachsende Abneigung nach Paris zu gehen. Ohne allen Chauvinismus, unter Beiseitelassung aller politischen Motive prüft man sachlich die Kosten einer Pariser Ausstellungsbeteiligung und deren Chancen, und immer mehr Stimmen werden dahin laut, daß einerseits in Paris ein den Kosten entsprechendes Ge­schäft nicht zu machen sei, andererseits aber ein Fern­bleiben den betreffenden Industriezweigen keinen Scha­den bringen könne. Denn wo das deutsche Fabrikat im Auslande einmal sich eingebürgert habe, da be­haupte es sich auch ohne die Hilfeleistung von Ans- ^ stellungen. Damit wird offen ausgesprochen, was schon lange kein Geheimnis mehr war, ein großer Teil der deutschen Industrie, und besonders der, wel­cher sich eines Weltrufes erfreut, ist ausstellungsmüde, und in den ausländischen Industriestaaten wird es, wenn man offen und ehrlich die Wahrheit sagt, nicht viel besser sein. Damit kommt man auch zu der ent­scheidenden Prinzipienfrage, ob große und kostspielige Industrieausstellungen, wenn man sie als ein Förde- rungsmittel der Industrie betrachtet, überhaupt noch einen Zweck haben. Diese Frage wird wohl bald ge­nug von vielen Seiten mitNein" beantwortet werden, und die Franzosen könnten leicht mit der Ausstellung von 1900 in die Lage kommen, ihren Weltausstellungs- cyklus, von dem sie so viel Wesen machen, abzuschließen.

Zu der Abneigung gegen die Beschickung von Ausstellungen haben die Erfahrungen, die man in Chicago machte, außerordentlich viel beigetragen. Die deutsche Abteilung wurde dort von vielen Beurteilern aller Nationen im Verhältnis die hervorragendste ge­nannt, und den deutschen Industriellen gelang es, sich für ihre Erzeugnisse einen weiteren und immer weite­ren Absatzmarkt in den nordamerikanischen Freistaaten zu verschaffen. Natürlich waren dazu weitere Auf­wendungen erforderlich, auch mit der besten Ware und mit den solidesten Preisen kommt man nicht gleich ins Geschäft. Auf einen nennenswerten Gewinn aus ihren Anstrengungen kann die deutsche Industrie daher

erst seit kurzem rechnen, wo der Geschäftsverkehr ein regelmäßiger und normaler geworden ist. Kaum sind wir aber dahin gelangt, so droht man von drüben schon wieder mit schweren Zollerhöhungen, die von den errungenen Geschäftsverbindungen einen bedeuten­den Teil entweder direkt lösen oder geradezu unrentabel machen müssen. Und um solche Aussichten quält man sich nicht gern. Die Franzosen sind uns, wie alle Welt weiß und wie sie selbst es oft bewiesen haben, wenig freundlich gesinnt; wer weiß denn, was sie nicht ausklügeln werden, um den deutschen Waren- Jmport nach Frankreich lahm zu legen, falls dieser eine bedeutende Zunahme erfahren sollte? In Ge­schäftsdingen reicht die Freundschaft nicht weit, nament­lich nicht, wenn sich, wie im vorliegenden Falle diese mit politischem Haß verbindet.

Deutschland hat doch trotz des Bekämpfens deut­scher Fabrikate einen sehr beträchtlichen Warenabsatz noch nach Frankreich, im Pariser Kaufmannsviertel be­gegnet man vielen deutschen Reisenden und vielen deutschen Artikeln. Aber kann dieser Absatz noch be­trächtlich erhöht werden, wo schon viele deutsche Pro­dukte, die heute abgesetzt werden, nicht gekauft werden würden, wenn die Käufer wüßten, daß sie deutsche Arbeiten vor sich haben? Wer Frankreich und die Franzosen aus eigener Anschauung kennt, muß diese Frage verneinen. Dazu kommt noch, daß der Fran­zose in vielen Dingen seinen eigenbn Geschmack hat, den ein mchtfranzosischer Fabrikant schwer trifft, dessen Launen er jedenfalls nicht immer Nachkommen kann. Ferner hält der Franzose, was ihm ja nicht zur Un­ehre gereicht, darauf, thunlickst französische Waren zu kaufen. Aus Allem ist ersichtlich, daß die deutsche Industrie in verschiedenen Branchen, wir wollen nicht gerade sagen in den meisten, wohl aber in vielen, in Paris im Jahre 1900 nur hohe Kosten, aber geringe Gewinnchancen hat. Ihr Fernbleiben wird daher auch für die deutsche Gesamtindustrie'noch kein Schaden sein.

Drut-cher Reichstag.

D Berlin, 20. Mai. Der Reichstag überwies heute debattelos den dritten Nachtragsetat an die Budgetkommission. Der Antrag betr. das Vereinsnot­gesetz wurde nach unerheblicher Generaldebatte, in welcher die Antisemiten Ahlwardt, Werner und Förster, der Zcutrumsabgeorduete Lerno und Abg. Hilpert (südd. Vp.) das Wort ergriffen, gegen die Stimmen der Konservativen und der Freikonservativen angenommen. Viel bemerkt wurde, daß auch der Sohn des Reichskanzlers, Abg. Prinz zu Hohenlohe für den Antrag stimmte. Sodann wurde die zweite Lesung der Handwerkervorlage fortgesetzt. Eine erhebliche Debatte entstand nur bei dem Z 81 b, der den Inn­ungen u. a. auch die Befugnis zur Errichtung von Schiedsgerichten zuspricht. Von seiten der freisinnigen Volkspartei und den Sozialdemokraten wurde beantragt, diese Bestimmung zu streichen. Dieser Antrag wie auch alle andern von freisinniger und sozialdemokratischer Seite eingebrachten Anträge wurden abgelehnt.

D Berlin, 21. Mai. In heutiger Sitzung wurde die zweite Beratung des Gesetzentwurfs wegen Aende- rung der Gewerbeordnung (Handwerkervorlage) fort­gesetzt, und zwar bei dem 8 100. Nach diesem können Zwangs-Innungen auf Antrag Beteiligter für Hand­werke gleicher oder verwandter Art durch die höheren Verwaltungsbehörden gebildet werden: 1) wenn die Mehrheit der beteiligten Gewerbetreibenden dem Zwange zustimmt, 2) wenn der Bezirk der Innung so abge­grenzt ist, daß die Mitglieder an dem Genossenschafts­leben teilzunehmen in der Lage sind, 3) wenn die Zahl der vorhandenen Handwerker zur Bildung einer lebensfähigen Innung ausreicht. Diese Voraussetzung ist jedenfalls dann gegeben, wenn zwanzig Handwerker beitragspflichtig sind. Gegen die Zwangsinnungen sprachen insbesondere die Abgg. Bassermann (nat.-lib.), Schneider und Richter (fr. Vp.) und Schmidt (soz.). Handelsminister Brefeld ersuchte,

den in der Kommission angenommenen Antrag Gamp zu verwerfen, welcher der Regierung gestatten soll, in besonderen Fällen eine Zwangsinnung ohne die Zustimmung der Mehrheit der betreffenden Handwerker zu bilden. Der Zusatz wurde denn auch gestrichen.

LandeLrrachrichtsrr.

* Altensteig, 26. Mai. Am heutigen Donners­tag begehen wir das Himmelfahrtsfest, in frohem Aus­blick auf Pfingsten, das liebliche Fest. Ist der Himmel­fahrtstag auch keiner der höchsten Feiertage, er wird von Herzen willkommen geheißen, der schöne Tag, der uns an das Scheiden des Erlösers aus der Welt des Staubes erinnert, der auch unsere Gedanken Heraus­reißen will aus der Last und dem Druck des Alltags­lebens zu höheren Regionen. Und dann erhält auch der Mensch, der lebt und sich freut, zum Himmelfahrts­tage sein Recht. Bunt schimmert's in jedem Garten, bunt leuchtet's auf weiter Flur, auf Wiesen und am Rain, und wo der Fuß abweicht von der Hauptstraße, da trifft er auf Blüte und Knospe. Grün wogt das Meer der Hälmchen und Halme, im Walde ist ein wonniges Leben erwacht, und aus Busch und Gezweig klingt der Vöglein herzerfreuend Lied. Da geht den wandersfrohen Leuten das Herz auf, und ein Freuden­lied schallt hinaus in die Flur. So schauen wir uns zum Himmelfahrtsfeste gern um im Grünen, wie es wohl zum folgenden Pfingstfest sein werde, und der Fuß wird nicht gleich müd', es giebt ein fröhlich Wiedersehen mit vielen lieben altbekannten, altge­wohnten Stätten. Darauf giebt's ein Freuen im Voraus und ein einträchtig heißes Bitten um schön Wetter. Schnell vorübergerauscht ist die lieblichste Zeit des Jahres, das zarte, keusche Grün nimmt eine dunklere immer dunklere Farbe an, es erwacht der Duft des Flieders, und wie lange dauert's denn noch, dann klingt über den prächtig schimmernden Wiesen die Sense des Schnitters. Kein Bestehen - nur ein Wandel, und so mag uns wenigstens die kurze und volle Freude vom Himmelfahrtstag bis zum Pfingstfest beschieden sein.

r) Alten steig, 25. Mai. Innerhalb zweier Wochen feierten zwei Nachbargemeinden des Bezirks Freudenstadt das Fest der Grundsteinlegung ihres Gotteshauses. Schernbach am l4. und Erzgrube am 24. ds. Mts. Die Gemeinde Erzgrube hatte bis jetzt kein Gotteshaus, die üblichen Gottesdienste wur­den seit 1892 durch den Ortsgeistlichen von Göttel- fingen in der Schule abgehalten. Erzgrube wurde zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gegründet. Ein ge­wisser Marquardt gründete das erste Haus, eine Her­berge für Flößer. Fünfzig Jahre darnach war ein kleines DörfchenErzgrube" genannt, entstanden, das dem Orte Grömbach zugeteilt wurde. Die armen, aber fleißigen Ansiedler trieben neben der Flößerei Bergbau. Letzterer Betrieb mußte zu Anfang dieses Jahrhunderts verlassen werden, weil die Erzquellen versiegten. EinigeStollen" geben jetzt noch Zeugnis von der mühsamen Arbeit dieses Bergbaues. Da die Flößerei nicht allen Bewohnern Beschäftigung bot, legte sich ein Teil der Ansiedler auf Landbau. Viel Schweiß und Mühe haben gewiß die an den Bergen hängenden Felder gekostet, bis sie geworden, was sie jetzt sind. Opfer um Opfer ließen sichs dieErz- gruber" kosten um ihre Gemeinde in jeder Beziehung in die Höhe zu bringen. 1860 erbauten sie ein statt­liches Schulhaus, vorher war die Schule in einem Privathaus und nun haben sie, im Vertrauen, daß auch dieses Werk gelinge, den Grund zu einem Gottes­haus gelegt, obwohl sie nur eine Stiftung von der Oberkirchenbehörde von 2300 Mk. bis jetzt dazu in Händen haben. Voraussichtlich wird aber, wie der Ortsgeistliche, Hr. Pfarrer Rauscher von Göttel- fingen, in seiner Ansprache ausführte, durch eine noch in Aussicht stehende Landeskollekte, die Hoffnung der Erzgruber nicht zu Schanden werden, zumal der Üeber- schlag für das nötige aber bescheidene Kirch-