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Wohnung. Derselbe war in letzter Zeit sehr trübsinnig und äußerte auch, daß er sich erhängen wolle. — In Eybach wurde Montag Nacht in der Wirtschaft zum „Adler" das Buffet erbrochen und 40 bis 50 Mk. entwendet. — In Untertürkheim ist wiederum, wie in früheren Jahren, eine Milchfehde ausgebrochen. Die Händlerinnen haben nämlich durch den Ausscheller bekannt machen lassen, daß sie künftig für den Liter Milch nur noch 11 Pfg- bezahlen werden. Demgegenüber erklärten aber die Viehbesitzer ebenfalls durch die Ortsschelle, daß sie nicht unter dem bisherigen Preis von 12 Pfg. für den Liter Milch abzugeben gewillt seien. Sie fordern sämtliche Michproduzenten auf, sich diesem Verhalten anzuschließen, um die Händlerinnen zur Nachgiebigkeit zu veranlassen. — In Prevorst erhängte sich auf dem Heubarn seines Elternhauses ein erst vierzehnjähriger Knabe, der von seinem Vater wegen Ungehorsam gezüchtigt worden war.
* Passau , 20. Mai. Bei der heutigen 7. Hauptversammlung des Vereins zur Hebung der Handelsund Flußschifffahrt für Bayern, welcher der Prinz Ludwig beiwohnte, wurde von den verschiedensten Seiten das Projekt eines Donau-Main-Kanals erörtert. Zugleich wurde mitgeteilt, daß bis jetzt 60000 Mk. für die Kosten der Ausarbeitung des Projektes aufgebracht seien. Beim Festmahl äußerte sich Prinz Ludwig über die Aussichten des Donau-Main-Kanals: „Ich kann es mir nicht denken, daß der bayerische Kanal an der Grenze Halt machen muß. Wozu haben wir ein Deutsches Reich, wenn ein Staat neben dem anderen sich abschließt? Und das Schlimmste wäre es, wenn der größte Staat im Reich aus kleinlichen Rücksichten den anderen Staaten die Vorteile mißgönnen würde, die er selbst hat. (Lebhafter Beifall.) Der erste Mann im Reiche, der zugleich der König Preußens ist, ist ein Freund der Wasserstraßen. Das sagte er mir selber. Wenn man ein solcher Freund ist. glaube ich nicht, daß sich Preußens König als Feind der Kanalisationsfortsetzung erweist."
* Berlin, 25. Mai. Der Ueberschuß im preußischen Staatshaushalt für 1896/97 wird offiziös auf 80 bis 100 Millionen Mk. beziffert, ebenso verspreche das laufende Etatsjahr sich zu entwickeln.
sj Die kaiserliche Rennyacht „Meteor" hat in London bei der ersten Wettfahrt der Royal Harwich Dacht Klub über den Kutter „Careß" glänzend gesiegt.
* Berlin, 24. Mai. In Weißensee wurde gestern ' eine zweiundzwanzigjährige Artistin, die sich mit ihrem
Bruder im Kunstschießen übte, bei dem Versuche des Bruders, ihr eine Glaskugel vom Kopf zu schießen, in den Kopf getroffen. Sie war sofort tot.
* lieber einen frechen Raubanfall meldet man aus Berlin vom 24. Mai: Am Havelufer im Grune- wald wurde gestern vormittag ein Spaziergänger von zwei Strolchen niedergeschlagen, seiner Habseligkeiten beraubt und weiterhin mit dem Messer angegriffen. Nachdem es dem Angegriffenen gelungen war, ebenfalls sein Messer hervorzuziehen, stieß er dasselbe einem Räuber in die Brust und tötete ihn sofort. Der andere Räuber entfloh mit den geraubten Gegenständen.
* Hamburg, 24. Mai. Heute früh fanden in den Fabriken der Dynamitgesellschaft vorm. Nobel in
Krümmel bei Geesthacht zwei heftige Explosionen statt, wodurch mehrere Personen getötet und schwer verwundet wurden. — Weitere Depeschen melden: Die erste Explosion fand m einer Mengmühle statt; durch die zweite flog ein Lagerschuppen mit gegen 5000 Pfund Dynamit in die Luft. Der Ort Geesthacht und die umliegenden Ortschaften wurden stark beschädigt. — Bisher wurden vier Getötete ermittelt. Die furchtbare Erschütterung wurde weithin gespürt.
Ausländischer»
* Wien, 25. Mai. Die Vorgänge in der gestrigen Sitzung des Parlaments stellten alles bisher Dagewesene in Schatten. Die Sitzung dauerte von 11 Uhr vormittags bis 9 Uhr abends; während der ganzen Zeit war keinerlei wirkliche Verhandlung möglich, da die vereinigten deutschen Parteien ununterbrochen ihre Obstruktionen betrieben und fortgesetzt namentliche Abstimmungen, Unterbrechungspausen rc. beantragten. Präsident Katrein erkrankte vor Beginn der Sitzung, und als Vizepräsident Kramar der Minderheit zurief, daß sie durch ihr parlamentswidriges Benehmen die Erkrankung Katreins veranlaßt habe, begannen unbeschreiblich wüste Scenen, welche sich dermaßen steigerten, daß schließlich die Mitglieder der Opposition die Geschäftsordnung zerrissen und diese dem Präsidenten an den Kopf warfen; auch Tintenfässer flogen gegen den Präsidententisch. Es wurde laut gepfiffen und gejohlt, Rufe ertönten: Fort mit diesem Präsidium! Nieder mit den Polacken! Der Polack (Badeni) soll nach Galizien! Man entriß den Stenographen ihre Blätter, zerknickte sie und warf sie durch den Saal. Erbitterte Scenen spielten sich ebenso zwischen den Christlich-Sozialen und den Sozialisten ab. Es wird immer unwahrscheinlicher, daß der Zustand andauern könne. Auch an der Universität fanden gestern Demonstrationen deutscher Studenten gegen die Sprachenverordnungen statt.
* Paris, 24. Mai. Die Unruhen in Algerien sind von größerer Bedeutung als man bisher zugeben wollte, sie haben eine weite Verbreitung und sie scheinen nicht ohne politischen Hintergrund zu sein. Aus emer Judenverfolgung in der Provinz Oran wird allmählich eine Schilderhebung verschiedener arabischer Stämme an der marokkanischen Grenze, zu deren Bewältigung Truppen aus dem ganzen Bezirk des 19. Armeekorps herangezogen werden müssen. Auf die Juden schlägt mau und die Franzosen meint man. — Der mächtige arabische Stamm der Bene Snassen ist in unbekannter Richtung abgegangen. Kurz, es scheint sich etwas Ernstliches vorzubereiten. Man sieht darin eine Wirkung der türkischen Siege.
* Paris, 25. Mai. In stark besuchter Sitzung der Deputiertenkammer stellte am Samstag Gauthier eine Anfrage über die Orientpolitik an die Regierung. Nachdem Redner zunächst einen Ueberblick auf die Entwicklung der Orientfrage geworfen, erbat er Auskunft darüber, wie weit die Verhandlungen gediehen seien. Er hoffe, daß Frankreich nicht zugeben werde, daß Thessalien Griechenland entrissen werde und auch nicht, daß eine europäische Kontrolle der griechischen Finanzen eingerichtet werde. Gauthier fragt weiter, ob man die von türkischer Seite einzuführenden Reformen im Auge behalte und fügt hinzu, daß der Ein
fluß Deutschlands in Konstantinopel an Stelle desjenigen Frankreichs treten werde. Frankreich habe unrecht gethan, seine traditionelle Politik im Orient aufzugeben.
* Paris, 25. Mai. Die Gruppe der Regierungs- republikauer beauftragte den Deputierten Marty, mit dem Ministerpräsidenten über die unter den Muselmanen in Algier infolge der jüngsten türkischen Siege hervorgerufene Erregung zu konferieren.
* London, 24. Mai. Die „Central News" meldet aus Rom, mehrere Blätter teilten mit, daß die englische Regierung der italienischen als Entschädigung für die Abtretung Kassalas 10000 Pfund Sterling bezahlen werde.
Der griechisch-türkische Krieg.
* Wien, 23. Mai. Authentische Athener Berichte lassen die Lage des Königshauses in düsterstem Lichte erscheinen. Die Volksstimmung macht den Kronprinzen für das nationale Unglück verantwortlich. Gegen den König erhebt man den Borwurf, daß er nicht zur Armee gegangen sei. Die Mächte sind unbedingt entschlossen, die bedrängte Königsfamilie, deren Situation feit 24 Stunden höchst bedenklich geworden ist, zu schützen. Die Admirale im Blockade - Rayon haben bereits Ordre erhalten, Schiffe nach Phaleron zu entsenden. Für den Schutz der königl. Familie wird genügend gesorgt sein, ob es aber möglich sein wird, die Dynastie auch zu erhalten, ist zweifelhaft. Zur Konferenz bezüglich des Friedensschlusses, welche in Konstantinopel stattfindet, erhielt Griechenland die Aufforderung, einen Diplomaten und einen militärischen Vertreter zu entsenden.
* Athen, 25. Mai. (Standard-Meldung.) Die griech. Regierung hat eine Verbalnote an die Mächte gerichtet wegen des Vorschlags Edhem Paschas, die Friedensverhandlungen direkt mit Griechenland zu führen; die griechische Regierung gebe die Versicherung, daß sie weder den Wunsch noch die Absicht hege, direkt mit der Türkei zu verkehren, und bitte die Mächte dringend, den Lauf der Verhandlungen zu beschleunigen, weil die Türkei mit Wiederaufnahme der Feindseligketten drohe. — England und Deutschland sollen die Forderungen der Türkei unterstützen, wonach in Thessalien die Grenze berichtigt werden soll, in dem Sinne, daß den Türken befestigte Stellungen in dem Gebirge zu gewähren seien.
* Volo, 24. Mai. Die fremden Militär-Attachös, die sich bisher im türkischen Hauptquartier befunden haben, sind hier eingetroffen. Infolge der durch die griechische Flotte bewirkten Blockade des Meerbusens von Bolo ist es vollständig unmöglich, Volo auf der Wasierseite zu verlassen. Zwei Schiffe des österreichischen Lloyd sind von der griechischen Flotte aufgebracht worden. In Volo ist alles ruhig.
* Konstantinopel, 24. Mai. Nach einer Depesche Edhem Paschas an den Kriegsmiuister wurden in Larissa, Volo, Pharsala und Dhomokos insgesamt erbeutet: 17 Geschütze, 34,318 Geschützgeschosse, 95 Munitionswagen, 96 Trainwagen, 3169 Gewehre, 12,334 Kisten Gewehrmunition und sonstiges Kriegsmaterial.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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zweiflung und Qual starrte er in das furchtbar schöne Schauspiel.
Da — horch — was war das? —
Nicht ein Hilferuf? Halb erstickt und abgerissen?
Er eilte auf die andere Seite. Nichts war zu sehen.
Doch dort, in der kleinen Bodenluke — wenn die auf- und abwogenden Flammen einen Durchblick freiließen — war's nicht ein Menschenantlitz, ein bleiches, angstvoll verzerrtes Frauengesicht, das sich gegen die Oeffnung drückte?
Und jetzt — lauter als erst, und doch hinsterbend, zitternd — ein Klagelaut, ein Hilferuf. —
Einen Moment stand Woltermann wie gelähmt vor Angst und Schreck — wird es möglich sein, noch Rettung zu bringen?
Versucht sollte es werden, und wenn er selbst zu Grunde ging! Eine tollkühne Entschlossenheit beseelte ihn.
Leute sammelten sich von allen Seiten, umstanden gaffend und schreiend das Haus. Schnell verständigte sich Karl mit einem der Männer. Sie holten eine am Stall lehnende Leiter und legten sie an das brennende Haus. Das Dach mußte abgedeckt werden, das war der einzige Weg zur Rettung.
Karl stieg auf — die Warnungen der müßigen Gaffer hörte er nicht. — Das Feuermeer rauschte auf, als wollte es den kühnen Mann, der es zu durchteilen wagte, in seinen glühenden Schlund verschlingen.
Karl stand auf dem Dach. Die Leiter ließ er ab setzen, damit das Feuer sie nicht zerstörte. Nun schwebte er über dem feurigen Abgrund.
Die Gluthitze erstickte fast seinen Atem, der Rauch > biß in seine Augen, er achtete nicht darauf. Angst i und Verzweiflung spannten seine Kräfte, er arbeitete in fieberhafter Hast. Jede Minute konnten die brennenden Wände Zusammenstürzen.
Er hatte eine Anzahl Schindeln abgeworfen, nun durchbrach er mit höchster Anspannung aller Muskeln die Sparren. Eine schwarze Oeffnung gähnte ihm entgegen — der Weg zum Bodenraum war frei. Eben wollte er einsteigen, — da —ein vielstimmiges Angstgeschrei —
„Karl — Karl — spring ab — das Haus! Es stürzt zusammen!"
Ein Wanken und Schwanken erschütterte die Wände. — Karl ließ sich nicht abhalten — noch stand es — nur eine Minute, eine halbe noch — so war das Werk der Rettung geschehen.
In atemloser Angst und Spannung stand das zuschauende Volk.
Karl drang in den Bodenraum ein. Ein dichter Qualm, der durch alle Ritzen drang, schlug ihm entgegen. Er tastete sich nach der Fensterseite — dort lag an der Luke zusammengekauert die Gestalt einer Frau. Er hob sie auf, sie war leblos.
Mit Aufbietung aller Kräfte kletterte er durch die Oeffnung zurück, das bewußtlose Weib in seinen Armen.
„Die Leiter her! - Hierher! — Dieser Balken hält's noch aus!"
Und der kühne Mann machte den Weg durch die wogenden Flammen zurück. Er beachtete es nicht, daß seine Kleider Feuer fingen und die Flammen um ihn
her zusammenschlugen — nur auf eins achtete er: er hielt das gerettete Weib hoch empor, um sie, die heimlich Geliebte, durch das Flammenmeer zu tragen.
Jetzt war er unten, die Spannung des erwartungsvoll zuschauenden Volkes löste sich in laute Jubelrufe. Man umdrängte ihn, man erstickte das Feuer, das an seinen Kleidern brannte.
Was galten ihm die Wunden? Er fühlte keinen Schmerz. Er hielt das geliebte Weib in seinen Armen, er hatte sie gerettet.
Jetzt, in dem frischen Luftzug, schlug Anna die Augen auf, entsetzt blickte sie um sich, blickte in das wogende Feuer. „Mein Kind — mein Kind!" schrie sie auf.
Da — ein Prasseln und Krachen — das Haus stürzte zusammen. Funkengarben stiegen hoch auf in den dunklen Himmel, als wär's ein Freudenfeuer, das dieses Haus zerstört hatte.
Die Nacht tiefer Ohnmacht hielt Anna umfangen.
(Fortsetzung folgt.)
* (Das Tränken trächtiger Kühe) mit zu kaltem Wasser zieht fast regelmäßig ein Verkalken nach sich; man sehe deshalb streng darauf, daß das den Mutterküben zu gebende Getränk überschlagen sei. Leider kommt es nicht selten vor, daß Viehbesitzer kaltes Tränken anwenden, um sich von dem Tragen oder Nichttragen einer Kub zu vergewissern, ein Mittel, welches grundsiw lich zu verwerfen ist. Ebenso verderblich wie das Tränken ! mit kaltem Wasser kann das Verabreichen von unsauberem, namentlich mit Jauche versetztem Wasser werden.