im Hausflur, wobei 15 Personen in den darunter be­findlichen Stall stürzten, glücklicherweise jedoch ohne Schaden zu nehmen. In Neuenbürg wurde am Sonntag in einer Wasserpfütze der Leichnam eines neugeborenen Kindes gefunden. Die Mutter desselben würde bereits verhaftet. In Horb wurde das vierjährige Söhnchen des Bierbrauers Steimle von einem Fuhrwerk überfahren und sofort getötet. Auf sehr bedauerliche Weise kam ein Th ailfin g er Bier­brauer um ein wertvolles Pferd. Dieser, auf der Heimfahrt begriffen, stieß mit einem von Truchtelfingen herkommenden Ebinger Fuhrwerk zusammen, so daß sich die Deichsel des letzteren dem Pferde des ersteren so ungeschickt in die Brust einbohrte, daß das schöne Tier in wenigen Minuten verendete. Von Eli­tt an gen ist Herr Landesökonomierat Länderer mit Herren von der Zentralstelle nach der Schweiz ab­gereist, um dort ca. 100 Stück Ziegen (Toggenburger Rasse) auzukaufen. Die Schuldenlast des flüchtigen Holzhändlers Fischhaber in Heilbronn soll über Mk. 300000 betragen. JnJsny haben in letzter Zeit sehr starke Störungen im Gebrauch des elektri­schen Lichts Wochen lang viel Auflegung und Aerger verursacht. Nun ist es gelungen, die Ursache in einer merkwürdigen Büberei zu entdecken, die sich einige junge Leute in Baldenhofen unweit der Leitungs­zentrale leisteten. Indem sie Steine in Stricke knoteten, die sie zuvor genetzt hatten, und dieselben über die Leitungsdrähte warfen, gewannen sie für sich das Schau­spiel des Funkensprühens und verursachten für die Leitung Kurzschluß, so daß unversehens alles Licht er­losch. Die Burschen dürften eine empfindliche Strafe zu erwarten haben. In Murrhardt wollte ein Liebespaar seinem Leben durch Erschießen ein Ende machen. Das Fräulein war sofort tot; der Herr gab zwei Schüsse auf sich ab, die ihn aber scheints nicht lebensgefährlich verletzten. Untersuchung ist ein­geleitet.

* Nach demMünchener Boten" beabsichtigt die bayerische Regierung, eine Strafbestimmung gegen das schlechte Einschenken des Bieres einzuführen.

* Berlin, 9. März. Der Lokalanzeiger meldet aus London: Die Bemühungen zur Herstellung eines gütlichen Kompromisses in der Orientkrisis werden hier unter reger Beteiligung der königlichen Familie fort­gesetzt. Salisbury hatte Audienzen mit der Königin und der Prinzessin von Wales. Die Königin will infolge seiner beruhigenden Versicherung am Mittwoch nach Nizza abreisen.

* Wie diePost" berichtet, hat die türkische Regie­rung bei der Firma Siemens u. Halske in Berlin 80000 Kilogramm Telegraphendraht für Kriegszwecke bestellt.

Ausländisches.

* London, 8. März. An 10000 Personen, meistens Arbeiter, veranstalteten gestern nachmittag im Hydepark eine Kundgebung zu Gunsten Griechenlands und nahmen eine Resolution an, die Sympathie für die Kretenser im Kampfe gegen die türkische Tyrannei ausdrückend. Die Resolution protestiert ferner gegen den Versuch der Mächte, Griechenland Zwang anzu-

thun und fordert Salisbury aus, von den Kanonen der englischen Flotte keinen Gebrauch zu machen, der England zur Schande und Erniedrigung gereiche. Bei der Tribüne war eine griechische Fahne gehißt. Die Ruhe blieb ungestört.

* Sofia, 9. März. Gutem Vernehmen nach gab die bulgarische Regierung die Erklärung ab, daß sie nicht daran denke, aus der ruhigen Haltung heraus­zutreten.

ss Sechs Maskierte überfielen in Malaga (Spa­nien) das Landhaus eines Herrn Jimenay, knebelten diesen, seine Frau und fünf Kinder und suchten dann mit dem gefundenen Gelds, 30000 Pesetas und den sonstigen Wertsachen das Weite.

Die Ereignisse auf Kreta.

* Athen, 7. März. Aus Kreta wird gemeldet, daß Muselmänner das griechische und englische Konsulat in Prevosa in Brand gesteckt haben. Das Feuer wurde rechtzeitig entdeckt und gelöscht. Hier ist man fest überzeugt, daß die angestrebte Blockade des Pyräus unmöglich sei, da eine Einigkeit der Großmächte hier­über kaum zu stände komme.

* Konstantin opel, 8. März. Der deutsche Gesandte in Athen hat Ordre erhalten, im Falle der Ablehnung der Note der Mächte noch morgen Athen zu verlassen.

* Paris, 8. März. Griechenland lehnte mit Billigung des Beschlusses des gestrigen Ministerrats durch König Georg die Rückberufung der Schiffe und Truppen aus Kreta ab. Die ausführliche Motivierung wird die Note, welche den Mächten heute übergeben wird, enthalten.

* Canea, 8. März. Vizeadmiral Canevaro soll als Oberbefehlshaber der vor Canea versammelten Streitkräfte der Mächte dem griechischen Vizekonsul mitgeteilt haben, daß de ssenAn Wesenheit nicht mehr statthaft sei und derselbe deshalb abzureisen habe. Dem Vernehmen nach hätten die Flottenbefehlshaber an ihre Regierungen telegraphiert, sie ersuchten um unverzügliche Absendung eines Bataillons in Stärke von 600 Mann zur Aufrecht­erhaltung der Ordnung in den größeren Städten Kretas.

* Athen, 9. März. Die griechische Note besagt: Griechenland wünscht ebenso, wie die Mächte, die Aufrechterhaltung des Friedens und will Kreta vor dem gänzlichen Untergang bewahren. Das von den Mächten angenommene autonome Regime wird deren Absicht nicht entsprechen und das Schicksal der früheren Reformsysteme erleiden. Das vorgeschlagene neue Reformwerk ist unfähig die Ordnung wiederher­zustellen. Die Anarchie wird fortfahren, das Land zu verwüsten. Die Verantwortlichkeit der Regierung würde übergroß sein, wenn sie die Mächte nicht bäte, das angenommene Regime abzuändern und Kreta mit Griechenland zu vereinigen. Wenn infolge der An­wesenheit der Geschwader der Mächte bei Kreta und der Ueberzeugung, daß die vereinigte Flotte die Lan­dung türkischer Truppen verhindern werde, die Gegen­wart aller griechischen Schiffe nicht für notwendig er­achtet würde, sei doch der Aufenthalt der griechischen Armee auf Kreta durch das Interesse der Menschlich­keit und der Wiederherstellung der Ordnung erforder-

W«I«s<frucht.K

Wem ein menschlich Herz gegeben,

Ward ins Herz der Spruch geschrieben:

Man muß leben, um zu lieben;

Man muß lieben, um zu leben.

Zwischen Lipp' und Kelchesrand.

Roman von I. Berger.

(Fortsetzung.)

Gleich darauf kommandierte sie Champagner und Caviarbrödchen. Sie war wie ein verwöhntes, lau­nisches Kind, das alle Augenblicke etwas anderes will. Wulf widmete sich mit einem wahren Feuereifer ihrem Dienst und sie nahm das alles selbstverständlich auf. Sie war es gewohnt, daß alle Welt ihr den Willen that.

Der Wern schäumte in den Spitzgläsern. Gisela hatte sich in ihrem Sessel bequem zurückgelehnt und summte leise den Refrain eines Volksliedes vor sich hin, während sie mit den zarten Fingern nervös mit ihren Stirnlöckchen spielte.

Wulf blickte still auf die junge, liebreizende Ge­stalt in der knapp anliegenden Sammetrobe, welche den schneeweißen Hals frei ließ, um den sich eine hand­breite byzantinische Stickerei in Perlen und edeln Steinen drapierte. Jeder Zoll an ihr war Eleganz, Grazie und Schönheit. Ein Taumel ergriff ihn. sein Herz klopfte ungestüm, er vermochte sich nicht mehr zu beherrschen. Auf der Stelle mußte er ihr seine Liebe gestehen, wenn er nicht verzweifeln wollte.

Er sah sich um. Niemand war in ihrer Nähe.

Kein Mensch zu erblicken. Die Kellner hantierten im Nebenraum.

Da bog er sich zu ihr hinüber und umschlang ihre Taille.

Gisela, fühlst Du nicht, daß wir Beide uns wahnsinnig lieben?" stammelte er.

Sie nickte leise, aber sie wurde blaß dabei.

Ehe sie sich besinnen konnte, preßte er sie an sich und küßte ihren Mund. Es war ein Kuß, der nicht enden wollte.

Erschrocken wand sie sich aus seinen Armen. Bitte, lassen Sie mich! Wenn uns Jemand so träfe?"

Dann würde er ein glückliches Brautpaar sehen !" rief er leidenschaftlich.Denn das sind wir doch jetzt, meine süße Gisela. Nicht wahr?"

Ja!" Sie lächelte matt.

Und Du willst gern mein Weib werden?"

Ja!" hauchte sie mit verschleierter Stimme.

Er neigte sich herab und drückte seine Lippen auf ihr schimmerndes Haar.

Darf ich morgen zu Deinem Vater gehen und um Dich bitten, Geliebte?" flüsterte er zärtlich.

O Gott, der wird mich Dir nicht geben wollen," seufzte sie auf.Er wünscht sich einen Prinzen oder Grafen zum Schwiegersohn. Kein Anderer ist chm gut genug für mich. Du kannst Dir nicht vorstellen, was für schwindelhohe Pläne er hat, die er mit seinen Millionen zu erreichen gedenkt."

Wulf blickte verstört und stark erregt zu Boden.

Mach doch kein böses Gesicht! Nein, nicht böse sein," schmeichelte sie und schlang ihren Arm um seinen

lich. Unsere Pflicht legt es uns auf, die Kreter nicht der Gnade des Fanatismus der Muselmanen und der türkischen Armee zu überlassen, welche immer an den Angriffen des Pöbels gegen die Christen teilgenommen haben. Wenn unsere Truppen von den Mächten das Mandat erhalten würden, die Insel zu pazifizieren, so würden die Wünsche und die Absichten der Mächte eine vollständige Genugthuung erhalten. Wir appel­lieren an die hochherzigen Gefühle der Mächte und bitten sie, zu erlauben, daß das kretische Volk sich darüber äußere, wie es regiert zu werden wünsche.

* Athen, 9. März. Der König Georg erklärte, auf der Vereinigung Kretas mit Griechenland bis aufs Aeußerste zu bestehen und hiefür bis auf den letzten Mann zu kämpfen. In Kandia ist die Not aufs höchste gestiegen. 50,000 Menschen haben nur für zehn Tage Nahrung. In Paris bedeutete der deutsche Botschafter, Graf Münster, dem Minister des Auswärtigen, Hanotaux, Deutschland wolle die anderen Mächte nicht hindern, die Zwangsmaßregeln gegen Griechenland erst vom Resultat einer allerletzten Note abhängig zu machen.

* Äthen, 9. März. Eine Kriegspartei ist eifrigst bemüht, den König zur Kriegserklärung an die Türkei zu bewegen, falls die Großmächte den griechischen Wünschen nicht Nachkommen. In Makedonien undAlbanien i st alleszumAuf stand vor­bereitet.

* London, 9. März. Der Premierminister Lord Salisbury hatte nach Empfang der griechischen Note eine Unterredung mit den Vertretern Deutschlands, Frankreichs und Rußlands, worin beschlossen wurde, Griechenland und Kreta zu blockieren, weil aus der Antwort hervorgeht, daß Griechenland die Forderungen der Mächte nicht acceptiert.

* Wien, 9. März. Die von den Großmächten angenommenen Vorschläge der Admirale sind folgende: 1) Die europäischen Kriegsschiffe landen ein gemischtes Matrosen Detachement unter Führung eines britischen Admirals in Kandauos behufs Entsatzes der dort ein­geschlossenen Türken. 2) Die griechn ' eu Schiffe werden in den Hafen von Milos eskortiert; ein weiteres Auslaufen derselben soll dadurch verhindert werden, daß ein jedes auf Torpedolancierweite an ein Flotten­schiff Herankommeudes griech. Schiff sofort scharf an­gegriffen wird. 3) Die Blockade erstreckt sich auf den Piräus, auf Kreta und eventuell auf alle übrigen griechischen Häfen. 4) Das Oberkommando übernimmt der rangälteste italienische Admiral Canevaro. Be­züglich des Obersten Bassos wurde beschlossen, nach Möglichkeit dessen weiteres Vordringen in das Innere, der Insel zu verhüten. Der griechische Admiral Reineck äußerte zum österreichischen Eskadrekomman- danten:Ehe ich den Befehlen der Flotte gehorche, sprenge ich lieber mein Schiff in die Luft."

* Paris, 9. März. Nach hier eingetroffenen Meldungen aus Canea von heute vormittag Kft/s Uhr hatten die Türken heute früh 2 Uhr die bei Akrotiri stehenden Griechen angegriffen. Ein ernster Kampf, der noch fortdauert, hat sich entspannen. Die telegraphische Verbindung mit der Sudabai sei abge­schnitten.

* Paris, 9. März. Die Regierungen von Frank­reich, Italien und England haben beschlossen, die Gut-

Hals.Gott sei Dank, thut Papa alles was ich will, er liebt mich abgöttisch und ich werde ihn allmählich zu unfern Gunsten stimmen. Ja, gewiß, das will ich. Bis dahin muß unsere Liebe geheim bleiben ganz geheim, weißt Du! Aber wir werden uns täglich sehen und sprechen. Du mußt morgen Visite bei uns machen. Danach kannst Du alle Tage zu uns kommen. Ich richte es schon so ein, daß es keinen Anstoß erregt. Papa ist meistens in seinem Büreau oder in Geschäften auswärts. Tante Regina hat im Haushalt zu schaffen. Niemand wird sich um uns kümmern. Also sei gut, sei lieb, mach keine krause Stirn!" Sie streichelte ihm mit den zarten Kinderhändchen die brennenden Wangen.

Er schüttelte düster den Kopf.Verzeih, Gisela, solche Heimlichkeiten gefallen mir nicht! Das geht gegen Deine und meine Ehre! Offen und frei vor aller Welt will ich meine verlobte Braut besuchen!"

Ach Gott, siehst Du denn nicht ein, daß die Umstände es vorläufig noch verbieten!" rief sie und brach in Weinen aus.Hab doch ein wenig Geduld, bis Papa seine Einwilligung giebt. Und er wird sie bestimmt geben, wenn ich auf meinem Willen bestehe und wenn ich ihm sage, daß daß ich Dich unaus­sprechlich liebe!"

Wulf war besiegt.Ich will thun, was Du willst, Du schöne Zauberin! Ich gebe mich ganz in Deine Hände. Mache mit mir, was Dir beliebt! Mein ganzes Leben lang will ich Dein Sklave sein!"

Das gab Gisela die Farbe wieder. Sie trocknete ihre Thränen.Gott sei Dank, daß Du Vernunft