hoben und schleuderte den Steg sammt dem Müller in die Tiefe; letzterer konnte nur als Leiche herausgezogen werden. In Obertürkheim wollte der 20jährige ledige Weingärtner F. M. hinter dem Hause seines Vaters, etwa hundert Schritte davon entfernt, einen eichenen Stum­pen mittelst Sprengpulvers zersprengen. Plötz­lich entlud sich die Ladung, ehe jener sich in Sicherheit gebracht hatte; er wurde in die Höhe geschleudert und war sofort todt.

Deutsches Reich.

Frankfurt, 17. Dezbr. Die Strafkammer verhandelte heure in Gegenwart eines zahlrei­chen Publikums gegen die Studenten Meister u. A., welche gegen das Haus und in den Gar­ten des damals im Ausland weilenden Reichs- tagsabg. Sonnemann nächtlicherweile Steine geworfen hatten, um ihrer Entrüstung darüber, daß das Haus am Tage des kaiserlichen Ein­zugs nicht beflaggt war, Ausdruck zu geben. Die 5 Angeklagten wurden jeder zu 50 Mrk. Geldstrafe und in die Gertchtskosten verurtheilt. Zu Gunsten der jungen Leute zog das Urtheil in Betracht, daß sie offenbar in jugendlichem Uebermuth und. im Glauben, daß von Seiten des Herrn S. entgegen der allgemeinen Stim­mung unberechtigterweise das Haus nicht ge­schmückt werde, zur That hätten Hinreißen las­sen. In Berücksichtigung dessen und ferner des jugendlichen Alters sei es nicht angemessen, auf Freiheitsstrafen zu erkennen.

Halberstadt, 15. Dez. Heute Mittag erfolgte eine Explosion in der städtischen Gas­anstalt. Die Fabrik ist zertrümmert. Acht Leute, darunter der Direktor und der Werkmeister sind verunglückt.

Ausland.

Einer Wiener Meldung derF. Z." zuf. wurde Samstag Abends der Polizei-Commissär Lorenz Hinbeck nach einer Arbeiterversammlung in Floris- dorf bei Wien von einem Arbeiter mittelst Pi­stolenschusses meuchlings getödtet. Die Ermor­dung des Polizet-Commissärs wird von der Be­hörde in Verbindung gebracht mit der in letzter Zeit massenhaft erfolgten Vertheilung von Flug­schriften, in denen gesagt wird, es werde nicht eher besser werden, bis die Leute von der Poli­zei einer nach dem andern rückwärts niederge­schossen werden.

Wien, 17. Dez. Die Poltzeidirektion hat eine Belohnung bis zu tausend Gulden für Mit­theilungen ausgeschrieben, welche zur Ergreifung des Thäters eines an dem Polizeikonzipisten am Samstag Nacht auf dem Wege vonJedlers- dorf nach Florisdorf verübten Meuchelmordes führen.

Pest, 17. Dez. Heute begann vor einem Kollegium von fünf Richtern die Verhandlung über den Tisza-Eszlarer Prozeß in zweiter In­stanz. Die Verhandlung dürfte etwa 5 Tage dauern.

Der Bürgermeister von Rom, Herzog

von Torlonia, veröffentlichte ein Manifest an die Einwohner Roms, in welchem er die für heute (Montag) erwartete Ankunft des deutschen Kronprinzen anzeigt. In dem Manifest heißt es Wetter: durch diesen Besuch würden die fe­sten und herzlichen Bande zwischen dem deutschen und italienischen Volke noch enger geknüpft wer­den. Als Dolmetscher der Gefühle des ge­summten Italiens werde Rom dem deutschen Kronprinzen, dem Freunde des Königs und dem Vertreter des mächtigen Monarchen, der die Größe und Einigkeit Deutschlands zu begrün­den gewußt habe, einen freudigen und herzlichen Empfang bereiten.

Rom, 17. Dezbr. Der Kronprinz traf Mittags halb 1 Uhr hier ein. Der König mit dem Kronprinzen und dem Herzog von Aosta waren zum Empfang auf dem Bahnhof an­wesend, während die Königin den erlauchten Gast im Quirinal erwartete.

Rom, 17. Dezbr. Der Kronprinz trug die große preußische Generalsuniform und um­armte den ihm beim Verlassen des Wagens ent­gegeneilenden König von Italien, der in italieni­scher Generalsuniform erschienen war, herzlich. Unter militärischer Prachtentfaltung fuhren der König und sein hoher Gast nach dem Quirinal.

Rom, 18. Dez. Nach dem Famtltendiner begaben sich der König und der Kronprinz zum Kapitol zum Feste der Munizipalität. Auf der Fahrt durch die glänzend erleuchteten Straßen wurden sie überall enthusiastisch begrüßt. Der König hat dem Botschafter Baron Keudell das Großkreuz des Mauritius- und Lazarus- Ordens verliehen. Das Amtsblatt schreibt: Die Bevölkerung von Rom und von ganz Italien bringt dem erlauchten Prinzen ihre Huldigungen dar, dem Prinzen, welcher auch im Namen Seines Vaters kommt, um dessen freundschaftliche Gesinnungen zu bestätigen und die innigen herzlichen Freundschaftsbande, welche zwischen beiden Höfen und Nationen bestehen, noch enger zu knüpfen.

Paris, 16. Dezbr. Mehrere Journale glauben, die Ereignisse in Hue würden Courbet nöthigen, sich im Delta zu halten, ohne die Offensive zu ergreifen und dis Operationen ge­gen Sontav und Bac-Ninh bis zur Ankunft von Verstärkungen zu verschieben. Die France erfährt, daß 3000 Mann Verstärkungen nach Tongking am 23. Dezbr. abgehen, ebenso viel am 25. und wenn nöthig noch 3000 Mann im Laufe des Januar. Der Ministerrath setzte die neue Kreditforderung für Tongking auf 20 Millionen fest, wovon 3 Mill. zur Completirung des Materials der Arsenale, 17 Mill. für den Unterhalt des Expeditionskorps im ersten Halb­jahre 1884 bestimmt sind. Die Kreditvorlage soll heute der Kammer zugehen. Die Motive geben die Zahl der abzusendenden Verstärkun­gen nicht an, heben aber hervor, daß letztere beträchtlich sein sollen. Es bestätigt sich, daß General Millot die Landtruppen befehligen wird, mit Negrier und Briere de l'Jsle als Brigadiers.

Courbet wird den Oberbefehl der Seekräfte führen.

Paris, 17. Dez. Es verlautet, der Se­nat wolle die Regierung nöthigen, 35 000 Mann nach Tongking zu schicken; nach seinem Erach­ten wäre auch der neue Kredit von 20 Mill. Francs ungenügend.

Einem Londoner Telegramm zufolge wurde O'Donnel, der Mörder Carey's, am 17. Dez. früh 8 Uhr im Gefängniß von New- gate gehängt.

Kairo, 15. Dezbr.Bureau Reuter" meldet: In Oberegypten macht sich eine zu­nehmende Spannung zwischen Christen und Muselmännern geltend. Die Haltung der Kop­ten ist eine provoztrende.

Literarisches.

In unfern Tagen, wo es mehr denn je Pflicht jeden Bürgers ist, in den Verhältnissen seines Staates Be­scheid zu swisjen, verdient die 4. Lieferung derrvürt- terrrbergisctzen LanöesbescHrerburrg", auf wel­ches Werk wir unsere Leser schon mehrfach aufmerksam ge­macht haben, ganz besondere Beachtung. Der Direktor des Kgl. Steuerkollegiums Dr. v. Riecke gibt dem Leser hier eine klare, allgemein verständliche Darstellung der Ver­fassung, der Verwaltung und des Staatshaushaltes unse­res Königreiches. Ueber alle Fragen unseres staatlichen Lebens findet hier der Leser Auskunft in den Abschnitten: Das Staatsgebiet, die Verfassung, die Gesetzgebung und Verwaltung, der König und das Königliche Haus, die Staatsbürger, die Landstände, die Staatsdiener, die Staats­behörden, dis Gemeinden und Amtskörperschasten, Staat und Kirche, Staat und Schule, und die Beziehungen Würt­tembergs zum Deutschen Reich. Das Ganze liest sich nicht trocken und wirkt nicht wie manche derartige Bearbeitungen auf den Leser der in solchen Dingen kein Fachmann ist, ermüdend, sondern ist lebendig und trotzdem alles Wissens- werthe berücksichtigend geschrieben und erhält durch die Darstellungen, wie unsere staatlichen Verhältnisse in frühe­rer Zeit waren, einen besonderen Reiz. Um von Vielem nur eines anzuführen schreibt der Verfasser z. B. unter der Aufschrift:Die Sorge für die dauernde Erhaltung eines tüchtigen Beamtenstandes" die schönen Worte:Ne­ben dem theoretischen Wissen muß dem Staatsdiener ein offener Blick fürs Leben 'erhalten bleiben und über der Er­lernung des positiven Rechts darf ihm, um mit einem Ausspruche Goethes zu schließen, das Wohlwollen nicht verloren gehen, dessen er in Behandlung er Menschen doch gewiß vor allem bedarf." Der Preis der Lieferung ist für diejenigen, welche das ganze Werk beziehen, nur 2 doch ist, da dieselbe von allen Seiten verlangt wurde, ein besonderer Abdruck unter dem Titel:Verfas­sung, Verwaltung und Staatshaushalt des Königreichs Württemberg. Von Dr. K. v. Riecke" veranstaltet worden, der dauerhaft und schön gebunden, zum Preise von 4 durch jede Buchhandlung zu beziehen ist.

Warum sind sie bester

als andere Mittel? Diese Frage haben wir öfters gehört, wenn die Sprache aus die sog. Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen kam. Einfach darum, weil sie nicht wie Salze, Bitterwasser, Mixturen und Pillen plötzlich scharf abführen, die Gedärme schwächen und hierdurch nur noch mehr Verstopfung Hervorrufen, son­dern, daß sie den Darm nicht mehr als nöthig reizen, die Muskeln kräftigen und nach und nach den Gebrauch eines Medicamentes überhaupt überflüssig machen. Erhältlich ä M. 1 in den bekannten Apotheken.

Muk und Uaul'a. (Nachdruck -erboten.)

Novelle von Lslsus LbLLI.

(Fortsetzung,)

Nun weißt Du alles, meine Mutter, ich habe Dir nichts verbor­gen. Kannst Du mir verzeihen?"

Glaubt meine Paula wirklich, daß das, was sie mir erzählte, mich überrascht hat?"

Du wußtest es Mutter?" rief Paula hastig, ihr Angesicht erhebend.

Nicht alles, mein Kind, nicht alles. Manches ließ Deine Bitte mich ahnen, Deinen Namen in meinen Briefen an Konstantin nicht zu erwähnen, anderes las ich zwischen den Zeilen von Konstantins Briefen. Wie thöricht meine Kinder waren, wußte ich trotzdem nicht."

Aber nun weißt Du es. Sage mir, ob ich bleiben oder gehen soll, jetzt, da er kommt!"

Sie sah angstvoll bittend in die freundlichen Augen über sich.

Hat Paula 'das Herz, Konstantin noch länger auf sein Glück warten zu lassen?"

Auf sein Glück? Mutter, weißt Du denn, ob ich noch zu seinem Glücke nöthig bin? Er hat ja meine Liebe verworfen, als jer damals von mir ging."

Die alte Frau lächelte.

Willst Du mir Konstantins letzten Brief noch einmal vorlesen? Wo mag er nur sein? Ich konnte ihn heute nicht auf meinem Nähtische finden."

Paula wurde tief roth.

Ich glaube," stammelte sie verwirrt,ich nahm ihn mit mir auf mein Zimmer."

Willst Du ihn nicht holen? Ich möchte gern noch einmal lesen, was er am Schluffe schreibt."

Paula legte ihre glühende Wange von Neuem auf das Knie der Matrone. ^ '

Er will heimkehren und noch einmal versuchen, das Gluck zu erlangen, das er voreilig aufgab. Ach, Mutter ob er aber mich damit meint?"

Das wird er Dir wohl selbst am besten mittheilen können."

Ich fürchte seine Entscheidung. Was wird er sagen, wenn er mich hier findet? Wird er e-: uuweiblich halten, wenn ich in

sein Haus kam"

Um seiner Mutter zu dienen? Ich glaube kaum."

Wer kann es wissen! Aber, Mutter, auch wenn er mich seiner Liebe nicht mehr für würdig hält, sage mir, daß Du auch dann die Heimath- und Mutterlose nicht von Dir stoßen willst."

Nie, mein Kind, so lange ich noch auf Erden zu leben habe.

Sie küßte Paula ernst auf die Stirn, dann erhob sie sich und schritt, auf deren Arm gestützt, langsam dem Hause zu.

Der früchtereiche Juli war in das Land gezogen. Die Aehren wogten im Winde, und die Bäume bogen sich unter ihrer eigenen Schwere. Rosen und Roseda blühten im Garten und die jungen Vögel begannen flügge zu werden.

Frau Ebert stand auf der Terrasse vor dem Hause und blickte, die Hand schützend über die Augen gelegt, die Landstraße entlang, deren weißer Streifen sich weithin sichtbar durch Wissen und Felder wand.

Da tönten hastige Schritte vom Garten her. Sie zuckte zusammen