aber Wahnsinn simuliri und dadurch Gelegen­heit e; halten, in Gemeinschaft eines Genossen, den man inzwischen ebenfalls in Bremerhaven aufgegriffen hat, aus dem Jrrenhause zu ent­weichen. Ferner hat er erklärt, an dem Raub­anfall in Stuttgart beiheiligt gewesen zu sein. Seine Angaben in Betreff der Nebenumstände erscheinen indessen so verworren und ungenau, daß man dem Geständniß bisher nicht recht traut. Es ist inzwischen eine Photographie des Verhafteten nach Stuttgart geschickt worden, und man erwartet in den nächsten Tagen von dort Beamte, mit deren Hilfe man das Tat­sächliche in Betreff des verdächtigen Menschen festzustellen hofft.*

Backnang, 14. Dez. Nachdem gestern den ganzen Tag Schnee fiel, trat mit der Nacht starker Regen ein, welcher bis diesen Vormittag andauerte, so daß wir diesen Nachmittag Hoch­wasser erhielten, denn die Murr ist aus ihren Ufern getreten und hat das ganze Thal über­schwemmt.

Göppingen, 13. Dez. Die Untersuchun­gen gegen die in Voll entdeckte, seit vielen Jahren bestandene Diebsbande nimmt immer größere Dimensionen an. Gegenwärtig sitzen 15 Personen, 6 von Voll, 8 von Dürnau und 1 von Heiningen, in Untersuchungshaft, theils wegen Diebstahls, theils wegen Hehlerei. Der letzteren sind bereits 34 Familien überwiesen und geständig.

In Eltershofen (Hall) ist am 13. ds. ein Mädchen in Folge von Brandwunden, die sie Tags zuvor durch Sturz mit einer Lampe erhalten hatte, nach furchtbaren Schmerzen ver­schieden.

Das Schwurgericht Ravensburg ver- urtheilte den 47jähr. Ziegler Rapp von Obern­dorf, O.A. Welzheim, der am Abend des 9. Nov. den Bauern Knöpfler von Riedwieshäusle bei Amtzell, O.A. Wangen, vor dem Hause des Letzteren erstochen hat, zu 9 Jahren Zuchthaus und zu 9jährigem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte.

Heiden heim, 12. Dezbr. Als Merk­würdigkeit wird derUlm. Schnellpost* mitge- theilt, daß in Schnaitheim unter großer Be­theiligung der Wahlberechtigten eine Ortsschul- rathswahl zu Stande gekommen sei. Von 237 Wählern haben abgestimmt 159 und sind nun drei Ortsschulräthe und drei Stellvertreter ge­wählt.

Ulm, 14. Dez. Folgendes Bubenstückchen wurde gestern in einer hiesigen Bierbrauerei ausgeführt. In das Sudhaus wußte sich ein Spitzbube unbemerkt einzuschleichen, der den Zapfen des Sudkessels herauszog und den gan­zen Inhalt des letzteren auf den Boden laufen ließ. Damit der Pächter der Bierbrauerei durch das Platschen des Bieres auf den Boden nicht so leicht aufmerksam werde, hatte der Gauner eine Gölte schräg unter das Spundloch gestellt; von wo aus dann das Bier kaum hörbar auf den Boden lief. Der Schaden beläuft sich auf

über 400 Mk. Heute wurde ein Individuum, das dem Pächter mit Zufügen eines Schadens gedroht hatte, verhaftet.

Deutsches Reich.

Berlin, 15. Dez. Dem Berl. Tagebl. wird von vorzüglich unterrichreter Seite aus Paris telegraphirt, daß seit lange Unterhand­lungen über einen Besuch König Humberts in Berlin schwebten, aber an der Frage des Ge­genbesuchs scheiterten. Des dtsch. Kronprinzen Besuch im Quirinal beseitige alle Schwierig­keiten und nütze Italien durch Schaffung eines Vorgangs bezüglich des Vatikans; der Besuch Humberts in Berlin werde die Folge davon sein.

In Zittau erhielt eine Dame anonym ein Theaterbillet zugesendet. Dieselbe folgte der Einladung, welche mitNu rath' mal* unter­zeichnet war, amüstrie sich trefflich und fand bei ihrer Nachhausekunft die Wohnung von Dieben ausgeplündert.

Chemnitz, 12. Dez. Am 7. d. M. ha­ben sich hier einem unschuldig Verurtheilten die Thore des Gefängnisses nach ca. 4monatlicher Strafverbüßung geöffnet. Der Fall, welcher zur Vorsicht vor übereilten Denunziationen mahnt, ist kurz folgender: Ein Restaurateur hatte im Frühjahr eine Geldsendung zu bewirken, er hat dieselbe auch zurecht gemacht und darnach der Meinung gelebt, daß dieselbe durch einen seiner Kellner, der 8 Jahre bet ihm in Diensten war, zur Post befördert worden sei. Nach Monats­frist indessen wird ihm eine Mahnung seines Gläubigers zu Theil, in Folge deren er seinen Kellner zur Rede stellt. Der Kellner will sich darauf dieser Beförderung zur Post ent­sinnen. Recherchen ergaben jedoch, daß eine Aufgabe nicht erfolgt war. Der Wirth faßte nun Verdacht und deuunzirte seinen Kellner bei der Kriminalpolizei, die unerklärlicher Weise von dem Kellner ein volles Geständniß seiner Schuld, den Brief unterschlagen zu haben, erzielte. Darauf folgte Strafantrag und die Verhaftung des gerade 14 Tage Verheiratheten; der auch, trotz­dem er in der Verhandlung der Strafkammer sein Geständniß als unwahr widerrief, zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. Am 6. ds. nun fand der leichtfertige Denunziant denunterschlagenen* Geldbrief in der Brust­tasche seines seit letztem Winter nicht benutzten Ueberziehers er eilt zur Staatsanwaltschaft und seine Depositionen bewirkten, daß die Frei­lassung des unschuldig Verurtheilten erfolgte.

Ausland.

Rom, 13. Dez. Der Kciegsminister be­fahl, eine Revue über 30 000 M. vorzubereiten, welche zu Ehren des deutschen Kronprinzen ver­anlaßt wird.

Paris, 15. Dez. Die Kammer verwarf mit 325 gegen 191 Stimmen den Antrag Ra- spails auf Aufhebung der Botschaft beim Vati­kan und genehmigte das Budget des Auswärtigen.

SäiMüliche Mitglieder der Senatskommission für den Tongking-Kredit sind für Bewilligung.

London, 14. Dez. Reuter meldet aus Hongkong: Der König von Anam ist durch die antifranzöfische Partei in Hue vergiftet worden. Gerüchtweise verlautet von einer neuen Kriegs­erklärung Anams gegen Frankreich. Haiphong werde mit Pallisaden und Blockhäusern befestigt.

Ein englifches Kriegsschiff scheint in den letzten Stürmen untergegangen zu sein. Wie aus Tunis telegraphirt wird, sind die Nachfor­schungen nach dem englischen KriegsschiffCon- dor", welches dort erwartet wurde, bis jetzt vergeblich gewesen. Ein französisches Packet- boot, welches bereits am 9. dort eintreffen sollte, ist erst gestern nach einem heftigen Sturme ein- gelaufen.

Madrid, 14. Dezbr. Ein Journal in Granada bringt noch wettere Details über den dortigen Aufenthalt des deutschen Kronprinzen und erzählt, der Kronprinz habe gesagt, er finde es begreiflich, daß der letzte Maurenkönig Boab- bill weinend aus Granada hinausgegangen sei, einen solchen Himmel, eine solche Stadt, einen solchen Boden finde man fonst nirgends auf der Welt.

Barcelona, 14. Dez. Der Kronprinz hat sich nach herzlicher Verabschiedung von sei­ner bisherigen Begleitung und den hiesigen Be­hörden Abends halb 6 Uhr zur Rückreise ein­geschifft. Die Bevölkerung empfing den Kron­prinzen bet seiner Ankunft, sowohl wie bei seiner Fahrt durch die Stadt auf's ehrfurcht- vollste und begleitete denselben bis zum Ein­schiffungsplatz mit den sympathischsten Kund­gebungen. Die meisten Häuser waren geschmückt und Hunderte von Deutschen brachten dem deutschen Kronprinzen bei der Ankunft desselben auf dem Bahnhof stürmische Hochrufe.

Vermischtes.

(Einen merkwürdigenFischzug") hat der kürzlich in Dartmouth angelaufene Dampfer Cornelia" gethan. Er zog nämlich unterwegs einen Ballon aus dem atlantischen Ozean, in dessen Gondel sich eine Uhr, ein Höhenmesser, eine Börse mit 1700 Reis in portugiesischen Münzen, ein Paar Hosen, ein Paar Schuhe, ein Anker, zwei Flaggen, eine farbige Schärpe und andere Gegenstände befanden.

(Französische Weine.) Die Kommunalver­waltung von Paris hat im abgelaufenen Monat November eine Prüfung der auf den Markt ge­brachten französischen Weine vornehmen lassen. Diese Prüfung, die man an 1518 Mustern ver­schiedener Sorten anstellte, ergab, daß nur 65 von dieser großen Anzahl dem Konsum über­lassenen Weine als unverfälscht gut und ohne Gefahr für die Gesundheit trinkbar anerkannt wurden.

(Die größte Meerestiefe), die bis jetzt fest­gestellt wurde, soll in der Behringsstraße ge­messen worden sein und beträgt dieselbe dort etwa 27600 Fuß.

'Faul und Faul'a. (Nachdruck verboten.)

No v ell e v on Les I sno 8tLKI.

(Fortsetzung.)

Ja, das will ich. Das Wort erschreckt Dich, mir gibt es Ruhe. Arbeit bindet nicht, sie macht frei, und einem fremden Willen gehorchen thut wohl, wenn man elend ist und sich selber verloren hat. Es lastet schwer auf mir, freundlos durch das Leben gehen zu müssen; vielleicht, wenn ich um Liebe diene, wird mir Liebe zum Lohne werden."

Wenn Du, Paula, Deinen Willen dem eines andern unterordnen willst und nichts weiter dafür begehrst als Liebe, warum verläßt Du dann dies Haus nicht in der soviel einfacheren und natürlicheren Weise an der Hand eines Gallen?"

Paula wandte sich langsam von ihm ab und schritt der Thür zu.

Du verstehst mich nicht, Onkel, verzeihe, daß ich Dich störte."

Sie wollte das Zimmer verlassen, aber er hielt sie zurück.

Nicht so, Paula, Du mußt Deinem alten Onkel wohl zu gute halten, wenn er sich nicht so schnell in den Gedanken finden kann, das einzige Kind seines Bruders freiwillig fremde Dienstbarkeit auf sich nehmen zu sehen. Wenn Du aber meinst, Dein Glück auf diesem Wege zu finden so rwll ich thun, was ich kann, Dein Vorhaben zu fördern.*

Ich danke Dir, Onkll."

Was für eine Stelle wünschest Du einzunehmen?"

Wären m-ine Kenntnisse regelmäßiger und gründlicher, so würde ich die Stelle einer Lehrerin jeder anderen vorziehen, so kann ich nur hoffen, mich als G sellschafterin nützlich machen zu können."

In einem vornehmen Hause natürlich, wo Du an dem gesell­schaftlichen Leben der Familie theilnimmst?"

Nein Onkel, ich brauche nichts als Stille und Arbeit, es ist mir genug, wenn meine Gesellschaft einem Menschen Freude macht. Du wirst das Rechte gewiß für mich zu finden wissen."

Ich will es versuchen. Wohin Du aber auch gehst, Du mußt mir versprechen, Paula, nie aufhören zu wollen, dies Haus als Deine Heimath zu betrachten."

Das verspreche ich Dir," sie zog die Hand des Oheims bewegt an ihre Lippen.-

Einige Wochen waren nach diesem Abende vergangen, da suchte Steinberg Paula in ihrem Zimmer auf.

Hast Du von einer Stellung für mich gehört?" rief diese ihm erwartungsvoll entgegen.

Wenn es Dir noch immer Ernst mit Deinem Vorhaben ist*

Es ist mir aufrichtiger Ernst damit."

Dann glaube ich etwas für Dich gefunden zu haben, was Dir zusagen wird."

Wo und bei wem?* Paulas noch von der Krankheit blasse Wangen rötheten sich vor Erwartung.

Ich habe Inserate an mehrere bedeutende Zeitungen gesandt und verschiedene Anerbietungen hierauf erhalten, darunter auch die einer alten Dame, welche ein junges Mädchen um sich zu haben wünscht, theils um ihr selbst Gesellschaft zu leisten, theils um ihr bei der Beaufsichtigung des großen Haushaltes, dem sie vorsteht, eine Hilfe zu sein."

Beides würde ich sehr gern thun."

Aber die Besitzung der Dame ist weit von hier entfernt, sie liegt bei N."

Die Entfernug ist mir gleichgültig."

Ich habe Erkundigungen über die Dame bei Bekannten eingezogeu