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Von dev oberen Nagold.
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Menstaig, Dienstag dm 18. Dezember,
Mr. 148.
Tagespolitik.
— Von Berlin wird der „Magdeb. Z." aus guter Quelle berichtet: „Es ist nicht unbemerkt geblieben, daß in jüngster Zeit öfter als sonst der Vertreter des Auswärtigen Amtes vom Kaiser empfangen worden ist und eingehende Besprechungen mit Sr. Majestät gehabt hat. Man hat diese Konferenzen mit der Reise des Kronprinzen nach Rom in Verbindung gesetzt und es unterliegt auch keinem Zweifel, daß ebenfalls diese Angelegenheit Gegenstand des Vortrages seitens des Grafen Hatzfeldt gewesen. In erster Reihe sollen jedoch glaubwürdigen Informationen zufolge die Beziehungen zu Rußland zur Erörterung gestanden haben, welche neuerdings tatsächlich nach jeder Richtung hin eine wesentliche und erfreuliche Besserung erfahren haben. Daß der Kaiser persönlich der Wege und Erhaltung dieser freundlichen Beziehungen die größte Aufmerksamkeit zuwendet, ist schon in der bekannten Aeußerung des Monarchen gegenüber dem Präsidium des Abgeordnetenhauses zu Tage getreten. Es gereicht dem Kaiser an seinem Lebensabend gewiß zur höchsten Genugthuung, daß nunmehr die Beziehungen zu sämmtlichen europäischen Regentenhäusern und Nationen friedliche und freundliche, zum Theil sogar herzliche sind. In gewissem Sinne darf man selbst das Verhältniß zu Frankreich als ein recht gutes bezeichnen; daß dies Verhältniß noch keine volle Aussicht auf Dauerhaftigkeit hat, dafür liegt die Schuld vorzugsweise und eigentlich allein an der maßlosen Feindseligkeit, mit welcher die französische Presse fortgesetzt gegen Deutschland hetzt, ohne daß die französische Regierung im Stande wäre, darin Wandel zu schaffen."
— Die „Magdeb. Ztg." theilt ferner aus angeblich „vortrefflich unterrichteter Quelle" mit, daß der Zweck der Romreise des deutschen Kronprinzen der Versuch einer Aussöhnung zwischen dem Königreich Italien und demPapst- thum sei.
— Die Aktiengesellschaft „Weser" in Bremen ist mit dem Bau von sechs neuen Torpedobooten für die deutsche Marine betraut worden. Auch beim Stettiner „Vulkan" sind eine Anzahl Torpedoboote bestellt worden.
— Es finden zur Zeit zwischen dem preußischen Justiz- und Finanzministerium kommissarische Berathungen über die Frage der Herabsetzung der Gerichtskosten auf Grund des in den letzten Jahren gesammelten Materials statt. Je nach dem Ausfall derselben wird Preußen mit Anträgen auf Aenderung des Gertchtskosten- gesetzes im Bundesrath hervortreten. Die Frage, wie weit die Anwaltsgebühren zur Ver- theuerung der Prozesse beitragen, bildet einen wesentlichen Bestandtheil der Berathungen. — Die „Kreuz-Ztg." erhält zu dieser Frage aus juristischen Kreisen einen Artikel, der zu dem Resultat gelangt: „Die Rechtsanwaltsgebühren müssen unbedingt herabgesetzt werden, sonst bleibt jeder Versuch einer Reform des Gerichtskostenwesens ein im Keim verfehltes Unternehmen."
— Als der Prinz von Wales vor einiger Zeit am Hofe zu Berlin als Gast verweilte, brachte die „Kölnische Zeitung" zuerst die Nachricht, Kaiser Wilhelm habe den englischen Thronerben zum preußischen General-Feldmarschall ernannt. Die Nachricht wurde damals sehr lebhaft bestritten. Jetzt aber findet sie ihre fast amtlich zu nennende Bestätigung in dem neuen Jahrgange des Gothaischen Hofkalenders, der unter den vielen Prädikaten des Prinzen von Wales auch dasjenige eines „königl. preußischen General-Feldmarschalls" aufführt.
— Es liegt in der Absicht der elsaß-lothringischen Landesverwaltung, auf den Schlachtfeldern von Metz ein monumentales Massengrab zur Aufnahme der Gebeine aller daselbst im Jahre 1870 Gefallenen zu errichten und damit die jetzt vereinzelten Massengräber zu beseitigen.
— Das Mischehegesetz wird das ungarische Oberhaus noch einmal beschäftigen. Das Abgeordnetenhaus beschloß nämlich die Annahme der Ehegesetzesvorlage aufrechtzuerhalten und davon dem Oberhause Mittheilung zu machen. Hierauf wurden die Sitzungen bis zum 10. Jan. vertagt.
— Die französische Mode, Meinungskämpfe mit den Waffen in der Hand auszufechten, findet auch in Ungarn Eingang. Am Freitag duellir- ten sich die Abgg. Hoitsy und Almasy, am Samstag Hermann u. Almasy. Recht behält immer der, der seinen Gegner todtschießt oder verwundet.
— Ueber die Festlichkeiten, welche während der Anwesenheit des deutschen Kronprinzen in Italien in Aussicht genommen sind, ist Folgendes bestimmt: Am Tage nach der Ankunft des Kronprinzen findet großer Empfang bei Hofe statt. Abends Galabanket, zu welchem die Spitzen der Behörden Einladungen erhalten haben, dann Zapfenstreich unter Fackel-Beleuchtung. Am folgenden Morgen findet Parade über ein Armeekorps statt; an derselben werden theil- neymen 32 Bataillone, 12 ^Batterien Feld- Artillerie, 12 Eskadrons Kavallerie, 1 Detachement der Genietruppen, 1 Regiment Alpenjäger, 1 Brigade Bergartillerie. Abends ist Gala- Vorstellung im Theater Constanzi; falls der Kronprinz länger als 3 Tage in Rom bleibt, findet vielleicht noch eine Jagd in San Rossore statt. Auch ist ein großer Empfang im Kapitol in Aussicht genommen.
— Aus Tonkin liegen verschiedene Nachrichten vor, nur nicht die von den Parisern mit Spannung erwartete, daß Bacninh eingenommen sei. Die Chinesen sollen die Kriegsvorbereitungen mit außerordentlichem Eifer betreiben; auch soll in Anam der neue Kaiser vergiftet worden sein und die Mandarinen hätten Frankreich von neuem den Krieg erklärt, indem sie den Vertrag von Hue als für sich nicht bindend bezeichnten.
— Aus Saigon vom 12. Dezbr. meldet das offiziöse „Paris": „Die Befürchtungen über die wirklichen Gesinnungen der anamitischen Mandarinen haben sich bestätigt. In Hue ist eine Revolution ausgebrochen; unser Verbündeter, der König Tiep-Hoa, wurde vergiftet; die verschiedenen Parteien machen sich die Hauptstadt streitig; der chinesische Einfluß scheint jedoch überwiegend; die Schwäche der französischen Truppen ist die vorwiegende Ursache der neuen Verwicklung."
— In Norwegen haben die umstürzleri- schen Bewegungen der radikalen Partei unter Führung des Dichters Björnson Björnstjerne bereits zu einer bewaffneten Demonstration geführt. In Dronthetm versuchte eine bewaffnete Volksmenge durch Allarmschüffe eine Prozeßverhandlung gegen einen Radikalen zu stören. Die königsrreuen Blätter des Landes weisen auf den kurzen Schritt hin, der zwischen den blinden Schüssen und den scharfen Salven liegt, die vielleicht binnen Kurzem in den Bergen Norwegens widerhallen werden.
— Im amerikanischen Repräsentantenhause ist ein Gesetzentwurf eingebracht worden, durch welchen tue Einfuhr von gesundheitsschädlichen Maaren aus Ländern verboten wird, in denen die Einfuhr derartiger Maaren amerikanischer Herkunft verboten ist. Dieses Gesetz ist gegen Deutschland gemünzt und würde natürlich nur
1883.
die unsoliden Fabrikanten treffen. Eigenthüm- lich ist, daß nicht die Einführung gesundheitsgefährlicher Maaren überhaupt verboten werden soll!
— Wenn wir uns im lieben Deutschland über zu schnelle Gesetzesfabrikation beklagen, so zeigt uns ein Blick auf Amerika, daß wir eigentlich darin noch recht zurück find. Die Gesammt- ziffer der Gesetzentwürfe und Petitionen, die dem nordamerikanischen Repräsentantenhause in der laufenden Session zugegangen find, beträgt — 20000. Die armen Volksvertreter!
— Anstatt ihre Truppen aus Egypten zurückzuziehen, hat die englische Regierung beschlossen, noch 6 neue Regimenter dorthin zu entsenden. Der Vizekönig soll dadurch in die Lage versetzt werden, seine eigenen Truppen gegen den „falschen Propheten" entsenden zu können.
Laadesuachrichteu.
Cannstatt, 13. Dezbr. Reallehrer M. ist vor Gram darüber, daß ein Freund von ihm nicht in den Gemeinderath gewählt wurde, in einen so bedenklichen Zustand gerathen, daß er vorgestern in die Anstalt nach Kenneburg verbracht werden mußte.
Eßlingen, 12. Dezbr. Die benachbarte Landgemeinde Obereßltngen hat ihre Kirche heizbar gemacht. Es wurden in derselben zwei große Mantelöfen, sogen. Sanitätsöfen, aufgestellt, die einen Kostenaufwand von ca. 350 M. verursachten. Die Mittel hiezu lieferte eine Kollekte, welche in der Gemeinde und im Filtal Hegensberg veranstaltet wurde. Die Heizung mit Koaks bestreitet die Stiftungspflege. Am
I. Advent wurde die Kirche erstmals geheizt; die Besucher waren mit der erzeugten Wärme wohl zufrieden. Die neue Einrichtung findet in der Gemeinde Anklang.
Eßlingen, 13. Dez. Nachdem Gemeinderath Morlock seine Gemeinderathsstelle schon am
II. d. M. niedergelegt hat, wurde heute seitens der bürgerlichen Kollegien die Entlassung beantragt.
In Zuffenhausen wurde Poltzeidiener Gabler, der einem mit Dreschen beschäftigten fremden Taglöhner, welcher mit einem Bürger des Orts in Streit gerathen war, abgewehrt hatte und schon im Begriff war, sich zu entfernen, von demselben, der ihm nachgelaufen war, mit dem Dreschpflegel derart zweimal über den Kopf gehauen, daß er blutüberströmt zusammenbrach und wohl länger mit seiner Verletzung zu thun haben wird. Pflichttreue Polizeidiener können sogar geprügelt und gedroschen werden, brutale Gesetzesübertreter, die vor keiner Rohheit zurückschrecken, nicht. Ihnen winkt im kalten Winter ein warmer Arrest und freie Kost.
Asperg, 11. Dez. Seit einigen Wochen wird auf Hohenasperg eifrig gemeißelt und gehämmert, um in den seit 1. April ds. Js. von dem Militär verlassenen Kasernenräumen Zellen für Zuchthausgefangene einzurichten. Die Landstände haben bekanntlich 92000 Mk. zu dieser Umwandlung bewilligt. Zunächst sollen aus dem überfüllten Zuchthaus in Ludwigsburg 125 Gefangene mit 5 Aufsehern und einem Oberaufseher nach Hohenasperg verbracht werden. Bis zum Frühjahr soll die ganze Arbeit vollendet sein.
Ueber die Verhaftung Hetzels in Hamburg schreibt der „Hamb. Korresp.": „Der Verhaftete nannte sich zuerst Homer und wollte aus München gebürtig sein, hat aber bereits zugegeben, daß er ein Mechaniker Namens Hetze! sei. Er sei bereits wegen versuchten Raubmords zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden, habe