Bergeslast, dann rief er sich die Worte Gordulas zurück und sie gaben ihm Muth und Kraft, das Elend weiter zu tragen.
Und nun war er zurückgekehrt, frei, aber mit dem Brandmal der befleckten Ehre. — Sein Herz krampfte sich zusammen — vielleicht wußten seine Kinder nicht einmal, daß ein Mensch lebte, den sie Vater nennen konnten.
Der Alte trat in das Gärtchen der Mühle, die seine Gattin von ihrem Großvater geerbt hatte. Ein goldblonder Mädchenkops nickte ihm freundlich zu und fragte nach seinem Begehr.
„Dolores!" murmelte Max tief ergriffen.
„Nein, ich heiße Lies," entgegnete die Kleine, „unsere Dolores starb leider früh. Aber wollt Ihr denn nicht näher treten, die Mutter findet Ihr oben in der großen Stube."
Der Alte streichelte sanft des Mädchens Haar. „Ihr erwartet wohl Gäste, Kind?" fragte er.
Wie eine Verklärung ging es über das reizvolle Kindergesicht. „O ja, lieber Herr," entgegnete Lies mit strahlenden Augen, „und einen so lieben, langentbehrten Gast, unseren theuren, theuren Vater."
„Liebt Ihr denn Euren Vater," forschte Günther ängstlich.
„Unfern Vater nicht lieben?" sagte Lies fast zürnend; „wer müßte ihn nicht lieben, der je von ihm gehört." „Ich habe meinen Vater nie gekannt," fuhr Lies fort und eine Thräne floß wie eine klare Perle über die rosigen Wangen, „aber mein Mütterlein lehrte uns den Vater verehren wie einen Heiligen. — Nie schlossen wir die Augen, ohne daß Mama zu uns von dem fernen Vater sprach und wir gebetet hatten, er möge zu uns zurückkehren. Und nun endlich ist der Tag gekommen," schloß die Kleine, „wir werden unfern Vater wiederfinden."
Heiße Thränen flössen aus Maxens Augen und Lies blickte besorgt und unruhig auf ihn; sie schien jeden Zug seines Antlitzes zu studiren, und als er endlich fragte:
„Würdest Du, Kind, an der Stimme des Herzens Deinen Vaier erkennen?" da umschlangen zwei weiche Arme seinen Hals und ein thränenüberströmtes Antlitz barg sich an seiner Brust.
„Vater, mein Vater!" schluchzte Lies. Der alte Günther aber hob die Hände und betete zum erstenmal seit seiner Kindheit.
Mit einem seligen verklärten Lächeln schritt er dann an Lies' Hand die Treppe hinan, seinen anderen Lieben entgegen; ihm war so ruhe- und so freudevoll; er hatte das Gefühl, als habe er die höchste Erdenseligkeit genossen und könne nun sein müdes Haupt zur Ruhe neigen.
Lies öffnete die Thür und da stand er mitten in seinem Studir- zimmer von einst. Dieselben Möbel, dieselbe Tapete, ein jedes Stück an demselben Platz; sein altes Heim lachte ihm entgegen und verschwenderische Blumenfülle überall. Sein Weib, seine treue Gordula, aber lag zu seinen Füßen und umschlang lachend und weinend seine Knie. Wohl war es nicht mehr der schöne, kraftvolle Mann von einst, sondern ein müder gebrochener Greis; aber ihre Liebe war unverändert geblieben und sie fühlte, daß sie viel, viel gut zu machen habe, was die Welt an ihrem Gatten verschuldet. Auch Ella, zur blühenden Jungfrau herangereist, ruhte lange und selig an des Vaters Herzen und vertraute ihm mir heißem Erröthen, daß sie ihm noch einen Sohn ans Herz legen wollte. „Nicht unfern Werner," fügte sie selig lächelnd hinzu, der den Vater schon stürmisch umarmt hatte, „sondern den, den sich mein Herz erkor." Ein junger Mann trat aus der Fensternische und führte mit scheuer Ehrfurcht Günthers Hand an seine Lippen.
„Kardorf," murmelte der Alte. Ja, der junge Mann war Kar- dorf's, seines einstigen Freundes und Nebenbuhlers Sohn und diesen liebte sein Kind.
„O Gott, wie wunderbar sind deine Wege," sagte Günther innig und legte die dürren abgezehrten Hände leis, wie zum Segen, auf seiner Kinder Häupter. Aber kraftlos sank der Alte zusammen und erst nach langer Zeit gelang es den Seinen, die entfliehenden Lebensgeister zurück- zurufen.
„Verurtheilt!"
Dieses Schreckenswort entrang sich immer wieder seinen Lippen bis er vor Mattigkeit sanft einschlief.
Am andern Morgen überreichte ihm Cuno von Kardors einen Brief, als letztes Vermächtniß seines sterbenden Vaters. Günther wurde dabei so seltsam feierlich.
„Komm, Gordula," sagte er zu seinem Weibe, „laß uns gemeinsam lesen, was Kardorf schreibt, dann aber muß ich von Euch gehen; ich darf die reinen Seelen meiner Kinder nicht durch meine Gegenwart beschmutzen."
Frau Gordula aber küßte innig ihres Mannes Hand und sagte: „Dein Weg ist unser Weg und unser Weg der Deine."
„Und scheust Du Dich nicht," fragte er. mit einem, der des Mordes beschuldigt und dafür seine Strafe verbüßte, gemeinsam zu leben?"
„Als ich mich Dir vermählte," sagte Gordula, „da habe ich vor dem Altar gelobt in Gottes Hand, Dir treu zu bleiben in Freud und Leid, in aller Trübsal und Noth, bis daß der Tod uns scheide. Seihst wenn Du das Verbrechen wirklich im Augenblick grenzenloser Aufregung verübt hättest, hätte ich als Dein Weib nicht das Recht, wenn Du reu- müthig zurückkehrtest, Dich von mir zu stoßen, denn wir gehören zusammen in Zeit und Ewigkeit. Du aber, mein Gatte, bist rein, und wenn die ganze Welt Dich verurtheilt: ich glaube an Dich und unsere Kinder verehren Dich wie einen Gott." —
Günther hatte langsam Kardorf's Brief geöffnet und las nun mit halblauter Stimme Folgendes:
Mein armer betrogener Freund!
Wenn Du diese Zeilen liest, bin ich nicht mehr unter den Lebenden, aber bevor ich scheide, muß ich mein Gewissen von der Bergeslast befreien, die es lange, lange Jahre trug. Nicht Du, der edle Gute, warst der Schuldige, für den Dich alle Welt hielt, sondern ich, der ich feige genug war, Dich für mich leiden zu lassen. Ich belauschte den heftigen Wortwechsel, den Du mit Ada hattest, und hörte, wie sie bat, ihr Deine Liebe zu schenken und Du sie zurückwiesest.
Wuth und maßloser Zorn übermannten mich, denn kurz vorher hatte sie mir die glühendsten Liebesversicherungen gemacht. Meiner selbst nicht mächtig, stieß ich ihr die Waffe, die ich zufällig bei mir trug und die ich einst von Dir entlehnt und Dir vergessen hatte, zurückzugeben, in das verrätherische Herz. Dies ist meine Beichte. Ich habe die Schuld tausendfach gebüßt und das Bewußtsein des begangenen Verbrechens bringt mich ins Grab. Sei mild, wie Du es stets warst und verzeihe dem reuigsten aller Sünder
Deinem unglücklichen Kardorf.
Thränen stürzten aus Gordula's Augen und Max bebte in gewaltiger Aufregung. Die Schmach, die drückende Schmach war von ihm genommen, er konnte frei athmen und jedem frei ins Antlitz sehen. Nein, er konnte es nicht, die Jahre, die langen unendlichen Jahre im Zuchthause konnte Niemand von ihm nehmen. — Die Welt hatte ihn verurtheilt und er verurtheilte nun die Welt.
„Die Kinder," sagte endlich Gordula aufschluchzend.
Günther kämpfte einen schweren Kampf. War er berechtigt, das Glück seiner Kinder zu vernichten, indem er zu Ellas Verlobten sprach: „Gehe von uns, Dein Vater war ein Mörder, der mich ins Elend stürzte." Nur kurze Zeit, dann war Günther's Herzenskampf beendet.
„Was ich erlitten," sagte er, „kann mir Niemand zurückgeben; ich habe stets den Spruch aufrecht in mir erhalten: „Richtet nicht, aus daß ihr nicht gerichtet werdet" und so soll es bleiben. Mögen Ella und Cuno glücklich sein; ich bin es, indem die schwere Last der Schmach von mir genommen ist."
Die Kinder traten mit frohem Gruß in das traute Zimmer und umringten jubelnd den so lang entbehrten Vater. Hoch auf flammte es im Kamin, das verhängnißvolle Blatt hatte dort eine ewige Ruhestätte gefunden.
Dolores, das' schmerzensreiche Bild, ward von einem rosigen Schein überhaucht und es war, als neige es sich grüßend zu dem, der so hoch über vielen stand und den die Welt schuldlos verurtheilt.
Spielberg.
Schlitten.
Einen neuen gepolsterten
Herrenschlitten,
zwei einspännige
Fnhrschlitten,
nebst einem
Anhangschlitten,
welche vor einem Jahr neu gemacht und gut beschlagen worden sind,
sowie zwei neue lLiklikpri unbeschlagene WUjMIM hat aus Auftrag billig zu verkaufen
_Friedrich Joos.
Wünfleröauloose
L 3 M.
sind zu haben bei
Vl. Kieker.
sverarmrmaryrmgen.
Lohn-Spinnerei Schornrente in Ravensburg.
Wir übernehmen jederzeit:
Flachs, Haus und Adwcrg
zum Spinnen und Weben. Länge des Schnellers 1228 Meter. (1000 Faden.) Bahnfracht hieher und zurück auf unsere Kosten. Bedienung ganz reell. Garn und Leinwand von bester Qualität. Billigste Preise. Unsere Herrn Agenten erthetlen nähere Auskunft: in Altenstaig C. W. Lutz, in Ergenzingen Ulrich Hertkorn.
Für weitere Orte werden Agenten gesucht. Offerte erwünscht.
Altenstatg. ^
Kerz- und Aasker-Levkuchen, 8cbsum- L Iiilanl!e!->ionssl<t
empfiehlt in schöner Auswahl und bittet um gütige Abnahme
Fr. Flaig,
Conditor.
Für Jung L Alt. I
ll. König!'. Mi'Nemkei'g. ^
Eine Beschreibung vou Land, I U Volk L Staat. L
W Herausgegeben von dem W
H L. statisttssIr-toxoAi-. Luvsau. ^
^ Dieses in 10—12 Lieferungen ä ^ 1> 2 erscheinende Werk gibt eine A A Darstellung aller Verhältnisse unseres M Landes in allgemein verständlicher A W Weise und wird in Bälde jedem ^ si Wnrttembrg. unentbehrlich, ein Lieb- H lingsbuch jeder Familie geworden sein. H A Xn k-dstFeseLenLen smp/o/rlsn. ^ D Au beziehen durch D
^ W. Meker in Mtenslaig. H
Altenstaig.
König
zu
1 Pfund L 80 Psg.
bei M. Naschold.
Redaktion, Druck und Verlag von W. Rieker in Altenstaig.