vorgeführt. Es leugnete jedoch mit unerhörter Frechheit. Schließlich gab es zu, 30 M. in einem Beutel gefunden zu haben, diese habe ihm aber ein fremder Herr als sein Eigenthum ab­genommen und 20 Pfg. geschenkt. Erst als die Mutter, die noch mit Beleidigungsklage drohte, verhaftet war, gestand die Tochter ein, das Geld gefunden und ihrer Mutter gegeben zu haben, die es mit den Worten wegnahm:So das ist recht, ich habe so kein Geld."

Deutsches Reich.

Die des angeblichen Mordes auf Schloß Syburg verdächtigen Personen wurden sämmt- lich aus der Haft entlassen. Es soll sich er­geben haben, daß Oberst Klein selbst sich den tödtlichen Schuß beigebracht hat.

Frankfurt. Eineschwarze That" dürfte demnächst das hiesige Schöffengericht be­schäftigen. Ein junger Schornsteinfeger hatte nämlich bei Ausübung seines Berufes in einem herrschaftlichen Hause die Kammerjungfer ge­küßt , an der zur größten Heiterkeit des übrigen Dienstpersonals die Spuren der That deutlich sichtbar waren. Die erboßte Schöne hat die Beleidigungsklage eingereicht.

Frankfurt, 11. Dez. Wie dieFrkf. Ztg." erfährt, soll nach einer amtlichen Depesche der zweite der Gebrüder Sachs, dem es bisher gelungen war, sich allen Nachforschungen zu entziehen, in Montevideo verhaftet worden sein.

Um sich unbequeme Gäste vom Halse zu schaffen, hat ein Frankfurter frequentes Cafe eine neue, und man kann sagen, feine Maß­regel, seit kurzer Zeit eingeführt. Erscheint in dem betreffenden Lokal ein nicht dahin paffen­der Gast, so naht sich demselben der Kellner, präsentirt auf einem zierlichen Tellerchen eine geschmackvoll gedruckte Karle, auf welcher der damit Ueberraschte liest:Sie bekommen hier nichts mehr verabreicht, und werden Sie ersucht, das Lokal zu verlassen."

Ausland.

London, 10. Dez. Eine neue Hiobspost aus Egypten meldet ein drittes Blutbad. Von 720 Mann, welche am 2. Dez. Suakim verlie­ßen, um die sogenannten Aufrührer zu bestrafen, kehrten nur 45 heim; die übrigen wurden bei Tamanveh, 20 Meilen von Suakim, niederge­macht.

Madrid, 12. Dez. Ein orkanartiger Sturm wüthete in Barcelona und es gelang erst nach mehrstündiger harter Arbeit, die deut­schen KriegsschiffePrinz Adalbert" undSo­phie", deren Ankerkabel rissen, auf sichern Anker­platz zu bringen. Viele Handelsschiffe im Hafen havarirten; von den deutschen Mannschaften wurde Niemand beschädigt.

Washington, 12. Dez. Im Repcäsen- tantenhause sind Anträge etngebracht worden auf Beschränkung der Silberausprägung und Ein­ziehung des Handels-Dollars. Der Bericht des Landwirthschafts-Departements per Dezem­

ber läßt auf eine Abnahme der Baumwolle- Ernte um ca. 13 Prozent gegenüber der vor­jährigen Ernte schließen. Die Ernte dürfte etwa 6 Millionen Ballen betragen. Der Ge- sammtertrag der Waizenernte wird 400 Mill., derjenige der Haferernte 500 Mill. Scheffel übersteigen. Die Roggen- und Gersten-Ernte wird in der Qualität gegen 1882 etwas Zurück­bleiben.

Peking. Im Kaiserpalast zu Peking ist eine förmliche 'Opium- und Branntweinkneipe entdeckt worden, in welcher die Palastdienerschaft, welche aus 10000 Dienern und 1500 Mägden besteht, nicht nur des Nachts, sondern auch am Hellen Tage zusammenzukommen pflegten, um sich zu berauschen. Der Entdecker dieser Laster­höhle war der Kämmerer, der selbst einmal, um das Treiben dort besser beobachten zu können, einige Stunden daselbst als Diener verkleidet verweilt hat. Er wurde dafür vom Kaiser mit dem Vorsitze in der Kommission betraut, welche über die Schuldigen zu Gericht sitzen wird.

Handel und Berkehr.

Ellwangen, 11. Dezbr. (Viehmarkt.) Handel zu bisherigen Preisen sehr lebhaft, Fett- Vieh, sowie hochträchtige und neumelkende Kalbeln und Kühe waren gesucht; in Arbeitsstieren und Ochsen war weniger Nachfrage.

Altenstaig. Gchrarrnen-Zettel

vom 12. Dezember 1883.

Neuer Dinkel . . .

7 60

7 38

Haber.

6 40

5 99

Gerste.

9

Weizen.

10 60

Roggen.....

10

Linsen-Gerste . . .

8 50

Welschkorn ....

10

Vermischtes.

(Eine Hochzeit von Riesen) fand unlängst in Pittsburg statt. Patrick William O'Brien, ein irischer Riese, und Christina Dunz, deutsche Riesin, wurden mit einander getraut. Die Ge- sammthöhe des neuen Ehepaares beträgt 19 Fuß 3 Zoll und das Gewicht 549 Pfund.

(Fein.) Mehrere Gäste machen sich den Spaß, die WirthinZum Ochsen" mit den Worten:Guten Abend, Frau Ochsenwirthin" zu begrüßen. Wirthin: Ich lass' mich am Ende schonOchsenwirthin" schimpfen, wenn die Herren damit einverstanden sind.

(Maliziös.) Herr Schnake legt nach be­endigter Operation dem Zahnarzt 3 Mark auf den Tisch.Das ist wohl für meinen Diener?" fragt der Zahnkünstler beleidigt.Nein", entgegnet Herr Schnake,für Sie Beide."

(Dunkle Erinnerung.) Zwei sich fremde Herren werden einander vorgestellt.Ich glaube", sagt der Eine,ich habe schon einmal das Ver­gnügen gehabt aber ich kann mich nur dun- ertnnern wo!"Ach", entgegnet der Andere,vielleicht sind wir einmal in einem Tunnel an einander vorbeigefahren!"

verbreitenden Eindruck des Seeburger Raub­mords dazu benützt hat, seine Mitbürger und die Behörden glauben zu machen, er sei am 5. Nov. das Opfer eines Raubs geworden, wurde heute von dem Schöffengerichte zu der Haftstrafe von 6 Wochen, der höchstmöglichsten Strafe, verur- theilt.

Roth wie Blut ist der Himmel. Das ist nicht des Tages Glut! so sagt Schiller, wie er die Feuers-Brunst beschreibt und so dachten auch die Feuerwächter von Burzbernheim, als am 6. Dezbr. eine heftige Morgenröthe den südöstlichen Himmel schmückte. Was ist zu thun! Signalhörner ertönten und die ganze Feuer­wehr war sofort auf den Beinen um nach An­kunft eines Feuerreiters sofort an die Brandstätte eilen zu können. Man wartete und wartete, an Stelle des feuerrothen Gewölkes trat lichter Himmel und es war nicht nöthig abzumarschiren, wohl hätte auch die beste Feuerspritze nicht hin­gereicht, die Glut des Himmels zu dämpfen!

In Oehringen hat sich in den letzten Tagen ein Verein zur Herstellung einer künst­lichen Eisbahn gebildet. Es wurden Aktien L 100 Mark ausgegeben und es sind bereits 15 derselben gezeichnet. Das ca. IVz Morgen um­fassende Areal befindet sich unmittelbar bet der Stadt auf der sogen.Herrenwiese" und ist wegen seiner Lage an der Ohrn zu diesem Zweck ganz besonders geeignet. Gegen ein Winter- Abonnement ä 1 M. soll die Benützung ge­stattet werden. Die Unternehmer hoffen auf einen guten finanziellen Erfolg.

In Tuttlingen kam am letzten Freitag die Ergänzungswahl in den Gemeinderath nicht zu Stande, da an diesem Tage im Ganzen nur 59 Wahlberechtigte abstimmten. Auf Dienstag den 18. ds. Mts. ist daher von Nachmittags 14 Uhr eine Nachwahl anberaumt worden.

G münd, 11. Dez. In Zimmerbach, dies­seitigen O.A., trug man vorgestern eine Leiche zu Grabe. Ein 68jähriger Mann ging mit der Todtenfahne voraus. Kaum hatte sich der Leichen­zug in Bewegung gesetzt, da stürzte der Fahnen­träger, vom Schlage gerührt, todt nieder. Sein eigener Sohn war als Träger der Bahre in unmittelbarer Nähe.

In Nord heim bei Heilbronn wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag von bös­williger Hand in die Einfahrtsweiche des Bahn­hofs ein Lattenstück so zwischen Schiene und Weichenzunge getrieben, daß der 4 Uhr 20 Min. früh in Heilbronn abgehende Personenzug sicher entgleist wäre, wenn man das Bubenstück nicht noch rechtzeitig entdeckt hätte. Zur selben Zeit sind auch drei Kontroletafeln bei Posten 54 und 55 entwendet worden.

Ulm, 12. Dez. In vergangener Woche verlor die Köchin eines hiesigen Gasthofes 30 M. Der Verdacht, den Fund gemacht und verheim­licht zu haben, lenkte sich auf die elfjährige Tochter eines hier wohnenden Eisenbahnkonduk­teurs. Das Mädchen wurde polizeilich ins Ver­hör genommen und auch dem Schulinspektorat

Mul' und Muta. (Nachdruck verboten.)

Novelle von Uslsus LtölrI.

(Fortsetzung.)

Ja nach Afrika", entgegnete Käthchen,und nicht etwa blos nach Algier oder Egypten, sondern nach Inner-Afrika. Jetzt sind sie auf dem Wege nach der Kapstadt und vor ein paar Jahren kommen sie nicht zurück, wenn sie überhaupt zurückkommen. Meinetwegen hätte Mer­lachs Freund ruhig hingehen können und Löwen malen nach Herzenslust, wenn er nur Merlach hier gelassen hätte! Aber Paula, um Gotteswillen, was ist Dir?" Sie unterbrach sich plötzlich, erschrocken auf ihre Koustne blickend, die augenscheinlich mit einer Ohnmacht kämpfte. Du mußt sogleich wieder ins Bett, laß mich nur die Tante rufen."

Die Tante kam und der Doktor wurde schleunigst herbeigeholt. Dieser suchte sich vergebens zu erklären, was Paula zugestoßen sei. Ein heftiger Rückfall in die kaum überwundene Krankheit warf sie von neuem darnieder und ließ das Schlimmste für ihr Leben befürchten. Wochen­lang schwebte sie in der größten Gefahr, endlich aber siegte doch ihre Jugendkraft, sie genas und konnte allmählich ihre gewohnte Thätigkeit wieder aufnehmen.

Es war an einem Abende zwischen Weihnachten und Neujahr. Steinberg saß allein in seinem Arbeitszimmer. In dem Kamin brannte ein Helles F-uer, dessen flackerndes Licht an den langen Bücherreihen hin­huschte, welche das Zimmer bis zur halben Höhe bedeckten. Die früh herembrechende Dämmerung hatte Steinberg genöthigt, die Feder weg­zulegen. Sinnend saß er jetzt da und starrte in die zuckenden Flammen.

Da klopfte es an die Thür, Paula trat herein.

Bist Du allein, Onkel?"

Ganz allein."

Und hast Du Zeit für mich?"

So viel Du willst."

Ich möchte mit Dir sprechen."

Komm nur, mein Kind."

Unruhig ging sie ein paar Mal im Zimmer auf und ab, dann blieb sie plötzlich vor dem Onkel stehen und, seine Hände ergreifend sagte sie bittend:

Onkel, ich komme zu Dir, weil Du mir rathen und helfen sollst. Ich fühle mich elend, elend über alle Maßen."

Du erschreckst mich!" Er wollte sich erheben.

Nein, bleibe nur, Du brauchst nicht zu erschrecken, aber hilf mir, Du allein kannst es."

Womit kann ich Dir helfen?"

Ich kann nicht länger hier bleiben."

Was ist geschehen?" rief er ernstlich besorgt,hat Dich jemand gekränkt oder beleidigt?"

Niemand hat mich gekränkt oder beleidigt, aber ich muß fort, wenn ich nicht zu Grunde gehen soll."

Aber wcßhalb?"

Ich lebe hier niemand zur Freude."

Aber Paula, wir haben Dich alle so gern."

Alle, Onkel?" sagte Paula.In Deiner Güte möchtest Du Dich und mich täuschen. Kannst Du im Ernst behaupten wollen, daß ich der Tante zur Freude im Hause bin?"

Er blickte unruhig in die lodernde Gluth. ^

Du kannst es nicht, ich wußte es wohl," fuhr Paula fort, als