kirche und deren Verschönerung Gaben im Betrage von 6000 M., 5200 M. und 500 M. gespendet.
Heidenheim, 7. Dez. Ein in unserer Nachbargemeinde M. heimathberechtigter Stro, mer, der sonst meist im Lande auf dem Bettel herumzieht, kam in diesen Tagen in ganz abgerissenem Zustand heim. Die Gemeinde schaffte ihm sogleich einen neuen Anzug nebst 1 Paar neuen Stiefeln an. Er zog die Kleider aber nicht an, sondern verkaufte sie sofort an einen reisenden Geschirrhändler um 15 M. und ver- kümmelte das Geld. Der Mann steht im Alter von ungefähr 50 Jahren und hat schon mehr als 60 Strafen erhalten.
(Eine äußerst komische Einladung) finden wir in Nro. 145 der in Mergentheim erscheinenden „Tauber-Zeitung", allwo es wörtlich heißt: „Bekanntmachung. Am Samstag den 8. Dezbr. findet bet Unterzeichnetem ein großes Zwiebelkuchen-Preiswett-Essen statt. Anfang präcis 10 Uhr 30 Min. Vorm. Preise der Plätze nebst 1 Quadratfuß Zwiebelkuchen bester Sorte für Erwachsene: auf der langen Bank 20 Pfg., unter der langen Bank 10 Pfg., hinter dem Ofen 25 Pfg., um den Tisch herum 15 Pfg«, Kinder zahlen und bekommen die Hälfte. Zu recht zahlreichem Besuche ladet ergebenst ein: Unternehmer Jos. Ulrich, Bürger und Bäcker."
Ulm, 10. Dezember. Das Kgl. Justiz- Ministerium hat lt. eines heute erlassenen Ausschreibens der Kgl Staatsanwaltschaft Ulm eine Belohnung von 500 M. für denjenigen ausgesetzt, welcher zur Ermittlung oder Ergreifung des Mörders der Frau Schneider beiträgt.
In Ulm wurden aus Anlaß des Luther- jubiläums Stiftungen im Werthe von über 20 000 M. für das Münster gemacht.
Deutsches Reich.
Im Jahre 1834 verheirathete sich Graf Redern, einer der ersten und reichsten Cavaliere in Berlin, zur Ueberraschung vieler getäuschten Mütter mit einer Bürgerlichen, mit Fräulein Bertha Jenisch, der Tochter eines hochangesehenen Großhändlers und Senators in Hamburg. Bei einem Hoffeste richtete eine ältere hochadelige Dame an die junge Gräfin die malitiöse Frage: „Womit hat Ihr Herr Vater eigentlich gehandelt?" — „Stets mit Geist und Verstand!" erwiderte die Gräfin schlagfertig und ruhig. — „Und seine Tochter macht ihm alle Ehre!" sagte der Kronprinz (der spätere König Friedr. Wtlh. IV.), der das Gespräch gehört hatte.
(Moltke in Wolle.) Unter dieser Spitzmarke schreibt das Stuttgarter „N. T.": So hat denn auch ihn, den Unbezwinglichen, den Schlachtendenker und Schlachtenlenker, der so viele aus allen möglichen Waffengattungen zusammengesetzte Truppen geschlagen hat, endlich ein einziger Jäger bezwungen — nemlich der kühne Forscher Professor Gustav Jäger in Stuttgart, nicht mit Waffen und Mordwerk
zeugen freilich, sondern mit den Geweben aus friedlicher Schafwolle! Moltke ist „unter die Wollenen gegangen." Wie lange wird es dauern, daß ihrem Generalfeldmarschall die gesammte deutsche Armee auf diesem Wege nachfolgt und dann erst wahrhaft „kriegsfest, seuchenfest" wird und nur noch den „Lustdust des Krieges" aus- athmet? — Doch im Ernste gesprochen: nach hierher gelangten Berichten hat Graf Moltke in der That die Hauptntederlage der Jäger- Benger'schen Wollregtme-Fabrikate in Berlin besucht und sich dort in oxima kormn eingekleidet. Das freudige, darüber hierher gelangte Telegramm lautet: Hurrah! Moltke dagewesen, eingekleidet, Fabrik tllumtniren!
(Justizmord.) In Berlin wurde bekanntlich vor einiger Zeit der Kutscher Konrad zum Tode verurtheilt und htngerichtet, weil er seine Fra« und seine Kinder ermordet habe, obwohl er selbst entschieden leugnete, die That begangen zu haben. Jetzt taucht in Berlin das unheimliche Gerücht auf, ein naher Verwandter des Hingerichteten, der in dem Prozesse selbst eine Rolle spielte, habe in einer schweren Krankheit das Geständniß abgelegt, daß er der Mörder der beklagenswerthen Familie sei.
Ein in einem Frankfurter Tuchgeschäfte bediensteter Lehrling wurde letzten Samstag mit einem Ehe! auf 3000 Mark auf die Reichsbank geschickt, um ihn einzulösen, kasstrte das Geld ein und machte sich davon. Bis heute hat er die 3000 Mark noch abzuliefern.
Viel Aufsehen macht in Bayern der geheimnißvolle Tod des Obersten a. D. Klein auf Schloß Sy bürg bei Weißenburg. Er war am 22. Nov. Abends von einem AuSfluge heimgekehrt u. wurde am andern Morgen todt in seinem Zimmer gefunden, vom Herzschlag getroffen, wie in den Zeitungen bekannt gemacht wurde. Die eintreffende Gerichtskommission aber aus El- lingen fand, daß ein Schuß in das Herz den Tod herbetgeführt und daß der Leichenbeschauer, ein junger Bader, den Leichnam nur in Uniform zu sehen bekommen hatte. Die Frau des Oberst und sein Leibjäger Kaiser wurden verhaftet und in Untersuchung genommen.
Elberf eld, 8. Dez. Aufsehen erregt das Verschwinden des Vorstehers der Spar- und Konsumgesellschaft und Rendanten des evangelisch-christlichen Unterstützungsvereins, W. B. Derselbe soll 18000 Mark veruntreut haben.
Ausland.
Zürich, 6. Dez. Gemeinnützige Männer in Zürich haben die Gründung einer schweiz. Anstalt für Epileptische an die Hand genommen. Bereits sind 30 000 Fr. an freiwilligen Beiträgen beisammen und ist im äußern Seefeld bei Zürich ein Haus angekauft, das 60 Patienten aufnehmen kann. — Das Defizit des diesjährigen eidg. Schüzenfestes in Lugano beträgt über 200 000 Fr.; die Tesftner ersuchen das Zentralkomite des schweiz. Schüzenvereins um einen Beitrag zur Deckung desselben.
lassen; es wurden als Lesedauer 8 Tage und der Samstag für den Mappenwechsel bestimmt, auch ist für jeden Tag Verspätung bei Weitergabe der Mappen eine Strafe von 5 Pfennig, für eine Beschmutzung oder das Zerreißen einer Schrift 10 Pfennig Strafe augesetzt worden. Es liegt nun im Interesse der Mitglieder durch pünktliche Weitergabe der Mappen an jedem Samstag, und durch Schonung der Schriften, sich nicht nur vor Strafe zu schützen, sondern auch der schönen Sache förderlich zu sein.
Nagold, 9. Dez. Die bürgerlichen Kollegien haben für unsere Jünglinge an den Sonntagabenden ein geheiztes, beleuchtetes, mit Büchern und Schreibmaterialien belegtes Schullokal zur Verfügung gestellt. (W.Lztg.)
Stuttgart, 8. Dez. Der frühere Postmeister Kettnacker in Bopfingen, der wegen verschiedener Verbrechen im Amte und im Privat- verkehr steckbrieflich verfolgt wurde, floh bekanntlich nach Amerika. Nachdem er sämmtliche Mittel aufgebraucht, hat er sich, wie es scheint, den Behörden gestellt, wurde eingeschifft und befindet sich laut „Sch. M." seit etwa 3 bis 4 Tagen bereits auf dem Wasser.
Stuttgart, 10. Dez. Gestern Abend fand in der Diakonissenkirche der feierliche Uebertrttt eines Israeliten zum Christenthum statt. Dem Akt wohnte eine äußerst zahlreiche, größtentheils aus Frauen bestehende Christengemeinde bei.
Stuttgart, 11. Dezbr. Kaufmann Wizemann wurde gestern auf der Jagd durch Unvorsichtigkeit eines Jagdgenofseu erschossen.
Ein Komet. Im Sternbilde des Schwans ist gegenwärtig ein Komet sichtbar, der zu den merkwürdigsten Gestirnen dieser Art gehört. Augenblicklich kann man ihn zwar noch nicht mit blosem Auge sehen, aber seine Helligkeit wird bis zur Mitte kommenden Monats Januar um mehr als das Fünffache zunehmen und daher bald, besonders ehe der Mond aufgegangen ist, auch unbewaffneten Augen sichtbar werden.
Tübingen. An der K. Universität befinden sich im laufenden Winterhalbjahr 1217 Studirende, worunter 969 Württemberger und 248 Nichtwürttemberger. Im Einzelnen stu- diren: evang. Theologie 307, kath. Theologie 157, Rechtswissenschaft 162, Medizin 190, Philosophie 109, Staatswiffenschaften 231 und Naturwissenschaften 61. Hiezu kommen 10 nicht immatrikulirte, zum Besuch von Vorlesungen ermächtigte Personen, so daß die Gesammtzahl der Teilnehmer am Universttätsunterrichte 1227 beträgt. Die Frequenz überhaupt ist die höchste bis jetzt in einem Winterhalbjahr erreichte.
Auf der Tagesordnung für die Sitzungen des Schwurgerichts Tübingen stehen nicht weniger als 4 Fälle wegen Meineids, resp. Anstiftung hiezu. Die andern 5 Fälle betreffen Brandstiftung, bezüglichen Bankerutt, Unterschlagung im Amt und Verbrechen gegen keimendes Leben.
In Ludwigsburg wurden anläßlich des Lutherfestes für die Ludwigsburger Stadt
Abhang geblieben, so wäre sie nicht krank geworden. Aber bei Dir findet sie ja stets Ermuthigung zu ihren extravaganten Einfällen."
Paula nahm die Vorwürfe der Taute und die freundlichen Tcostes- worte des Onkels gleichgültig hin. Wll'g ließ sie die Krankheit über sich ergehen, ihr war es eben recht, daß Fieber und Mattigkeit sie am Denken hinderten. Ach, nur nichts fühlen, nur nichts denken zu müssen, immer so daliegen und die Zeit achtlos an sich vorbeizleiten lassen zu können!
Draußen wehten die Flocken hernieder, langsam, eine nach der andern, alles Leben unter ihre weiße Hülle begrabend. Paulas müde Augen folgten sehnsüchtig ihrem Fallen. Wie sanft mußte es sich ruhen unter ihrer weichen Decke, sie sehnte sich danach, einschlafen zu können und auszuruhen von allem Erdenleid.
Aber der Tod, den sie herbeiwünschte, kam nicht, ihre kräftige Natur überwand die Krankheit, das Fieber verließ sie und ihre Kräfte kehrten zurück. Mit ihnen zog aber auch die Unruhe wieder in ihr Herz. Sie fühlte, daß sie ihr Glück für immer zerstört hatte, was sollte ihr helfen, ihr verfehltes Leben zu tragen? Konnte ihr Stolz sie trösten, auf den Konstantin sie hingewiesen hatte? Ach, dieser Stolz war eine gebrechliche Stütze gewesen, er war schon zusammengebrochen in dem Augenblicke, wo Konstantin sie verließ. Hatte sie ihn doch überhaupt nur mühsam als Schranke zwischen sich und ihm aufgerichtet, um sich vor ihrem zu Heißen Herzen zu schützen. Jedes seiner leidenschaftlichen Worte hatte ein jubelndes Echo in ihrer Seele gefunden; aber das rechte Wort, das sie aus dem selbst um sich gezogenen Bann erlöst hätte, war ungesprochen geblieben, und nichts konnte die Vergangenheit zurückrufen. Sie sträubte sich nicht dagegen, auf sich zu nehmen, was sie selber sich bereitet hatte, nur das eine dünkte ihr unerträglich, daß er im Zorn
von ihr geschieden war. Seine Verzeihung zu erlangen und dann ernst und still ihren Lebensweg zu gehen, das war der einzige Wunsch der sie erfüllte, als ihr Denken wieder klar und geordnet geworden war.
Heute hatte sie zum erstenmale das Bett mit dem Lehnsessel vertauscht und saß, von Küssen gestützt und in Decken gehüllt in der Nähe des warmen Ofens, während Käthchen, die jüngste und ihr liebste der Konsilien, am Fenster mit einer Handarbeit beschäftigt war.
„Erzähle mir etwas," bat Paula, müde des eigenen Denkens."
„Was soll ich Dir erzählen?" entgegnete diese, ihre Arbeit in den Schoß sinken lassend. „Ich weiß nichts neues. Es ist schrecklich langweilig, seit Merlach nicht mehr zu uns kommt."
„Kommt er denn nicht mehr?"
„Ich möchte wissen, wie er kommen könnte, er ist ja fort?"
„Seit wann ist er fort?"
„O, seit dem Tage im Walde, wo wir so lustig beim Haselnuß- Pflücken waren. Wenn ich das damals geahnt hätte! Ich wollte, sein Freund wäre nie zu ihm gekommen."
„Welcher Freund?"
„Nun, der Maler, der damals bei ihm war. Jetzt kann ich mir wohl erklären, warum er so zerstreut war. Wenn man Datteln und Kokosnüsse im Kopfe hat, kann man freilich keine Haselnüsse findem"
„Aber Käthchen, ich verstehe ja kein Wort von alledem. Was redest Du denn da von Kokosnüssen und Datteln?"
„Ja, weißt Du denn nicht, daß Merlach und sein Freund nach Afrika gegangen sind?" , ,
„Nach Afrika?" wiederholte Paula, als könne sie das Gesagte nicht verstehen.
(Fortsetzung folgt.)