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Von der oberen Nagold.
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Kr. 146.
Menstaig, Donnerstag dm 13. Dezember.
1883.
Tagespolitik.
— Bei der Anwesenheit des Württemberg. Ministerpräsidenten v. Mittnacht in Berlin handelte es sich, wie man vernimmt, um Herbeiführung einer gewissen Uebereinstimmung in der Eisenbahn Verwaltung Süddeutschlands mit dem preußischen Staatsbahnsystem, eine Frage, welche schon seit Jahren in der Schwebe ist und jetzt einer befriedigenden Lösung entgegengeführt werden soll.
— In Oesterreich stellt sich seit längerer Zeit jährlich bei Eröffnung des Reichsraths ein unliebsamer Gast ein: das Defizit. Im vorigen Jahre d. h. für 1883 betrug dasselbe ca. 28 Millionen, in diesem ca. 39 Millionen Gulden.
— Im ungarischen Oberhause hat die Verhandlung des Gesetzentwurfs über die Civil- ehe zwischen Christen und Juden begonnen. Der Fürstprimas bekämpfte den Entwurf, welcher die christliche Gesellschaft auflöse und die Christen zu Knechten oder Unterdrückten des Judenthums mache, eine Gleichstellung sei nur durch die Christianisirung möglich. Baron Vay, Krou- hüter und Oberinspektor der reformirten Kirche, ist für die Zivilehe, weil fie ebenso nöthig, wie die Regelung der gemischten christlichen Ehen und eine Forderung der Zeit sei. Kardinal Haynald steht durch den Entwurf die Religiosität und die Autorität der kath. Kirche, dadurch auch die des Staates, untergraben und den historischen Grundpfeiler des Bestandes Ungarns erschüttert. — Der Episcopat soll für den Fall der Annahme des Gesetzentwurfs die Verweigerung der moralischen und materiellen Unterstützung des Ministeriums bei den Reichstagswahlen beschlossen haben.
— Ein Telegramm aus Rom meldet: Der päpstliche Prälat Savasere hat auf seine Prälatenwürde verzichtet und ist zum Protestantismus übergetreten. Der Uebertritt desselben erfolgte in der amerikanischen Kirche von St. Paul, wo der Rektor Dr. Nevin die kirchliche Ceremonie vollzog.
— In der französischen Deputirtenkammer ist am Freitag die seit Wochen erwartete große Haupt- und Staatsaktion, die Debatte über die Tongking - Creditvorlage, in Scene gegangen.
Der Wortführer der Radikalen, Riviere, griff die Regierung wegen der Tongkingfrage lebhaft an und wurde in seinen Ausführungen von Charmes (linkes Centrum) und Delafosse (rechtes Centrum) sekundirt. Schließlich wurde die Debatte auf den nächsten Tag »vertagt und unterliegt es keinem Zweifel, daß der Credit im Betrage von 9 Mill. Francs genehmigt worden ist. Anläßlich der Tongking-Debatte hieß es, daß die Radikalen am Freitag große antiministerielle Demonstrationen veranstalten wollten, es ist nichts dergleichen geschehen, doch waren die Zugänge zum Kammergebäude und zum Stadthause, um allen Eventualitäten zu begegnen, polizeilich stark besetzt. Auf dem Börsenplatz, welcher am Freitag Nachmittag von einer großen Anzahl von Neugierigen belebt war, wurden einige Verhaftungen vorgenommen. Aus Tongking lagen bis vorigen Samstag keine Nachrichten von Belang vor. Die Dampfschaluppen auf den Canälen zwischen Hanoi, Sontay und Bacninh sind vom Admiral Courbet angewiesen worden, die Operationen der französischen Truppen zu unterstützen.
— Wie von Sevilla berichtet wird, empfing der deutsche Kronprinz am Sonntag Vormittag eine Deputation der dort wohnenden Deutschen und Oesterreicher, die durch das Töch- terchen eines aus Anhalt gebürtigen Kaufmanns eine Adresse und ein Blumenbouquet überreichen ließ. Der Kronprinz dankte für den ihm bereiteten herzlichen Empfang und sprach seine Freude aus, so viele Landsleute um sich zu sehen. Die Audienz schloß unter enthusiastischen Hochrufen der Deputation auf den Kronprinzen. Um 10 Uhr begab sich der Kronprinz in Begleitung des Herzogs von Montpensier mit seinem Gefolge per Dampfschiff auf demGual- dalquivir nach dem Schlosse von San Lucar, um der Herzogin von Montpensier einen Besuch abzustatten. Von dort erfolgte die Weiterreise per Eisenbahn nach Granada.
Laudesuachrichten.
Altenstaig, 11. Dezember. (Schluß des Berichts über die Gewerbevereinsversammlung am letzten Sonntag.) Den 2ten Gegenstand der T.-O. bildete das Referat des Vorstandes über die 25. Wanderversammlung württbg. Gewerbe
vereine in Freudenstadt. Da wir bereits früher über die bei der Wanderversammlung gehaltenen Vorträge ausführlich berichtet, so haben wir aus dem Referate nur Weniges mitzutheilen. Der Einladung zum Besuche der Versammlung am 10. September sind 5 Mitglieder des hiesigen Gewerbevereins nachgekommen. Referent betrat mit diesen an benanntem Tage, nachdem der Weg nach Dornstetten pr. Gefährt zurückgelegt, nicht ohne einigen Neid und Eifersucht den Bahnhof Dornstetten, den diese Stadt ohne ihr Zuthun erhalten habe, während Alteustaig, das doch einen größeren Verkehr aufweisen könne, sich eine Bahn erkämpfen und Beiträge geben solle. — Bald langten die Festbesucher in Freudenstadt an und wurden freundlichst begrüßt und in die Festhalle geleitet. Nachdem daselbst um 10 Uhr Rechtsanwalt Oßwald von Ulm die Versammlung eröffnet, bewillkommte Hr. Stadtschultheiß Hartranft die Gäste Namens der Stadt, wofür alsdann der Vorsitzende seinen besten Dank aussprach. Hierauf hielt der Vorstand der Centralstelle für Gewerbe und Handel Herr Oberregierungsrath v. Gaupp eine Ansprache, in welcher er rühmend hervorhob, daß die würtlembergischen Gewerbevereine ein reges Leben zeigen und die Vereine aufforderte, bet sich gebenden Anständen sich vertrauensvoll an die Centralstelle zu wenden. Nun folgten die Vorträge: „Ueber die Gewerbeausstellungeu der letzten Jahre", über „Das Exportmusterlager in Stuttgart", über „Die deutsche Kolonialbewegung und ihre treibenden Motive" (s. Nr. 108 d. Bl. vom 15. Septbr. ds. Jrs.) — Den Eindruck den Referent bei der Wanderversammlung bekam, konnte derselbe dahin prä- cisiren, daß viel Interessantes und Belehrendes zu hören war und daß das Streben der Männer an der Spitze dahin gehe, den alten Schlendrian fahren zu lassen und sich mit den gegebenen Verhältnissen vorwärts zu bewegen. Auch sei das Zusammenschaaren der Männer der Industrie erhebend gewesen, wenn auch ein praktischer Nutzen für den Klein-Industriellen und Handwerker aus den gepflogenen Verhandlungen nicht ersichtlich war. — Schließlich ist noch zu berichten, daß wegen pekuniärer Sparsamkeit beschlossen wurde, die Leseschriften nicht mehr durch ben Vereinsdiener ausrragen und abholen zu
Kaut und Kaula. ^druck
Novelle von Lslsus StölrI.
(Fortsetzung.)
„Und Du liebst mich noch," rief Konstantin triumphirend, „sonst sprächest Du nicht so!"
„Und wenn ich es thäte," rief Paula außer sich, „wenn ich Sie liebte bis zum Wahnsinn, lieber wählte ich den Tod, als daß ich jetzt noch Ihre Gattin würde."
„Du weißt noch nicht, was Du sprichst!" schrie er auf.
„Ich weiß es und ich sage noch einmal, kein Abgrund wäre mir zu tief, als daß ich ihn nicht dem Leben an Ihrer Seite vorzöge!"
„Ist das Dein letztes Wort, Paula?"
„Ich habe nichts mehr zu sagen, ich bin zu Ende."
„So bin ich es auch." Er stellte sich dicht vor sie hin. „Nur eines noch laß mich Dir sagen. Du bist des Herzens, das Du jetzt verwirfst, nicht würdig. Wie ich den Staub von meinen Füßen schüttle, so schüttle ich die Liebe zu Dir von mir ab. Du bist meiner unwerth, nicht wegen des Heraustretens aus der Bahn des Alltaglebens, sondern nur um des Stolzes und des Hochmuths Deiner Seele willen. Um ein Erröthen zu ersparen, vernichtest Du gefühllos das Glück eines Menschenlebens. Du sagst, Du habest mich geliebt? Ich sage: es ist nicht wahr! Du hast keine Ahnung von dem, was Liebe, Liebe heißt. Die Liebe ist demüthig und selbstlos und sucht ihr Glück nur in dem Glücke des Geliebten, Du aber nur Dich und Deinen beleidigten Stolz. Du weißest mich von Dir, aber Du heilst mich zugleich von meiner Liebe. Wolltest Du fie mir jetzt anbieten, ich verwürfe sie, denn ich begehre ihrer nicht mehr. Möge nie die Stunde kommen, wo Dein Stolz
Dich verläßt vnd-Du fühlst, daß Du freuudlos und freudlos Dir selbst und andern zur Last lebst."
Pgflla öffnete die Lippen, als wollte sie ihm Einhalt gebieten, aber plötzlich horchte fie erschrocken auf. Rufende Stimmen schallten durch den Wald, nahende Schritte ertönten.
„Sie kommen," sagte sie finster, das Haar aus der blassen Stirn streichend, „was wird man denken, wenn man uns hier beieinander findet ?"
„Sie haben recht, um Ihren Ruf besorgt zu sein," sagte Konstantin mit schneidender Bitterkeit, „aber fürchten Sie nichts, durch mich soll derselbe nicht in Gefahr kommen!"
Und ehe sie sich noch recht bewußt wurde, was er zu thun beabsichtigte, war er an den Rand der Klippe getreten, bog die Spitze einer der heraufragenden Tannen zu sich heran und, von Ast zu Ast greifend, glitt er an ihr hinunter und eilte, halb springend und halb kletternd, über das Steingeröll und die Felstrümmer des Abhanges.
Paula aber lag auf ihren Knieen und starrte ihm entsetzt nach.
„Konstantin! Konstantin!" tönte es von ihren Lippen! aber er hörte sie nicht mehr; die Nebel der Tiefe nahmen seine hohe Gestalt auf.
XI.
Mit fieberhaft glühenden Wangen hatten die Kousinen Paula auf den kalten Steinen des Felsvorsprunges gefunden. Matt und still war fie in den nächsten Tagen im Hause umhergegangen, dann mußte sie sich niederlegen.
„Sie hat sich im Nebel erkältet," sagte die Tante zu ihrem besorgt aus Paula blickenden Gatten, „das kommt von dem abenteuerlichen, einsamen Herumstreifen. Wäre sie bet den andern auf dem sonnigen