Mudir verlangt Instruktionen, wie er die Rebellen behandeln soll. Nach einem Telegramm der „Dayli News" ist die Lage in Sennar sehr ernst und ähnliche Dinge, wie dort, können sich in Chartum und selbst in Assuan ereignen.
Laudesmchrichteu.
Altenstaig, 10. Dezbr. Gestern Nachmittag hielt der Gewerbe-Verein im Gasthof zur „Traube" eine Hauptversammlung ab, bei welcher Hr. Schullehrer Schtttenhelm einen Vortrag über: „Das Wetter und die Wetterpropheten" hielt und der Vorstand, Hr. Holzhändler Maier, über die letzte Wanderversammlung württembergischer Gewerbe-Vereine in Freudenstadt referirte. Wir können von dem Gehörten, das so vieles Interessante bot, nur im Auszug berichten. Hr. Schtttenhelm bemerkte einleitend, daß die Zeit gottlob vorbei sei, wo es für langweilig und unanständig galt vom Wetter zu reden, welches doch für die Lebensbedingungen der Menschheit, der Pflanzen- und Thierwelt vom größten Einfluß sei; deshalb habe er dieses Thema gewählt. Hoch hiuausgerückt über alle menschlichen Eingriffe stehe der Witterungswechsel da in seinem regelmäßigen aber vielfach noch nicht begriffenen Gange. Dem Redner gab das Jahr 1882 mit seinen abnormen Witterungsverhältniffen Veranlassung, sich näher mit der Wttterungskunde vertraut zu machen. In den letzten Jahren sei die Wissenschaft in der Witterungskunde sehr weit vorangeschritten und man sei auf Grund fortgesetzter Beobachtungen auf verschiedenen Punkten der ganzen Erde zu der Einsicht gekommen, daß außerordentliche Witterungserschei» nungen in einem Länderstrich ihre Ausgleichung in einem anderen Orte der Erde finden. Dadurch werde das gestörte Gleichgewicht wieder hergestellt. Unter Zunutzemachung der Gesetze dieser Wissenschaft seien die Wettervorhersagen entstanden. Redner sprach indeß denselben jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab. Es ist seine unmaßgebliche Ansicht, daß von einer bestimmten Gegend für eine bestimmte Gegend Wttter- ungsprognosen nicht gegeben werden können; sie hätten höchstens einen lokalen Werth. Die Witterungsregeln des lOOjähr. Kalenders seien ein Unsinn. Den besten Schlüssel das Wetter zu studiren, gebe die Windfahne, das Barometer, der Thermometer und das Hygrometer. Sodann gebe bestimmte Anhaltspunkte, die Thier- und Pflanzenwelt und viele leblose Gegenstände der Natur. Als solche führte Redner eine überaus große Zahl an. Z. B. das Schwitzen der salpeterhaltigen Sandsteine, Fließen und Naßwerden des Salzes, verkünden eintretendes Regenwetter. Ein zuverlässiger Wetterprophet sei auch der Holzschwamm. Wird die Witterung trocken, so schrumpft er zusammen, neigt sich das Wetter zur Feuchtigkeit, so quillt er auf, ist viel Regen im Anzuge, so bilden sich auf seiner Oberfläche gelbliche Waffertropfen. Besondere Ehre genannt zu werden verdienen auch der Laubfrosch,
die Spinne, die Wespe, der Regenwurm, sodann die Tulpe, die Regenringelblume, welch beide letztere Propheten aus der Pflanzenwelt ihre Kelche schließen, bevor Regenwetter etntritt. — Möge der populäre Vortrag, wie auch der Hr. Redner am Schluffe sagte, manchem Naturfreund Veranlassung geben, noch mehr der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen zum eigenen und allgemeinen Nutzen. Der Vortrag wurde von der Versammlung mit großem Interesse ausgenommen und nahm deß- halb der Vorstand Veranlassung seinem Vorredner den besten Dank Namens der Zuhörer auszusprechen. (Schluß folgt.)
In einem fränkischen Städtchen ließ ein Bauer einen Hundertmark-Schein wechseln, dabet ergab stchs, daß der Schein gefälscht war. Derselbe bestand aus zwei zusammengeklebten nachgeahmten Scheinen. Der Baller ist aus einem Weiler des Bezirks Gerabronn. Untersuchung ist eingeleitet.
Ulm, 7. Dez. (Mord.) Nach dem Er- gebniß der heute vürgenommenen Sektion des Leichnams der an dem Feftungs-Ravin vor dem Ehinger Thor am Dienstag Nachmittag zwar noch lebend aufgefundenen, aber bald darauf an Ort und Stelle verstorbenen Katharine Schneider unterliegt es keinem Zweifel, daß dieselbe ermorder worden ist. Die Stiche scheinen derselben mit einem zweischneidigen, spitzigen Instrument beigebracht worden zu sein und die Speiseröhre im Hals durchschnitten zu haben, in Folge dessen das Blut in den Magen drang und von da wieder einen Ausweg durch Mund und Nase suchte. Letzterem Umstand und den kaum einen Centtmeter breiten, in den Kleidern gar nicht sichtbar gewesenen Stichen ist es zuzuschreiben, daß keine der zu dem Vorfall hin- zugekommenen Personen an irgend ein Verbrechen dachte, sondern allgemein Blutsturz angenommen wurde. Ein weiterer Stich durch die Lunge scheint den Tod der Schneider herbeigeführt zu haben. Nachträglich hat sich noch herausgestellt, daß bald nach dem Vorfall durch einen Söf- linger Bürger, zu dem die Schneider gesagt hatte, sie sei gestochen worden, auf der Ehinger Thorwache bezügliche Anzeige erstattet wurde, der wachthabende Unteroffizier hat jedoch leider keine Patrouille nach dem Thäter, der noch nicht weit sein konnte, ausgeschickt, wozu derselbe gewiß die Berechtigung gehabt hätte. Auch ist es mehr als auffallend, daß keine der beiden Personen, zu welchen die Schneider sagte, daß sie gestochen worden sei, sich für verpflichtet hielt, der Behörde Anzeige zu erstatten oder sonst etwas in der Sache zu thun. Der Ort der Th at ist nur ca. 50 Schritte von der Einmündung der Erbacher Straße in den Söflinger Weg entfernt und da um die kritische Zeit, etwa 3 Uhr Nachmittags, eine Menge Leute diese Straßen passirten, so ist die Frechheit, mit welcher der Mord ausgeführt wurde, um so grauenerregender.
(Brand fälle.) Am Donnerstag früh brannte in Entringen ein Wohn- und Oeko- nomiegebäude bis auf den Grund nieder. Als
Entstehungsursache des Brandes wird Brandstiftung vermuthet.
Deutsches Reich.
Eine neue Zeitung für Berlin ist der „Local-Anzeiger". In einer Auflage von 200 000 Exemplaren bricht diese Papierfluth über Berlin herein. Allwöchentlich am Samstag klopft oder klingelt es an allen Thüren der Häuser; man öffnet, kein lebendiges Wesen auf der Flur, kein Echo eines Fußtrittes, nur zu unfern Füßen raschelt es geheimnißvoll, wir bücken uns und halten den Anzeiger in unseren Händen. Niemand hat das Blatt bestellt und Niemand scheint es gebracht zu haben, aber obenan prangt in mächtigen Buchstaben das Zauberwort: Gratis. Das Blatt hat keine Mitarbeiter als die Jnseratenspender, die jede einzelne Zeile mit 90 Pfennig bezahlen müssen. Ein Roman oder ähnliches wird üngehängt.
In Frankfurt gerieth der Hausbursche einer Wirthschaft unweit des Etchenhetmer Thur- mes, der zu später Nachtstunde etwas ans dem Keller holte und als er zurückkehren wollte, die Thüre verschlossen fand, in eine fatale Lage. Alles Pochen half nichts und so entschloß er sich, durchs Kellerloch auf die Straße zu klettern. Kaum war er aber mir dem halben Oberkörper zur Oberwelt gelangt, als einige Leute, die ihn für einen Spitzbuben hielten, über ihn herfielen, festhielten und jämmerlich durchzubläuen begannen. Dem Geprügelten blieb nichts übrig, als sofort wieder in den Keller zu rutschen. Die Passanten schlugen natürlich nun Lärm und wohlbewaffnet begab man sich in den Keller, wo sich die Sache rasch aufklärte. Leider hatte sich der Hausbursche bei seinem Rückzug den Arm aus dem Gelenk gefallen, weßhalb ärztliche Hilfe requirirt werden mußte.
Hatgerloch, 4. Dez. Mit unterlegten Pferden zu fahren, war früher nur den Reichen möglich, jetzt können es selbst Zigeuner. Meldet da kürzlich der Poltzeidiener eines nahen Dorfes seinem Bürgermeister, daß in der Nähe Zigeunerwagen angekommen seien, aber ohne Pferde, da diese sofort nach Ankunft ausgespannt und weggeritten worden seien. Und nun stellt es sich heraus, daß fragliche Zigeuner, deren Pferd krepirt war, schon seit etlichen Tagen von den Gemeinden, die sie mit ihrer Gegenwart beehrten, mit Pferden versorgt und so ans nächste Dorf geschafft worden waren. So mußte auch unser Bürgermeister, um das Gesindel los zu werden, Pferde bewilligen und weiter gings der Heimath zu.
Ausland.
Wien. Die auf der elektrischen Ausstellung durch das von ihr gefertigte elektrische Boot vielgenannte Londoner Firma „Elektrical Power Storage Co." hat die überraschende Erklärung abgegeben, daß sie die fernere Herstellung von „Accumulatoren" (Behälter, iu welchem die elektrische Kraft zum späteren Ge-
Uauk und Mula. (Nachdruck verböte-,.)
Novelle von Illslsns LtLLI.
(Fortsetzung.)
Paula wollte an Konstantin vorüber, aber er vertrat ihr den Weg.
„Nicht so, Sie werden so nicht von mir wollen, Paula, oder Fräulein, wenn Ihnen das lieber ist. Erst hören Sie an, was ich Ihnen zu sagen habe. Wissen Sie denn, wie ich Sie gesucht habe, wie mir das Herz brannte, Sie zu finden. Sie, die ich erst kannte, nachdem ich Sie verloren hatte? Sie wissen es nicht, sonst ständen Sie mir jetzt nicht so gegenüber. Paula," — seine Stimme bebte in unterdrückter Leidenschaft — „keine Stunde ist vergangen, seit Du von mir gingst, daß ich Deiner nicht in heißer Sehnsucht gedachte. Bei Tage fülltest Du meine Gedanken und bei Nacht meine Träume, nein mehr, die Erinnerung an Dich verkehrte Zeit und Stunde; denn bei Tage träumte und bei Nacht wachte ich. Weißt Du, was es heißt, wenn man wochen- und monatelang nur von einem Gedanken lebt und nur ein Fühlen und Wünschen kennt, wenn jeder Nerv vor Sehnsucht zuckt und die Erwartung unser Herz zusammenkrampft?"
„Lassen Sie mich vorbei!" flüsterte Sie tonlos.
„Nein, sage ich, nicht eher, als bis Du mich ganz angehört hast. In der Stunde, in der Du in Venedig von mir gingst, fiel die Binde von meinen Augen. Kaum auf dem Dampfschiffe angelangt, wußte ich wie nahe mir mein Glück gewesen war, zugleich aber auch fühlte ich, daß ich Dich geliebt hatte, Paula, als ich Dich zuerst erblickte und daß ich Dich lieben würde bis in alle Ewigkeit. Und als ich, von glühender Ungeduld getrieben, noch am selben Tage kam, Leben oder Tod von Deinen Lippen zu empfangen, da fand ich Dich nicht mehr."
„Ich danke Gott, daß ich zur rechten Stunde ging," sagte sie dumpf.
„Du hättest es nimmer thun sollen; denn Du erwidertest meine Liebe."
Er richtete seinen Blick fest auf sie.
„Wie können Sie das wissen?" stammelte Paula.
„Ich weiß es. Oder hast Du den Muth, es zu leugnen? Sieh, wir sind hier allein miteinander, unter Gottes weitem Himmel, versuche es und sage, daß Du mich nicht liebtest!"
Sie wollte reden, aber die Stimme versagte ihr.
„Weißt Du auch," fuhr Konstantin, sich zu ihr neigend, fort, „wer mir Dein so sorgsam bewahrtes Geheimniß verrieth?"
Paula hob die Augen in unwillkürlicher Frage zu ihm auf.
„Du selbst, Paula, Du selbst! Der Kuß, den Du auf meine Hand drücktest, verrieth mir, daß Du eia Weib seiest, er sagte mir auch, daß Du mich liebtest!"
„Sie sind ungroßmüthig!" sie preßte wie in plötzlichem Schmerze die Hand auf das Herz.
„Du zwingst mich dazu, Paula, sek Du großmüthig," fuhr er flehend fort. „Stehe nicht so da! Was soll ich thun. um Deine Verzeihung zu erlangen? Um der Tage willen, die wir zusammen verlebten, vergiß, wenn ich Dich erzürnte. Verleugne nicht immer Dein eigenes Ich. Zu Deinen Füßen will ich Dich bitten, vergib mir, Paula, und sei mein!"
Er wollte vor ihr niederknieen, aber sie hielt ihn heftig zurück.
„Wohlan denn, Sie zwingen mich zum Geständniß das ich nie abzulegen gedachte. So hören Sie denn, was Sie zu hören wünschen. Ja, ich liebte Sie, ich war wirklich thöricht genug, mein Herz nicht besser zu bewahren."