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Von der oberen Nagold.

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HK. 145.

Menstaig, Men stag dw 11. Dezember.

1883

Gedanken über die Hagelversicherung.

Nur wenige sind versichert!" so lautet der Refrain der allermeisten Berichte über Hagel­schlag in unfern vaterländischen Tagesblättern. Warum versichern aber so wenige ihre Felder gegen den immer und immer wiederkehrenden Hagelschaden? Schon seit bald 20 Jahren hat sich Einsender dieses immer und immer wieder diese Frage vorgelegt, und er ist noch niemals zu einer anderen Antwort gelangt, als zu der­jenigen: Weil eine Landcshagelverstcherungsan- stalt fehlt, bei der Alle ohne Ausnahme sich versichern müssen!

Man sage, was man will und man sträube sich noch so sehr gegen das WörtchenZwang": eS ist eben einmal so und nicht anders, dem Menschen müssen oft die größten Wohlthaten zumeist aufgezwungen werden, und zwar Allen mit wenigen Ausnahmen, nicht blos den Bauern. Unsere Bauern find in dieser Hinsicht nicht bes­ser und nicht schlimmer als andere Leute.

Was würde beispielsweise aus dem Schul­besuch werden, ohne Schulzwang, was aus der Landesvertheidigung ohne Militärzwang, was aus der Feuerversicherung ohne Gesetz und aus so manchem Andern ohne Zwang? Antwort: Nichts oder blutwenig. Nun, so gut man ver­langen kann, daß man Gebäude gegen Feuers­gefahr versichern muß, so gut kann der Staat auch vorschreiben, daß die Felder gegen Hagel­schaden versichert werden müssen. Dem Staat muß Alles daran gelegen sein, den Bauernstand, den wichtigsten Produktivstand auf dem Damm zu erhalten.

Wenn aber der Bauer bei Privatgesell­schaften seine Felder nicht versichern will, so kann man ihm das nicht groß verdenken. So viel steht fest, daß diese Gesellschaften nicht bloß dem Bauern zu lieb gegründet wurden, um diesem Hilfe zu bringen, sondern hauptsächlich deswegen, um einen Gewinn aus dem Versiche­rungswesen zu ziehen. Die Direktoren, Ver- waltungsräthe und sonstigen Angestellte, wollen fette Besoldungen und die Aktionäre hohe Di­videnden beziehen. Bei dem gänzlichen Mangel einer festen Grundlage, wegen mangelhafter, fast gänzlich fehlender Statistik müssen daher auch die Prämien sehr hoch bemessen werden: kommt dann ein Schaden zur Abschätzung, was schon an und für sich hoch zu stehen kommt, und oft so lange verzögert wird, daß an eine anderweitige Benützung der Felder zum Rüben- uno Wickenbau rc. rc. nicht gedacht werden kann, so geben sich die Gesellschaften alle Mühe, die Entschädigungssumme möglichst herabzudrücken. Was kann da der Bauer, zumal der Kleinbauer machen? Streit und Prozeß anfangen, das geht meist nicht an; er würde da in der Regel meist den Kürzeren ziehen, zumal auch die Ver­sicherungs-Bedingungen nicht immer mit der wünschenswerten Klarheit abgefaßt sind.

Es gibt da nur ein Mittel zur Abhilfe: Staatsanstalt mit gesetzlichem Zwang!

Die Prämie wollen wir Hagelversicherungs­beitrag (Hagelgeld, Hagelsteuer) heißen. Die Feststellung derselben auf eine ganze Reihe von Jahren und für alle Grundstücke mit Ausnahme der Waldungen und Waideftächen soll möglichst gerecht unter Berücksichtigung der Ertragsver- hältnifse und der größeren oder geringeren Hagelgefahr durch eine Commission von Sach­verständigen erfolgen, und zwar für Weinberge, Gemüsegärten, Baumgüter, Necker und Wiesen je besonders. Auf der Goldwaage könnte man dabei die Sache natürlich nicht abwägen, denn allen Verhältnissen vollkommen gerecht zu wer­den, ist absolut unmöglich. Daß der Staat

einen entsprechenden Beitrag in die Hagelver­sicherungskasse zu geben hätte, wird wohl mit Fug und Recht angenommen werden dürfen, denn der Staat sollte mit allen Mitteln zur Hebung und Erhaltung der Landwirthschaft bei­tragen, er hat das größte Interesse an der Er­haltung ihrer Steuerkraft und das Wohl und Wehe der übrigen Bevölkerungsklassen hängt aufs Engste mit dem Gedeihen der Landwirth­schaft zusammen, so daß dieselben sich dabei um so mehr beruhigen können, als der Bauer zahlungsfähig bliebe und dann auch das Sam­meln von milden Beiträgen für die Hagcl- beschädigte, das unleugbar viele Mißstände im Gefolge hat, aufhören würde. Der Schaden wüßte durch eine zum Voraus bestellte Ober- amtsschätzungs-Commisfion möglichst genau er­mittelt werden. Diese Commission hätte aus drei Sachverständigen zu bestehen, wovon ein Mitglied von der Centralstelle für die Land­wirthschaft zugleich Vorsitzender ein Mit­glied von der Amtsversammlung und das dritte Mitglied (Ortsschätzer) von jeder Gemeinde zu bestellen wäre. Die Kostender Abschätzung hätte demgemäß der Staat, die Amtskorporalion und die betreffende Gemeinde je nach Verhältniß zu tragen. Diese Commission entscheidet endgiltig mit Stimmenmehrheit nach Anhörung der Be­schädigten.

Was die Entschädigungssumme betrifft, so müßte der Bauer und Weingärtner ein- für allemal darauf verzichten, den vollen Betrag zu bekommen; denn einmal müßte sonst der Versicherungs-Beitrag ziemlich höher sein, und dann soll eben der Hagelschlag nicht als ein glückliches Ercigniß erscheinen, das dem Land­wann den ganzen Erndteertrag in klingender Münze mühelos in den Beutel bringt, so daß er schließlich wünschen müßte, es möchte alle Jahre hageln. Weniger als 50 pCt. und mehr als 75 pCt. des Schadens sollte niemals ersetzt werden je nach dem Stand der Casse. Etwaige Ueberschüsse könnten zur Ermäßigung der Bei­träge verwendet werden. Das Cassenwescn hätten die Oberamtspfleger und Cameralämter unentgeltlich zu besorgen. Die Centralkaffe könnte von der Centralstelle für die Landwirth­schaft oder vom Verwaltungsrath der Gebäude­blandversicherungsanstalt verwaltet werden.

Ob vorstehende Gedanken eines warmen Bauernfreundes einige Körnchen Wahrheit ent­halten, mögen Fachmänner beurtheilen; so viel ist sicher, verschwinden wird diese wichtige Frage nicht mehr von der Tagesordnung, als bis sie gelöst ist.(H. B.)

Tagespolitik.

Der Kaiser hat mittelst Ordre vom 5. Dez. die umgearbeiteten Pläne Wallots für das Rcichstagsgebäude genehmigt. Es wird nunmehr mit der Feststellung der Kostenan­schläge vorgegangen werden.

Von der politischen Abtheilung des K. Polizeipräsidiums zu Berlin ist der erste Beamte, Polizeirath Krüger mit weitgehenden Vollmach­ten nach Madrid abgereist, um den deutschen Kronprinzen auf seinen weiteren Jnkognitoreisen zu begleiten. Herr Krüger, der als einer der besähigsten Polizeibeawten auf seinem Gebiete gilt, führt eine namentliche Liste und zahlreiche Photographien der russischen Nihilisten und fran­zösischen und deutschen Sozialisten bei sich.

Großes Aufsehen erregt in Rom ein am 6. d. stattgefundener parlamentarischer Skan­dal. Nicotera, aufgebracht, weil ein 22jähr. Bursche Namens Calabritto, welcher in einer Broschüre behauptet hatte, daß Nicotera wäh­rend seiner Amtsthätigkeit als Minister des

Innern öffentliche Gelder unterschlagen hätte, zum Ritter des italienischen Kronordens ernannt wurde, insultirte zuerst den Unterrichtsminister Baccelli, und spuckte dann dem Generalsekretär des Innern, Lovito, ins Gesicht. Es kam nun darüber zu einem Duell; beide Duellanten wur­den schwer verwundet.

Die so lange erwarteten telegraphischen Nachrichten aus Tongking sind noch immer nicht eingetroffen und so mußte denn ohne die­selben am Freitag in der Pariser Deputirten- kammer die Tongking-Debatte begonnen werden. Obwohl das Ministerium Ferrh von allen Seiten harte Vorwürfe zu hören bekommt, war die Bewilligung der geforderten 9 Mill. Frank zur Fortsetzung der Expedition nicht zweifelhaft.

Der deutsche Kronprinz kann mit der ihm in Spanien widerfahrenen Aufnahme sehr zufrieden sein. In den letzten Tagen sei­nes Aufenthalts in Madrid gab ihm zu Ehren auch der Magistrat ein splendides Fest im Stadthause, die Studenten brachten ihm eine Serenade, seinetwegen wurde ein Manöver ver­anstaltet, auf welchem er die Schnelligkeit, Ele­ganz und Elastizität der spanischen Soldaten zu bewundern Gelegenheit hatte, und vom Könige wurde ihm auch ein hoher Orden verehrt.

Die öffentliche Meinung in Portu­gal ist empört über die Nichtachtung, welcher der portugiesische Kronprinz bei seinem Besuch in England begegnet. Es wurde ihm nicht einmal Wohnung in einem königlichen Palast angeboten, so daß er in einem Hotel habe logiren müssen; ebensowenig habe er eine Einladung zum Diner erhalten, welches aus Anlaß des Geburtstages des Prinzen gegeben wurde.

In Rußland spukt der Nihilismus wieder in bedenklichem Grade. Es müssen wie­der Geheimdruckereien errichtet sein, denn die Nihilistenblätter schießen wie Pilze aus der Erde. Im kaiserlichen Winterpalais zu Gatschina meldete sich dieser Tage eine Frau, welche den Zaren zu sprechen wünschte, um ihm wichtige Mittheilungen zu machen. Sie gab an, früher zu den Nihilisten gehört, sich aber von ihnen getrennt zu haben. Die Person wurde in Haft genommen.

In Serbien hat am Freitag der Prozeß gegen die 37 Mitglieder des radikalen Zentralkomitcs begonnen, das beschuldigt wird, den jüngsten Aufstand eingefädelt und geleitet zu haben. Von den mit den Waffen in der Hand gefangen genommenen Führern sind im ganzen 7 standrechtlich erschossen worden; zwei andere, vom Kriegsgericht gleichfalls zum Tode Verurtheilte wurden vom König Milan be­gnadigt.

Es war vorauszusehen, daß sich die Feindschaft des chinesischen Volkes gegen Frank­reich auf alle Fremden übertragen würde. So hat ein Volkshaufe in Kanton die dortige christ­liche Kapelle zerstört. - Schon vor acht Wochen fand in dieser Stadt ein Tumult auf die Eu­ropäer statt, wobei vielfach Eigenthum der letzteren zerstört wurde. Die chinesische Re­gierung hat sich indessen auf Verwendung des deutschen Geschäftsträgers bereit erklärt, den angerichteten Schaden zu ersetzen.

Aus CHartum meldet man der Times": Der Mudir vonSennar telegraphirt, vorgestern Abend habe ein Derwisch den Bazar betreten und die Vernichtung der Armee Hicks Pascha's verkündet; er schwor auf den Koran, daß nicht ein einziger Soldat in Kordofan am Leben geblieben sei. Darauf wurden sofort 5000 Eingeborne von Sennar bewaffnet, dar­unter 500 mit Rewmington-Gewehren und sie erklärten sich für Anhänger des Mahdi. Der