-eiikschen und österreich-ungarischen Delegatton bis zum Eintreffen der Ukrainer verschoben worden ist, ist, wie die .Nordd. Allg. Ztg." redaktionell schreibt, offenbar seitens der ruffischen Delegation in der letzten Zeit eine andere geworden. Maßgebend dafür sind aber nicht die edlen politischen Doktrinen der bolschewistischen Machthaber, maßgebend ist vielmehr die bei ihnen vorhandene Ueberzeugung, daß eS den bolschewistischen Massen gelingen werde, die Herrschaft der Rada in Kiew nmzustürzen und die Ukraine in ihre (Gewalt zu bekommen. Aus diesem Verhalten ergibt sich ein neuer Beweis dafür, daß die Theorie von der Selbstbestimmung der kleinen Nationen für die Bolschewik! in dem Augenblick aufhört, wo sie die Macht über diese Nationen gewonnen haben oder gewonnen zu haben glauben. Dann sängt die Vergewaltigung dieser kleinen Völkerschaften an und die Dolschew'ki pfeifen auf das Selbstbestimmungsrecht. Sie fühlen sich, ohne im geringsten auf die Interessen der Nationen Rücksicht zu nehmen, als die Herrscher In dem betreffenden Lande. So geht es nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Finnland, in der Krim. In Esthland ist die esthnische Landesversammlung, die die Selbständigkeit Esthlands ausgerufen hatte, von maxi- mal.stischen Soldaten auseinandergesagt worden. Die esth- niichen Politiker fliehen ins Ausland und suchen Schutz bei anderen Nationen. Tie Letten werden jetzt nock/ durch d>e junglettischen Regimenter, die sich in Petersburg befinden und durch gleisnerische Versprechungen auf Land und Frecheit an die bolschewistische Politik gefesselt. Die alt- lettische Partei ist aber schon jetzt mißtrauisch gegen die bolschewistischen Zusicherungen. Herr v. Kühlmann hat mit seiner Charakteristik der bolschewistischen Politik in der Re'chStaoSsitzuna durchaus recht und die Bolschewik! haben selbst dafür gesorgt, daß ihre heuchlerischen Phrasen von Vöskerfreibeit und Völkerbeglückung durchschaut sind. Wir hoffen, daß sich die Diplomaten der Verbündeten in Vrest- Litowäk nicht weiter bemühen werden, diese Theorien zu widerlegen, nachdem die Bolschewiki selbst dafür Sorge getragen haben, daß sie sich durch ihre Taten und für immer widerlegt haben.
Die Berliner Kriegsbetriebe unter militärischer Leitung.
(WTB) Berlin, 1. Febr. Bekanntmachung. Die Ausstandsbewegung, in der ein Teil der Arbeiterschaft von Groß-Berlin noch verharrt, beeinträchtigt die Versorgung des Heeres und der Marine mit Waffen und Munition. F-b habe daher zunächst folgende Betriebe: 1. Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken in Martimkenfelde und W'.t'ena'i. 2. Berliner Maschinenbau-A.-G. vorm. L. Schwarzkopf in Berlin, 8. A. Borstg in Berlin-Tegel, 4. Allgemeine Elcktrizitätsgesell'chast, Fabrik in Hinnigsdors, 5. Argus- Motorenaesellschnst in Berlin-Reinickendorf. 6. Luftverkehrsgesellschaft in Berlin-Johannestal, 7. Daimler Motoren- ge'-ll'chaft, Zweigniederlassung in Berlin Maricnfelde, unter militärische Leitung gestellt und den Arbeitern dieser Betriebe aufgegeben, die Arbeit spätestens am Montag den 4. Februar 1918, bis morgens 7 Uhr wieder aufznnehmen. Zuwiderhandelnde setzen sich schweren Bestrafungen nach den Vorschriften des Belagerungsgesetzes aus. Die wehrpflichtigen Arbeiter werden ausserdem militärisch eingezogen werden.
Der Oberbefehlshaber in den Marken: v. Kessel, Generaloberst.
Der Zweck der Ausstandsbewegung.
Köln, 1. Febr. Die „Köln. Ztg." meldet: Ein von einer Vertrauensmännerversammlung der Streikenden eingesetzter SiebenerauSschuß unterbreitete dem Kölner Regierungspräsidenten und dem Kölner Oberbürgermeister die Forderung der Aus ständischen, die beide Herren nach Berlin weiterzugeben versprachen. Die Vertreter der beiden sozialdemokratischen Richtungen lehnten jeden Gedanken an eine Verneinung der Landesverteidigung ab. Auch die Unabhängigen ließen keinen Zweifel darüber, daß sie zur vollen Pflichterfüllung an der Front und zu weiteren Entbehrungen in der Heimat bereit seien, wenn die Tatsache vorliege, daß die Gegner sich zu einem annerieiislosen und entschSdignngslosen Frieden nicht würden bereitfinden. In einer heute mittag stattfindendcn Versammlung soll den Arbeitern die Wiederaufnahme der Arbeit empfohlen werden, da der Zweck des Ausstandes erreicht sei, der in nichts anderem bestanden habe, als durch eine Kundgebung den Wille» weiter Kreise der Arbeiterklassen zu offenbaren.
Die Vorgänge in Rußland.
Die Zustände in Südwefirußland.
(WTB.) Petersburg, 3l. Jan. (Pet. Tel.-Ag.) Die Truppen derSovjetS bemächtigten sich des wichtigen Bahnhofs von Bachmatschi (Gouvern. Tschernigow). Die Offiziere und adeligen Unteroffiziere haben sich nach Kiew zurückgezogen, das von allen Seiten umringt ist. Da die Zentralrada das Vertrauen zu den ukrainischen Soldaten und Arbeitern verloren hat, errichtete sie eine Weiße Garde aus adeligen Unteroffizieren und degradierten russischen und Polnischen Offizieren.
(WTB.) Petersburg, 3l. Jau. (Pet. Tel.-Ag.) Aus Sebastopol wird gemeldet, daß die Städte Kartsch, Fcoiosia und Jalta in die Hände der Sovjetstruppen ge-
Amlliche Bekanntmachung«». >
Herstellung von Zwieback.
Im Monat Februar d. I. sind nach der eingeführten Reihenfolge folgende Bäcker berechtigt, Zwipback herzustellen, und zwar:
Herr Friedrich Psrommer, hier;
» Julius Seeger, hier;
„ Friedrich Schaible, hier.
Calw, den 31. Januar 1918.
Kormmmalverband:
Regierungsrat Binder.
Die Schultheißenämter und Gemeindepslegen wollen ihre Abrechnungen nebst Belegen über die bis einschließlich 2. Februar d. I. an unsere Sammelstelle bei Metzgermeister Widmaier hier aus Hausschlachtungen abgelicferten Fett-' mengen alsbald einreichen.
Calw, den 1. Februar 1913.
Kommunalverband:
Regierungsrat Binder.
Hausschlachtung von Schweinen.
Die Fleischversorgungsstelle für Württemberg und Hohenzollern hat auf Ansuchen den Termin für die Vornahme der Hausschlachtung von Schweinen für den Oberamtsbezirk Calw allgemein auf
15. Februar d. I.
festgesetzt.
Die Schulthcißenämtcr wollen dies in den Gemeinden ortsüblich bekannt machen lassen.
Damit dürste den vielen einkommenden Gesuchen, da wegen Mangels an Metzgern die Hausschlachtungen noch nicht überall vorgenommen werden konnten, Rechnung getragen sein. Gesuche um weitere Hinausrückung des Termins, soweit dies nicht bereits für einige Gemeinden erfolgt ist, wären umgehend vorzulegen. Dabei wird bemerkt, daß diese Gesuche nur Aussicht auf Genehmigung haben, wenn technische Schwierigkeiten (Mangel an Metzgern) vorliegen; die Tatsache allein, daß erlaubte Futtermittel vorhanden sind, genügt nicht.
Calw, den 1. Febmar 1918.
K. Obevrmi: Binder.
Kleesamcn und Hülsenfrüchtestroh.
Die württ. Heeresverwaltung übernimmt sowohl Kleesamen als auch Hülsenfrüchtestroh und läßt die Anrechnung der gelieferten Mengen auf, das Strohlieferungssoll zu. Verkäufliche Mengen solchen Strohs wollen daher dem Kommunalverbund angemeldet werden.
Calw, den 1. Februar 1918.
Kgl. Oberamt: Binder.
fallen sind. Bei Simferopol leisten 7000 Mann tatarische Soldaten Widerstand. Man erwartet jeden Augenblick die Einnahme von Ohrenburg. Der Kosakengeneral Dutoff ist geschlagen worden.
Die Kämpfe in Finnland.
(WTB.) Stockholm, 1. Febr. Die finnische Gesandtschaft erhielt am Donnerstag abend ein Telegramm aus Helsingfors, wonach russische Soldaten und Rote Gardisten in Helsingfors die Mitglieder des Landtags und die Bankdirektoren verhaftet haben. Trotzky und Lenin hätten gedroht, drei Regimenter nach Wyborg zu senden, um die Schutzkorps, die sogenannten Weißen Garden, zu vernichten.
Polen und die Maximalisten.
(WTB.) Warschau, 1. Febr. Die polnische Regierung hat der Presse eine Erklärung zugehen lassen, in der sie gegenüber den bolschewistischen Angriffen, welche die Konstituierung eines polnischen Staates verneinen, den Willen der Nation als bei der Entstehung des polnischen Staates entscheidenden Faktor unterstreicht und die Rolle der Zentralmächte als Helfer hervorhebt. Sie verleiht der tatsächlichen und preßpolitischen Unabhängigkeit des Königreichs von Rußland Ausdruck und erklärt somit ein Referendum für nicht notwendig.
Die deutschen Gefangenen in Rußland nnd die Revolution.
(WTB.) Berlin, 1. Febr. Die „Nordd. Allg. Zig." schreibt redaktionell über verfehlte Propaganda der russischen Revolutionäre unter unseren Truppen: Unsere Gefangenen in Rußland benutzen die Unordnung im Lande und die immer schwächer werdende Besetzung der feindlichen Stellungen, um zu unserer Front zurückzngeiangen. Schon sind viele Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften zurück- gekehrt. Die russische Propaganda hat keinen Eindruck auf sie gemacht. Sie verlachen sie und erklären ausnahmslos, für eine solche Wirtschaft, wie sie in Rußland herrsche, bedanken sie sich. Tort hätten sie erst die Ordnung und die Sicherheit in der Heimat richtig schätzen gelernt. Auch die noch in Rußland zurückgehaltenen Kameraden dächten ebenso und verlachten öie feindlichen Versuche, sie von der welt- äeglückenden Idee der russischen Umstürzler zu überzeugen. Das sollte man sich hier in der Heimat einprägen und eine Lehre daraus ziehe»
Vermischte Nachrichten.
Eine mNionallibrrale Kundgebung zur preußischen Wahlreform.
(WTB.) Berlin, 31. Jan. Maßgebende Vertreter der Nationalliberalen haben folgende Kundgebung erlassen: „Den Erwägungen, ob im Kriege eine Aufrollung der preußischen Wahlrechisfrage angezeigt sei, hat die Einbringung der Wahlrechisfrage den Boden entzogen. Jetzt handelt es sich nur noch darum, ob in absehbarer Zeit das Wahlrecht in Preußen überhaupt verändert werden soll oder nicht. Unausgesetzt, zuletzt noch auf dem Magdeburger Parteitag, hat die Nationalliberale Partei die Notwendigkeit einer durchgreifenden Verbesserung des preußischen Wahlrechts anerkannt. Ueber die Art und Weise und das Maß haben in der Partei die Meinungen gewechselt. Während die Gründer- der Nationallibcralen Partei für das gleiche Stimmrecht eintraten, vereinigten sich auf dem Magdeburger Parteitag die verschiedensten Richtungen auf der Forderung des unmittelbaren und geheimen Wahlrechts unter derzeitiger Ablehnung der vollkommenen Gleichheit. Die Erfahrungen der Kriegszeit haben auch hierin in manchen Kreisen der Partei einen Wandel herbeigeführt, insbesondere einer Abstufung des Stimmrechts nach Besitz immer mehr Gegner zugeführt. Unbeschadet aber der grundsätzlichen Stellung über die Vorzüge der Gleichheit oder Abstufung, halten wir es für eine geschichtliche Notwendigkeit, die von unserem König zugcsagtx und vorgeschlagene Gleichheit des Wahlrechts anzunehmen und dadurch die unter dein Kriege schwer leidende Gesamtheit unseres Volkes mit dem Bewußtsein der Gleichberechtigung in unserem staatlichen Leben zu erfüllen. Wir erwarten von diesem Schritt, der für manche ein Opfer bedeutet, daß er in den Kreisen, denen die Vermehrung der politischen Rechie zugute kommt, die vaterländische Opferwilliakcit stärkt, ohne die wir den von unserer Partei gewollten siegreichen Frieden nicht erreichen können. Mir bitten daher unsere Abgeordneten im preußischen Landtag, jeder Verschleppung der Wal'lrcform entgegenzutrcten und unter patriotischem Verzicht ans begreifliche Bedenken sich ans den Boden des von der Negierung vorgeschlagcnen Grundsatzes der Gleichheit zu stellen."
(Folgen Unterschriften.)
Der Bauenrschreck.
Seit Herbst vorigen Jahres verschwand den Bauern in einem Ort in der Nähe von Klagenfurt Vieh von der Weide, aus den Bauernhöfen verschwanden Mehl, Eier, Speck, Schaufeln und anderes Werkzeug. Als der Winter kam, wurde den Bauern das Vieh aus den Stallungen gestohlen. Auch Mühlen und Kellern stattete man nächtliche Besuche ab. An einer abschüssigen Stelle bemerkte nun vor kurzem- der Landjäger ein Erdloch. Er hielt sein Gewehr in das Loch und schrie hinein. Zur nicht geringen Uebcr- raschung kroch ein wohlgenährter Russe hervor, grinste und salutierte. Nach der Fesselung des Russen betrat der Landkäger das Innere der Erdhöhle. Das Dach bestand aus Latten und Tannenreisig, die Wände waren verkleidet, ein Strohsack war das Bett, auf einem Holzgestell befand sich Fleisch von fünf Schafen, ferner fand man 1 Zentner Roggenmehl, Eier, Fett. Kleider, Kochgeschirr, Säge, Schaufeln, selbst ein Brotbackofen und Holz fehlte nicht!
Die bulgarischen Kriegsziele.
(WTB.) Sofia, 30. Jan. In der heutigen Sitzung der Sobranje wies Ministerpräsident Nadoslawow in seiner Rede vor gut besuchtem Hause und überfüllten Tribünen über die Kriegsziele Bulgariens und dessen Teilnahme an den Friedensverhandlungen mit Rußland darauf hin, daß alle Völker sehnsüchtig den Frieden wünschen und auch die Bulgaren ihn anstrcben, aber einen ehrenvollen, ihre nationale Einheit besiegelnden Frieden. Wenn Bulgarien den schmerzlichen Opfern dieses Krieges zustimmte, so geschah es, um alle seine zerstreuten Stammes- tcile zu einem einzigen Staate zusammenzufaffen. Bulgarien rechnet mit dem Anschluß der Dobrudscha, des Moravalandes und Mazedoniens an das Mutterland, was mit der Friedensformel „keine gewaltsamen Gebietserweiterungen und freies Selbstbcstimmungsrecht der Völker" nicht in Widerspruch steht. Die Verwirklichung dieses nationalen Willens hat die bulgarische Abordnung in Brest-Litowsk bisher mit Erfolg vertreten. Der Redner gab nach einem ge- 'chsthtlichcn Ueberblick über di: Verhandlungen der festen Hoffnung Ausdruck, daß diese schließlich zu ei . Sonderfrieden mit Rußland führen werden. Die Verteidigung der bulgarische» Interessen auf der Brest-LitowSker Konferenz bilde einen wesentlichen Programmpunkt Oesterreich-Ungarns und Deutschlands. Alle Führer der Oppositionsgruppen sprachen nach der vom Hause beifällig ausgenommenen Rede des Ministerpräsidenten den rückhaltslosen Beitritt ihrer Fraktionen zu dem von der Regierung vorgctrageacu Programm der nationalen Einigung aus.
Von der Pariser Konferenz.
Berlin, 2. Febr. Wie dem „B. L.-A." aus Genf berichtet wird, bestätigt „Petit Parisien", daß nach der Versailler Konferenz ein gegen die Mittelmächte gerichtetes Schriftstück veröffentlicht werden wird. Clemcnceau hierüber befragt, erwiderte: „Ich nehme aus Versailles gute Eindrücke mit".