mannt, den Preis gewann. Am Festzug nahmen u. A. Theil die Herren Oberstlieutenant z. D. von Heinrich, Oberstlieutenant von Reinhardt, Major von Schmidt, Hauptmann von der Osten, Hauptmann Freiherr von Crailsheim, Hauptmann von Kern, Premierlieutenant der Landwehr Stahl und Stallmeister Sr. Majestät Rittmeister Frhr. von Wöllwarth. Unter Vorantritt der hiesigen Militärkapelle sowie des Militär- und Veteranenvereins begab sich der Zug um halb 2 Uhr durch die Stadt in den Aktiengarten, wo Herr Turnlehrer Hohenacker die Gäste begrüßte. Es folgten einige Toaste auf II. MM. den König Karl und Kaiser Wilhelm, ferner auf die Jägeroffiziere, die ge- sammte württemb. Armee und deren Führer, welche stürmischen Widerhall fanden. Herr Major Schmid aus Stuttgart dankte im Namen der Offiziere für die Beweise der Anhänglichkeit und brachte ein Hoch aus auf das „Volk in Waffen". Herr Oberstlieutenant v. Heinrich toasttrte unter begeistertem Beifall auf I. M. die Königin. Weitere Toaste galten den gefallenen Jägern und dem Festkomite. Im Laufe des Nachmittags trafen mehrere Telegramme ein, so auch von Sr. Exc. dem Herrn Generallieutenant v. Knörzer, welcher bedauerte, an der persönlichen Antheilnahme verhindert zu sein. Als um 5Vr Uhr die Antwort auf die Huldigungstelegramme, welche an II. MM. den König und die Königin gesandt wurden, zur Verlesung kamen, stieg der Enthusiasmus auf's Höchste und brausend brach die Versammlung in ein abermaliges Hoch auf Ihre Majestäten aus. Der Sängerchor des Veteranenvereins trug im Laufe des Nachmittags unter lebhaftem Beifall einige Lieder vor. Die Militärkapelle verschönerte das Fest durch ein sehr gut gewähltes und exakt ausgeführtes Programm. Bei Einbruch der Nacht machte der Aktiengarten durch die arrangirte „italienische Nacht" und bengalische Beleuchtung einen feenhaften Eindruck. Das Fest hat seine Bestimmung zweifelsohne erfüllt: allen Freunden und Kameraden ein freundliches Wiedersehen zu bereiten, alte Erinnerungen auszutauschen und der gemeinschaftlich verlebten ernsten und heiteren Tage in Kriegs- und Friedenszeiten zu gedenken. (Bon Altenstaig haben sich an dem Jägerfeste die HH. Stricker Wurster und Blumenwirth Pfeifle betheiligt. D. Red.)
Göppingen, 9. Juli. In Bünzwangen hat heute Mittag 12 Uhr der dortige Bauer Joh. Gg. Rau den Bauern Joh. Gg. Höfer auf dem Felde während der Arbeit erschossen und sich selbst unmittelbar darauf durch einen Schuß entleibt. Die Beweggründe zu diesem Doppelmord find zur Zeit noch unbekannt. Die Aufregung in Bünzwangen ist groß.
Göppingen, 8. Juli. Hier wurde dieser Tage ein Stromer verhaftet, welcher nicht weniger als 8 Pässe und 2 Stempel bei sich führte.
Ulm, 7. Juni. Die hiesige Polizei ver
haftete gestern zwei Schwindler, die einem Musiker vom 12. bayr. Jnf.-Reg. übel mitgespielt haben. Die beiden Bursche, der eine von Offenbach a. M., der andere von Bingen a. R., kamen zu dem Musiker und jammerten ihm vor sie hätten aus einem großen Conkurs noch einen Posten Waare, den sie um jeden Preis losschlagen müßten, nur um Geld zu bekommen. Die Waare wurde vorgezeigt und 270 M. dafür verlangt. Der Musiker bot 200 M. und der Zuschlag erfolgte unter dem Schein tiefer Bekümmerniß wegen des niedrigen Preises. Nachdem der Kaufschilling bezahlt war, entfernten sich die Schwindler; der Käufer ließ die Waare (Tuch und Bukskin) von einem Sachverständigen schätzen, der den Werth auf höchstens 100 M. taxirte. Darauf erfolgte die polizeiliche Anzeige und die Festnahme der beiden Schwindler. Bet ihrer Vernehmung hatten sie schon 40 M. von dem erlösten Geld bei der Post einbezahlt, um wieder einen neuen Posten ähnlicher Schund- Waare kommen zu lassen, doch wird ihnen ihr sauberes Handwerk jetzt für einige Zeit gelegt sein.
Ulm, 8. Juli. Die Vorbereitungen für die nächste Münsterlotterie haben insoweit schon begonnen, als der Druck der Loose in Angriff genommen ist. Die Ausgabe der Loose wird aber erst Anfangs Oktober erfolgen, da die Ziehung wegen der kolltdtrenden Cölner Lotterie erst im Februar nächsten Jahres stattfindet. Zum Ankauf von Gemälden wird sich die betr. Commiston im Laufe des Sommers nach München auf die internationale Kunst-Ausstellung begeben. — Von den Gewinnen der letzten Lotterie sind immer noch einige nicht abgeholt; doch hat in den letzten Tagen ein werthvolles Stück: der Silberschrank von Förstler seinen Herrn gefunden. Ein Bierbrauer zu Ingolstadt hatte s. Z. ein Ulmer Münsterloos gekauft und dasselbe in ein Täschchen seiner Weste gesteckt. Die Weste wurde abgelegt und mit ihr kam auch das Loos in Vergessenheit. Ganz zufällig entdeckte die Frau des Bierbrauers kürzlich den verborgenen Schatz, sie verschaffte sich eine Ziehungs-Liste, und richtig, das Loos hatte gewonnen. Der glückliche Gewinner reiste sogleich hierher und nahm den zu 500 M. angeschlagenen Stl- berschrank in Empfang.
Ulm, 9. Juli. Die Wanderversammlung der württembergischen Gewerbevereine wird dieses Jahr am 9. und 10. September in Freuden- stadt stattfinden. Dabei werden folgende Gegenstände auf die Tagesordnung kommen: 1) die abändernden Bestimmungen der neuen Reichs- gewerbeordnung. 2) die Gefängnkßarbeit, die damit zusammenhängenden Mtßstände und die Mittel und Wege, wie denselben abzuhelfen ist. 3) das Exportmusterlager, sein Zweck und seine bisherige Thätigkett. 4) die Frage der Erwerbung und Gründung von Kolonien für das deutsche Reich.
(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Vaihingen a. E., gerieth ein öjähriges Töchterlein des Kunstmühle-Besttzers Gust. Schä
fer unweit der Kunstmühle in die Enz, wo es ertrank. Rettungsversuche hatten sich als vergeblich erwiesen. — In Oßweil war der ledige, 26 Jahre alte Steinhauer Götz mit 2 Männern im Steinbruche beschäftigt. Mittelst Pulvers wurden die Steine losgesprengt. Eine starke Ladung ging lange nicht los und sämtliche Anwesende glaubten, die Leitung sei erloschen. Götz trat näher und als er zugreifen wollte, um die Ladung zu untersuchen, knallte es! Die rechte Hand desselben war abgerissen, das ganze Gesicht ist voll Pulver und furchtbar entstellt, die rechte Gesichtshälfte desselben aufgerissen, das rechte Auge fehlt und das linke ist ohne Sehkraft. Die Hand mußte sogleich oberhalb des Gelenkes abgenommen werden. — Oester machen sich Kinder das Vergnügen, über die Stiegengeländer hinabzurutschen. Ein etwa 6jähriger Knabe eines Beamten inFriedrichz- hafen wollte unlängst sich ebenfalls an diesem gefährlichen Spiele erfreuen, bekam jedoch das Übergewicht und stürzte fast zwei Stock hoch auf den steinernen tzausöhrn. Er wurde bewußtlos aufgehoben und sein Zustand ist sehr bedenklich. — Als Donnerstag Abend der 56- jährige Kaufmann Theodor Leopold in Stutt- gart aus einer Restauration, wo er das Gewitter abgewartet hatte, heraustrat, um sich nach Hause zu begeben, wurde er von einem Schlaganfall getroffen und war sofort todt. - Am letzten Samstag wurde bet einer Hausdurchsuchung durch die Fahndungspolizei im Hause Pfarrstraße Nr. 17 in Stuttgart die Leiche eines vollständig ausgewachsenen Kindes, männlichen Geschlechts, gefunden. Die betr. Bewohnerin, Charlotte D., Instrumentenmachers Wwe., wurde wegen Verdachts der Kindstödtung festgenommen und dem K. Amtsgericht übergeben.
— Letzten Donnerstag Abend verunglückte in Altshausen ein junger Bäckerlehrling. Derselbe wollte im hiesigen Weiher baden und zwar an einer sehr gefährlichen Stelle. Er versank sofort und konnte nicht mehr gerettet werden.
— In Heilbronn erschoß ein Gefreiter des dortigen Bataillons aus Unvorsichtigkeit einen Unteroffizier. Die Kugel ging dem Letzteren durch den Kopf, so daß er sofort todt war.
Deutsches Reich.
Ein Herr Braun aus Aachen, welcher sich in Baden-Baden mit zwei Töchter aufgehalten hat, ist unter Symptomen einer Vergiftung gestorben, die er sich durch den Genuß einer Speise zugezogen haben soll. Die Leiche wurde nach Aachen überführt. Wie man hörr, so ist die Staats-Anwaltschaft in Karlsruhe der Sache näher getreten.
In Mannheim stürzte vergangenen Dienstag vom 3. Stock eines Neubaues ein Maurer herunter. Als eine sofort herbeigeeilte Droschke ankam, um den Verunglückten in's Krankenhaus zu bringen, richtete sich derselbe, zum Erstaunen aller Umstehenden auf und ging ruhigen Schrittes in die gegenüberliegende Wirtschaft, um sich
Der Adelsmüüer.
Lebensbild von Ls>r1 LobunslinA.
(Fortsetzung.)
Indessen ward Rudolf von Mühlenschmidt doch bald stutzig.
„Du!" flüsterte er dem Freunde zu, indem er ihm einen Stoß in die Seite gab. „Höre doch einmal — fällt dir denn nicht die Stimme des Menschen — wie der Mensch selbst auf — ? Bei Gott, es ist so — ich täusche mich nicht —! Max, ich bitte dich — das ist ja —!"
„WaS hast du denn?" fragte Max von Benzen. „Ach sieh' — dort ist der Toilettenraum der Damen — manövrieren wir ein wenig schlau, um demselben näher zu kommen."
„Laß die Damen!" entgegnete Rudolf. „Sieh' dir den Mann da näher an — es ist, so wahr ich lebe, mein Bruder Valentin!"
„Warum nicht gar — du bist ein Narr!" stieß der junge Freiherr hervor.
Dessenungeachtet betrachtete er sich den Bezeichnten und das Resultat seiner Forschung war ein mehrfach wiederholtes „Hm, hm!"
„Nicht wahr, ich habe recht?" flüsterte Rudolf. „Es ist Valentin!"
„Es kommt mir fast selbst so vor!" meinte Max von Benzen.
Er war augenscheinlich ebenfalls nicht angenehm durch die gemachte Entdeckung berührt.
„Laß uns gehen!" flüsterte Rudolf ängstlich. „Ich möchte nicht, wenigstens hier nicht, mit ihm Zusammentreffen!"
„Dummes Zeug!" erwiderte der junge Freiherr. „Wir haben ja nicht nöthig, uns mit ihm einzulassen. Er wird uns auch schwerlich erkennen. Wir waren Kinder, als er fortging, und sind jetzt erwachsene Leute. Da sind wir nun einmal, laß uns den Ulk zu Ende führen. Ich sterbe hier täglich zweimal vor Langeweile — also —!"
„Mir ahnt Böses!" murmelte Rudolf verstimmt, schien sich jedoch der Beweisführung des Freundes fügen zu wollen.
Inzwischen lief die Szene, in der Valentin thätig war, zu Ende und sein Abgang erfolgte. Er kam direkt auf die beiden jungen Herren zu und betrachtete dieselben, als er erst aufmerksam auf sie geworden, näher. Plötzlich durchzuckte es ihn und er trat schnell an Rudolf heran.
„Ah! — Auch hier?" rief er, dem Bruder auf die Schulter schlagend. „Das ist ja recht brav von dir, und sieh' an —der kleine Max ebenfalls!
Rudolf und Max warfen sich klägliche Blicke zu und schienen über ihr zu beobachtendes Benehmen in Zweifel zu sein. Valentin lachte.
„Ich verstehe!" sagte er. „Wir sind inkognito hier, ich werde nichts verrathen und das Völkchen um uns ist sicher. Wir haben auch nicht nöthig, uns weiter zu beachten — amüstrt euch, Kinder! Dieser Jokus ist ein scharfes Gewürz für euer freudeleeres Dasein, es wird euch vielleicht noch lange zwicken. Doch haltet euch nicht zu lange auf, vielleicht gibt es noch ein geräuschvolles Finale."
Valentin lächelte in etgenthümlicher Weise und entfernte sich. Rudolf mahnte ängstlich wiederum zum Gehen.
„Jetzt ist doch alles gleich!" erwtederte indessen der junge Freiherr. „Wer wird denn auch so ängstlich sein, der verlorene Mensch hat ja alle Ursache, sein eigenes Inkognito zu bewahren, und er ist offenbar bemüht, solches zu thun."
Rudolf seufzte, es schien ihm wie Blei in den Adern zu liegen. Einen Zettel zur heutigen Vorstellung hatten die beiden jungen Leute wohl nicht zu Gesicht bekommen, sondern nur von der Anwesenheit der Schauspieler gehört. Max von Benzen knüpfte übrigens bald eine lebhafte Unterhaltung mit einer der Schauspielerinnen an, die er früher bei einer andern Truppe gesehen hatte.