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Ans den Taimen.

Intelligenz- L Anzeige-Matt

Von der oberen Nagold.

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M. 80.

Menstaig, Donnerstag den 12. Juki.

1883.

In Folge der vom I8./30. Juni abgehaltenen Dienst­prüfung unständiger Lehrer sind u. A. für befähigt erklärt worden: Betz, Ehr., Schulamtsverweser in Göttelfingen; Finckh, I. M. Fr., Seminarunterlehrer in Nagold; Kraft, Joh., Nnterlehrer m Freudenstadt; Volz, David, Hilfslehrer in Menstaig Dorf.

Gestorben: zu Stuttgart, C.Jul. v.Abel, Ober- baurath, Mitgl. des Raths der Verkehrsanstalten und der Gmeraldirektion der Staatseisenbahnen, 65 I. a.

S Eine neueJrredenta".

Als unter Zustimmung der Großmächte die Moldau und die Wallachei zu einem selbststän­digen Reiche wurden, als man diesem Staate Mige Unabhängigkeit von der Türkei zusicherte und sogar seiner Erhebung zumKönigreich" Rumänien nichts in den Weg legte, da glaubte man wohl nicht, daß dieses moderne Staats- gebilde die Ursache vieler politischen Weiterun­gen und Verhandlungen bilden werde. Im Gegenthetl: man sagte sich, es wäre gut, wenn zwischen den Kampfhähnen Rußland und Türkei eine neutrale Zone geschaffen würde und so entstand Rumänien, das ein Element der Ordnung an der untern Donau werden sollte.

Die enormen Schwierigkeiten, die Rumänien der endgültigen Regelung der Donausrage ent­gegenstellt, möchten wir hier nur nebenbei er­wähnen. Rumänien spielt sich in dieser Frage geradezu als Großmacht auf und rasselt sogar verschämterweise mit dem Säbel, so daß noch gar nicht abzusehen ist, welchen Ausgang die Sache nimmt. Indessen könnte hier zur Ent­schuldigung geltend gemacht werden, es handle sich um direkte Handelsiutereffen des Landes, welches dieselben auf jede möglich scheinende Art zu fördern bestrebt sei.

Eine viel ernstere Angelegenheit aber ist es, wenn ein Staat, den man sozusagen zur Aufrechterhaltung des Friedens und der Ord­nung gebildet hat, zum Tummelplatz von ge­fährlichen Agitationen und Gegenstand der Be­unruhigung für seine Nachbarn wird. Vor einigen Tagen wurde in Jassy ein Denkmal sür Stephan den Großen enthüllt, welcher s. Z. den Türken siegreich entgegengetreten war. Bei der Feier war König Karol anwesend und beim Festmahle brachte der Senator Gradtsteano einen Trinkspruch aus auf die Vereinigung der noch unter fremder Herrschaft stehendenProvinzen" Rumäniens mit dem Mutterlande; es waren mehrere Theile Ungarns und Siebenbürgens da­mit gemeint. Daß König Karol dem Sprecher darauf die Hand geschüttelt habe, wie der Fest­bericht meldet, mußte den üblen Eindruck, den die Rede in Wien machte, noch besonders ver­stärken.

Die österreichische Regierung hat darauf gedrungen, daß jene öffentlich und in Gegen­wart des Königs gethane Aeußerung von der rumänischen Regierung bekämpft werden solle uud wirklich erschien denn auch im rumänischen Amtsblatt ein Artikel, der seine Mißbilligung über den Trinkspruch Gradisteanos aussprach. Dieser Artikel befriedigt in Wien noch nicht, denn er richtet sich nur gegen die Aeußerung leibst und nicht gegen die durch dieselben ver­tretenen Absichten. Rumänien treibt hier ge­gen Oesterreich dasselbe Spiel, wie Italien unler früheren Ministerien, als dies denJrre- dentisten" die Zügel schießen ließ.

Das von Napoleon III. zuerst betonte sliattonalitälsprinzip" ist in dem letzten Viertel­lahrhundert gar sehr häufig mißbraucht worden und sollte dasselbe rein durchgeführt werden, o mußte Europa in einem Meer von Blut untergehen. Welches Volk hätte nicht Stammes- unter fremder Herrschaft? Deutschland

die wenigsten aber deutet irgend ein umstand der deutschen Politik daraus hin, daß

wir diese unsere Stammesgenoffenbefreien" wollen? Deuten Umstände darauf hin, daß jene dieBefreiung" wünschen? Der Zu­sammenhang unter den Angehörigen der einzel­nen Nationen kann eben nur ein geistiger und sittlicher sein; und wenn ein Staat sich auf jenes Prinzip beruft und seine Politik darauf einrichtet, so wird er zu einer Gefahr für den Frieden Europas.

Rumänien mag sich vorsehen; denn auch das jetzt zu Rußland gehörige Beßarabien ist von Rumänen bewohnt und mithin müßte sich die rumänischeJrredenta" auch gegen Rußland kehren. Wird der Jrredentistengedanke von der rumänischen Regierung zustimmend geduldet, so könnten sich die Großmächte, denen der jetzige Staat Rumänien seine Entstehung verdankt, vielleicht fragen, ob es nicht zweckmäßig wäre, dierumänische Frage" und die Verfassung des Donaukönigreichs einer neuerlichen Prüfung zu unterziehen.

Landesuachrichtev.

Calw, 9. Juli. Vor einigen Tagen pas- sirte einem Curgast, einer Dame in Hirsau, das Ungeschick, daselbst ein Portemonnaie zu verlieren, das außer Silber- und Nickelmünzen 1 Sovereing, einen Cheque (Bankanweisung) und verschiedene Coupons enthielt. Die ersten Schritte, die von der Dame sofort gethan wurden, um wieder in den Besitz desselben zu kommen, war außer der Jnkenntnißsetzung der Polizei, vorsichtigerweise auch des Hrn. E. Georgii hier, falls Jemand das engl. Goldstück einwechseln wollte. Ein merkwürdiger und glücklicher Zufall war es, daß sich kurz darauf ein Mädchen mit dem Geldstück bei der gen. Firma einfand und auch eingestand, dasselbe gefunden zu haben. Die weitere Nachforschung ergab, daß die in Hirsau wohnhaften Eltern des Mädchens von dem Funde Kenntniß hatten und deßhalb sofort ein­gezogen werden mußten, während das Mädchen leider Zeit gefunden habe, Cheque und Coupons zu verbrennen. (C. W.)

Stuttgart, 7. Juli. Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Errichtung einer Post­sparkasse, ist im Druck erschienen. Derselbe stellt lautN. T." den Mindestbetrag der Ein­lage auf 1 M>, den Meistbetrag des Guthabens (inkl. Zinsen) auf 1500 M. fest. Die Höhe des Zinsfußes soll durch König!. Verordnung festgesetzt werden.

In Stuttgart wurde Freitag früh im Kienleswald die 30jährige Louise Schmid aus Rohrdorf, OA. Nagold, nahezu verhungert auf­gefunden. Die Bedauernswerthe hatte schon vier Tage ohne Nahrung gelebt und sich seit acht Tagen ihrer eigenen Aussage nach im Wald Herumgetrieben. Sie wurde in das Katharinen­hospital verbracht.

Stuttgart, 8. Juli. Da eine Einigung zwischen Prinzipalen und Arbeitern nicht zu Stande kam, sind seit gestern Mittag die sieben größten Möbelfabriken Stuttgarts gesperrt. Die Forderungen der Arbeiter sind derart, daß die Prinzipale unter keinen Umständen darauf eingehen können. Abgesehen von der nicht un­beträchtlichen Lohnerhöhung, die eventuell noch zugestanden würde, wollen sie die Niedersetzung einer Kommission von Arbeitern in jeder Fabrik, welche die Sätze für Akkordarbeiten bestimmen soll; außerdem aber wird noch verlangt, daß, wenn ein Arbeiter an einer Akkordarbeit länger arbeitet, als vorgesehen ist, der Prinzipal ihm noch extra den Minimaltaglohn von 3 Mrk. 30 Psg. für die Zeit, die er länger arbeitet, zu vergüten hat. Das sind Forderungen, die den Prinzipal vollständig in die Hand der Arbeiter

liefern, und welche die Stuttgarter Möbelfabri­kation, die in den letzten Jahren einen so be­deutenden Aufschwung genommen, ruiniren müs­sen. Man sucht seitens der Streikenden die nnverheiratheten Arbeiter von hier fortzuschaffen, auch werden die Fabriken von jden Arbeitern bewacht, damit Keiner, der gern wieder anfan­gen möchte, die Prinzipale um Arbeit bitten kann. Morgen halten die Pianvfortesabrikanten und die Fabrikanten von gebogenen Möbeln eine Versammlung, um sich zur Unterstützung der Möbelfabrikanten über eine event. Schließung ihrer Etablissements zu berathen. Einstweilen haben sie sich bereit erklärt, keinen der Streiken­den in Arbeit zu stellen. Die Ausgeschlossenen wollen gerichtlich gegen ihre Prinzipale Vor­gehen, um einen 14tägigen Lohn za reklamiren. Bekanntlich schreibt das Reichsgesetz eine 14tägige Kündigung vor.

Stuttgart, 9. Juli. In Sachen des Schreinerstriks wurden heute sowohl von Seiten der Prinzipale als der Arbeiter Flugblätter vertheilt, in denen von beiden Theilcn der Ver­lauf der Angelegenheit dem Urtheile des Publi­kums unterbreitet wird. Heute Nachmittag hiel­ten die Pianofortefabrikanten und die Fabrikan­ten von gebogenen Möbeln eine Versammlung ab. Die 11 größten Pianofortefabrikanten er­klärten, sie hätten bereits die Haupträdelssührer der ganzen Bewegung, dieselben sind In­strumentenmacher, darunter auch der Vorstand des Schrcinerfachvereins Cloß entlassen, sie würden keinen der Arbeiter aus den gesperrten Fabriken beschäftigen und würden, wenn die Sache sich in die Länge zöge, auch schließen. Die Fabrikanten von gebogenen Möbeln stellten den Schluß ihrer Fabriken in Aussicht, wenn die Arbeiter bei ihren Forderungen beharren sollten. Auf Seiten der Arbeitgeber ist man also zu einem Nachgeben nicht geneigt, ebenso­wenig wie auf Seiten der Arbeiter, einstweilen wenigstens. Denselben sind von auswärts'grö­ßere Mittel zur Verfügung gestellt. Die Affäre dürste sich also ziemlich scharf zuspitzen, ehe die eine oder die andere Seite zu Concessionen be­reit ist.

Der Pockenkrankcnstand betrug gestern in Heilbronn noch 13. Auch der Bezirk Weinsberg war in den letzten Monaten von den Pocken in gefahrdrohender Weise heimgesncht, und insbesondere war cs das meist von Händ­lern bewohnte Dorf Neuhütten, wo der Krankenstand zum Theil bis auf 20 stieg. Ge­storben sind an dieser Krankheit 5 Personen. Dem energischen Vorgehen der Bczirksbehörden ist es zu danken, daß die Seuche nun ihrem Erlöschen nahe ist. Man vermuthet, daß die Krankheit von Heilbronn her eingeschleppt wurde.

Heilbronn, 9. Juli. Das von dm Angehörigen der früheren Württ. Jägcrbataillone gestern in hiesiger Stadt abgehaltene Fest be­gann mit Tagwache und Böllerschüssen. Vor­mittags trafen von allen Seiten zahlreiche Gäste ein, deren erstes Rendezvous im Jakob'- schen Bierkcller war, wo sich bald ein sehr animirtes Leben entwickelte. Mehr als 40V Württemberger Jäger" hatten der Einladung Folge geleistet, wovon einige aus weiter Ent­fernung, Straßburg ec., gekommen waren. Zwi­schen 11 und 12 Uhr fand die Auffahrt der hiesigen beiden Rudervereine auf dem Neckar statt, an welcher sich sechs vienudrige Boote betheiligten. Diese Auffahrt machte einen sehr guten Eindruck. Von Seiten des Festkomite's waren mehrere Flaschen Champagner für den Fall einer Wettfahrt ausgesetzt; es starteten deshalb zwei Boote derSchwaben", von denen Hetlbronn", mit den Siegern von Zürich be-