bei einem Glas Bier von dem Schrecken zu er­holen.

Von Sinsheim wird geschrieben: Seit einigen Jahren kann man hier jeweils in der Heuernte die Wahrnehmung machen, daß die Bevölkerung von Sinsheim und Umgebung durch Emsammeln der hier in Masse vorkommenden Herbstzeitlose eine lohnende Beschäftigung sinder. So hat eine einzige Firma 5600 Säcke dieses Gewächses in der alten Klosterkirche auf­gespeichert, um sie später auf den Markt zu bringen und damit die Menschheit zu beglücken, «iehen wir in Betracht, daß in ganz Deutsch­land jährlich höchstens 10 Säcke voll dieser Giftpflanze zu offtzinellen Zwecken gebraucht werden, so tritt die Frage an uns heran, in welchen Industriezweigen findet die Herbstzeit­lose Verwendung? Da sich die bei dem An- «ud Verkauf derselben zunächst Betheiligten dar­über nicht aussprechen können oder wollen, so halten wir es für eine Pflicht der Presse, das Publikum über die Verwendung des Colchicums aufzuklären und, falls diese darin bestehen sollte, deu Bierbrauern den Hopfen zu ersetzen oder theilweise zu ersparen (wie es allgemein im Bolksmunde heißt), die zuständige Behörde auf diese Nahrungsmittelvergiftung im Großen auf­merksam zu machen, damit sie durch etwaiges Verbot des Einsammelns Abhilfe schaffen können.

Ausland.

Wien, 8. Juli. Der Graf von Paris, die Herzöge von Alencon und Nemours wurden gestern vom Grafen Chambord empfangen, obgleich der Arzt das Empfangen von Besuchen untersagt habe. Als Chambord der orleantsti- schen Gäste ansichtig wurde, richtete er sich im Bett auf und begrüßte sie, indem er sie sehr herzlich umarmte und küßte. Die Unterhaltung, welche etwa 10 Minuten dauerte, betraf aus­schließlich die Verhältnisse einzelner Mitglieder der Bourbonen und Orleansfamilien. Der Ab­schied war ebenso herzlich wie die Begrüßung; die Prinzen nahmen ein Dejeuner in Gesellschaft der Herren des Chambord'schen Hofes ein, ohne die Gräfin. Abends kehrten dieselben nach Wien zurück. Es heißt, die Prinzen werden morgen Wien verlassen, um Besuche bei Ver­wandten in Ungarn zu machen. Der Papst hat dem Grafen Chambord telegraphisch seinen Segen gesandt.

Zürich, 8. Juli. Der schreckliche Selbst­mord der beiden Kantonsschüler in Aarau hat zu einer Untersuchung geführt, welche höchst bedenkliche Resultate ergab. Beide Schüler, die Söhne wohlhabender Eltern, waren stets Kameraden, im Guten wie im Schlimmen. Sie waren lebhafte Kneiper, blasirt ohne sittlichen Halt, ohne Ideale, ohne Pflichtgefühl. Das Leben war ihnen gleichgiltig, sie beschloßen das­selbe aufzugeben und erschoßen sich. Offenbar hat der eine den andern durch die linke Schläfe Md darauf sich in die rechte Schläfe geschossen.

Marseille, 9. Juli. Laut einer Korrespon­

denz aus Tripolis soll der Gouverneur sich mit einem Bataillon nach Zeletten (?) eingeschifft haben, um die Besetzung eines durch Italien um 20000 Pfd. Sterling angekauften Küstenstriches zu verhindern.

Eine Ballonfahrt über den Kanal legten zwei Luftschiffer, die am Dienstag Abend in Courtai in Belgien aufstiegen, wider ihren Willen zurück. Sie beabsichtigten nach Deutsch­land zu fahren; kaum waren sie aber aufge- kiegen, so drehte sich der Wind und führte sie gegen Ostende, wo sie sich, ehe noch an ein Nieder­steigen gedacht werden konnte, zu ihrem Schrecken plötzlich über dem Meere sahen. Eine geraume Weile gieng Alles gut, dann aber begann der Ballon zu sinken und nur durch das Auswerfen alles Ballastes und aller mitgenommenen In­strumente, Decken, Viktualien rc. vermochten sich die Reisenden über dem Wasser zu halten. Mit Tagesanbruch, nach einer schrecklich verlebten Nacht, hob sich der Ballon wieder zu beträcht­licher Höhe und gegen 6 Uhr sahen sie Dover unter sich. Auf einem Felde bei Brouley lan­deten die beiden Herren glücklich, wenn auch ganz erschöpft, wobei ihnen einige Feldarbeiter die besten Dienste leisteten.

Alexandrien, 9. Juli. Reuter's Bureau meldet: Vom Samstag Abend 9 Uhr bis gestern Abend 9 Uhr sind in Damiette 88, in Man- surah 64, in Samanud 9, in Shtrbin 7 Per­sonen an der Cholera gestorben. Hier in Ale­xandrien ist in dieser Zeit nur 1 Person an der Cholera gestorben. Alle bisherigen hiesigen Choleraerkrankungen' beschränken sich auf das europäische Viertel.

Aus Milwaukee wird geschrieben: Im New-Hall-House, dem Hotel hier, wo im Januar circa 100 Personen verbrannten, werden im Schutt noch jeden Tag menschliche Ueberreste, wie Finger, an denen noch Ringe sitzen, und dergl. mehr gefunden. Etwa 1 Dutzend Arbeiter durchwühlen auf eigene Rechnung den Schutt und machen scheinbar ein gutes Geschäft dabei. Bis aller Schutt fortgeräumt ist, können noch einige Wochen vergehen.

Handel «nd Berkehr.

Für den amtlichen Verkehr in Würt­temberg sind nun auch Correspondenzkar- ten ausgegeben worden. Dieselben tragen den gleichen Stempel wie die Dienstmarken; die übrige Ausstattung ist den gewöhnlichen Korre­spondenzkarten ähnlich.

Stuttgarts. Juli. (Landesprodukten­börse). In der letzten Woche ist im Getreide­geschäft keine Aenderung eingetreten. Die Lage bleibt flau und zuwartend, und auch der heutige Verkehr war äußerst beschränkt.

Wir notiren per 100 Kilogr.:

Weizen bayer. prima 18 M. 80 bis M.

dto. russ. fax. . 21 M. 75 bis M.

Kernen . . . . 19 M. 75 bis M.

Stuttgart, 10. Juli. (Marktbericht.)

Leonhardsplatz: 300 Ctr. Kartoffeln ä 4 M.

Die Vorstellung ging indessen ungestört weiter. Die Aktpausen wurden auf einen möglichst kurzen Zeitraum beschränkt. Herr Broeker und seine Gesellschaft hatten für ihre Leistungen ein verständnißvolles Publikum gefunden. Die Dorfbewohner saßen in tiefster Andacht da und nahmen die auf der Bühne stattfindende Handlung für die reinste Wirklichkeit. Das schreckliche Loos oder die momentan fürchterliche Lage der Hauptpersonen hatte unzweifelhaft ihre volle Theilnahme erworben. Die einfachen ländlichen Naturkinder empfanden und litten mit ihnen, empörten oder erzürnten sich für sie und bebten vor Angst über das noch bevorstehende Schicksal der Bedrohten.

Man hörte während der offenen Szene nur das Sprechen und die Tritte der Schauspieler. In dem Zuschauerraum ward kein Laut vernehmbar; selbst der roheste Bauernknecht auf dem vierten Platz wagte Mt, die Vorträge durch ein Sichgehenlasien oder Räuspern zu stören. Die Theaterbesucher in Benzen hätten in dieser Hinsicht recht gut dem Theaterpublikum verschiedener Residenzen zum Muster dienen können. Daß die Vorstellung in der Scheune des Krugwtrthes gestört werden könnte, daran dachte wohl niemand. Dennoch sollte eine solche Störung eintreten.

Jener Mensch, über den sich die beiden älteren Söhne des Adels- Lullers beklagt und den sie Herker genannt hatten, eilte, nachdem er Vas Wtrthshaus verlassen, zum Dorfe hinaus.

Vor demselben, fast genau an der Stelle, auf welcher der Doktor Schmidt am Vormittage einige Zeit verweilte, blieb er auch einen Moment flehen, um Rundschau zu halten.

. Viel war hier jetzt durch einen Ueberblick zwar nicht zu entdecken, voch Herker schien auch nur sich sammeln und keine Entdeckungen machen sv wollen; dennoch bemerkte er, daß einige dunkle Gestalten aus dem

50 Pf. bis 6 M. per Ctr.; außer Lauffeuer sind Schmidener, auch Pfälzer vertreten.

Stuttgart, 9. Juli. (Mechlbörse.) Mehl findet gegenwärtig schwachen Absatz und ist eine wesentliche Veränderung der Preise nicht zu verzeichnen. An heutiger Börse sind von iuländ. Mehlen als verkauft zur Anzeige gekommen zu folg. Preisen: per Sack von 100 Kilogr., Brutto für Netto, bet Abnahme größerer Posten:

Mehl Nr. 0 . . 33 M. bis 34 M. 50

Nr. 1 . . 31 M. bis 32 M. 50

Nr. 2 . . 29 M. bis 30 M. 50

Nr. 3 . . 27 M. bis 28 M. 50

Nr. 4 . . 22 M. bis 24 M.

Tübingen, 10. Juli. (Hopfenbericht.) Es war gegen alle Erwartungen, daß von den zur gestrigen Hopfen-Auktion gebrachten 22 Bal­len, die bis auf Weniges den Rest der 1882er Ernte bildeten, nur 5 Ballen verkauft wurden. Dieselben gingen zu M. 360,. 375., 405. und 413 per Ctr. ab. Die etwas flaueren Nachrich­ten aus Nürnberg mögen beigetragen haben, daß die zahlreich erschienenen Bierbrauer und Händler in der Hoffnung auf weiteres Zurückgehen der Preise bei den festen Ausgeboten der Eigner zurückhtelten. Letztere glauben, und wohl mit Recht, daß bei dem durch die herrliche Witter­ung gesteigerten Bterkonsum die wenigen noch vorhandenen treMchenmürttembergischen Hopfen in nächster Zeit' zu guten Preisen Abnehmer finden werden- denn bis Mr neuen Ernte braucht man noch viel Hopfen und mit lauter neuen Hopfen braüt man auch kein Bier. Von den unverkauft gebliebenen Ballen, wurden nur wenige abgeführt.

BM« alie«preise

auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 11. Juli. V- Kilo Butter .... 95 Pfg. u. 1 M. 1 Ei ..5 Pfg.

Vermischtes.

Bei der jetzigen heißen Witterung dürfte es nicht als überflüssig erscheinen, wenn wir daran erinnern, daß dtu an der Kette liegenden Hofhunden täglich mehrmals reines frisches Was­ser zu reichen ist. Der treue Wächter des Hau­ses verdient es wohl, daß man ihm neben dem erforderlichen Futter auch öfters Gelegeuheit bietet mit kühlem Wasser seinen brennenden Durst zu löschen. Besonders empfiehlt es sich, die Hofhunde mehr im Schatten lagern zu lassen damit sie nicht übermäßig von der Sonnenhitze geplagt werden.

(Treue eines Hundes.) Ein Boot, in wel­chem 2 Sergeanten des 23. (wallistschen) Re­giments saßen, kenterte jüngst in Milford Haven. Einer der Sergeanten, Namens Davies, wurde durch die Anstrengungen seines Hundes gerettet, aber der andere, Namens Taylor, ertrank. Der Hund erfaßte zuerst Taylor, aber findend, daß er nicht sein Herr sei, ließ er ihn fahren und schwamm auf Davies zu, den er über Wasser hielt, bis er von einem vorüberfahrenden Dampfer aus­genommen wurde.

Garten in die Scheune, in der augenblicklich gemimt wurde, schlüpften. Er nickte flüchtig mit dem Kopfe und nahm seinen Weg wieder auf, um denselben, schließlich in einen Dauerlauf verfallend, bis zum Wohnhaufe des Adelsmüllers zu verfolgen.

Was in diesem während des Nachmittags noch alles vorgefallen, kümmert uns nicht weiter. Wahrscheinlich hatte man sich in der Haupt­sache schon einigermaßen beruhigt. Hierfür sprach die Entfernung Ru­dolfs aus dem Hause und die Situation, in welcher Herr von Mühlen- schmtdt von dem eilig anlangenden Herker angetroffen ward.

Der Adelsmüller wandelte, in einen Schlafrock gehüllt, in seinem reich ausgestatteten, augenblicklich nur matt erleuchteten Zimmer umher und rauchte aus einer mit Stlberbeschlag versehenen Meerschaumpfeife. Dieser plebejischen Angewohnheit einet früheren Zeit fröhnte er noch mit Vorliebe, sobald er sich in die Einsamkett seines Gemaches zurückgezogen hatte.

Der Adelsmüller machte ein verdrießliches Gesicht, als Herker bei ihm eintrat. Er sah denselben mit strenger Miene fragend an.

Verzeihung, gnädiger Herr," sagte der ebenso schlaue wie schurkische Patron,ich hörte heute Nachmittag schon so etwas munkeln, aber ich traute der Sache nicht recht, doch jetzt habe ich es schwarz auf weiß da steht's! Die geschriebenen Worte meine ich!"

Herker reichte seinem Herrn den Theaterzettel hin.

(Fortsetzung folgt.)

(Einfaches Verfahren Glas- und Krystallgefäffe zu- reinigen.) Glä­ser und Krystall putzt man wunderschön mit Kartoffelabfällen. Man thut solche in die Gläser oder Karaffen, gießt Wasser darauf und schwenkt nun die Gläser tüchtig damit; dann spielt mau sie mit reinem Wasser nach.