Rotten bürg ist am 30. April in einem Steinbruch von einer bedeutenden Höhe hinab­gestürzt u. erlitt lebensgefährliche Verletzungen; derselbe ist Vater zweier Kinder. In Nür­tingen wurde am Freitag in einem von Stutt­gart bezogenen Faß mit Latrinendünger eine Kindsleiche gefunden. Untersuchung ist einge­leitet. Der Oekonom und Gem.Rath Franz Schmied inOberstdorf (Leutkirch), ein Mann in den besten Jahren, hat sich in einem Anfall von Schwermuth erhängt. Bon der Mün- singerAlb wird unterm29. April geschrieben: Am 25. d. M. wurde im sog. Keffelbach bei Zwiefalten der Leichnam einer etwa 24 Jahre alten Frauensperson gefunden, welche sich nach der eingeleiteten Untersuchung in der Hoffnung befand. Ein 2. Fall von Selbstmord kam heute in Münsingen vor, wo der ledige Knecht eines hiesigen Fuhrmanns Nachm, wegen Nothzucht, verübt an einem 12jährigen Mädchen, in Haft genommen worden war. sich sofort im Gerichts- gefängniß mittelst seines Leibriemens am Fenster­gitter erhängte und trotz alsbaldiger Hilfeleistung nicht mehr zum Leben gebracht werden konnte, In Stuttgart hat sich der etwa 54jähr. Weingäctner und Kartoffelhändler Karl Astmus im Sonnenberg am Saum des Kienleswaldes an einem Weidenbaume erhängt; ebendaselbst wurden in den letzten Nächten in drei Wohnungen freche Diebstähle verübt. Die betreffenden Be­wohner haben nämlich ihre Fenster offen gelassen, durch diese ist dann der Dieb in die betr. Lokale eingestiegen und hat, während die Bewohner in ihren Betten schliefen, denselben Kleider, Uhren und Portemonnaies gestohlen und sich mit seiner Beute in aller Stille davon gemacht.

Deutsches Reich.

Wiesbaden, 1. Mai. Durch Kabinets- ordre ist die Auflösung der Berliner Stadtver­ordnetenversammlung zum 1. Januar 1884 auf Grund des Antrages des Staatsministeriums vom 13. April durch den "Kaiser anbefohlen worden, um die Feststellung neuer zweckentsprechen­der Kommunalwahlbezirke zu ermöglichen.

Kassel. Seit einigen Tagen ist hierorts eine Kaffeestube eingerichtet, in welcher Arbeitern, Dienstmännern, Droschkenkutschern rc. in einem warmen und behaglichen Lokal gegen billige Preise Kaffee gereicht wird. Die Taffe mit Milch kostet 5 Pf., mit einer Wecke dazu 8 Pf. und mit Zucker und Wecke 10 Pf. Wenn sich die von dem Lokalverein zur Bekämpfung des Mißbrauchs geistiger Getränke ausgehende Ein­richtung bewährt, sollen weitere Lokale dieser Art eingerichtet werden.

Oliva. Vor noch nicht Jahresfrist wan­delte hier ein Schneider ein, etablierte und ver- heirathete sich auch bald und lebte mit seiner Frau anscheinend recht zufrieden. Dieser Tage nun erhielt die Polizeibehörde eine mit Beweisen belegte Anzeige, daß dieser Mensch bereits seit vier Jahren mit einer anderen Frau verhei- rathet fei und diese seit drei Jahren verlassen

habe. Bei seiner Vernehmung verwickelte er sich in so viel Widersprüche, daß er schließlich zu­gestehen mußte, auch noch mit einer dritte« Frau verheirathet zu sein und diese gleichfalls verlassen zu haben. Natürlich erfolgte die so­fortige Verhaftung desMormonen."

Würzburg, 29. April. Wegen Gift­mords verurtheilte das Schwurgericht nach drei­tägiger Verhandlung den Schreiner Hartmau« und seine Schwägerin Schell von Gaubüttelbrun« zum Tode und sprach die Mitangeklagte Schwie-, germutter auS erster Ehe frei. Hartmann und die Schell hatten im Dezember 1882 des erstem zweite Frau vergiftet, da sie beide sich eheliche« wollten und schon bei Lebzeiten der Verstor­benen in intimen Beziehungen standen.

Ausland.

Zürich, 1. Mai. Die Feier der Eröff­nung der schweizerischen Ausstellung ist pro­grammmäßig verlaufen. Schon gestern Abend waren die Gäste, auch der deutsche Gesaudre, die Konsuln, sowie die Vertreter der Kantons­regierungen angekommen. Dem Vortrag der Festkantate in der Tonhalle folgte die Rede des Präsidenten des Zentralkomites Obersten Voegeli. Weißgekleidete Mädchen Übergabe« alsdann dem Bundesrathe Droz als Präsiden­ten der Ausstellungskommission die Schlüffe! zu den Ausstellungsgebäudcn. Jeder ist voller Bewunderung über die Leistungen des Zentral­komites, über die geschmackvollen Bauten Md Einrichtungen.

Parts,2. Mai. (Senat.) Zur Debatte steht die Interpellation Brozlie über die Tripel­alliance. Der Minister des Aeußeren, Challemel- Lacour, findet in der Annäherung zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien nichts neues, glaubt an die Aufrichtigkeit der Erklärungen Mancinis und Tiszas, daß dem Bündnisse kein agressiver Gedanke gegen Frankreich zu Grunde liege. Uebrigens glaube Niemand, daß ein Angriff gegen Frankreich leicht wäre. Die französische Regierung theile deßhalb die Be­fürchtungen Broglies nicht. Frankreich werde kein Bündniß suchen und wünsche, soweit dieß mir seiner Würde vereinbar, mit allen Mächten in gutem Einvernehmen zu bleiben. Es werde die Rechte Anderer achten, ohne die Seinigen aufzugeben. Das Land sei keineswegs be­unruhigt, die Interpellation daher unnöthig. Broglte erklärt, er sei von dieser Erklärung nicht befriedigt. Damit ist die Interpellation erledigt.

Paris. DerClairon", ein legitimistisches Blatt brachte die Meldung, daß der Präsident der Republik Grevy, als Teilnehmer an eine« Baukkonsortium, weches zur Garantirung des letzteren Anlehens des Kredit foncier gebildet hatte, die Summe von 60000 Fr. Gründerge­winn eingesteckt habe. DerFrancais" erklärt sich in der Lage, vorstehende Meldung dahin richtig zu stellen, daß Grevy's Gewinuanthetl nur 57 000 Fr. betragen habe.

welcher die Sache in die Hand nehmen soll, bei­zutreten. In das provisorische Komite, welches die nächsten einleitenden Schritw, besonders auch nach der pekuniären Seite hin, zu thun haben wird, wurden gewählt: Reg.-Rath Clausnitzer, Gemeinderath Stähle, Ed. Elben, Staatsan­walt Nestle, Notar Distel, sämmtlich von Stutt­gart, Fürst von Hohenlohe-Waldenburg (Kupfer­zell), Gust. Werner (Reutlingen), Stiftungs­pfleger Schittenhelm (Heilbronn), Oberamtmann Huzel (Blaubeuren), Dr. Kämmerer (Riedlin­gen), Oberamtmann Schwind (Künzelsau), Vi­kar Bunz (Winnenden), Fabrikant Hartmann (Heidenheim), Stadtpfleger Goll (Biberach), Bau­rath Hocheisen (Böblingen), Kassier Pelargus (Stuttgart).

Kochendorf, 1. Mai. Seit einigen Wo­chen wird der hiesige Ort von arbeitsscheuen Handwerksburschen überlaufen. Ein solcher Strolch, dem man schon den Taugenichts von der Ferne ansieht, gerteth gestern in einer Wirt­schaft, wo er nicht bezahlen wollte, in Streit, und da er sich ganz unbändig aufführle, so wurde er endlich auf das Rathhaus gebracht. Dort griff er den hochgeachteten Schultheißen tätlich an, schlug dem Diener der Polizei beinahe ein Auge aus und fertigte sonst noch einige Per­sonen handgreiflich ab. Wären für ein derart! ges Subjekt nicht Prügel besser als eine mehr- wöchentliche Haftstrafe?

Ellwangen, 30. April. Seit 12 Tagen beunruhigt eine gefährliche Diebsbande mit ihren frechen nächtlichen Einbrüchen die hiesige Um­gegend und ist speziell in jeder der letztvergan­genen 8 Nächte ein solch erschwerter Diebstahl verübt worden. Die Art der Ausführung ist in allen Fällen fast die ganz gleiche und läßt auf sich nicht minder gewandte als gefährliche Thäter schließen. Jüngst wurde bereits eines der gesuchten Verstecke im Wald bei Ellenberg entdeckt, in welchem gestohlene Kleidungsstücke vorgefunden wurden; leider konnten trotz ener­gischer Fahndung die Diebe selbst noch nicht dingfest gemacht werden. In demselben Walde wurde auch ein Mann, welcher Nachts von einem Holzverkaufe heimkehrte, von zwei aus dem Dickicht tretenden Männern angehalten, nach dem Ziel seines Weges und nach Besitz von Geld befragt, worauf er dem nach ihm langen­den Räuber mit einem Hieb seines wuchtigen Stockes zuvorkam und sich flüchten konnte.

Ulm, 1. Mai. Der Ortsverband der Ge­werkvereine hielt vergangenen Samstag eine Verbandsversammlung, in welcher beschlossen wurde, jedem Fremden, der auf der Wander­schaft hieher kommt und seine Verbandsange­hörigkeit nachweist, freies Nachtquartier mit Abendbrot auf der Herberge anzuweisen.

Bei dem Einbruch in dem Stationsgebäude zu Herrlingen fielen den Dieben nur 37 M. zur Beute. Verhaftungen Verdächtiger haben noch nicht stattgefunden.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Der 33jährige Steinbrecher I. Vollmer in

Unter der Grde.

Eine Erzählung aus dem australischen Goldgräberleben.

Bon Gustav Lössel.

(Fortsetzung.)

Seitdem betrachtete mich Harry Dogstone mit einem glühenden Haß, den mein langsam zum Zorn gereiztes Gemülh niemals fühlte. Eines Sonntags ein schöner Tag gieng ich nun mit meiner Mary aus, besuchte mit ihr Abends auch die Kirche.

Nachher war ich so heidenmäßig vergnügt, daß ich mitsamt dem Woodstock in dem Glase fest sitzen blieb, in das ich meine Nase gesteckt hatte," fuhr der Alte fort.Ich konnte das am Ende, denn ich hatte Geld und viel mehr, seitdem ich meinen Polypenfreuud losgeworden war. Die Sonne des nächsten Tages stand schon hoch am Mittag, als mich Mary an meinen Claim erinnerte. Teufel! Es fehlten nur noch wenige Minuten an den vierundzwanzig Stunden. Mein Claim gal: weit und breit als einer der ergiebigsten; es hätten sich stets Faullenzer in Massen gefunden, die ihn nicht mehr wie gernübersprungen" hätten. Durch einen schräg verlaufenden Einfahrtsschacht war ich, was ich sehr wünschte und wovon Niemand etwas ahnte, auf ein bereits vollständig ausge- schachtetes altes Goldfeld gestoßen und hatte gerade in diesem beim Durchbruch einer Wand, ungemein reiche Funde gemacht, hier auch einen Großtheil meines gefundenen Goldes verborgen.

Wenn ich nun sage, ich lief nach meinem bedrohten Claim, so das eigentlich zu wenig gesagt; ein Känguruh hätte nicht schneller Hüpfen können. Ich kam um zwei Minuten früher an, als ich hätte da sein müssen, aber doch nur zurecht, um meinen Claim unter dem Zuruf der Menge von Harry Dogstoneübersprungen" zu sehen.

Was da Schwarzes in meiner Seele sich wälzte, der Teufel weiß,

nicht ich. Ich ließ mir mein rechtzeitiges Eintreffen von einigen wohl­wollenden Kameraden bestätigen; da aber mein Claim ziemlich abseits, wie schon gesagt, dicht bei einem ausgeschachteten und verlassenen Gold­felde lag, so wollte man das nicht gelten lassen und begrüßte meines ge­wesenen Freundes Impertinenzen gegen mich mit lautem Jubel.

Ich hätte nicht der Sohn meines Vaters sein müssen sein Nauie und mein Herkommen thun hier nichts zur Sache wenn ich diese Schmach hätte ruhig hinnehmen wollen. Meinen Claim hätte ich ani Ende noch verschmerzt, aber mein darin geborgenes Gold ihm lassen, da­mit er am Ende noch sein Wort von meiner Untergebenheit wahr mache? Niemals!Der Claim ist mein!" schrie ich.Heraus da, er!" Er aber lachte höhnisch auf und meinte, daß es ein schlechter Hahn sei, der nicht auf seinem eigenen Grund und Boden krähen könne. Mit eine« Satz war ich nun auf ihm. Ein Kämpfen und Ringen begann, welches den unterminierten Boden umher erschütterte. Man machte Wetten auf uns, wie bei einem Wettrennen auf dieses oder jenes Pferd. Es fehlte beiderseits nicht an Ermunterungen und aufreizenden Zurufen.

Ich weiß nicht, wie lange das noch gewährt haben, ob nicht einer schließlich doch todt auf dem Platze geblieben sein würde. Ich sah nur die Polizei heransprengen und wußte nun meinen Claim, wenn ich ihn nicht vor der Ankunft derselben wieder im Besitz hatte, erst wirklich ge­fährdet. Ich raffte mich also auf, packte den über die unwillkommene Intervention höhnisch grinsenden Dogstone mit übermenschlicher Krast- hob ihn mit beiden Armen über meinen Kopf empor und schleuderte ihn mit einer solchen Gewalt jenseits meines Claims zur Erde, daß W sämmtliche Rippen im Leibe krachten und er bewußtlos liegen blieb. »W habt gesehen," rief ich den Umstehenden zu,daß ich mich nur meiner