Moderator der Holzpreise. Im gleichen Sinne Mohl, der fragt, welches Monopol die Holz­händler haben sollen, die mit dem Holz Wu­cher treiben, wo sie können. Im Interesse die­ser Holzwucherer solle man es der Regierung nicht zum Vorwurf machen, daß sie billigeres Holz an die ärmeren Klassen verkauft; das sei ihr vielmehr zum Verdienst anzurechnen. Beut- ter verwahrt sich gegen falsche Auffassungen seiner Aeußerungen; er sei sich bewußt, daß er nicht die Interessen seines Wahlbezirks allein, sondern des ganzen Landes zu vertreten habe. Zur Sache zeigt er, daß die Preise der Holz­gärten nicht nach den Revierpreisen, also nach Voranschlägen, sondern nach dem wirklichen Er­lös bestimmt werden. Staatsmin. v. Renner verthetdigt seinen Standpunkt. Kap. 114 wird angenommen. Kap. 115, Berg- und Hütten­werke. Ausgaben je 4419509 M., Einnahmen je 4519 509 M. Ueberschuß je 100000 M. Berichterstatter Leibbrand gibt eine ausführliche Darstellung des schon seit Jahren nicht mehr rentirenden Betriebs der Hüttenwerke. Er hält die Wiederaufnahme des Schussenrieder Hoch­ofens für überflüssig und meint, man solle die Fabrikation von Holzkohlenroheisen einstellen als zu th.uer. Redner wünscht, es möchte da­rauf hingewtrkt werden, daß die Eisenbahnver­waltung die Stahlschienen, die sie jetzt vom Auslande bezieht, wieder in Wasseralfingen be­stelle. Dazu sei erforderlich, daß das Thomas Bildner'sche oder Siemens-Martini'sche Verfah­ren der Stahlfabrikation bei uns eingeführt werde. Redner ^wendet sich schließlich gegen den immer wieder auftauchenden Gedanken des Verkaufs der Staatshüttenwerke. Minister v. Renner erklärt sich ebenfalls gegen den Verkauf der Werke. Da unser Eisen zu phosphorhaltig sei, ließen sich die vom Vorredner angeführten Verfahren der Stahlfabrikation nicht einführen. Die Sache komme zu theuer. Unsere Bahnen brauchten aber Stahlschienen, welche zweckmäßi­ger seien, als die früher angewendeten Fein­kornschienen. v. Schad will, man solle wenig­stens im Prinzip anerkennen, daß die Verwal­tung berechtigt sein solle, die Werke zu einem irgend, annehmbaren Preis zu verkaufen. Mohl dagegen. Kap. 115 wird angenommen, ebenso Kap. 116 Salinen, Ausgaben je 1051560 Mrk., Einnahmen 1751560 Mrk. Reinertrag je 700000 M., nachdem vom Berichterstatter Leibbrand der günstige Stand der Salinen konstatirt worden ist. Kap. 117, Bleich- und Appreturanstalt Weissenau. Ausgaben je 89 800 Mk., Einnahmen 91800 Mk., Reinertrag je 2800 M. v. Schad und Haug wollen Weissenau liquidiren, verkaufen oder verpachten, während Egger für den Fortbestand der Anstalt im In­teresse der einheimischen Weißwaarenindustrie eintritt. Im gleichen Sinne der Finanzmister, Mohl, v. Luz. Man genehmigt Kap. 117, dazu den Antrag der Finanzkommission, die Re­gierung zu bitten, eine Enquete über den Ein­fluß der Anstalt Weissenau auf die Weißwaaren-

Jndustrie in Württemberg zu veranlassen. Schluß der Sitzung.

Laudesnachrichten.

Stuttgart, 25. April. Die Unsicherheit in unserer Stadt nimmt wieder zu, obschon sich unsere Polizei alle Mühe gibt, die vielen Strolche, die sich hier Herumtreiben, sowie sie ihnen irgend auf den Leib kann, sich vom Hals zu schaffen. Erst in vergangener Nacht wurde ein junger Mensch von zwei solchen Strolchen bei der eng­lischen Kirche, also in einem der frequentesten Stadttheile überfallen and seiner nur in 16 M. bestehenden Baarschaft beraubt. Auf seine Hilfe­rufe eilten zwei Schutzleute herbei und einer der Wegelagerer wurde verhaftet.

Rottweil, 25. April. Von der Straf­kammer wurde der vieljährige tüchtige Schult­heiß Schwarz in Gößlingen um 3 Mark bestraft, weil er am 11. Jan. d. I. einen angetrunkenen Einwohner, welcher in seinem Hause und auf der Straße nicht nur einen höllischen Lärm ver­ursachte, sondern auch durch Feuerjorufe die Leute aus dem Schlafe erschreckte, aufs Rath­haus führen und sofort im Interesse der öffent­lichen Ruhe 1 Tag etnsperren ließ. Er hätte sollen 1 Woche zur etwaigen Anmeldung des Rekurses zu einer Entscheidung des Amtsge­richts oder zu einer Beschwerde beim Oberamt abwarten.

Brackenheim, 23. April. Die seit IVs Jahren bestandene Naturaloerpflegung mittel­loser Reisender wurde, nachdem 1 Jahr lang das Orts- und letztes Halbjahr das Stationen­system eingeführt war, gänzlich ausgegeben und den einzelnen Gemeinden überlassen, Geldge­schenke zu verabreichen.

UI m, 24. April. Gestern Vormittag fand ein kleines Mädchen ein verschlossenes Arznei­gläschen mit der AufschriftAeußerlich" auf der Straße. Das Kind nahm den Stöpsel ab unv trank von dem Inhalt; kurz nachher, als es nach Hause kam, verfiel es in Zuckungen. Die erschreckte Mutter brachte es in das Spital. Der Inhalt des Gläschens wurde untersucht, und es ergab sich, daß das Kind Chloroform getrunken hatte. Die sofort angewendeten ge­eigneten Gegenmittel brachten die Kleine außer Gefahr.

Die Ulm er Bierbrauer haben sich dahin geeinigt, von den Zapfenwirthen statt bisher 17 künftig 18 Pfg. für das Liter Bier zu ver­langen. Eine Erhöhung des Bierpreises für das Publikum dürfte dies kaum zur Folge haben.

Wie's die Stromer treiben, davon lieferte letzten Freitag ein solcher in Balingen wie­der ein nettes Beispiel. Derselbe stellte sich Vormittags auf dem Ralhhaus vor und bat unter Hinweis auf seine defekte Fußbekleidung um ein Paar neue Schuhe. Solche wurden ihm auch alsbald beschafft; was aber that Bruder Lustig: er verkaufte eine halbeStunde dar­nach die neue Schuhe, welche 2 M. 50 Pfg. gekostet hatten, um IM. und zog Mittags noch

mit schlechterem Schuhwerk, als er es bei sei­nem Hierherkommen besessen, versehen, wohlge- muth zum Thor hinaus. Er sollte sich jedoch nicht lange seinesguten Handels" freuen, die Polizei nahm die Sache wahr und setzte ihn in Nummero Sicher.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Marbach bemerkte am Sonntag Abend der Meßner, daß sich ein Fremder in die Stadtkirche eingeschlichen habe. Beim Durch­suchen derselben mit Hilfe einiger Bürger konnte der Eindringling nicht entdeckt werden. Als sich derselbe um 11 Uhr Nachts am Blitzab­leiter herabließ, entrann er mit genauer Noth seiner Festnahme. Er scheint in Folge der stattgehabten Konfirmation einen größeren Be­trag im Opferstock vermachet zu haben, den er erbrochen und, wie man hört, stark bestohlen hat.

Deutsches Reich.

Berlin, 25. April. DieNordd. Mg. schreibt: Die Erfahrungen der letzten Tage be­stätigen die Vermuthung, daß die spanische Fi­nanzverwaltung von Hause aus nicht gewillt war, mit dem Deutschen Reiche einen Handels­vertrag zu schließen. Die Gegnerschaft dieses für die Frage wichtigsten Ressorts wird schwer überwindbar sein, wenn sie, wie es heißt, mehr auf politischen als auf wirthschaftlichen Grund­sätzen beruht.

Berlin. Es ist wahrscheinlich, daß das Mausergewehr in verbesserter Gestalt eingeführt werden wird, und zwar bis auf den Landsturm. Nachdem die Entscheidung einmal getroffen sei» wird, hofft man, die Ausführung derselben bis zum Ende des laufenden Jahres ermöglichen zu können.

Köln, 23. April. Am Samstag fand auf der Strecke Ehrenfeld-Königsdorf der linksrheini­schen Eisenbahn eine interessante Probefahrt mit zwei für die Schleswig-Angler normalspurige Sekundärbahn bestimmten Rowanschen Dampf­wagen statt. Die beiden Dampfwagen sind nach Zeichnung des Ingenieurs Rowan von der Wagenfabrik P. Herbrand u. Co. in Ehren­feld gebaut und mit Maschinen von A. Borsig in Berlin versehen. Die Wagen sind äußerlich mit Teakholz in Naturfarbe bekleidet, statt mit der in Deutschland üblichen Bekleidung von Eisenblech, sehen hübsch und gediegen aus, ha­ben geräumige, elegant ausgestattete Koupes für 17 Personen 2> Klasse, einschließl, Damen- koupe, sowie für 43 Personen 3. Klasse, im Ganzen 60 Sitzplätze. Außerdem befinden sich in dem Wagen Koupe für Reisegepäck, Eilgut und Post, sowie der Raum für die Lokomotive, welche durch die geöffnete Stirnwand ein- und ausgefahren werden kann. Das Ganze wird durch Exhaustdampf von der Maschine geheizt. Bemerkenswerth ist, daß alle 8 Räder mit Bremsen versehen sind, welche von dem Maschinell­führer selbst gehandhabt werden können, so daß der Wagen sehr schnell zum Stillstand gebracht wird. Die etwa 20 Kilometer lange Probe-

Wergel'tung.

Von l-isrrs 2s,ooons. Deutsch von UM. I-sinks.

(Fortsetzung.)

Miß Lucy hatte alles mit engelgleicher Ergebung hingenommen. Sie hatte nie eine Klage geäußert, noch einen Widerspruch erhoben; als es galt, London zu verlassen, um in ferne Länder zu reisen, wandte sie nicht ein einziges Mal ihre Blicke nach der Stadl, die sie jetzt verlassen sollte, zurück, keine Thräne des Bedauerns benetzte ihre Wangen; sicheren Schrittes bestieg sie das Schiff, und ohne daß sich ein Seufzer aus ihrer Brust entrungen, sah sie die Küsten Englands immer weiter zurücktreten und endlich verschwinden. Ja, fast hätte man ihre Gelassenheit für Gleichgültigkeit halten können. Sie blieb ruhig, kalt, unempfindlich, und als der durch ihr Wesen sehr erschreckte Vater sie ängstlich fragte, ob sie keinen Schmerz empfände, ob sie nichts bedauerte, schüttelte sie nur leise mit dem Kopfe und versuchte zu lächeln.

Nein," antwortete sie zwanglos,nein, mein guter Papa, ich em­pfinde keinen Schmerz, ich bedauere nichts. Ich werde jetzt dahin gehen, wohin du mich führen wirst, und ich werde immer glücklich sein, wenn ich bei dir und um dich sein kann."

Herr Bonnington begnügte sich mit dieser Antwort. Lucy war ein hingehendes gehorsames Kind; sie war noch so jung, sie hatte noch nicht Zeit gehabt, sich ein anderes Dasein zu träumen. Der Vater war be­ruhigt. Aber seit dieser Zeit wurde das arme Mädchen bleicher und bleicher, blaue Ringe zeigten sich um ihre schönen, jetzt glanzlosen Augen, und eine leise, stille Trauer lag auf ihrer Stirn.

Seitdem war Lucy sich stets gleich geblieben. Das köstliche Klima Indiens, diese üppige Natur, die langen wie ungeheure, grüngewirkte

Teppiche sich weit hinstreckenden Ebenen, die breiten, murmelnden Bäche, die mit den schönsten Blumen gefüllten Gärten, alles das war nicht iw Stande, sie zu zerstreuen; traumvoll, schweigsam und bleich ging sie all all der blendenden Pracht vorüber. Vergeblich bemühte sich die Wissen­schaft, die Lösung dieses Räthsels zu finden, Lucy verbarg dieselbe im Innersten ihres Herzens, und dort fand sie niemand.

Inzwischen hatte die Truppe von neuem Halt gemacht. Sie befand sich jetzt am Fuße eines kleinen, sanft aufsteigenden Hügels, auf dessen gegenüberliegendem Abhang sich die Guiuen erhoben, in welchen man den Schlupfwinkel der Tiger vermuthete. Der Anführer hatte die Jäger verlassen und sobald er den Gipfel des Hügels erreicht hatte, warf er sich platt auf die Erde und gab jenen das Zeichen zum Vorrücken. Ein einziger Blick hatte ihm genügt.

Drei Tiger waren es, wirkliche, bengalische Tiger! Die Ruinen stammten von einer alten, längst verlassenen Pagode.

Wilde Feigenbäume gediehen jetzt üppig zwischen den Trümmern und Schlingpflanzen rankten in den Spalten der vom Alter zerfallenen Mauer. Die Tiger schliefen träge im Schatten der Gebäude hingestreckt, mit herabhängenden Ohren, die Schnauze zwischen den Pranken. Die vier Elefanten wählten mit aller in einem solchen Falle üblichen Vor­sicht ihre Kampfstellung und als die Tiger erwachten, spannten die Jäger die Hähne ihrer Karabiner und die Schlacht konnte beginnen.

Das Erwachen war furchtbar.

Herr Bonnington hatte in dem einen Howdah an Lucys Seite Platz genommen, der Major saß neben Lady Turner, Herr Gus-Brough und die beiden Beamten der Indischen Kompanie befanden sich auf den beiden andern Elefanten.

Die drei Tiger waren mit einem einzigen Sprunge auf den Beinen

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