fahrt von Ehrenfeld bis Königsdorf und zurück Wurde mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilom. auf dem Hinwege und 20 Kilometer auf dem Rückwege zurückgelegt ohne jede Störung und zur großen Zufriedenheit aller Anwesenden.

In dem diesjährigen Schulprogramm des Grünberger Real-Gymnasiums warnt der derzeitige Direktor vor der Sucht, die Beamten­laufbahn zu ergreifen. Er ruft den Schülern zu: „Erwerbt euch so viel Schulbildung, wie euere Fähigkeiten, eure Geldbeutel irgend ge­statten; seht die Ablegung der Schlußprüfung nicht blos als ein Mittel zum äußeren Fort­kommen, sondern als ein Mittel, euch in Geist und Charakter zu festigen, und als eine Ehre an; und voll gerüstet mit Allem, was die Schule bietet und was das bürgerliche Leben schon als höchste Zierde und nothwendige Ausstattung fordert, werft euch auf Gewerbe, Ackerbau und Handel. Beim Studium verbleibe nur, wer inneren Trieb zum Studiren hat, damit nicht die Zahl Derjenigen sich mehre, die, statt für die Wissenschaft, von der Wissenschaft leben wollen. Der Mittelstand aber, die Menge un­serer besser situirten Mitbürger, bedenke, daß, wenn über Beamten-Gewalt und -Ansehen ge­klagt wird, sich dies nicht ändern kann, wenn nicht die Bürgersöhne sich dieselbe Schulbildung aneignen wie die Beamtenwelt. Selbstregierung Mt dem Kenntnißlosen nicht in den Schooß, sondern wird nur für den ein wirklicher Gewinn, der es dem Beamten nicht blos mit dem Geld­beutel, sondern auch mit allgemeiner Schulbild­ung mindestens gleich thun kann."

Kaiserslautern, 26. April. Gestern früh fand im Postwagen des Frühzugs von Zweibrücken nach Pirmasens eine heftige, durch ein Dynamitpacket verursachte Explosion statt. Der Postkondukteur wurde schwer verwundet, das übrige Personal und die Reisenden sind unverletzt.

Ausland.

Ein 19jähr. Schlosser in Wien erhängte sich; ihm war ein Eisensplitter ins Auge ge­raden. „Besser sterben als erblinden" hatte er mit Kreide auf den Tisch geschrieben.

Bern, 25. April. Der Direktor der Schweizer Unfallversicherungs-Gesellschaft, Wid- mer in Winterthur, ist entflohen. Das Defizit soll bedeutend sein.

Paris, 25. April. Die Kammer geneh­migte die Converticungsvorlage mit 400 gegen 107 Stimmen.

Alats, Deport. Gard, am Gardon, 26. Avril. In der Grube bei Besseges fand am Dienstag Abend eine äußerst heftige Explosion statt. Bis Mittwoch Abend wurden 12 Tobte und 26 Verwundete aufgefunden. Beim Appell fehlten 127 Mann von den in den Gruben be­schäftigten Arbeitern.

London, 26. April. Letzten Dienstag um Mitternacht fand im Kanal eine Kollision zwi­schen den Segelschiffen „County of Aberdeen"

und „British Commerce" statt. Letzteres sank, wobei 25 Mitglieder der Mannschaft ertranken; nur der Kapitän und der Hochbootsmann wur­den gerettet.

— Die Temperenz-Bewegung findet nun auch in den aristokratischen Kreisen Englands Eingang, wo sie nicht minder nöthig zu sein scheint, als in den mittleren und unteren Stän­den Albions. So fand am Sonntag in Staf- fordhouse auf Einladung der Herzogin von Southerland eine sehr zahlreich besuchte Ver­sammlung von hochadelizen Mäßigkeitsfreunden statt, in welcher nach einer sehr eindringlichen Ansprache des den Vorsitz führenden Lords Mount-Temple Viels Damen und Herren der Aristokratie das „blaue Band" der Enthaltsam­keit von dem Genüsse berauschender Getränke anlegten.

Petersburg, 24. April. In letzter Zeit spricht man der Fft.Ztg. zufolge viel da­von, daß es einem geschickten russischen Geheim­polizisten gelungen sei, hervorragende, im Aus­lande weilende russische Revolutionäre, so z. B. Werra Sassulitsch, über die Grenze zu locken und deren Verhaftung zu erwirken.

New-Jork, 25. April. Die Anzahl der Getödteten auf dem Mississipi in Folge Wirbel- sturmes ist 83; lebensgefährlich verletzt 300, die sonstigen Verheerungen sind außerordentlich groß. Auch in Georgien wüthete ein Wirbel- sturm; 20 Personen wurden dabei getödtet und 200 verwundet.

Handel ««- Verkehr. Altenstaig. Echrarmeu-Zettel

vom 25. April 1883.

Neuer Dinkel . . .

7

20

7

14

7

—

Haber .....

7

50

7

26

6

50

Gerste .....

—

—

8

—

—

—

Bohnen.

—

—

7

—

—

—

Waizen.....

13

—

11

65

10

30

Roggen .

10

30

10

7

10

—

Wicken .....

11

—

10

25

10

—

Linsen-Gerste . . .

—

—

8

—

—

—

Welschkorn....

—

—

10

—

—

—

Biktualieupreis e

auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 25. April. Vz Kilo Butter ....... 95 Pfg.

2 Eier ........ 8 u. 9 Pfg.

Rottweil, 23. April. Der heutige Ge- orgii-Jahrmarkt war nur ganz mittelmäßig be­sucht. Auf dem Viehmarkt ging der Handel äußerst schwach. Der Schwetnemarkt war mit 360 Stück Milchschweinen befahren, die beinahe ausverkauft wurden. Die Preise zogen etwas an und betrugen per Paar 15—30 M.

Vermischtes.

(Ein gutes Geschäft.) Zwei Wallachen tre­ten in einen Trödlerladen. „Guten Morgen!" sagt der Eine; „ich brauche fünf Gulden, leihe sie mir, und ich will Dir fünf Gulden Inte­ressen zahlen, überdies meinen Rock hier zum

Pfände lassen. Jst's gefällig?" Simon besinnt sich ein wenig, endlich antwortet er, indem er sine Fünfguldennote aus der Tasche zieht: „Gut, Bojar, Du sollst Dein Verlangen haben, ziehe Deinen Rock aus." Der Bojar thut es; der Trödler nimmt den Rock. „Steh," fängt nun Simon an, „ich borge Dir auf diesen Rock fünf Gulden für eben so viel Gulden Interessen. Da es nun Sitte ist, die Interessen gleich ab­zuziehen, 'so behalte ich die fünf Gulden und den Rock und du schuldest mir mach fünf Gul­den, worüber du mir einen Wechsel ausstellen wirst." Verblüfft schaut der Wallache drein und sich an seinen Begleiter wendend, sagt er: „Jetzt habe ich keinen Rock, kein Geld, und der Kerl hat doch Recht."

(Hohes Alter.) Im Städtchen Kupel, an der galtzischen Grenze, lebt, wie das Lemberger „Slowo" schreibt, gegenwärtig ein Pfarrer, der bereits seit 84 Jahren Geistlicher und 108 Jahre alt ist. Der geistliche Greis versteht noch im­mer sein Amt und erfreut sich der besten Ge­sundheit.

„Sie find der glücklichste Mensch auf der Welt, Sie haben Alles, was zum Glücke ge­hört," sagte ein Freund zum andern. — „Sie haben Recht," antwortete dieser, „nur in der Liebe bin ich seit meiner Jagend sehr unglück­lich." — „Wie so?" — „Meine erste Geliebte ging ins Kloster, meine zweite raubte mir der Tod und meine dritte ist — meine Frau ge­worden."

N a ch t st ü ck.

Wieder ist das Sonnenkind Lach Und auf den Berg gestiegen,

Und ich seh' im Morgenwind Leuchtend seine Locken fliegen.

Wieder auch vom Traum der Nacht, Den die Sorge nie verbittert,

Bist auch du nun auferwacht,

Hold vom Morgenlicht umzittert.

Seelenrein und herzensfroh Siehst du sich den Tag verketten,

Und am Abend wirst du so Wieder dich zur Ruhe betten.

Gilt es dir doch alles gleich,

Tag und Nacht und Sein und Scheinen, Denn ein jedes schmückt ja reich Dir das Haupt mit goldnen Steinen.

Aber mir, dem Liedersohn,

Mag nur noch das Eine frommen,

Und mit schaudern seh' ich schon Morgens stets den Abend kommen.

Denn wenn dir dann um die Stirn Sich die Schlummerrosen winden,

Fühl' ich, wie aus Herz und Hirn Mir die Lebenskräfte schwinden.

Und es kommt ein langer Zug,

Alte Schuld und eitles Lieben,

Und nicht eher will der Spuk Nichts in lauter Nichts zerstieben;

Als bis hell der Sonnenball Wieder meeremporgcstiegen,

Wo im wilden Fluthenschwall Wellen sich auf Wellen wiegxn,

Arno Holz.

und ihr heiseres Gebrüll erschütterte die Ruinen. Die Sonne war jetzt ganz über den Horizont heraufgestiegcn, ihre Strahlen fielen schräg auf das Fell der gereizten Ungetüme, so daß dasselbe in lebhaften Farben schillerte. Es war ein großartiges Schauspiel, dem eine europäische Jagd wchts ähnliches an die Seite zu setzen vermag. Die drei gelben Bestien stürzten aus ihren Schlupfwinkeln hervor, und funkelnden Blickes, die Zahne fletschend, mit dem Schweif in drohenden Schwingungen die Luft Peitschend, zeigten sie sich ungedeckt ihren furchtbaren Feinden.

Eine Sekunde lang herrschte feierliches Schweigen, Menschen und Thtere maßen sich mit einem letzten Blick, dann krachten die Schüsse und eme Rauchwolke hüllte momentan die Angreifer ein.

Herr Bonnington und die beiden Beamten hatten allein geschossen. Herr Gus hatte sich damit begnügt, zuzusehen. Der Major hielt seine geladene Büchse bereit und wartete eine günstige Gelegenheit ab. Sie ließ nicht lange auf sich warten.

Sobald der Pulverdampf sich verzogen hatte und die Ruinen wie- oer sichtbar wurden, standen nur noch zwei der Tiger aufrecht; der dritte «atzte sich in den letzten Zuckungen des Todeskampses zu ihren Füßen.

Aber die Ruhepause war eine kurze. Schon hatten sich die Jäger M geladenen Büchsen versehen und heftiger sollte der Kamps entbrennen. Aber sei es, daß die Tiger das Unvortheilhaste ihrer Stellung einge- b. ^r Tod ihres Gefährten ihre Wuth bedeutend erhöht

yatte, ste stürzten sich, ehe ihre Gegner noch Zeit gewonnen, ihre Büchsen anzulegen, quer über den Platz in weiten Sprüngen gerade auf die Ele­fanten zu. Der erste von ihnen war der größere, muthigere und ge- Wfte. Eine Kugel hatte ihn in die Seite getroffen und sein Blut floß m Strömen aus der Wunde; er schnaubte grimmig und fiel den Stefanien an, welcher den Major und Lady Turner trug. Bevor er in­

dessen seinen Sprung durch die Luft beschrieben, hatte der Major auf ihn angelegt und dieses Mal mitten in die Brust getroffen, brach der Tiger mit furchtbarem Gebrüll zusammen.

Sein Genosse war glücklicher. Bevor er seinenWnlauf nahm, und sein Opfer wählte, führte er nach rechts und links Sprünge von uner­hörter Kühnheit aus, bald war er hier, bald dort, erblühte die Nüstern, zeigte seine prachtvollen Zähne und warf die Blicke um sich, funkelnd wie der Blitz. Die Jäger vergaßen die Gefahr, indeß sie ihn in seinen geschmeidigen Bewegungen verfolgten, und einige Sekunden lang hätte man glauben können, einem ungefährlichen Schauspiel in einem Londoner Cirkus beizuwohnen. Plötzlich stand das Thier still. Es stieß nur ein kurzes Gebrüll aus, aber die Jäger schauderten wie unter dem Hieb einer unsichtbaren Klaue. Das Ungethüm hatte einen Sprung gethan, und während die geblendeten Blicke es noch an dem Platze, den es eben inne gehabt, suchten, warf es sich auf den Elefanten, auf dem Lucy in Todesangst neben ihrem Vater kniete.

Mehrere Schüsse kra chten, aber der Tiger durchschnitt pfeilschnell mit­ten in deui Kugelregen die Luft und gelangte unversehrt auf den How- dah, in welchem sich Herr Bonnington mit seiner Tochter befand.

Das war hinreichend um die Herzen aller Zuschauer mit Entsetzen zu erfüllen. Zwanzig Schreckensrufe erschallten auf einmal, und der Anführer der Karawane stürzte sich mit mehreren Leuten verzweiflungs- voll auf den Tiger.

In diesem Moment sank Bonnington, durch den Anprall des Un- gethüms aus dem Gleichgewicht gebracht, aus mehreren Wunden blutend mitten unter den herdeigeeilten Jägern zu Boden. Miß Lucy war ohn­mächtig in dem Howdah geblieben.

(Fortsetzung folgt.)