Minister im Namen des Württ. Landesfeuer- wehr-Ausschuffes für die dem letzteren zu Thetl gewordene Einladung zur Thetlnahme an dieser so wichtigen Berathung.
Ludwigsburg, 23. April. Im Osterholze wurde gestern Nacht gegen 11 Uhr von frevelnder Hand an 3 Ecken ein Waldbrand verursacht, der rasch ein ca. 1 Morgen großes Waldstück beschädigte. Der Frevler, dem die Flucht gelang, wollte eine weitere Fläche in Flammen setzen und wurde durch das Herbeikommen eines wachhabenden Soldaten daran verhindert. Das Osterholzer Wäldchen, reich an historischen Erinnerungen, ist Eigenthum der Gemeinde Asperg.
In Sulz a. N. hat sich am 20. d. ein verhältnißmäßig gut abgelaufener Eisenbahnunfall zugetragen: Der Bauer Christian Mutschler von Marschalkenzimmern war im Begriffe sein junges muthiges Pferd auf die Beschälplatte zu bringen und fuhr zu diesem Zwecke nach Sulz. Schon 5—600 Meter vor dem Bahnübergänge raste das Pferd die steile Steige herab, und konnte vom Jnfitzenden unmöglich mehr angehalten werden, als in diesem Augenblicke der Zug daherbrauste, setzte das rasende Thier über die geschlossene Barriere, welche in Folge des Anpralles des Fuhrwerks zerbrach; Pferd, Bauer und Wägelchen waren im Augenblicke vom Zuge erfaßt, 20 bis 25 Meter geschleift, dann beiseitegeworfen; Mutschler lag mit mehreren bedeutenden Kopfwunden bewußtlos da, das Pferd raste trotz erhaltener Verwundungen den Bergabhang hinauf, das Wägelchen war total zertrümmert; vom Zuge wurde nur der Gefangenen- und Gepäckwagen etwas beschädigt.
Rottweil, 22. April. Johannes H a u g, Kaufmann von Ostdorf und sein Bruder wurden vorgestern verhaftet und in das hiesige Amtsgerichtsgefängniß eingeliefert; das Haug- fche Haus ist nämlich vor einiger Zeit niedergebrannt und hat sich alsbald der Verdacht der Brandstiftung erhoben; für diesen -müssen sich auch durch die jüngst in Ostdorf stattgehabten Ermittlungen durch den hiesigen Untersuchungsrichter so viele Anhalts-Punkte ergeben haben, daß die Festnahme der Verdächtigen erfolgen konnte.
Riedl ingen, 19. April. Die gestrige Amtsversammlung hat die im Dezember 1880 eingerichtete Naturalverpflegung der Wandergesellen aufgehoben, da sich dieselbe als Förderung des Stromerthums erwiesen haben soll. Die Kosten der Naturalverpflegung belaufen sich im Etatsjahr 1882/83 auf nahezu 11000 M>, in derselben Zeit sind im Bezirk 420 Bettler aufgegriffen worden.
Vom Lande, 19. April, schreibt man der „Neckarzeitung": Der Leichenkassenverein württ. Volksschullehrer, gegründet 1873 von Oberlehrer Laistner in Stuttgart, ist in stetem Wachsen begriffen. Die auf 200 berechnete Mitgliederzahl ist bereits aus 250 gestiegen. Todes
fälle kamen vor: in je 2 Jahren 0, dann 1, dann 2, dann 4, dann 5, zus. 24. Auf ein- tretendenWterbefall erhalten die Hinterbliebenen 400 M., wofür jedes Mitglied bei jedem Sterbefall 2 M. an die Kaffe zu entrichten hat. Der Reservefond des Vereins beträgt bereits ca. 3700 M.
Göppingen, 23. April. Gestern Nacht um 10 Uhr wurde der Postbote Mader von Börtlingen, der auf der Vicinalstraße von Rechberghausen nach Börtlingen unterwegs war, im Walde von einem mit einem Prügel bewaffneten Mann angefallen, zu Boden geschlagen und seiner Dtenstuhr und seiner Baarschaft beraubt. Nachdem der Verwundete wieder zu sich gekommen war, schleppte er sich nach Rechberghausen zurück, von wo aus er nach B. geführt wurde. Die Verwundung ist keine gefährliche. Der junge Mann wollte morgen Hochzeit halten und war gestern bei der Familie seiner Braut in Schlath um die letzten Verabredungen zu diesem Zwecke zu treffen.
U l m, 23. April. Letzten Mittwoch wurde in Günzburg eineDtenstmagd verhaftet, welche ihr heimlich geborenes Kind umgebracht und im Keller des Hauses ihres Dtenstherrn verscharrt hatte. Verschiedene Gerüchte über eine Ende 1880 von derselben Person ebenfalls verheimlichte« Geburt veranlaßten die Polizei, in dem betr. Keller nochmals nachzuforschen, worauf auch richtig das Skelett eines zweiten Kindes gefunden wurde. Die unnatürliche Mutter ist geständig, beide Male das Kind im Bette erstickt zu haben.
Die Seiltänzer Weitzmann und Neumann haben letzten Sonntag bei Ulm auf einem 350 Fuß langen, 2 om dicken Drahtseil die Donau unterhalb der Wilhelmshöhe überschritten. Im Fluß waren Kähne verankert, worin sich Leute befanden, die mittelst Stricken das Seil straff zogen. Besondere Bewunderung erregte es, als sich die beiden Gymnastiker mitten auf ihrem gefährlichen Pfade begegneten und einer über den andern hinwegschritt.
(Selbstmorde.) In Oehringen hat sich ein angesehener junger Handwerker aus Schwermuth erhängt. Er htnterläßt eine Frau mit 4 kleinen Kindern.
Deutsches Reich.
Berlin, 22. April. Der Reichskanzler hat beim Bundesrath beantragt^ Mlll. .MaÄk Zwanzigpfennigstücke einzuziehenWfl^urLülste in Ein- und Zwei-Markstücke uuMprägeM — Aus gutinformirter Quelle meldet das „D. M.-Bl." über den Dreibund das Folgende: Im austrodeutschen Bündnisse befand sich ursprünglich auch ein Punkt, welcher Italien betraf, diesem aber natürlich nicht mitgetheilt werden konnte. Daraus erhellt, daß kein förmlicher Beitritt Italiens zum Zweikaiserbund stattgefunden. Richtig dagegen ist, daß Italien in großen Umrissen von dem Verhältniß der zwei Kaiser Kenntniß erhalten und seine Ge
neigtheit kundgegeben hatte, mit beiden Staaten gemeinsam eine konservative Politik des Friedens zu vertreten. Einem Austausch der Ansichten, welcher vollständige Uebereinstimmung in allen wichtigen Punkten zeigte, ist ein Wechsel von Schriftstücken der leitenden Minister gefolgt, und man kann sagen, daß das Einvernehmen der drei Staaten in Dokumenten nieder- ^ gelegt ist, wenn auch kein förmtltcher Vertrag ! existirt. Die Grundlage des Einvernehmens ist die Aufrechterhaltung des Friedens, doch existirt auch eine Vereinbarung darüber, wie sich die Mächte im Falle eines Krieges gegen einander zu verhalten haben. Wird einer der drei von einem anderen Staate angegriffen, so verhalten sich die beiden anderen neutral, wird aber der eine Staat von zwei anderen angegriffen, so müssen ihm die beiden alliirten Mächte zu Hilfe eilen.
Berlin,23.April. Schulze-Delitzsch ist schwer erkrankt; sein Befinden läßt das Schlimmste für die nächsten Tage befürchten.
Ein äußerst tragischer Vorfall hat sich in dem zum Rittergure Birkholz gehörigen Dorfe gleichen Namens bei Berlin in voriger Woche zugetragen. Dort feierten die Altsitzer Schulze'schen Eheleute das Fest der goldenen Hochzeit. Nach der kirchlichen Einsegnung fand ein fröhliches Mahl statt und am Abend betheiligts sich die ganze Bevölkerung beim fröhlichen Tanz. Abends gegen 11 Uhr zog sich das hochbetagte Jubelpaar zurück und suchte sein bescheidenes Schlafstübchen auf. Am andern Morgen fand man beide als Leichen vor. Die Ehefrau, welche zuerst verstorben, lag im Bette, während ihr Ehemann, am Bette sitzend, die kalte Hand der treuen Lebensgefährtin in seiner gleichfalls erkalteten Hand hielt. Beide sind nach ärztlichem Ausspruch am Schlagfluß gestorben.
(Eine glückliche Gemeinde.) Löffingen in Baden hat die Ausgaben pro 1883 auf 41166 Mark 30 Pfg., die Einnahmen auf 45 666 M. 30 Pfg. berechnet, so daß ein Ueber- schuß von 4500 M. verbleibt. Umlagen oder Genußauflagen sind in diesem gemeindewirth- schaftl. Paradiese unbekannt.
München. Die Abgeordnetenkammer hatte die Nothstandsvorlage nur mit einem Abstrich von 450,000 M. angenommen. Die Kammer der Reichsräthe hat aber bewilligt: 1075 000 M. Unterstützung an Einzelne, 500 000 M. für Gemeinden und Distrikte und 110000 M. für die Rheindämme. DieKinzelunterstützungen sollen einst rückzahlbar sein.
In Straßburg gab kürzlich ein Bürger bei dem dortigen Postamte ein Zwanzigpfeunig- stück in Zahlung, an welchem eine Ecke etnge- schnitten war. Der diensthabende Beamte nahm das Zwanzigpfennigstück an sich und zerschnitt dasselbe in zwei Stücke. Die einzelnen Theile erhielt der Besitzer des Geldstückes alsdann zurück. Wie der Postbeamte dem Besitzer des Geldstückes erklärte, sind die Postbeamten be-
Wergellrmg.
Von I-iorro Lnooons. Deutsch von WN. I-sucks.
(Fortsetzung.)
„Herr Samuel," entgegnete Miß Lucy leise, „Sie waren nicht der Einzige, welcher sich allabendlich in das Flottenviertel begab."
Samuel wollte nichts mehr hören; er ließ sich vor dem reizenden Mädchen auf die Kniee nieder und ergriff lebhaft ihre Hände.
„O, Vergebung! Vergebung, Fräulein!" rief er. „Ich bin ein Unglücklicher und verdiene nicht die Güte, welche Sie mir erweisen ... aber sprechen Sie, sprechen Sie, und wenn es in meiner Macht steht, meinen Fehler wieder gut zu machen ..."
„Jetzt ist es zu spät," versetzte Miß Lucy traurig. „Sie haben jede Umkehr unmöglich gemacht. Mein Vater ist durch Sie entehrt... ganz London kennt und bespricht seine Schande ... ja, wer weiß, ob er sie überleben wird."
Samuel aui wartete nicht, er sah di: Wahrheit dieser Bemerkung nur zu wohl ein. Er preßte Lucys Hände noch einmal fest an sein Herz, dann stürmte er hinaus auf sein Zimmer.
IV.
Es war im Monat Juni 1840.
Die Sonne stieg funkelnd am Horizont empor und vergoldete mit ihren Strahlen die mit Euphorbien und Aloen bedeckten weiten Ebenen, welche die Stadt Kalkutta umgeben. Myriaden von buntschillernden Vögeln zwitscherten in den Gebüschen ... kurz die ganze Natur schien wollüstig unter dem erquickenden Hauch des Tages aufzuathmen.
Um diese Zeit verließ eine kleine Jägerkarawane Kalkutta und
schlug die Richtung nach einer alten, ungefähr drei Meilen von der Stadt entfernten Ruine ein.
An der Spitze ritten fünf Männer, denen in geringer Entfernung zwei junge Damen in elegantem Amazonenkostüm folgten. Unmittelbar hinter ihnen trabten vier riesige Jagdelefanten, geführt von ihren Ma- houts oder Kornaks.
In einiger Entfernung von der Stadt machte die Karawane Halt, die Elefanten ließen sich auf Geheiß ihrer Führer auf die Kniee nieder, über ihrem Rücken wurden Leitern befestigt, die Jäger mit Ausnahme von zweien stiegen hinauf und nahmen in den Howdahs Platz. Dann gab der Anführer ein Zeichen und es gieng hinaus in die Ebene.
Die beiden Jäger, welche die Elefanten verschmäht hatten, setzten sich wieder in Marsch und ritten plaudernd der langsam folgenden Karawane voran.
„Wissen Sie, Major Turner," sagte plötzlich der eine von ihnen zu feinem Begleiter, „je mehr ich die Umgegend der bengalischen Hauptstadt durchwandere, desto mehr bewundere ich die Macht der Indischen Kompanie. Bedenken Sie doch einmal, was sie alles in solch kurzer Zeit mit der Natur und ihren Guineen zu vollbringen vermocht hat!"
„Das ist wahr," sagte der Major.
„Sie haben in Kalkutta Gebäude," fuhr der andere fortM„welche an Eleganz mit den größten Prachtbauten Londons, die dochfldst^MM Stadt der Welt ist, wetteifern. Die Bank, das Zollhaus, die MnM und der Regierungspalast, die ungeheure Schiffswerfte von KidespoEH alles das bezeugt die Macht der Kompanie unwiderleglich. Gar nicht s zu sprechen von dem Fort Williams, das sicherlich die schönste Citadelle > m Indien wenn nicht auf der Welt ist. Wissen Sie auch, Major Tur- ^ ner, daß das Fort Williams auf seinen Bastionen 300 Stück Geschütze