ropa während eines Jahrs den Adressaten nicht zugestellt werden.
Vom Welzheimer Bezirk wird der „N.-Z." geschrieben: Die Naturalverpflegung der armen Reisenden hat mit Beginn dieses Monats aufgehört. Es wurde schließlich neben der Naturalverpflegung doch gebettelt; Anfangs nur in einsam gelegenen Höfen und Weilern, dann in allen Ortschaften, wo keine Verpflegung statt' fand, und zuletzt auch da, wo sie geboten war. Es wird sich auch das Institut nicht mehr anders bewähren, als wenn man zugleich für Beschäftigung sorgt und die, welche die Arbeit aus nichtigen Gründen verweigern, ohne Weiteres als Vagabunden behandelt.
Mergentheim, 8. April. Nach den in voriger Woche zwischen einer Württemberg, und einer badischen Eisenbahnkommission gepflogenen Verhandlungen soll bis 1. Juni d. I. die Bahnstrecke Mergentheim-Lauda in die Württemberg. Verwaltung übergehen.
Ulm, 9. April. Gestern früh um 5 Uhr kam der Direktor der katserl. Fischzuchtanüalt in Hüning en mit ca. einer halben Million junger Aale hier an, übergab davon dem hies. Fischerclub ca. 80,000 und fuhr mit den übrigen sofort weiter. Diese Aale kommen aus dem mittelländischen Meer und werden im Auftrag des deutschen Fischereivereins an verschiedenen Stellen in die Donau eingesetzt; die hier abgegebenen setzte der Fischerklub in einigen offenen Altwaffern bei Wiblingen ein.
(S elstmorde.) JnKüpfendorf, Gemeinde Steinheim, erhängte sich eine ältere Frau auf der Bühne ihres Hauses. Heute (8. April) hätte sie zur Hochzeit ihrer Tochter sollen.
(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Echterdingen wurde der Währ. Bauer Friedr. Stäbler, von Musberg gebürtig, im Stall seines Schwagers von einem ausschlagenden Pferd so getroffen, daß er nach wenigen Augenblicken eine Leiche war. — In Ulm wurde letzten Sonntag Nacht Margarethe Kon- zelmann von Schachstetten bei Weidenstetten an das Amtsgericht etngeliefert, da sie im Verdacht steht, ihr neugeborenes Kind bald nach der Geburt getödtet zu haben.
Deutsches Reich.
Berlin, 7. April. Ueber den Kopenha- gener Kongreß der deutschen Sozialisten liegen jetzt in verschiedenen Blättern eingehendere Mitteilungen vor. Als bemerkenswertestes Resultat muß hervorgehoben werden, daß die Versammlung sich mit der Stellung der deutschen Sozialdemokratie zu den sozialpolitischen Vorschlägen des Reichskanzlers beschäftigte und dieselben mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen beschloß, Zugleich wurde über die Vorbereitungen zu den nächsten Reichstagswahlen Berathung gepflogen. Für die Stellung der deutschen Socialdemokratie zu dem sozialen Programm des Reichskanzlers, die bekanntlich bisher vielfach schwankend und
unklar gewesen, sind die Kopenhagener Beschlüsse anscheinend von ausschlaggebender Bedeutung. Die Haltung der solialdemokratischen Wähler gegenüber anderen Parteien bei den nächsten Reichstagswahlen wird dieser Oppofitionsstel- lung entsprechen.
Berlin, 9. April. Die „Allg. Ztg." erfährt: Das Befinden des Fürsten Bismarck hat sich erheblich gebessert. Der Reichskanzler besteht auf der Durchberathung des Etats für 1884/85; es heißt, er sei entschlossen, falls der ' Michstag widerstrebe, denselben aufzulösen.
Berlin, 9. April. Der wegen Ermordung seiner Frau und Kinder zum Tode verur- theilte Maurer Conrad wurde, heute früh 6 Uhr hingerichtet.
Bpn Interesse ist ein jüngst ergangenes Urtheil der Strafkammer des Landgerichts in Frankfurt a. Ri., die einen dortigen Biergroßhändler, welcher seinen Kunden Radeberger Bier für solches aus dem bürgerlichen Brauhause in Pilsen verkauft hatte, zu einer Geldstrafe von 1500 M., im Ntchtzahlungssalle zu 150 Tagen Gefängniß verurtheilte. Der Fall dürfte geeignet sein, allen solchen 'Virthen, die es mit der richtigen Bezeichnung der Herkunft der von ihnen verzapften Getränke nicht allzugenau nehmen, als eine heilsame Warnung zu dienen.
Bremen, 7. April. Das Reichspostamt in Berlin hat verfügt, daß für die Folge die gesummte deutsche Post nach den Ver. Staaten von Amerika mit den Mittwochs und Sonntags von Bremen und Donnerstags und Dienstags von Southampton abgehenden Dampfern des Nordeutschen Lloyd zu befördern ist, sofern nicht von dem Absender ausdrücklich anders bestimmtest.
Danzig, 7. April. Nachdem die Weichsel bei Bohnsack gestern Nachmittag den Damm durchbrochen hatte, wurde ein mißlungener Versuch gemacht, mittelst eines Granatenbombardements die Stopfungen in der Mündung der Weichsel bei Neufahr zu sprengen. Spät Abends wurde von Dampfern mit großer Gefahr durchbrochen. Seitdem fällt das Wasser. Die Gefahr für den Danziger Hafen und die Holzlager am todten Weichselarm, welche einen Werth von 15 Millionen repräsentiren, gilt als beseitigt. Ein heute ausgegebenes Extrablatt d er Danziger Zeitung meldet eine große Stopfung des Eises unterhalb von Dirschau in einer Lange von 6000 Meter, sowie eine Eisverpackung unterhalb Thorn Bohnsack, Neufahr, die ganze Nehrung bei Neufahr und ein Theil des Danziger Werders befindet sich noch vollständig unter Wasser.
Die gesammte Mannschaft der Sigmaringer Feuerwehr ist gegen jeden Unfall im Dienste bei der Schles. Unfallversicherung auf energische Initiative des neugewählten Ver- waltungsraths versichert worden. Das Versicherungskapital beträgt pro Kopf 2000 M., im Ganzen 112,000 M. Vorübergehende Unfälle
Vergeltung.
Bon ^isrrs Lnooons. Deutsch von wd. I-surLs.
(Fortsetzung.)
„Ah, Sie find's, mein lieber Herr Sam!" rief Herr Gus und zog den Angeredeten nach einer grüßenden Kopfbewegung gegen seinen Partner einige Schritte mit sich fort. „Sie mögen es mir glauben oder nicht, aber ich bin entzückt. Sie zu sehen."
„Sie sind zu gütig," murmelte Samuel.
„Und nun habe ich Ihnen eine Frage vorzulegen!" fuhr Herr Brough fort.
„Um was handelt es sich?"
„Um den Menschen, der eben mit mir plauderte, als Sie mich aufsuchten."
„Herr Tidd..."
„Heißt er Herr Tidd?"
„Ja, das ist sein Vatersname und ich kann Sie versichern, er ist der taubste Makler in ganz Großbritannien."
Herr Gus-Brough fragte nicht mehr, jetzt war ihm das Schweigen seines Gegenübers vollkommen klar und er dachte nicht mehr an ihn. Auch hatte er soeben Samuels Gesicht mit einem Blick gestreift und war von der Veränderung in dessen Zügen und von seiner Bläffe sehr betroffen.
„Wahrhaftig, Herr Sam," sagte er lebhaft, „wissen Sie, daß ich Sie heute Abend sehr angegriffen finde? Hoffentlich ist Ihnen gestern Abend doch nichts Unangenehmes pasfirt?"
„Nein, nicht im Geringsten," versetzte Samuel.
„Aber Sie wollten mich sprechen, als wir uns trafen, nicht wahr?"
werden auf die Dauer Von 50 Tagen mit täglich 2 M. für jeden einzelnen Fall, dauernde Invalidität oder Tod mit Auszahlung des Ver- sicherungskapitals von 2000 M. an den Betroffenen oder dessen Hinterbliebenen entschädigt.
München, 8. April. Ein entsetzliches Ereigniß hat sich in Cham zugetragen. Ein dortiger Bürger Namens Kegler unterhielt mit! seiner Magd ein unerlaubtes Verhältniß, in! Folge dessen es oft Zwistigkeiten mit seiner! Frau gab. Bosonders am Tage des Verbre-! chens setzte es einen heftigen Auftritt ab. In der Wuth griff der Mann zum Feuerwehrbeil erschlug damit seine Frau, seine Schwiegermutter und seine beiden Knaben im Alter von 10 und 12 Jahren. Der Wahnsinn muß sich des Menschen bemächtigt haben, denn nach vollbrachter That übergoß er die Möbel und Betten des Zimmers mit Petroleum, zündete es an und nahm sodann Gift. Das Feuer wurde bald wieder gelöscht; die Leichname waren schrecklich verstümmelt.
Aus Straubing wird geschrieben: Vor einigen Tagen kam in eine hiesige Brauerei ein Bäuerlein aus der Pafsauer Gegend und fragte nach dem Besitzer. Als derselbe zur Stelle kam, sagte das Bäuerlein: „Herr „N., Sie haben mir vor drei Jahren zehn Doppelhektoliter Gerste abgekauft und mir hiebet zwei Fünfmarkscheine zu viel gegeben. Hier ist das Geld nebst Zins. Der hochw. Hr. Pfarrer, dem ich Heuer die Sache gebeichtet habe, hat mir die Buße auferlegt, Ihnen das veruntreute Geld persönlich zurückzugeben." Einige gemeinschaftlich getrunkene Liter Bier bildeten den Schluß der Wiedererkennungsicene.
Der bekannte Wucherer Kaufmann ist aus dem Freibürger Zuchthhaus nach dem Landes- gefängniß in Bruchsal verbracht worden. Derselbe soll an Mordmanie leiden und muß deshalb besonders beobachtet werden.
Ausland.
Bern, 8. April. Eine Feuersbrunst zerstörte den ganzen auf dem linksn Ufer der Arbe gelegenen Theil des Torfes Vallorbez im Kanton Waadt. 145 Häuser wurden von deu Flammen zerstört, darunter auch das Postgebäude mit erheblichen Werthbeständen. 1200 Personen sind obdachlos. Man schätzt den entstandenen Schaden auf 2 Millionen Francs.
In Boltingen Canton Bern) starb ein siebenjähriges Mädchen infolge Genusses eines mit giftigem Farbstoff gefärbten Oster-Eies.
Madrid, 10. April. Wegen der nen- lichen Petarden-Explostou in der Nähe des Kgl. Palastes find 70 Personen verhaftet. Die Tha! wird Theaterbillethändlern zugeschrieben, welche mit der Unterdrückung des Theaterbillethandels unzufrieden find.
Cork, 9. April. Die Polizei beschlagnahmte eine von Glasgow angekommene Parthte Nitroglycerin und fand eine in der Nähe der Stadt versteckte Quantität Sprengstoffe auf.
„Allerdings..."
„Was gibt's denn?"
Samuel zwang sich zu einem Lächeln, wie wenn er die Wichtigkeit dessen, was er zu sagen hatte, abschwächen wollte. Nach einer Pause sagte er:
„Ich möchte Sie um eine kleine Gefälligkeit bitten, Herr Brough/
„Mich, mein junger Freund? Gewiß, ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung."
„Sie kennen meinen Prinzipal genau?" fuhr Samuel hastig fort.
„Herr Bonnington schenkt Ihnen ein Vertrauen, das jedem, der Sie kennt, begreiflich ist."
„Ihr Prinzipal kennt meinen Werth, meinen geringen Werth, sagte Herr Gus.
„Und er hört auf Sie?"
„Nun, und?"
„Nun, ich meinte aus Gründen, die ich Ihnen jetzt nicht auseia- andersetzen kann," sagte Samuel, „es sei vielleicht nicht rathsam, ihm unser gestriges Zusammentreffen zu erzählen."
„In dem Flottenviertel?"
„Ja, ja..." ^
„Das ist ja überflüssig, Herr Sam, und da Sie es wünschen, werde ich ihm nichts sagen."
„Ich werde Ihnen sehr dankbar sein."
„Steckt denn ein Geheimniß dahinter?"
„Vielleicht..."
„Eine junge Dame, die man trösten will, Sie böser Mensch! Warten Sie nur! Doch güt-, ich werde stumm sein, wie das Grab. Der Kassirer des Herrn Bonnington hat übrigens Niemand davon Reche»-