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Attenstaig, Donnerstag den 12. Aprit.

1883.

Hlr. 42.

l ^ 2 Die englische» Zustände.

Man hat England von jeher als ein Land der Freiheit gepriesen, seine Einrichtungen auf dem Gebiete der Selbstverwaltung als Muster hingestellt und darauf hingewiesen, daß beispiels­weise die Internationale in England, wo doch deren Zentralleitung lange hindurch ihren Sitz hatte, keinen Boden finden könnte; man folgerte daraus, daß unter einer freiheitlichen Regierung die staatsumstürzlerischen Bestrebungen keinen Boden zu gewinnen vermöchten; die neuere Zeit hat indessen die zahllosen Agrar- und sonstigen politischen Verbrechen in Irland und England gebracht und das beweist, daß entweder die obige Folgerung eine falsche oder daß das Maß der

> englischen Freiheit noch nicht genügend sei.

^ Auf keinen Fall sind gegenwärtig die Sicher­heitsverhältnisse in den drei vereinig«» König-

> reichen Großbritannien günstigere wie im Zaren­reich. Verhaftungen von Verdächtigen find in England jetzt ebenso an der Tagesordnung wie in Rußland. Der Staatssekretär des Innern, Harcourt, mußte im Parlament zugeben, daß bei einer der verhafteten Personen l?/r Zentner Dynamit vorgefunden wurde und daß man zu­gleich einer ausgedehnten Fabrikation von Spreng­stoffen auf die Spur gekommen sei. Bei einem andern Verhafteten wurde eine enorme Geld-

' summe, in amerikanischen Banknoten bestehend,

: gefunden.

! Nun glaubt die Polizei am Freitag einen ! vorzüglichen Fang gemacht zu haben. In dem i amStrand" in London belegenen amerikani­schen Lesesalon wurde ein Mann festgenommen, von dem man annimmt, er sei ein Abgesandter des amerikanisch-irischen Dynamitbundes; zu- ! gleich wurden zwei Irländer verhaftet, die im Begriff waren, Höllenmaschinen auf Schiffe ein­zuschmuggeln, um die letzteren durch die Wir­kung der Apparate zu zerstören. Die Unter­suchung gegen alle diese Personen wird geheim geführt. Ferner wurde ein gewisser Henry Mor­gan festgencmmen, auf den man schon lange fahndete und der von Amerika mit Dynamit und wichtigen Papieren anlangte; das gleiche Schicksal traf den Berichterstatter einer New- Uorker Zeitung, der in Cork ansäßig ist und - feine Wohnung zum Versammlungs- und Zu- i Mchtsort der Verschwörer gemacht hatte. Aus l Briefen, die bei ihm konfiszirt wurden, geht hervor, daß er um den Plan der Ermordung hoher Staatsbeamter gewußt habe.

Es würde viel zu weit führen, wollte man hier alle die Einzelnachrichten aneinanderreihen, welche die Verhaftung von Verschwörern, die Auffindung von Sprengstoffen u. dergl. betref­fen. Durch ihre große Anzahl stumpft sich auch 7 - für den Fernerstehenden wenigstens das Interesse für den einzelnen Fall ab. Weiß Mn doch, daß alle diese nur Glieder ein und Eselben fürchterlichen Kette sind und daß die wirklichen Leiter ihren Sitz in Nordamerika ha­ben. Die Regierung steht dem allem macht- üegenüber; durch die strengste Wachsamkeit der Polizei und genaueste Fremdenkontrolle wird es vielleicht möglich sein, Verbrechen zu ver- ^ Mten, aber der Zähigkeit und Ausdauer der ! N Mrung stehen die gleichen Eigenschaften der Verschwörer gegenüber.

.. Gladstones Politik bezüglich Irlands stellt M immer mehr und mehr als eine verfehlte

> I^us. Er hat ohne Recht auf der einen

genommen und der andern gegeben, hat damit die eine Seite erzürnt und die andere «ur noch weit anmaßender-gemacht. Der Jahr- dunderte lange Kampf zwischen Engländern und Eareu hat nie eine so scheußliche Gestalt ange­

nommen, wie gegenwärtig und kein Mensch ver­mag zu sagen, in welcher Weise der Dynamit­krieg beendet wird.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 7. April. (17. Sitzung.) Man fährt in der Berathung des Etats fort. Kap. 34: Centralstelle für die Landwirthschaft 31 470 M. Frhr. v. Ow wünscht, daß auch die Abstimmungen der Beiräthe in die Sitzungs­berichte des Gesammtcollegiums der Central­stelle ausgenommen werden. Vom Ministertisch wird diese Reklamation in entgegenkommender Weise beantwortet. Bei Titel 9 für land- wirthschaftliche Zwecke regt Leibbrand die Frage an, ob cs nicht zweckentsprechend sei, schon jetzt das für die Ausführung des in Aussicht stehen­den Landeskulturgesetzes erforderliche technische Personal heranzubilden. Minister v. Hölder ist der Meinung, daß cs an Technikern nicht fehle. Frhr. v. Ow wünscht, daß junge Landwirthe häufiger Reiseunterstützungen zu ihrer praktischen Ausbildung erhalten. Präsident v. Werner er- wiedert, daß er gerne jedes diesbezügliche Ge­such berücksichtige. Frhr. v. Gültlingen wünscht besseren Schutz der Fischzucht und bessere Hand­habung der einschlägigen Verordnungen, insbe­sondere auch den Wasserwerken gegenüber. Schü­rer bittet um besondere Pflege der Bienenzucht, damit würden nicht unbedeutende Summen für schlechte Produkte aus dem Auslande erspart. Besondere Vorschläge (Mustereinrichtnngen u. dergl.) wolle er nicht machen, er empfehle aber den rationellen Betrieb durch Beiträge zu er­muntern. Präsident v. Werner: Die große Be­deutung der Bienenzucht sei von der Regierung von jeher voll gewürdigt worden. An ihrer Unierstützung werde es auch ferner nicht fehlen. Musterbienenstände wie Schürer wünsche, be­stehen jetzt schon an den Ackerbauschulen, sowie an den Seminarien. Mohl will nicht, daß dieJndustrie wegen der Landwirthschaft oder Fisch­zucht Einschränkungen erfahren soll. Schwarz und Dentler für Beiträge zu den Fohlengärten. Uhl tritt für die Wichtigkeit der Feldwegebe­reinigung ein. Staatsminister v. Hölder ist er­freut, daß die Notwendigkeit der Weiterführ­ung der Landeskulturgesetzgebung von mehreren Seiten anerkannt worden. Es sei ganz zweck­mäßig, daß man nicht zu drängen suche. Das Feldwegbereinigungs-Gesetz genüge nicht; deß- halb habe er Veranlassung genommen, einen Entwurf lüber Felderbereinigung fertigen zu lassen. Auch ein Be- und Entwäsferungsgesetz- entwurf sei vom Referenten fertig gestellt wor­den. Auf die Interessen der Industrie solle genügend Rücksicht genommen werden. Was die Nachbarschaftsrechte betreffe, so seien Vor­arbeiten fertig, um die Lücken zu bezeichnen, die auszufüllen wären. Bis jedoch reife Vor­lagen an die Kammer gelangen werden, möge noch eine geraume Zeit verfließen, insbesondere, da er darauf halten werde, daß nur ausgeretfte Arbeiten vorgelegt werden. v. Weber er­läutert den Unterschied von Feldbereinigung und von Güterzusammenlegung; das letztere wolle man in Württemberg, als den Verhältnissen nicht entsprechend, nicht; dazu habe man für Feldbereinigung in Baden, Bayern, Nasfau u. s. w. die werthvollsten Vorgänge. Der Ti­tel wird genehmigt. Bei Titel 10 für das landw. Hauptfest Cannstatt 16000 Mk. bean­tragt die Finanzkommission auf Vorschlag der Regierung, daß die exigirte Summe für den Fall, daß das Fest an einem der beiden Etats­jahre ausfallen sollte, zu verwandten Zwecken

oder zu Ausstellungen verwendet werden könne. Minister v. Hölder: An eine Veredlung oder Versttrlichung des Volksfestes sei wohl kaum zu denken, dagegen solle man sich angelegen fein lassen, das Cannstatter Fest zu einem Centralfest für die Landwirthschaft des Landes zu machen. Durch sein selteneres Erscheinen werde man seine Werthschätzung beim Publikum erhöhen. Wegen der letzten schlechten Ernte empfehle es sich wohl, das Fest schon dieses Jahr ausfallen zu lassen. Frhr. v. Ow, Spieß und Hartenstein treten noch für die prinzipielle alljährliche Abhaltung des Volksfestes ein; das Haus nimmt aber den Kommissionsantrag an. Kap. 34 wird dann angenommen, ebenso noch Kap. 35 Centralstelle für Landescultursachen 3450 Mk.

Landesnachrichtev.

Stuttgart, 8. April. Am Freitag hatte die hiesige Postanstalt das Baargeld, etwa zwei Millionen österreich. Gulden, auf der Transtt- beförderung in mehr als 50 einzelnen Paketen, die von Wien aus an die glücklichen Erben der Ott'schm Millionenerbschaft nach Baden ver­sendet wurden. Diese langathmige und oft wechselnde Erbschaftsgeschichte wäre also nun abgethan und die Erben haben ihre Portionen (Maximum 300000 fl., Minimum 4700 fl. österr. W.) je nach dem Verwandtschaftsgrad des Einzelnen erhalten.

Stuttgart, 9. April. Um welch be­deutende Summen es sich bet der hiesigen Volks­bank handelt, dürfte daraus hervorgeben, daß eines der Mitglieder des Verwaltungsrathes, Kfm. B>, dem vorwiegend die Bilanzen der Firma Stahlecker u. Co. zugetheilt waren, sei­tens der Konkursverwaltung mit 274,000 M. eingeklagt wurde. Die seitens der andern Ver- waltungsräthe beanspruchte Summe beträgt für den einzelnen 60,000 M. Bezüglich der Unter­suchung gegen die 3 Directoren verlautet soviel, daß die letztere demnächst geschlossen werden könne, da das Material nunmehr vollständig vorhanden sei.

Stuttgart, 10. April. Nach einer gu­ten Nacht ist das Befinden Sr. Majestät entschieden besser. Dr. Gärtner.

Stuttgart, 10. April. Im Ludwigs­spital hier ist kürzlich von Hrn. Dr. H. Burk­hard wieder eine schwierige Operation sehr glück­lich ausgeführt worden. Einer Dame von Plochingen nämlich ist ein Gewächs aus dem Unterleibe entfernt worden, dessen kompakte Masse 1213 Pfund, mit der darin enthaltenen Flüs­sigkeit aber gut 30 Pfund wog. Die Patientin ist Wiedel soweit genesen, daß sie schon wieder ausgehen kann.

DerSt.-Anz." schreibt: Die nach dem Auslande bestimmten Drucksachen (Bücher, Zeit­schriften rc.) werden noch vielfach in mangel­hafter Beschaffenheit zur Post geliefert. Es empfiehlt sich, Drucksachen nach entfernten, ins­besondere überseeischen Ländern, mit breiten, gut befestigten Bändern aus festem Papier, nöthigen- falls auch mit einer Umschnürung zu verfehen, welch letztere so angebracht sein muß, daß sie eine Prüfung des Inhalts der Sendung ohne Schwierigkeit gestattet. Außerdem empfiehlt es sich, den Adreffaten nicht nur auf dem Streif­band, sondern auch auf den darin eingeschlossenen Drucksachen selbst zu bezeichnen, damit, falls die Umhüllung sich loslöst, die Möglichkeit doch noch geboten ist, die einzelnen Stücke dem Adreffaten zustellen zu lassen. In New-Uork z> B. konnten mehr als 4000 Drucksachensendungen aus Eu-