meindebezirk Stammheim gezündet habe und dort eine Scheuer niedergebrannt sei.
Das Gewitter in der Nacht vom Sonntag auf Montag hat in Reutlingen, Tübingen und Rottenburg unter Sturm und wolkenbruchartigem Regen mannigfachen Schaden angerichtet und in ersterer Stadt gesellte sich noch der Hagel hinzu, indem an den Feldern und Weinbergen in nördlicher und nordwestlicher Richtung derselbe großen Schaden verursachte. Das Gewitter dauerte dort ohne Unterlaß eine volle Stunde. In der untern Stadt daselbst stunden die Straßen fußhoch unter Wasser, Scheuern und Keller wurden angefüllt und erlitten die einzelnen Häuserbesttzer sehr großen Schaden.
Stuttgart, 3. Septbr. Heute hat der V. deutsche Bäckertag mit Eröffnung der sehr reichen und interessanten Ausstellung in der Gewerbehalle seinen Anfang genommen. R.A. Dr. Götz begrüßte die Versammelten im Namen der Stadt Stuttgart. Der Stuttgarter Vorstand Schlatterer begrüßte die versammelten Bäcker, Conditoren und alle, die zu der reichen und schönen Ausstellung beigetragen, im Namen des Stuttgarter Komite's, worauf er ein Hoch auf Se. Maj. den König Karl ausbrachte, in das begeistert eingestimmt wurde. Hierauf ergriff Herr Stolzenberg aus Berlin als Vorstand der „Germania," unter deren Aegide die Ausstellung entstanden, das Wort und erklärte die Ausstellung für eröffnet. Es ist für dieselbe ein Katalog erschienen, dem nach heutiger Gepflogenheit eine historische Einleitung über die „Bäcker in der Geschichte" betgegeben ist. Die Ausstellung selbst ist in vier Gruppen abgetheilt: 1) Nahrungsstoffe, 2) Fabrikate, 3) Geräthe und Einrichtungen, 4) Maschinen. Es sind 188 Aussteller. Das Arrangement ist vorzüglich. — Am Montag beginnen die Verhandlungen in der Ltederhalle; Abends Besuch des Stadtgartens. Am Dienstag Festessen in der Liederhalle 'und Tanzunterhaltung. Am Mittwoch Besuch der Königlichen Schlösser, Nachmittags Hasenbergfahrt und italienische Nacht amJäaerbaus.
Stuttgart, 4. Septbr. Gestern Abend etwa 6 Vs Uhr wurde der Ballon der Luftschifferin Securius hier sichtbar. Ueber dem Koppenthal war derselbe der Erde ziemlich genähert, als die Luftschifferin, welche man mit einer Fahne winken sah, um 7 Uhr Ballast auswarf. Rasch stieg der Ballon wieder, und eilte gegen Westen: man konnte längere Zeit beobachten, wie sie unter ungünstigen Winden, veranlaßt durch das Herannahen der Gewitter, zu leiden hatte. Gegen V 28 Uhr verschwand der Ballon im Westen, als es schon ziemlich dunkel geworden war. Frau Securius kam, durch das herauztehende Gewitter gestört, ja ernstlich gefährdet, gestern Abend etwa um 9 Uhr im Walde nahe dem Schattenwirthshaus zur Erde; die Bewohner des Hauses, Bockel, waren ihr behilflich. Die kühne Luftschifferin kam mit
leichten Kontusionen davon. Der Ballon aber ging verloren, er zerriß.
Lüdwigsburg, 2. Sept. In nicht geringer Aufregung befindet sich die Einwohnerschaft in Markgröningen; im Laufe der letzten Tage wurde nemltch bet einem Hausumbau unter einem Zimmerboden ein mit Erde bedecktes Schädelstück vorgefunden, welches nach ärztlichem Ausspruch von einem etwa 5 —6 Jahre alten, vor etwa 20—30 Jahren hier verstorbenen Kinde herrührt. Welche Bewandtniß es mit diesem Funde hat, darüber fehlt es bisher an Vermuthungen. — Am Montag, den 28. Aug. wurde bet dem Gemeindepfleger in Möglingen durch den mit den lokalen Verhältnissen genau bekannten Gypser Gottlob Gutekunst vonHaiter- bach, OA. Nagold, derzeit in Osweil wohnhaft, ein Einbruch verübt; er entwendete hierbei etwa 400 Mk. Gelder der Gemeindepflege und gegen 200 M. Privatgelder. Bei seiner am 31. Aug. vorgenommenen Verhaftung fand sich noch der gesammte gestohlene Betrag bei ihm vor.
Tuttlingen, 4. Sept. Kaum find die letzten entsetzlichen Thaten der Stromer zur allgemeinen Kenntniß gekommen, so ist auch von hier aus eine, wenn auch unblutige, doch höchst brutale That eines K. K. österreichischen Vagabunden zu berichten. Dieser trieb sich heste den ganzen Vormittag beim Bahnhof herum und mußte wegen seines unflätigen Benehmens weggewiesen werden. Doch er suchte sich zu rächen! Plötzlich stand er in der Vorhalle, nahm seinen Stockprügel und schlug das oberhalb dem Schalter befindliche Fenster zusammen mit den Worten: „So jetzt will ich sehen, ob ich nicht ins Zuchthaus komme!" Auf Anordnung des Kgl. Beamten erfolgte seine Festnahme behufs Ueber- lieferung an die Polizei. Auf dem Transport warf er seinen Bündel weg in den Koth und legte sich, so lang er war, auch daneben, wie ein vollendetes Schwein. Man holte einen Karren und Stricke, um den Unmenschen hinauf zu binden. Doch zog er vor, zu Fuß gehen zu wollen. Die sich ansammelnde Jugend warf er mit großen Steinen, ohne jedoch zu treffen. Der verdiente Lohn wird diesem traurigen Menschen nicht ausbleiben. Das Stromerthum ist geradezu eine Landplage geworden. Hoffentlich werden die allerwärts ersehnten Verschärfungen der Gesetze gegen solche Strolche, dem einreißenden Verderben eine Grenze stecken.
(Unglücksfälle und Verbrechen.) Auf der Zimmerberger Mühle bei Adel- mannsfelden spielten mehrere Kinder des Mühlebesitzers in der Scheuer sog. Schlupferles, wobei ein Knabe von 6 Jahren zu nahe dem Garbenloch kam und hinabstürzte, was dessen augenblicklichen Tod zur Folge hatte. — In einem Ravensburger Weiß-, Strumpf- und Kurz- waarengeschäft hatte man schon seit einiger Zeit einen Abmangel an Maaren bemerkt, ohne daß man sichere Anhaltspunkte über das Verschwinden derselben gehabt hätte. Da lenkte sich der Verdacht auf eine Ladnerin, welche seit etwa
einem halben Jahr in dem Geschäft angestellt ! war. Als man deren Kasten und Koffer öffnete, fand sich ein ganzes Waarenlager in Spitzen, Krausen, Barben, Chemisetten, Knöpfen, Schnüren, Band u. s. w. vor, einen Werth von gegen ! 400 M. repräsentirend. Die Diebin, eine Oberbayerin, sitzt in Haft. !
Ueber das Vermögen nachstehender Personen wurde das Konkurs-Verfahren eingeleitet: Anton Kible, Metzger in Ochsenhausen; Elias Großman», Flößer von Höfen.
Deutsches Reich.
Berlin, 4. Sept., Abends. Das Tageblatt meldet: Ueber den Zustand derKaiser 1 n geht uns folgende Mtttheilung zu: Die Con- tuston, die sich die Kaiserin durch den Fall am 11. v. M. an der linken Seite zugezogen hatte, schien anfangs ganz unerheblich; die einzige Folge war, daß sie die hohe Frau am Gehen verhinderte. Obgleich keine Fraktur vorhanden war, so steigerten sich doch die Schmerzen trotz der geigneten Mittel und der beobachteten Ruhe ' in einem solchen Grade, daß sich die Kaiserin zum Gypsverbande entschließen mußte, um die gewünschte Beschleunigung der Genesung zu erzielen. Die Behandlung, zu welcher Professor Madlung aus Rostock zugezogen wurde, verspricht nach den vorhandenen Symptomen den besten Erlolg. j
— Im Lager der evangelischen Orthodoxie ist nunmehr auch über die Mischehe Zwiespalt ausgebrochen: während Stöcker erklär:, er segne keine Mischehe evangelisch ein, wenn zuvor die katholische Einsegnung stattgefunden hat — fordert der gleichfalls orthodoxe „Evangelischkirchliche Anzeiger" behufs Sicherung der kirch- j lichen Doppeltrauung ein Gesetz, welches das Verlangen eines Reverses mit Geld- oder event. Gefängnißstrafe belege. Dies sei der einzig praktische Ausweg.
Victoria Häusler aus der Restauration „Täuble" inK 0 nstanz bemerkte am 31. Aug. hinter einem Fremden hergehend, daß demselben eine Tasche entfiel. Sie hob dieselbe auf und behändigte sie Jenem wieder, der jetzt erst seinen Verlust gewahr wurde. Nach den Aussagen des Fremden handelte es sich um die Summe von 10000 Mark. Aus Dankbarkeit schenkte er, im Wiederbesttz seines Geldes, der ehrlichen Finderin 4 Zwanzigmarkstücke.
München, 2. Sept. Am 29. Aug. standen in Vilshofen nicht weniger als 14 Individuen aus dem Amtsgerichtsbezirke unter der Anschuldigung des Konkubinates vor dem dortigen Schöffengerichte, die sämmtlich verur- theilt wurden.
Ausland.
Laut Bericht aus Elm läßt der Ristkopf wieder einen neuen Sturz befürchten. Die Schule» wurden eingestellt.
— Es ist eine sonderbare Erscheinung, so schreibt man der „K. Ztg." aus Paris, daß
Gin deutscher Würgersmann aus fernen Hagen.
Geschichtsbild von NossxU LaoL. (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Gott kann Unmögliches — ich nicht!" sagte Graff etwas kurz.
Seine Frau trat näher, legte ihre Hand auf seine Schulter und sagte nach einer Pause mit milder, aber dringlicher Stimme:
„Vielleicht haben Zeit und Erfahrung den Oberstleutnant anders gestimmt — vielleicht wünscht er ein Zusammentreffen mit Dir — ein Entgegenkommen von beiden Seiten — wie könnte es uns, der Stadt zugute kommen!"
Diese schüchterne Zurede reichte hin, die kaum gemäßigte Stimmung ihres Mannes wieder lebhaft aufzuregen.
„Hedwig!" sagte Graff und erhob sich rasch aus seinem Armstuhl/ „Auch von Dir diese Sprache? Was sinnst Du mir an? Einst bekämpfte ich den bloßen Willen des jungen Mannes, gegen Deutschland die Waffen zu tragen; — jetzt kommt er zurück, den Degen mit deutschem Blute befleckt! Die Tage von Ulm und Jena, die jedem Patrioten das Herz im Leibe wenden, er hat sie an der Seite Frankreichs, unseres Verderbers, miigemacht! Und daß er nicht müßig zusah, spricht ein Umstand nicht deutlich genug? Als Leutnant hat er uns verlassen — als Oberstleutnant, als Kommandant dieser Stadt sollen wir ihn Wiedersehen! Wenn ich ihm nicht aus Dank für seine Thaten, aus Ehrfurcht vor seinem fränkischen Offiziersrang die Tochter geben soll — wie kann ich auch nur unterhandeln? . . . Nein! Gott weiß es, wie sehr ich meine Tochter liebe, aber ihr Wohl — mit Verlaub — darf niemals den Interessen des Vaterlandes entgegentreten! Unser Kind einem Verräther des Vaterlandes geben? Eh' das geschieht, eh' ich diesen Gräuel sehe —"
Er suchte sich mit aller Selbstüberwindung zu fassen, dann fuhr er etwas ruhiger fort:
„Nichts mehr davon. Komm herein — fragen wir Emilie selber — sie soll sagen, ob sie dies Aeußerste, dies Unmögliche will!"
VI.
Ruhig und gemessen, als geschähe es in tiefster Friedenszeit, vollzog sich im nächsten Augenblicke die Einquartierung des Kommandanten.
Zwei Soldaten waren eingetreten, postirten sich rechts und links an die Thür und salutirten; zwischen ihnen erschien alsbald Oberstleutnant Lingg, begleitet von einem Polizeikommissar und einer Ordonnanz.
„Der Bürgermeister und die Räthe werden sofort hereingeführt, wenn sie erscheinen," sagte Lingg im Eintreten.
„Sehr wohl, Herr Kommandant," erwiederte die Ordonnanz und zog sich mit den Soldaten in das Vorzimmer zurück.
„Und Sie, Herr Kommissar," wendete sich Lingg zu diesem, „verlieren Sie keinen Augenblick. Auch der kleinste Umstand, der geringfügigste Verdacht werde nicht unbeachtet gelassen; die Thore bleiben bis auf Weiteres geschloffen!"
„Sie sollen mit der Recherche zufrieden sein," erwiederte der Kommissar und entfernte sich.
Oberstleutnant Lingg sah sich kaum allein im Zimmer, als er rasch mitten in dasselbe vortrat, um sich blickte und einmal tief aus- athmete.
„Lebe ich nicht im Traume und muß mich fragen: ist's wahr? ich bin ihnen nahe?" sagte er; „ist es wirklich nicht mehr als Zufall, daß wir uns hier — in einer solchen Stunde wiederfinden? . . « Emilie! . . ."