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Mr. 105.

Menstaig, Donnerstag dm 7. Seplemöer.

1882.

Das Eisenbahnunglück bei Freiburg.

Freiburg i. B., 4. Septbr., 7 Uhr 42 Min. Ein gräßliches Eisenbahnunglück hat sich gestern Nacht ereignet. Der von hier nach Col­mar zurückgehende Extrazug entgleiste vor der Einfahrt in Hugstetten, der ersten Station von hier.

Freiburg i. B., 4. Septbr., 9 Uhr 33 Min. Vorm. Bis jetzt sind 46 Todte und an 80 Verwundete hervorgezogen. Ein Waggon ist noch nicht gehoben. In demselben sind fer­nere 8 Todte. Die Entgleisung fand im Moos­wald, 4 Minuten vor der Station Hugstetten und zwar um V-9 Uhr Abends statt. Der entgleisende Zug riß den Telegraphen mit sich, so daß das Depeschiren nach Freiburg unmög­lich war. Erst um 12 Uhr Nachts wurde allarmirt. Von 26 Waggons sind 4 unverletzt, die andern förmlich zerstückelt. Die Locomotive ist bis auf mehrere Meter vom Geleise, einige Waggons über dieselbe hinausgeschleudert. Als Grund der Entgleisung wird ein Dammrutsch bezeichnet, nachdem ein heftiges Gewitter über denselben niedergegangen war. Die Straße von Freiburg nach Hugstetten ist von Menschen besät. Vom Zugpersonal ist keiner verletzt.

Freiburg i. B., 4. Septbr., 10 Uhr 30 Min. Vormittags. Das Eisenbahnunglück nimmt leider einen immer gräßlicheren Umfang an, man befürchtet, daß unter den Trümmern des Zuges noch mehr Leichen sich befinden als man anfänglich glaubte. Anatomie, Klinik und Blatternhaus sind von Unglücklichen belagert, die ihren Vater, ihren Mann, ihre Kinder suchen und nicht finden. Von den Jammernden selbst find viele im Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Die Trauer in unserer Stadt ist eine allgemeine. Die ankommenden Züge brin­gen bereits Angehörige der Verunglückten, die weinend und klagend durch die Straßen ziehen. Der Verkehr auf der Strecke Freiburg-Hugstetten wird wohl längere Zeit unmöglich sein.

Freiburg i. B., 4 Septbr., 11 Uhr 45 Min. Vorm. Weitere drei Personen sind ihren Wunden erlegen und in die Anatomie verbracht worden. Man zählt jetzt 58 Todte und an 400 Verwundete. Die Leichen sind theilweise fürchterlich verstümmelt. Am Bahnhofe sah man ein abgerissenes Bein mit einem Schuh. Zehn Minuten, nachdem das Unglück geschehen, brauste der Colmarer Eilzug heran. Nur der Geistesgegenwart eines Schaffners ist es zu danken, daß der Zug unmittelbar vor den Trümmern hielt und ein zweites Unglück ver­hütet wurde.

Freiburg i. B., 4. Septbr., 11 Uhr 49 Min. Vormitt. Von dem Unglück sind gegen 1200 fröhliche Menschen, meist Elsässer, die in dem Vergnügungszuge mitfuhren, mehr oder minder schwer betroffen. Dieselben hatten den gestrigen schönen Sonntag hier in gemüthltchster Weise zugebracht und campirten nach der Kata­strophe im stockfinsteren Mooswalde bei hefti­gem Gewitterregen stundenlang, bis ausreichende Hilfe kam.

Fretburg, 5. Sept. Wie bereits gemel­det, wurde Freiburg in Folge der Störung in der Telegraphenverbindung erst gegen Mitter­nacht allarmirt. Um dieselbe Zeit war bereits ün Zug mit Rettungsmannschaften, Aerzten, Feuerwehrmännern, Polizei und etwas Militär an die Unfallstätte abgelassen.

Bis zur Ankunft dieses Zuges waren die aus Hugstetten jHerbcigeeilten damit beschäftigt, die Verwundeten, soweit es möglich war, unter den Trümmern hervorzuziehen und sie an die Böschung oder in den Wald zu bringen. Bei der ungeheuren Mühe, womit dies verbunden

war, ist es leicht begreiflich, daß nur ein kleiner Theil der Armen aus ihrer schrecklichen Lage erlöst worden war, als der Zug eintraf.

Die Aerzte machten sich sofort an die nie­dergelegten Verwundeten, amputtrten und legten Verbände an, während die andern auf die um­geworfenen Waggons stiegen und zu den Fen­stern und Thüren derselben die Beklagenswerthen herauszogen. Von einigen Waggons mußte man bei der Aussichtslosigkeit jedweden Rettungs­versuches von der Hülfeleistung abstehen; mehrere derselben waren nämlich buchstäblich ineinander gezwängt. Der aus 26 Waggons bestehende Zug nahm kaum die Länge eines aus 8 be­stehenden ein. Die Verwundeten, soweit sie noch bei Bewußtsein waren, frugen vor Allem nach ihren Angehörigen, andere deuteten, der Sprache unfähig, auf ihre Wunden oder auf einen neben ihnen liegenden Todten. Der kurz zuvor ge­fallene Regen, der ja möglicherweise das Un­glück veranlagte, hatte, da dieses nun einmal eingetreten war, auch seine vortheilhafte Seite, sofern das auf der Wiese angesammelte Wasser zum Abwaschen vieler von Blut überströmter Verwundeter diente.

Die Todten wurden der Reihe nach im Walde niedergelegt; während des Rettungswerkes starben mehrere Schwerverwundete, unter ihnen eine alte Frau, die sich von dem anwesenden Geistlichen mit den Sterbsakramenten versehen ließ und diesem die Adresse ihrer zwei in Paris lebenden Söhne übergab, damit er ihnen von dem Geschehenen Kenntniß gebe.

Die Leichtverwundeten waren in ihrer Auf­regung und ihrem Schmerze über den Verlust ihrer Angehörigen zur Mithilfe kaum fähig, wie denn eine größere Anzahl derselben bereits den Weg nach Freiburg und Hugstetten angetreten hatte.

Die in den letzten vier Waggons des Zuges Gesessenen blieben vollständig verschont. Leider waren gerade diese weniger stark besetzt, was daher rührte, daß sie außerhalb des gedeckten Perrons standen, die Passagiere aber des strö­menden Regens halber in die unter diesem stehen­den drängten.

Laudesuachrichtea.

Altenstaig, 5. Septbr. Unser Sedan- f e st verlief diesmal, durch die gleichzeitige Aus­stellung des Bleibtreu'schen Schlachtgemäldes und durch herrliche Witterung begünstigt, in beson­ders würdiger Gestaltung. Morgens in der Frühe erschollen die üblichen Böllerschüsse und durchzog die Stadtmusik die Straßen, die Tag­wache spielend. Um 9 Uhr sammelte sich der Kriegerverein beim grünen Baum zu einem Zug (vorauf die Musik) in die Kirche, welchem als­dann beim Rathhaus K. Beamte, der Hr. Stadt­vorstand, die HH. Gemeinderäthe und die Schul­jugend mit ihren Lehrern, sich anschlossen. In der Kirche gedachte Hr. Stadtpfarrer Mezger in einer besonderen Ansprache der Waffenthaten des deutschen Heeres, und der Gründung un­seres Reiches, und führte im Wesentlichen aus, daß in erster Linie Gott, dem Herrn derHeer- schaaren, der Dank gebühre, denn obwohl wir tüchtige Kriegsführer gehabt haben, so seien die Siege eben doch die Werke der mächtigen Hand Gottes gewesen; auch unsere jetzigen Verhält­nisse im Innern des Reiches und nach Außen gemahnen zur Eintracht und zum Vertrauen auf Gott. Nachmittags beehrten die Krieger­vereine von Pfalzgrafenweiler, Ebhausen, Spiel- berg, Egenhausen und Walddorf die Stadt mit einem Besuche und nach Besichtigung des Schlacht­gemäldes zogen die Vereine in Begleitung des hiesigen Kriegervereines und des Liederkranzes

in den Löwengarten zu einem gemüthlichen Bei­sammensein. Hier hielt Hr. Stadtschultheiß Walther die fremden Gäste herzlich willkom­men, dankte für den zahlreichen Besuch, erinnerte arsdann in gefühlvollen begeisterten Worten an die ruhmvollen Thaten des deutschen Heeres an jenem Tage vor 12 Jahren, welcher für die Geschicke unseres Vaterlandes so bedeutungsvoll geworden sei, und auf die Ausstellung des Ge­mäldes hindeutend, wies er darauf hin, wie ge­rade in der Schlacht bet Wörth die braven w"rttembergischen Truppen durch ihr erfolg­reiches Eingreifen aufs Neue ein glänzendes Zeugniß schwäbischen Muthes, schwäbischer Tapferkeit und Stärke ablegten. Durch diese Schlacht habe sich die altbekannte schwäbische W^ffenehre in den Annalen der deutschen Kriegs­geschichte wiederholt ein ehrendes Denkmal ge­stiert. Schließlich toastirte der Hr. Redner auf Se. Majestät unfern König Karl, welcher Toast mit stürmischem Beifall ausgenommen wurde. Die Unterhaltung wechselte nun in Musik-, Ge­sangs- und deklamatorischen Vorträgen ab, so daß der Nachmittag aufs Gemüthlichste verlief und nur zu bald verließen uns die werthen Gäste mit sichtlicher Befriedigung, um wieder ihrer Heimath zuzueilen. Die Schuljugend vergnügte sich während des Nachmittags durch Carrousselfahren auf dem Marktplatz und es war dieser so zahlreich von Landleuten frequen- tirt, wie sonst ' ur an einem Markttage. Na­türlich gab ihnen die Besichtigung des Schlacht­gemäldes den Hauptanziehungspunkt. Abends versammelte sich noch der Kriegerverein im grünen Baum zu einer geselligen Unterhaltung, welche sehr zahlreich, namentlich auch von der Bürgerschaft, besucht war. Diesmal ergriff Hr. Schüller das Wort. Um die Bedenken derer zu widerlegen, welche meinen, daß die regel­mäßige Sedanfeier eine Kundgebung gegen den welschen Nachbar sei, geeignet das Rachegefühl desselben zu nähren, führte er aus, daß die Feier nur deßhalb abgehalten werde, um die gefallenen Krieger zu ehren, der Freude über die deutschen Errungenschaften Ausdruck zu geben und den patriotischen Sinn zu erhalten und zu wecken. Sein mit vielem Beifall aufgenommenes dreifaches Hoch galt dem deutschen Kaiser. Auch diese Unterhaltung verlief in würdigster Weise. Noch sei erwähnt, daß die Stadt während des Tages im Flaggenschmuck prangte und viele Häuser festlich begränzt waren. So ehrte die Stadt auch Heuer wieder die Erfolge der deut­schen Waffen und brachte damit das Gefühl der Dankbarkeit für die Segnungen einer zwölf­jährigen Friedenszeit zum Ausdruck. Hoffent­lich dürfen wir dieselbe unter dem mächtigen Schutze des Kaisers noch lange genießen.

Die Meldung in letzter Nr., daß der Blitz in Ebershardt eingeschlagen und gezündet habe, ist nicht richtig.

Erwähnt zu werden verdient, daß die gelungene Dekoration im Ausstellungslokal des Schlachtgemäldes, welches mit so großem Er­folg hier ausgestellt wurde, zum größten Theile Hrn. Kameralamtsbuchhalter Lang zu ver­danken ist.

Calw, 4. Sept. Ein heftiges Gewitter, wie wir dieses Jahr noch keines hatten, schloß den gestrigen Sonntag. Zwischen 9 und 10 Uhr Abends war der Himmel lange Zeit ein Feuer­meer und stürzte der Regen wolkenbruchartig hernieder; und wenn momentan die Blitze ruh­ten, dann zeigte sich am südlichen Horizonte die Röthe einer Feuersbrunst. Es war ein schauer­lich schöner Anblick. Heute früh hörte man denn auch, daß der Blitz auf Hof Dicke, Ge-