ben hier den Beweis geliefert, daß Kauf und Verkauf im Kleinen und Großen geschehen können, ohne jenes Treiben, über das aus allen Landestheilen geklagt wird, und das na­mentlich auch von den lanowirthschaftlichen Ver­einen rücksichtslos enthüllt und öffentlich ge­brandmarkt und bekämpft werden sollte. Was hilft es, den Bauern sagen, wie sie den Ertrag ihrer Wirtschaft und die Einnahmen steigern und Hof und Gut verbessern können, wenn man nicht auch behilflich ist, das Erworbene und oft mit saurem Schweiß Verdiente zu er­halten. Die Vereinskaffe erhielt für ihre Be­mühungen bei dem oben berührten Verkauf I V 2 Vo, ganz abgesehen von dem ganz bedeutenden Gewinn, welcher dadurch den Vereinsmitgliedern und der ganzen Gemeinde in ökonomischer und sittlicher Hinsicht zugefallen ist. Ein derartiger Erfolg, wie er uns zu Theil geworden ist, wi­der den Glauben und das Erwarten der gan­zen Gemeinde, gibt uns Lust und Muth. die Thätigkeit des Vereins noch weiter zu entfal­ten und ein Bedürfniß nach dem andern zu be­friedigen und ein Vorurtheil nach dem andern zu beseitigen. Unter Anderem hat der Vereins­vorstand auch Anschaffung besserer landwirt­schaftlicher Gerät he ins Auge gefaßt und be­reits den Anfang damit gemacht durch An­schaffung einer Egge aus Vereinsmitteln, die gegen einen kleinen Zins ausgeliehen wird. Es läßt sich auf diesem Gebiete zur Hebung des Ackerbaues, zur zweckmäßigen Kultur der Wiesen u. dgl. noch vieles thun und in den Darlehens­kassenvereinen ist die beste Gelegenheit gegeben, nicht nur zur Belehrung, sondern auch zur praktischen Ausführung dessen, was als gut und zweckmäßig erkannt worden ist, zu einer segensvollen Wirksamkeit, zur Hebung und För­derung ganz besonders des kleineren Bauern in den Stücken, wo er oft noch zurück oder doch in Vorurtheilen befangen ist.

Stuttgart, 15.Mai. (Corr.) Die drei gefürchteten Wetterheiligen sind zwar mit dem Samstag zu Ende gegangen, aber es ist diese Nacht so kalt, daß man ernstlich, sowohl für den Weinstock, als für das Obst und besonders für die feineren Gartengewächse und zarten Ge­müse fürchtete. Doch soll außer am letzteren, bis jetzt noch wenig constatirt sein. Auch hat wieder etwas mildere Witterung Platz gegriffen und der gestrige scharfe Nordwind ist nicht mehr vorherrschend.

Stuttgart, 15. Mai. (Corresp.) Aus Berlin wird bestätigt, daß von der Würt- tembergischen Ausstellung Alles, was bereits ausgepackt und aufgestellt war, verbrannte und besonders mehrere Unikas von der Stadt ge­hörigen Plänen. Wegen der Auszahlung der Ver­sicherungsprämien herrschen leider auch Zweifel, da die Versicherung erst mit Eröffnung der Aus­stellung beginnen sollte. Doch hofft man, daß die­jenigen Policen, wofür die Prämie bereits bezahlt war, bezahlt werden, dann erhält Württemberg u.

Meckereien. (Nachdruck -erboten.)

Ein« heitere Geschichte von A. v. Winter seid.

Die beiden großen Rittergüter Tannenberg und Wiesenthal grenz­ten mit ihren Aeckern und Waldungen dicht an einander, und die resp. Herren, welche die Namen ihrer Besitzungen führten, waren nicht allein die nächsten Verwandten, sondern auch die besten Freunde.

Herr Wilhelm von Tannenberg auf Tannenberg hatte bereits in vorgerückten Jahren, eine junge, lebenslustige Frau geheirathet; da jedoch die Ehe kinderlos zu bleiben schien, fiel nach seinem Tode das Gut an den Baron von Wiesenthal auf Wiesenthal, wobei aber die Hälfte der gesummten Hinterlassenschaft der Wtttwe berechnet wurde.

Was den Baron von Wiesenthal auf Wiesenthal anbetrifft, so war derselbe ein alter Junggeselle, und wenn er die Augen zuthat, fiel die eine Hälfte seines Vermögens an den Herrn von Tannenberg auf Tannenberg und die andere Hälfte an seinen Neffen Heinrich von Wiesen­thal, einen jungen, noch unverheiratheten Menschen, der in der Nachbar­schaft das Gut Rothenberg besaß.

In den meisten Fällen pflegen dergleichen Erbschaftsverhältniffe Streitigkeiten und böses Blut zwischen den Betreffenden zu geben, und das ist wirklich so rein menschlicher Natur. Je mehr man sein Gut und die eigenen Schöpfungen auf demselben liebt, desto unangenehmer muß der Gedanke berühren, daß nach dem Ableben alles in andere Hände fällt, die vielleicht dann in entgegengesetztem Sinn schalten und walten, wie man es selber gethan.

Das war aber bei den Herren von Tannenberg u. von Wiesenthal durch­aus nicht der Fall; sie thaten zwar so, als wenn einer sich über den andern

daß die Persönlichkeit des Schönle und seiner vorgeblichen Schwester noch durch das Zeugniß eines Hausgenossen festgestellt werde. Nunmehr bewog Schönle abermals mit Beihilfe Schwalds einen Schuhmacher Jos. Brändle von Basel, welchem er 100 Franken dafür versprach, sich auf die genannte Direktion zu begeben, wo er dann unter einem falschen Namen bezeugte, daß Schönle und die Frau Schwald die ihm be­kannten Geschwister Schönle seien. Jetzt erst händigte der Direktor dem Schönle die 2500 Franken aus, worauf dieser seine Helfershelfer ausbezahlte, sich entfernte und an verschiedenen Orten Herumtrieb, bis er in Skt. Pölten in Oesterreich verhaftet wurde, nachdem er das Geld vollständig verschleudert hatte. Die durch I die geschilderte Raffinirtheit und Frechheit Be- ! trogene ist die Bank, welche der wirklichen R. i E. Schönle ihr Geld inzwischen ebenfalls aus­bezahlt hat. Der Gutedel, welcher schon wie­derholt wegen Stehlens bestraft worden ist, wurde wegen Stehlens, (Anstiftung der Frau Schwald) zur Fälschung und wegen Betrugs neben 5jährigem Ehren-Verlust zu vier Jah­ren Zuchthaus verurtheilt. (Gegen seine Mitschuldigen schritt das schweizerische Gericht ein.)

In Ebingen ist der Preis des Rind­fleisches auf 50 Pfg. per Pfund gestiegen. (Schweinefleisch abgespeckt kostet ebenfalls 50 Pf., Kalbfleisch 45 Pfg.). Das brachte, wie man demSt.-Anz." schreibt, einen dortigen Bäcker auf den Gedanken, sich des fleischbedürfttgen Publikums anzunehmen; billiges Fletsch und Würste von verlockendem Umfang wurden aus­geboten und lebhaft abgesetzt; aber munden wollten sie den Käufern nicht; man witterte eine.Ungehörigkeit, es kam zur Anzeige und einige Dutzend der Würste wurden konfiscirt; sie sollen statt lauterem gesunden Fleisch ein ganz ungebührliches Quantum Stärkemehl und ähnliche Surrogate enthalten haben. Dem streb­samen Bäcker-Metzger dürfte jetzt die Wursterei gleich wieder entleidet werden.

Ulm, 15. Mai. In vergangener Nacht excedirten einige bayerische Artilleristen i im Gasthaus zumWeißen Kreuz", so daß die Polizei einschreiten mußte. Die RuWörer suchten sich der Verhaftung zu widersetzen. Vor dem Wachlokal der Polizei auf dem Markt angekommen, zogen sie blank und hieben wie toll um sich, aber auch die Polizeimannschast machte nothgedrungen von ihren Waffen Ge­brauch, so daß das Blut buchstäblich in Strö­men floß, bis endlich die Tumultuanten über­wältigt waren. Gefährliche Verletzungen find dabei zum Glück nicht vorgekommen.

(Br and fälle.) Am Sonntag Nach­mittag brannte es in Hochdorf bei Jngol- dingen, wobei Menschen und Vieh ziemlich starke Brandverwundnngen erhielten. Man fürchtet, daß eine frevle Hand hier im Spiel ist.

(Selbstmorde.) Am letzten Freitag Nachmittag erhängte sich in Knittling en ein

ärgerte, aber sie thaten wirklich nur so, sie neckten sich mit einer nicht zu unterdrückenden Leidenschaft; jeder freute sich königlich, wenn er dem andern einen recht empfindlichen Streich gespielt hatte, trotzdem waren sie aber die besten Freunde von der Welt, die nicht einen Tag ohne einander leben konnten.

Eigentlich hatte der Baron von Wiesenthal die jetzige Frau seines Freundes Tannenberg heirathen wollen; sowie dieser aber das merkte, setzte er alle Mittel daran, dem andern den Vorsprung abzugewtnnen und nachdem er sechs Monate lang den ganzen Schatz seiner Liebens­würdigkeit aufgeboten, hatte er sie richtig weg, und Wiesenthal mußte mit langer Nase abziehen.

Na warte!" dachte dieser,das ist dir nicht geschenkt."

Aber böse war er ihm im Grunde genommen doch nicht.

Nachher freute er sich sogar, daß er auf seine alten Tage die junge Frau nicht bekommen hatte. Das ist immer ein häßliches Miß­verhältnis So recht wahre Liebe kann man doch am Ende nicht mehr verlangen, und wenn ein junges, eben in das Leben tretendes Wesen eine solche weder einflößen noch empfangen kann, wächst das Samen­körnchen Koketterie, das es im Herzen trägt, bald zu einer starkduften­den Blume empor, welche berauscht und verführt. Das war, wie ge­sagt, dem alten Baron von Wiesenthal zu bedenklich auf seine alten Tage.

In ein gefährliches Stadium war die Koketterie der Frau von Tannenberg aber durchaus noch nicht getreten. Sie benahm .sich ein wenig ! frei, wußte, daß sie schön sei, hörte es gern, wenn es ihr gesagt wurde, spielte ein wenig mit Männerherzen, freute sich eines Triumphes; aber r weiter konnte der böseste Leumund ihr nichts nachsagen. Ihr Ruf und ^ ihre Ehre waren ohne jeglichen Flecken geblieben.

Herr von Tannenberg freute sich aber des Besitzes seiner Frau,

Stuttgart, was ihm gebührt, da die Quittung über die Zahlung vorhanden ist.

Stuttgart. In der Angelegenheit des Hrn. Karl Seeg er, Rechtsanwalts von hier, welcher bekanntlich Pflegschaftsgelder unterschla­gen hat, ist nun ein erheblicher Schritt zur Lösung der Frage erfolgt. Derselbe hat von Brünn aus durch Vermittlung einer Berliner Buchhandlung einem hiesigen Gerichtsnotar, welcher bisher die Rechnung der Jorat'schen Pflegschaft stellte, den größten Theil der ver­mißten Werthpapiere nebst den Rechnungsakten mit dem Bemerken übersandt, die übrigen Werth­papiere werden der Sicherheit halber erst später folgen. Hoffen wir, daß dies in Bälde der Fall sein und zugleich auch der noch ausstehende Kaffenbestand der Pflegschaft von demselben hie- her eingesandt wird.

Tübingen, 15.Mai. (Vollstreckung eines Todesurtheils.) Wie wir erfahren, haben Seine Königliche Majestät den von dem hies. Schwurgericht am 23. März wegen zweier Verbrechen des Mords zum Tode verurteilten David Reich ardt von Entringen zu begnadi­gen keinen Grund gefunden. Diese Höchste Ent­schließung wurde dem Verurteilten heute Vor­mittag eröffnet und zur Vollstreckung des Ur­teils Mittwoch der 17. d. Mts. vorgesehen.

R 0 ttweil, 13. Mai. (Strafkammer.) Der 24 Jahre alte Schustergeselle Wilhelm Schönle von Tuttlingen stand von Mitte Oktober bis zum 7. Nov. v. I. bei dem Schu­ster Barth zu Mühlen a. N. in Arbeit und entwendete in dieser Zeit einem seine Schlaf­stätte teilenden Schuster-Lehrling aus dessen Kleider auf zweimal über 50 Pfg., sowie sei­nem Meister ein Stück Leder im Werth von etwa 1 M. Im Dez. v. I. hielt sich Schönle sodann in Basel Stadt auf und stahl der dort wohnenden ledigen Nähterin Rosine Esther Schönle, einer Schwester seines Vaters, 12 Fran­ken. Am 24. Dez. Abends oder am 25. Dez. nahm der Bursche eben dieser Base weiter eine Schuldverschreibung der Basler Hypothekenbank über 2500 Franken aus ihrem Kasten weg, entdeckte aber, daß dieselbe auf den Namen sei­ner Tante lautete. Alsbald begab er sich zur Direktion dieser Bank und belog sie, er sei be­rechtigt, die Obligation der Scbönle, als ihr Bruder, dem sie dieselbe geschenkt habe, einzu- lösen und ließ er sich dieses Vorbringen von einem durch Versprechen von Geld zur Beihilfe gewonnenen Schneider Ludw. Schwald von Basel bezeugen. Die Direktion verlangte jedoch, daß die R. Esther Schönle selbst auf der Bank erscheine und die Abtretung der Obligation un­terzeichne. Jetzt veranlaßte Schönle, unterstützt von Schwald, ebenfalls durch Geldversprechen, die Ehefrau des letzteren, sich als seine Schwe­ster auszugeben und diese Erklärung durch Un­terschrift auf der Abtretungsurkunde vor dem Bank-Direktor, welchem sie sofort übergeben wurde, zu bestätigen. Allein auch jetzt noch war der Direktor nicht sicher und verlangte,