33 jähriger Mann, Vater von drei Kindern. Derselbe hatte sich dem Branntweingenuß stark ergeben, wodurch sein Verstand Noth gelitten Hat. Er hat die That in einem unzurechnungs­fähigen Zustand ausgeführt. In Ulm hat sich ein Soldat des dortigen 6. württ. Jnf.- Regiments im Untersuchungsarrest erhängt.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Am Freitag Nacht zwischen 9 u. 11 Uhr wurde bei dem ledigen Metzger Hähnle inKnittlin- gen während derselbe ausgegangen war, ein- gebrochen, und der vorhandene Baarvorrath an Geld im Betrag von 135 Mark, nebst einer Quittung über 590 M., welche der Dieb höchst wahrscheinlich in der Eile für einen Kapital­brief hielt, aus dessen Kleiderkasten gestohlen. Der Dieb brach mittelst eines Meißels die verschlos­sene Stubenthüre auf. Die Taschenuhr, welche der Bestohlene in seiner Westentasche hatte, legte der Dieb oben in den Kasten hinein. Von dem Dieb hat man noch keine Spur. Am 10. d. stürzte der Bauer Jakob Rauser in Holzhausen O.A. Sulz bei einer Beschäf­tigung auf der Bühne durch das Garbenloch in die Tenne herab. Hierbei zog er sich einen Rippenbruch und einen vollständigen Bruch des linken Oberarms zu. Am 12. d. ist der Ver­unglückte seinen Verletzungen erlegen. In Oberessendorf brach Feuer aus, wobei verschiedene Stück Vieh verlustig giengen und von der Fahrniß wenig gerettet werden konnte. Noch trauriger war das Nachspiel. Das Pferd, welches zwei Nachbarn zur Brandstätte führen sollte, scheute und warf die Insassen aus dem Wagen; von den Schwerverletzten ist der Eine schon seinen Verwundungen erlegen.

Deutsches Reich.

Berlin, 16. Mai. In der heutigen Sitz­ung des Central-Comite's der Hygiene-Aus­stellung erklärte der Vorsitzende Hobrecht, trotz der Schwierigkeit der Feststellung der Verluste im Einzelnen glaube das Comite die einzelnen Aussteller für gehabte Verluste entschädigen zu können; allseitig fand das Comite Aufmunter­ung, keinerseits ein Wort des Tadels. Nachdem von den anwesenden Vertretern erklärt war, daß der König von Sachsen, die Stadt Dres­den, Oesterreich-Ungarn, der Statthalter von Elsaß-Lothringen, die Stadt Berlin, Italien und viele andere Aussteller das Zerstörte even­tuell wieder Herstellen lassen und wieder aus­stellen werden und nachdem ferner von einer er­munternden Zuschrift der Kaiserin Mittheilung gemacht war, beschloß die zahlreiche Versamm­lung einstimmig: Der Ausschuß wird beauftragt, seine Thätigkeit behufs der Reconstruction der Ausstellung fortzusetzen und die Zeit jund den Platz der Ausstellung einer späteren Berathung vorzubehalten.

Aus Baden, 15. Mai. Der Zudrang zu den Präparandenschnlen und Lehrerseminaren, welcher im vorigen Jahre ziemlich nachgelassen hatte, ist Heuer wieder bedeutend stärker gewor­

den. Je 80 Präparanden haben sich in die An­stalten zu Gengenbach und Meersburg gemel­det, es konnten nur je 2430 ausgenommen werden. Aehnlich ist es bei der Aspiranten­prüfung in den Seminarien, wobei in der Regel dreimal mehr Kandidaten erscheinen, als aus­genommen werden können. Da wir noch immer an keinem Lehrerüberfluß leiden, so fin­den die examinirten Seminaristen, deren es an Ostern d. I. gegen 80 waren, alle Verwendung.

(Mord-Versuch.) In Ilgen bei Hei­delberg wollte ein heruntergekommenes Eltern­paar seine 28jährige Tochter erdrosseln. Nur die Dazwischenkunft zweier Männer rettete die Bedauernswerthe vom schmählichen Tod. Die fleißige Tochter hatte seit Jahren als ge­schickte Arbeiterin die ganze Hauhaltung erhal­ten. Einsehend, daß sie allein die Last auf die Dauer nicht tragen könne, gieng sie im vorigen Jahre zu Verwandten. Am letzten Dienstag ließen nun die Eltern der Tochter sagen, es sei Besuch da, sie möchte in deren Wohnung kommen, welchem Ruf diese, nichts ahnend, Folge leistete. Im Elternhause angekommen, warf ihr der Vater einen Strick um den Hals, um, wie er sagte,seine ungerathene Tochter zu ziehen," und wäre nicht die oben erwähnte Hilfe gekommen, so wäre es um das blühende Mädchen geschehen gewesen. Die Rabenmutter schlug dabei dem Mädchen auf den Mund, daß Blut floß. Den hilfeleistenden Männern wurde mit Grobheiten aufgewartet. Mann und Frau sitzen!"

Auf dem Härtsfeld wollte sich ein Brautpaar aus dem Standesamt trauen lassen, als sich herausstellte, daß die Brautleute in der Hetmathgemeinde noch gar nicht ausgehängt waren. Die Verlegenheit war groß. Die Gäste waren eingeladen, der Wtrth hatte sich einge­richtet, eine Abbestellung war nicht mehr mög­lich. So zogen denn die Brautleute zur Kirche, wohnten dem Gottesdienst bei, kopulirt konnten sie natürlich auch hier nicht werden, zogen da­rauf ins Wirthshaus und hielten dort in aller Gemüthsruhe ihreHochzeit," um in etwa drei Wochen wirklich getraut zu werden, wenn die Hrn. Standesbeamten die Angelegenheit be­reinigt haben.

Nach einem offiziellen Bericht in derEs­sener Zeitung" über das Grubenunglück auf der Zeche Pluto find 62 Personen todt, davon 23 direkt durch Explosion getödtet. Zehn größtentheils leicht Verletzte befinden sich noch im Krankenhaus.

Ausland.

Wien,16.Mai. Ringtheater-Prozeß. Jauner erhielt vier, Ritsche acht, Geringer vier Monate Arrest.

Hermannstadt, 15. Mai. Eine Volks­versammlung selbstständiger deutscher Männer des Heltauer Wahlkreises erklärte gestern, daß sie die Verläumdung der Siaatsfeindlichkeit ab­weisen und ihre Vaterlandsliebe bethätigen.

Die magyarischen Bestrebungen mit gesetzlichen Mitteln bekämpfen wollend, fordern sie bet ei­gener Gesetzachtung Achtung und Schutz auch des Rechtes der Deutschen und begrüßen freu­dig den Deutschen Schuloerein.

London, 16. Mai. DieTimes" mel­det aus Paris: Wenn die Anwesenheit des englisch-französischen Geschwaders in Alexandria nicht hinreichen sollte, die Ordnung wieder her­zustellen, so wird eine gewisse Anzahl türkischer Gendarmen gelandet werden, welche unter der Leitung und Oberaufsicht Englands und Frank­reichs den Arabt Bey und besten Gesinnungs­genossen verhaften werden. (Der Sultan wird sich diese englisch-französische Oberaufsicht schwer­lich gefallen lasten.)

Konstantinopel, 16. Mai. Die Pforte richtete am 14. ds. an ihre Vertreter ein Rund­schreiben, worin sie gegen die von gewissen Mächten ihr zugeschriebene Absicht einer mili­tärischen Intervention in Egypten protestirt, da eine solche bei der gegenwärtigen Lage durch nichts gerechtfertigt sei; wenn es uoth- wendig sei, stehe dem Sultan allein das Recht zu.

Kairo, 15. Mai. Die Konsuln von Frank­reich und England machten Arabi, sei er nun Minister oder nicht, für die öffentliche Sicher­heit verantwortlich, und garantiren ihm sein Leben, wenn er die Ordnung erhalte.

Handel nnd Verkehr.

Stuttgart, 15. Mai. (Corr.) (Mehl- und Produktenbörse.) Die Berichte über den Saatenstand lauten durchgehends günstig und melden von Württembergischen u. Bayerischen Schrannen flauen Verkehr bei weichenden Preisen. An heutiger Börse war der Umsatz ebenfalls nicht belangreich und stellten sich die Preise bei einem Umsatz von 540 Sack der verschiedenen Sorten wie folgt:

Nro. 1 . . . . 35 M. 50 bis 35 M. 75

Nro. 2 . . . . 33 M. 50 bis 34 M.

Nro. 3 . . . . 31 M. 60 bis M.

Nro. 4 . . . . 26 M. 50 bis - M.

Bietigheim, 13. Mai. Der erfrischende Regen im Anfang dieser Woche und die darauf folgenden sonnigen Tage haben der Vegetation einen Glanz und ein Wachsthum verliehen, welche die Hoffnungen auf ein fruchtbares Jahr befestigen. An dem Roggen sind bereits die niedlichen Aehren sichtbar, der Weinstsck ent­wickelt sich sehr günstig und verspricht viele Trauben, die Futterkräuter wachsen stattlich heran, auch die Obstbäume, deren Blüthezeit nun vorüber ist, lassen einen schönen Ertrag hoffen. Es ist sehr erfreulich, daß die Saaten trotz der geringen Winterfeuchte sich normal entwickelt haben; dieselben prangen jetzt jim schönsten Grün, so daß man bei fernerer günstiger Witterung einer reichen Ernte entgegensehen darf.

Biktualienpreise

auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 17. Mai. Vs Kilo Butter .... 95 Pfg. u. 1 M. 2 Eier.. 8 u. 9 Pfg.

erstens, weil er sie wirklich liebgewonnen, und zweitens auch, weil sie Wiesenthal nicht bekommen hatte; das kitzelte ihn fortwährend, und er that nichts lieber, als seinen Freund damit zu necken.

Dieser schmunzelte aber dann gewöhnlich still vor sich hin und dachte:Na warte, wir wollen dich schon wieder kriegen!"

Und dann dachte er sich etwas aus, wie er Tannenberg einen recht empfindlichen Streich spielen könnte. So gieng das fortwährend.

Wenn die beiden Freunde des Morgens einander begegneten, pflegte Herr von Wiesenthal gewöhnlich zu sagen:Na, Wilhelm, bist du noch nicht bald todt s Das dauert mir doch ein bißchen gar zu lange, bis ich dein Gut bekomme."

Danke, es geht mir recht wohl," nickte dann Herr von Tannen­berg;aber wenn ich auch todt wäre, ärgern thäte ich dich doch noch."

Na, das möchte ich doch 'mal sehen!" lachte Wiesenthal.

Wenn du es abwarten kannst, dann wirst du es sehen," schmunzelte Tannenberg.

Dann schüttelten sie sich die Hände, gaben sich einen Kreuzkuß und giengen zusammen auf die Jagd, das war, nächst dem Necken ihr Haupt­vergnügen.

Da gieng es aber gleich wieder los. Wenn einer ein Stück Wild zu Gesicht bekam, dann schoß es ihm der andere vor der Nase weg, und manchmal schoßen sie auch gleichzeitig und zankten sich darüber, wer den tödtlichen Schuß gethan.

Wenn aber der alte Jäger Kiebitz dabei war, dann wiegte er den

Weißen Kopf hin und her und meinte, das wäre ja gar kein Jagdver­

gnügen, das Necken wäre ihnen ja die Hauptsache.

So war es aber in allen Dingen.

Eines guten Tages hatte Herr von Wiesenthal seinen Freund Tannenberg zum Pürschenfahren etngeladen.

Wie sie nun so ungefähr eine halbe Stunde in das Dickicht hinein waren, bemerkt Tannenberg einen prachtvollen Hirsch, der ihm gerade schußrecht steht.

Er läßt sich aber durchaus nichts merken, sondern wirft einen ver­stohlenen Seitenblick auf den neben ihm fitzenden Wiesenthal, ob der viel­leicht auch den Hirsch gesehen hätte.

Wer beschreibt aber sein Erstaunen, als er den Freund tief ein­geschlummert steht. Der Kopf hieng ihm auf die Brust herab, die echte Lancasterflinte stand mit der Mündung nach oben zwischen seinen Beinen und aus seinem halbgeöffneten Munde drang von Zeit zu Zeit eia ängstlich gutturaler Schnarchton.

Na, das ist die Möglichkeit!" freute sich Tannenberg.Nun wollen wir die alte Schlafmütze einmal ordentlich ärgern!"

Damit hob er sein Gewehr an die Schulter, zielte bedächtig und schoß.

Der Hirsch blieb ruhig stehen und Wiesenthal schlief ruhig weiter.

Tannenberg machte ein verwundertes Gesicht.

So etwas ist mir doch noch nicht vorgekommen," dachteer,auf eine so kurze Distanz vorbeischießen. Und das Murmelthier an meiner Seite wacht auch nicht einmal auf. Wollen ihm gleich den andern Lauf geben."

Dann hob er das Gewehr abermals, zielte noch sorgfältiger und schoß.

Der Hirsch blieb ruhig stehen und Wiesenthal schlief ruhig weiter.

Tannenberg wurde kirschroth im Gesicht vor Aerger.

(Fortsetzung folg.-.)