sein. Der Versicherungswerth der verbrannten Gegenstände beträgt zwischen 2 bis 3 Millionen Mark.
Mainz, 12. Mai. Das Rheinwasser wächst sehr rasch. In Mannheim stieg das Wasser in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag um 12 Zoll. Es herrscht in Folge dessen ein überraus reges Leben auf dem Rhein, fast stündlich kommen große Schleppzüge mit vollbeladenen Schiffen hier an. Die Flößerei, die seither darniederlag, hebt sich ungemein.
Glog au. Ganz vor kurzem starb hier ein als leidenschaftlicher Lotteriespieler, bekannt ter Herr, der seit mehr als 20 Jahren nich- nur in allen Staatskassenlotterien, sondern auch in allen möglichen Gewerbe-, Pferde-und Wohl- thätigkeitslotterien des In- und Auslandes spielte. Doch hatte er während der ganzen Zeit nur 8 Gewinne im Gesammtwerthe von 500 M. zu verzeichnen gehabt, während sich die Ausgaben für Lotterieloose auf die Summe von 14000 M. beliefen.
Wiesloch. Die hiesige Zeitung bringt in ihrer Nr. 53 folgende höchst interessante und zugleich ergötzliche Mittheilung: »Die Krls. Z. meldet, daß der Papst den Neuvermählten Erzbischof von Freiburg sofort telegraphisch bestätigt und dieser die Regierung der Erzdiözese übernommen habe."
In Villingen werden momentan an der Wirtschaft zum „Rößle" bauliche Veränderungen vorgenommen, eine einfallende Riegel- Wand zerschmetterte einem 16jährigen Maurerlehrling beide Füße und einen Arm, außerdem wurde derselbe noch am Kopfe verletzt. Die Glieder werden amputirt werden müssen.
Essen, 11. Mai. Der authentische Bericht der Essener Zeitung über das Grubenunglück auf Zeche Pluto sagt: Etwa die Hälfte der verunglückten Bergleute war verheirathet; von denselben sind verhältnißmäßig wenig verbrannt, die meisten erstickten, weil die Nachschwaden einen ausgedehnten Theil der Grubenbaue erfüllten. Die Wetterführung war eine ganz normale, so daß sämmtliche betroffenen Baue sofort nach der Explosion befahrbar und wetterfrei waren. Der Sohlenstaub scheint die Explosionswtrkung verstärkt zu haben; es gelang, eine Anzahl Bewußtloser ins Leben zurückzurufen.
In Neustadt a. d. Hardt hat sich in der Stadtrathsitzung vom 29. April eine Szene abgespielt, die einzig in ihrer Art sein dürfte und wohl verdient, weitern Kreisen bekannt zu werden. Nach einem der „Str. Post" Angehenden Berichte handelte es sich um die Neuwahl eines Adjunkten und als solcher war von seinen Kollegen der Stadtrath Christian Kr. ausersehen, der von 20 abgegebenen Stimmen 19 erhielt. Als darauf der vom Bezirksamt mit der Leitung der Wahl betraute Assessor G. an Herrn Kr. die Frage richtete, ob er die auf ihn gefallene Wahl annehme, erklärte der Gewählte nach einigem Zögern, daß dieß von der Ge
nehmigung seiner Frau abhänge. Sofort begab sich ein Mitglied des hohen Raths zu Herr K.'s Gattin, um deren Erlaubniß einzuholen. Leider war die Dame nicht zu Hause, indeß meinte ihr Töchterlein: Vater möge nur ruhig die Wahl annehmen, denn Mutter würde damit zweifellos einverstanden sein. Herr Stadtrath Kr., der seine Ehehälfte besser zu kennen glaubt, wollte aber nicht eher eine Erklärung abgeben, als bis er aus seiner Gattin eigenem Munde gehört, ob diese die Wahl billige oder nicht. Da nun Frau Kr. bald nach Hause zurückzukehren, versprochen hatte, so wußte man nichts Besseres zu thun, als den Wahlakt so lange auszusetzen. Inzwischen begab sich eine Abordnung nach Kr.'s Wohnung, und als bald die Herrin des Hauses erschien, wurde sie von dem Beschlüsse des hohen Raths in Kenntniß gesetzt und gebeten, die Wahl ihres Gemahls zu bestätigen. Frau Kr. erklärte indeß rundweg, daß ihr Mann nicht annehmen dürfe. Mit diesem traurigen Bescheide kehrten die Herren nach dem Sitzungssaal des Rathhauses zurück, und Hr. K. konnte nur seinerseits erklären, daß er die Wahl nicht annehmen könne, da seine Frau es nicht erlaube. Im zweiten Wahlgang zersplitterten sich die Stimmen, so daß NiemandWe absolute Majorität erhielt und somit ein dritter Wahlgang nothwendig war. Ehe man an diesen herantrat, erbat man von dem Leiter der Wahl 10 Minuten Zeit, um sich über einen Kandidaten zu verständigen. Dem Verlangen wurde natürlich entsprochen, und jetzt begab sich abermals eine Abordnung zu Frau Kr., berichtete das Ergebniß des Wahlganges und flehte die Dame förmlich an, sie möge ihrem Manne die Erlaubniß geben, sich wählen zu lassen, da man sonst im Rathe der Stadt zu keinem befriedigenden Ergebniß kommen könnte. Anfangs weigerte sich Frau Kr. zwar noch, schließlich aber fühlte sie ein menschliches Rühren, hatte Erbarmen mit den armen Stadtvätern und sagte zu der Wahl ihres Gatten Ja und Amen. Als die Deputation jetzt freudestrahlenden Antlitzes nach dem Rathhause zurückkehrte und die Genehmigung der Frau Kr. mittheilte, konnte deren Mann endlich im dritten Wahlgange gewählt werden. So geschehen im Jahre des Heils 1882 am 29. April in Neustadt a. H.
Ausland.
Paris. Vor nicht langer Zeit wurde von Pariser Sicherheitswachleuten ein junger Mann, welcher in phantastische Gewändter gehüllt in den Straßen umherhüpfte und sich für den Kommandanten der reitenden Gebirgsmarine ausgab, festgenommen und einem Jrrenhause überliefert. Nach einigen Wochen aber war er plötzlich aus der Anstalt verschwunden, und mit ihm sämmtliche Portemonnaies, Uhren und sonstige Werthgegenstände der Bediensteten. Die Polizei fahndet nach dem originellen „Wahnsinnigen", in welchem sie mit Recht einen der genialsten Gauner von Paris vermuthet.
Paris, 14. Mat. Im „Journal de Bataille" veröffentlicht das Exmitglied der Commune Ltßgaray einen Artikel, worin er den Bericht eines amerikanischen Blattes als richtig bezeichnet, wonach die Ermordung des Prinzen Louis Napoleon im Zulugebiete durch Emissäre französischer Flüchlinge in London bewerkstelligt worden sei.
London, 12. Mai. Parnell hat in Folge erhaltener zahlreicher Drohbriefe in London einen polizeilichen Schutz erbeten.
London. Der gegen den verhafteten Charles Moore gehegte Verdacht der Mitschuld an dem Doppelmorde zu Dublin hat sich nicht bestätigt. Moore ist bereits wieder in Freiheit gesetzt worden.
Petersburg, 14. Mai. Die Kaiserliche Familie ist gestern von Gatschina nach Peterhof übergestedelt.
Kairo, 14. Mai. Das Reuter'sche Bureau meldet: Nach heute früh stattgehabter Versammlung begaben sich der Präsident und der Ausschuß der Notabeln nach dem Palais Js- mailia, um zu Gunsten des Ministeriums zu vermitteln. Der Khedive wies die Vermittlung zurück und erklärte, er verhandle nicht mit Rebellen. Einem Gerücht zufolge sollen an verschiedenen Punkten Unteregyptens starke Zusammenrottungen stattfiuden. Ueber Zweck und Ziel der Bewegungen lautet nichts Authentisches^_
Handel «r»d Berkehr.
(Ein Mo n str e-Preis für eine Kuh.) In Glatten bei Freudenstadt verkaufte Hr. Kronenwirth Fa ißt eine 3 V» Jahre alte Kuh um den Preis von 530 M. an einen Heilbronner Händler.
Engen, 11. Mai. Bei dem heute dahier stattgehabten Monats-Biehmarkt waren aufgeführt: 334 Stück Rindvieh und 490 Stück Schweine. Urkunden wurden von Schweizerhändlern 70 gelöst. Verkauft wurden: 48 Ochsen im Werth von 2—350 M. per Stück; 12 Rinder im Werth von 80—320 M. per Stück; 10 Kühe im Werth von 120—300 Mrk. per Stück.
Von der Jagst, 11. Mai. Für diesjährige Gerberrinde, die ein gutes Erzeuguiß liefert, wird bezahlt: Glanzrinde per Zentner 5 M.; per Büschel 4" lang, 4' Umfang bis zu 1 M. 70 Pfg. Für Raitelrinde per Büschel bis 1 M. 45 Pfg. — Fichtenrinde 4 Rm. 15 M.
Vermischtes.
(Der größte Goldklumpen der Welt) wurde australischen Zeitungen zufolge Mitte vorigen Monats in den Tremora-Gold- feldern ausgegraben. Derselbe lag nur 14 Fuß tief unter »der Erdoberfläche und wog, als er der australischen Bank übergeben wurde, etwas über 183 Unzen (etwa 12 200 Mark in Gold.)
dtgen Dame fand, welcher zur Zeit als Unteroffizier bet der Garde stand und sich sofort bereit erklärte, mit mir zu kommen.
Wir fanden den Herrn Normann noch in der nemlichen Lage. Ich richtete ihn behutsam auf und legte ihn ebenso vorsichtig in den Lehnstuhl zurück. Hierauf suchte ich in allen seinen Taschen nach dem vermißten Diamantring. Ich fand das Portemonnaie der jungen Dame, aber der Ring war nicht darin. Ich fand auch eine Anzahl von Pfandscheinen, doch keiner von allen lautete auf den Ring. Mein silberner Bleistift war ebenfalls da, und ich eignete mir denselben wieder an.
Schon begann ich zu fürchten, er könne sich des Kleinods ent- äußert haben, in welchem Falle es wohl unwiederbringlich verloren gewesen wäre, als der Unteroffizier bemerkte, der Ring möge vielleicht im Futter irgend eines Kleidungsstückes versteckt sein. Und richtig! Als ich an dem Westenfutter entlang fühlte, stieß ich auf etwas Hartes, worüber ein Stückchen Waschleder angenäht worden war. Ich trennte rasch die Nath auf und siehe, sorgfältig in Watte und Seidenpapier eingewtckelt, kam ein Diamantring zum Vorschein!
In diesem Moment fing der alte Gauner an zu gähnen und sich zu strecken. Ich hielt ihm ein Riechfläschchen unter die Nase. Er öffnete die Augen, nießte, richtete sich auf und stierte umher.
„Guten Abend, Alter!" sagte der Unteroffizier. „Sie haben ja ein recht erquickendes Schläfchen gemacht."
Herr Normann antwortete nicht auf diesen freundlichen Gruß. Seine Finger begannen an der Weste herumzufühlen und dann sprang er mit einem gräßlichen Fluche auf und erklärte, daß er bestohlen worden sei.
„Was hat man Ihnen denn gestohlen, Herr Normann?" fragte ich.
„Einen werthvollen Brillantring, den ich zur besseren Sicherheit in mein Westenfutter eingenäht hatte."
„Dann ist am Ende auch dieses Portemonnaie das Ihrige?" fragte
ich weiter und hielt ihm den genannten Gegenstand vor die Augen.
Er wechselte sofort die Farbe; aller Math schien ihn urplötzlich verlassen zu haben und er mußte sich augenscheinlich zusammenraffen, um mit erheuchelter Keckheit zu entgegnen: „Allerdings, auch das ist mein Eigenthum, mein Herr, und ich muß bitten, mir zu erklären, wie es in Ihren Besitz gelangt ist."
„Zuerst will ich Ihnen erklären, wie es in den Ihrigen gelangte," sagte ich. „Sie haben es heute früh einer Dame aus der Tasche gezogen, welche im Omnibus neben Ihnen saß. Es enthielt zur Zeit außer einer kleinen Summe Geldes, einen Diamantring, welcher sich augenblicklich in meiner Verwahrung befindet, da ich ihn morgen der rechtmäßigen Eigenthümerin zurückzugeben gedenke. Sind Sie nun befriedigt ?"
„Das ist eine schändliche Lüge!" rief er erregt.
„Sie sind also n ich t befriedigt," versetzteich. „Wohlan, so lassen Sie uns zum nächsten Polizeibüreau gehen u. dort jeden von uns seine Sache vortragen."
„'Retngefallen! Scheußlich 'reingefallen!" schrie Normann, griff nach Hut und Stock und machte eine drohende Bewegung gegen mich. Der Unteroffizier trat zwischen uns.
„Wenn Sie nicht binnen zwei Minuten aus diesem Hause hinaus sind," sagte er ruhig, dann übergeben wir Sie der Polizei. Also machen Sie, daß Sie fortkommen. Ich werde Ihnen lieber bis an die Hausthür leuchten, sonst könnten Sie am Ende noch aus Versehen in ein anderes Zimmer gerathen. Bataillon — marsch."
Am folgenden Morgen sprach ich im Büreau der Omnibus-Gesellschaft vor und fand, wie ich erwartet hatte, dort die Adresse der jungen Dame, worauf ich alsbald zu ihr eilte. Dieser mein erster Besuch war keineswegs der letzte; doch alles übrige geht nur Minna u. mich allein an u. gehört somit nicht mehr hierher.