von nun an im vollständigen Einvernehmen mit England handeln und nach wie vor die bestehende Unabhängigkeit Egyptens unangetastet lassen, fanden allgemeinen Beifall. Doch wird viel­fach die Nothwendigkeit einer energischen Unter­stützung des Vizekönigs Tewfik betont, damit es diesem gelänge, die Revolte seiner Minister zu überwältigen. Denn mit der Wiederherstel­lung der Autorität des Vizekönigs ist eben die egyptische Frage nahezu gelöst.

Nach lebhafter Debatte wurde im eng­lischen Unterhause der Gesetzentwurf, betreffend die Unterdrückung der Verbrechen in Irland mit 327 gegen nur 22 Stimmen an­genommen. Nach diesem Gesetze, welches auf die Dauer von 3 Jahren in Kraft treten soll, dürfen in den aufständischen Bezirken Gerichts­höfe von nur drei Richtern gebildet werden, welche ohne Zuziehung von Geschworenen ver­handeln. Der Polizei sind sämmtliche Aus­nahmeverfahren gestattet und dem Vizekönig ein summarisches Verfahren zugesprochen. Parnell und Genossen bekämpften dieses Gesetz lebhaft.

Einer so durchgreifenden Veränderung ist in letzter Zeit die Stimmung in Irland unterworfen gewesen, daß der bei seinen Lands­leuten noch vor Kurzem so beliebte Parnell nunmehr infolge irischer Drohbriefe sich veran­laßt sah, von der englischen Regierung einen besonderen polizeilichen Schutz zu erbitten.

Anläßlich der Rückkunft des Fürsten von Bulgarien nach Sofia werden große Er­gebenheitsmanifestationen vorbereitet. Nach aus St. Petersburg in Sofia eingelaufenen Meldungen beruhigte der Zar den Fürsten von Bulgarien, daß er für keinerlei Versuche der Verdächtigung des Fürsten zugänglich sei.

Polnische Blätter veröffentlichen ein g e- heimes Schreiben des Generalgouver- neurs von Kiew, Generals Drentelen, an Jgnatieff, worin er Mittel und Wege angibt, durch welche die Polen und Juden im Gouver­nement Kiew des Gruydeigenthums beraubt werden sollen, um so schneller die Russifizierung des Gouvernements durchzuführen.

Der Verkehr zwischen dem egyptischen Vizekönig Tewfik nnd seinem rebellischen Mini­sterium ist so gut wie aufgehoben. Ebenso die Beziehungen zwischen den französischen und eng­lischen Generalkontrolleuers mit letzterem. Da­durch zurückgebracht von ihrer Hoffnung, daß eine Verständigung zwischen den Westmächten und der Pforte unmöglich sei, hatten die Mini­ster nun beschlossen, von den einberufenen No- tabeln zu verlangen, an den Sultan eine Pe­tition um Absetzung des jetzigen Vizekönigs zu richten. Die Notablen haben sich aber einstim­mig geweigert zusammenzutreten, ohne gesetz­mäßig einberufen worden zu sein. Nun soll Arabi Bei den Vizekönig gewaltsam abzu­setzen entschlossen sein, doch ist noch ungewiß, ob er auf alle Truppen zählen kann.

Der Kampf gegen den neuen Pro­pheten Mohidi, der im Sudan erstanden

war, mit seinem Anhänge gegen die Truppen des Vizekönigs zu Felde zog und diese in meh­reren Treffen schlug, ist beendet. Mohidi ist in einem Gefecht mit den regulären Truppen gefallen und nach dem Tode des vermeint­lich unverwundbaren Gesandten Gottes haben seine enttäuschten Anhänger sich zerstreut.

Lalldesnachrichteu.

Stuttgart, 14. Mai. Der heutige St.-Anz." enthält folgende Königliche Verord­nung, datirt von Genua den 9. Mai:Nach Anhörung Unseres Staatsministeriums haben wir den Wiederzusammentritt der vertagten Ständeversammlung auf Mittwo ch den 24. Mai d. I. bestimmt. Wir befehlen, daß sich die Mitglieder beider Kammern an diesem Tage zur Eröffnung ihrer Sitzungen in unserer Haupt- und Residenzstadt Stuttgart versammeln und die unterbrochenen Verhandlungen wieder auf­nehmen.

Stuttgart, 14. Mat. Die Straßburger Tabakmanufaktur hat in dem von ihr gegen den früheren Inhaber der hiesigen Verkaufsstelle Kaufmann S. Weller angestrengten Prozesse' gegen das Erkenntniß der ersten Zivilkammer, wonach der Beklagte nicht verpflichtet ist, die am 1. November 1881 noch vorhandenen Maaren zu behalten und zu bezahlen, Berufung einge­legt und kommt die Angelegenheit am Freitag den 16. Juni, 8 V 2 Uhr, vor dem hiesigen Ober­landesgericht zu neuer Verhandlung. Der Be­rufsschrift ist ein Gutachten des Regierungsrathes Roller, Regierungskommifsär bet der Manufak­tur beigefügt.

Stuttgart, 14. Mai. (Corr.) Seine Excellenz, der Herr Staatsmintster des Innern Dr. Hölder ist am Samstag zur Besichtigung der Kreisrindvieh-Ausstellung nach Heilbronn abgereist. Die Ausstellung wird als ganz gelungen und der Württembergtschen Rind­viehzucht zur Ehre gereichend bezeichnet. Die damit verbundene Ausstellung landwirthschaft- licher Maschinen und Geräthe ist derN.-Ztg." zufolge sehr reichhaltig, und weist verschiedenes Beachtenswerte auf. DerSt.-Anz." schenkt der Sache ebenfalls besondere Aufmerksamkeit. Die Ausstellung findet in der Wollhalle statt, die dazu trefflich eingerichtet ist. Die 34. Wanderversammlung württembergischer land­wirtschaftlicher Vereine wird bei diesem Anlaß gleichfalls in Heilbronn abgehalten, in welcher Stadt man es überhaupt versteht, bei derlei, im öffentlichen Interesse liegenden Gelegenheiten sich von der vorteilhaftesten Seite zu zeigen. Von der K. Staatsregierung find im Gan­zen 56 Geldpreise mit 6900 M. ausgesetzt und leitet Präsident v. Werner die Arbeiten des Preisaeschäfts.

Zwischen Stuttgart und Feuerbach wurde Mittwoch früh der auf einer Geschäfts­reise begriffene, 48 Jahre alte Kaufmann Ja­kob Neustädter aus Berlin im Eisenbahnwagen von einem heftigen Unwohlsein befallen und

starb kurz, nachdem er in den Wartesaal zu Feuerbach verbracht worden war, an einem Herz­schlag.

In Rottenburg a. N. erkrankte vor einiger Zeit eine Kuh; der herbeigerufene Heil­künstler verordnete nach Aussage des Besitzers eine Einschütte von 2 Liter, sowie für 8 Mark Chinin; das Verordnete wurde verabreicht und der Erfolg war, wie bei den Kuren des seligen Doktors Eisenbart, probatum. Die vierbeinige Patientin hat jetzt Ruhe.

Ein Bewohner von Freud enstein (Maul­bronn) entwickelte am letzten Sonntag in einer Wirthfchaft in Knittlingen einen solch guten Appetit, daß er 6 Grieben-Würste und um ei­nen gute« Magen zu bekommen, noch eine Leber- wurst und Brod für 20 Pfg., dazu trank er verschiedene Glas Bier; dies alles leistete er in der Zeit von einer halben Stunde.

JnLeutkirch stellte sich ein noch junger, aber ganz verkommener Handwerksbursche kürz­lich bei Gericht mit der Angabe, in Gemein­schaft mit einem älteren Stromer den in dorti­ger Stadtpfarrkirche befindlichen Opferstock ge­plündert zu haben, in welchem sich aber nur 1 M. 25 Pfg. befanden. Außerdem gestand der Dieb, daß er auch in Ottobeuren zur Ju­biläumszeit mit seinem älteren Compagnon den Opferstock im Betrage von 65 M. mittelst Leim- Ruthen entleert habe. Nach seinem älteren Ge­nossen wird gefahndet.

In Gmünd hat Schreiner Oechsle ein 3- jähriges Kind, das am Mühlwöhr in die dort 6 Fuß tiefe Rems gefallen war, obwohl des Schwimmens unkundig, mit eigener Lebensge­fahr vom Tode des Ertrinkens errettet.

Deutsches Reich.

Berlin, 12 . Mai. In der Ausstellung für Hygieine bei Moabit, deren Eröffnung am nächsten Dienstag bevorstand, brach heute Abend Feuer aus, welches, vom starken Wind ange­facht, das aus Holz konstruirte Hauptgebäude in kurzer Zeit in Asche legte. Sehr viele Aus­stellungsgegenstände sind verbrannt, der Schaden ist noch nicht festzustellen. Der Kaiser begab sich selbst auf die Brandstätte.

Berlin, 13. Mai. Die meisten diesseits der Stadtbahn befindlichen Gebäulichkeiten der Hygieinischen Ausstellung sind durch das gestrige Feuer vernichtet, sogar mehrere in der Nähe der Ausstellung stehende Eisenbahnwagen der Lehrter Bahn sind auf den Geleisen verbrannt. Die Landwehr konnte den Herd des Feuers erst gegen 10 Uhr theilweise verlassen. Das Feuer kam in einer am Eingänge des Re­staurationsgebäudes befindlichen Arbeiterstube in bisher nicht ermittelter Weife aus. Ein Ver­lust an Menschenleben ist nicht zu beklagen. Von der Feuerwehr wurde ein Kind überfahren. Der Schaden ist unberechenbar und bezüglich der verbrannten Modelle und Pläne ganz unersetzlich. Bonden Ausstellungsgegenständen sollen ^ verbrannt

ZM GMMßUS. (Nachdruckverboten.)

Skizze von A. Mürenberg.

(Schluß.)

Schnell waren zwei Gläser und die nöthigen Zuthaten herbeige­schafft und dann gieng ich in das Nebenzimmer und kehrte nach einigen Minuten mit einem Packet zurück, welches ein halbes Dutzend in verschiedenfarbiges Papier gewickelte Pulverchen enthielt. Hierauf mischte ich einen Trank nach allen Regeln der Kunst, schüttete zum Schluß eines der Pulver hinein und reichte dann das Ganze Herrn Normann. Doch das Hineinschütten des Pulvers hatte augenscheinlich seinen Arg­wohn rege gemacht, denn er lehnte das angebotene Glas mit einer leich­ten Handbewegung ab. Nach Ihnen, mein Verehrter," sagte er.Ich bestehe darauf, daß Sie den ersten Humpen selbst leeren."

Nun, wie Sie wollen," entgegnete ich achselzuckend, trank das Ganze aus und gab pantomimisch mein Behagen zu erkennen. Sodann mischte ich den Trank zum zweiten Mal, that auch diesmal den Inhalt eines der Papierchen hinein und hielt das Glas meinem Gaste hin. Dieser setzte es an die Lippen und fchlürste es bis auf den letzten Tropfen.

O Trank voll süßer Labe!" rief er aus, der Mann, welcher dies Gebräu erfand, verdient ein Denkmal. Ich möchte um alles in der Welt nicht unverschämt erscheinen, aberich bitte um noch ein Glas."

Ich kann Ihnen ein halbes Dutzend ähnlicher Liköre bereiten, von welchen ein jeder anders schmeckt," entgegnete ich.Wenn Ihr Ge­schmack nicht wesentlich von dem meinigen verschieden ist, dann wirv Ihnen Numero Zwei noch besser munden, als Numero Eins.

Während ich das zweite Glas präparierte, stopfte er seine Pfeife wieder, ohne jedoch ein Auge von mir zu verwenden. Dies schien in­dessen nicht mehr aus Mißtrauen zu geschehen, sondern vielmehr, um die Zubereitung solcher ambrosianischer Tränke zu erlernen. Nachdem

alle Ingredienzien beigefügt, öffnete ich, wie zuvor, eines der Pallete und schüttelte den Inhalt hinein. Doch das Pulver hatte in diesem Falle ganz andere Eigenschaften, als das harmlose Alkali von vorhin.

Normann trank wiederum mit einem Zuge das ganze Glas aus.

Nun wie schmecktJhnen dies ?" fragte ich.Kommt es dem ersten gleich ?"

Eine schwer zu beantwortende Frage, mein lieber Freund," er- wiederte er.Bachus selbst würde nicht im Stande sein, hier eine Entscheidung zu treffen. Ich bin Ihnen zu großem Dank verbunden, junger Mann, denn Sie haben mir eine neue Aussicht auf Hochgenüsse eröffnet, von denen ich mich mir zuvor nichts träumen ließ."

Ich werde Ihnen ein paar Rezepte geben, damit Sie sich selbst den Genuß bereiten können. Doch jetzt zu unserem Geschäft."

Während ich noch sprach, entsank die Pfeife seinem Munde und sein Blick wurde unstät. Ich that, als wollte ich ein viertes Glas zu­rechtmachen. Normann warf einen vorwurfsvollen Blick auf seine Pfeife, kümmerte sich aber dann nicht weiter um diese, sondern stemmte beide Ellbogen auf den Tisch, stützte den Kopf mit den Händen und bemühte sich, seinen matten, schwimmenden Blick auf meine geschäftigen Finger zu heften. Aber der Versuch mißglückte vollständig. Seine Äugen fielen zu, öffneten sich wieder, fielen abermals zu; er lallte ein paar unzu- fammenhängende Worte der Entschuldigung und dann sank sein Kopf auf den TOch und nach einer Minute war er fest eingeschlafen.

Damit hatte ich das Endziel meines ganzen Planes erreicht, das zuletzt eingeschüttete Pulver war ein kräftiges Narcoticum gewesen, wel­ches ich gelegentlich zum Zweck chemischer Experimente gekauft hatte.

Jetzt galt es, seine Taschen zu durchsuchen. Aber trotzdem meine Absicht eine ganz ehrliche war, konnte ich mich doch nicht entschließen, dieß zu thun, ohne einen Zeugen dabei zu haben. So begab ich mich denn zu meiner Wirthin, wo ich glücklicherweise den Sohn dieser wür-