nur billigen Maaren kaum anders zu erwarten ist. Die Lage der Kleingewerbe ist eine sehr verschiedene: da wird von Besserung berichtet, dort steht es beim Alten oder ist gar ein Rückgang zu verzeichnen und das Jahr 1881 ungünstiger als 1880. Vermehrte Großindustrie wirkte auch günstig auf die Kleingewerbe. Die Landbevölkerung hat bei geringeren Ernten nur wenig Baarmittel was den Gewerben schadet, wie der Hausirbetrieb, der Detailhandel, der das Kleingewerbe sehr schädigt. Um noch weitere Besserung herbeizuführen, wird es Sorge der Regierung sein, den Export möglichst zu erleichtern und Absatzgebiete zu erschließen, lieber die Wirkung der neuen Zoll-Gesetzgebung gehen die Ansichten noch auseinander, neben constatiriem wohlthätigem Einfluß bei Porzellan, Steingut, Baumwollartikel, Wolle und Leder, auch Uhren, hört man von Vertheuerung der Rohstoffe bei der Schuh- und Metallindustrie, auch mannich- fach von völlig unwichtiger Wirkung weder zum Guten noch zum Schlimmern. Immerhin hat der neue Zolltarif das Gute, daß unsere Industrie auf dem inländischen Markte wieder vielmehr zu Ehren kam u. der Import bedeutend nachgelassen hat.
Horb, 1. Mai. Gestern wurde im Gasthof zur Krone dahier unter dem Vorsitz des Prof. Dr. Eimer aus Tübingen eine Versammlung des Schwarzwälder Zweigvereins des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg gehalten, welche von nah und fern zahlreich besucht war. Die Vorträge begannen um 3 Uhr. Den ersten hielt Dr. Wurm aus Teinach: über die Wirkungen thermischer Reize auf den Organismus, den zweiten Prof. Dr. Klunzinger aus Stuttgart: über Brutpflege bei Amphibien und Reptilien, lieber beide Vorträge entspann sich eine längere Discussion, an welcher sich namentlich auch der Vorsitzende Dr. Eimer in eingehender Weise betheiligte. Die höchst anregenden Verhandlungen dauerten über 3Vs Stunden. Am 24. Juni wird die Hauptversammlung des Vereins für vaterländische Naturkunde in Nagold stattfinden. Die nächste Versammlung des Schwarzwälder Zweigvereins soll darauf im Laufe des Spätsommers in Freu den st adt gehalten werden.
Bi er in gen bei Horb, 2. Mai. Welche Verwilderung in der Jugend um sich greift, hat auch hier ein Fall bewiesen, der letzten Samstag vor der Strafkammer in Rottweil seinen richtigen Abschluß fand. Es hatte nem- lich ein junger Bursche von 17 Jahren dem Ortsgeistlichen in der Christenlehre, die der Junge zu besuchen hatte, grobe Antworten gegeben und trotz der Mahnung, in der Kirche bis zum Ende zu bleiben, dieselbe mit höhnischem Lachen verlassen. Dafür bekam der Hoffnungsvolle 14 Tage Arrest. An die Eltern aber geht angesichts solch trauriger Fälle die ernste Mahnung, nicht Alles der Schule und Kirche bei der Erziehung ihrer Kinder zuzumuthen, um die eigenen
Hände desto bequemer in den Schoß legen zu können, sondern selbst durch gutes Beispiel und strenge Zucht nach Pflicht und Gewissen nachzuhelfen. (Sch. M.)
Ulm, 1. Mai. Schon wird die Verstärkung des Fundaments des Hauptthurms an unserem Münster mit Energie begonnen.
Der Zement thut auch hiebei seine vortrefflichen Dienste. Es wird nicht lange mehr dauern, und der Thurm wird den provisorischen Abschluß sammt Wächterwohnung verlieren. Die Wächter werden einstweilen in einen der beiden Chorthürme übersiedeln.
(Zur Warnung für Wirthe.) In diesen Tagen hat das Reichsgericht eine für die Allgemeinheit wichtige Entscheidung gefällt. Ein Restaurateur in Berlin war vom dortigen Landgericht zu drei Monaten Gesängniß und 500 M. Geldbuße verurtheilt worden, weil er in seinem Restaurant die von den Gästen in den Gläsern übrig gelassenen Bierreste in einem Gefäß angesammelt und dieses abgestandene Bier sodann dem frischverschänkten wieder beigemischt hatte, eine Manipulation, die der Betreffende auch in Bezug auf andere Getränke, wie Wein, Liqueure rc. sich erlaubt hatte. Der Verurtheilte legte Revision ein, begründete sie I unter Anderem damit, es unterliege doch sehr dem Zweifel, ob man Bier mit Bier verfälschen könne. Das Reichsgericht hat die Revision verworfen und angenommen, in dem Vermischen des Bieres mit abgestandenen Bierresten, welche zum Theil verunreinigt waren, zum Zwecke des Verkaufes als frisches Bier könne ohne Rechtsirr- thum allerdings der Thatbestand der Fälschung im Sinne des ß 10 des Nahrungsmittelgesetzes gefunden werden.
(Selbstmorde.) Letzten Samstag erhängte sich der Dienstknecht Andreas Heine in Schlier beim Stadel seines Dienstherrn. Er wurde zum Militär ausgehoben und vermuthet man, die Angst vor dem Soldatwerden habe ihn in den Tod getrieben.
(Bra nd fälle.) Am Mittwoch brach in der Ziegelhütie von Maier und Geiger bei Sonderbuch Feuer aus, das, ehe eine Rettung möglich war, die Ziegelhütte fast ganz verzehrte.
Die Wohngebäude der Besitzer kamen nicht in > Gefahr. Der Schaden beträgt ca. 5000 M.
Die Mobilien der Ziegelhütte sind versichertr-
(Unglücksfälle und Verbrechen.)
In Aalen schnitt der Wagenlackier L. vor etwa 8 Tagen seiner Frau aus Eifersucht mit einem Rasirmesser die Schlagadern des Halses durch, und entleibte sich dann selbst auf gleiche Weise. Ebendaselbst hat Kaufmann K. seiner Frau den Schädel zertrümmert. — In Me n- ge n wurde dieser Tage ein Schwindler verhaftet, welcher angeblich für eine Aalener Firma Bestellungen auf Stempel entgegennahm und je 2 M. Angeld sich ausbezahlen ließ. Der Mann sieht nun im Amtsgerichts-Gefängniß in Saulgau seiner Strafe entgegen. — In Sontheim wurde der Steinbruchpächter Peter Jn-
Stutgart, 4. Mai. Von der neuen Gewerbekasse wird der Wunsch laut, daß sie die gesammte Jmmobilienlast der Bolksbank übernehmen und damit einer raschen Abhilfe förderlich an die Hand gehen möge. Damit könnte sie am wohlthätigsten wirken und durch langsame allmälige Realisirung der Verwerthung derselben einer großen Entwerthung des Liegenschaftsbesitzes in Stuttgart Vorbeugen.
(Das Programm für die 34.Wan- der-Versammlung württ. Landwirthe in Heilbronn) lautet: 12. Mai Abends von 7 Uhr an gesellige Vereinigung in den Räumen der Harmonie; Samstag den 13. Mai Vorm. 10 Uhr Verhandlung der Wanderversammlung in der Turnhalle (Tagesordnung s. unten), Nachm. IVs Uhr Preisvertheilung in der Rindviehausstellung, Nachmittags 2Vs Uhr Mittagessen im Saale der Harmonie, Abends 6 Uhr Regatta der Rudervereine. Tagesordnung der Verhandlungen in der Turnhalle: 1) Geschäftliche Mitiheilung bezüglich der Entschädigungsfrage für die am Milzbrand gefallenen Thiere. 2) Ueber die gesetzliche Regelung einer Zwangs-Hagelversicherung. Antragsteller: Land- wirthschaftl. Bezirksverein Ehingen. Referent: Oberamtmann Schickhardt in Neresheim und Landwirthschafts-Jnspektor Fecht in Bösingen. 3) Welche Erfahrungen sind in den letzten Jahren bei Einführung von Simmenthaler Zuchtvieh gemacht worden? Referent: Oekonomie- rath Ramm in Stuttgart. 4) Ueber die neuesten Erfahrungen in der Anwendung künstlicher Düng-Mittel. Referent: Professor Voßler in Hohenheim. 5) Liegt eine systematische Regelung der Aufeinanderfolge der Viehmärkte und der Wahl der geeignetsten Orte nicht ebenso im Interesse der Landwirthe, wie einer gedeihlichen Entwicklung unserer volkswirthschaftlichen Verhältnisse überhaupt? Antragsteller: IX. Gauverband. Referent: Oekonomierath Schosser in Kirchberg. 6) Ueber Einrichtungen für den land- wirthschaftlichen Credit. Referent, Landwirth- fchafts-Jnspektor Leemann in Heilbronn.
— Die Rottweiler Handels- und Gewerbe-Kammer hat ihren Jahresbericht pro 1881 veröffentlicht. Nach demselben ist die Kammer in ihren Erwartungen für die Großindustrie nicht getäuscht worden, sofern meist günstige Berichte einliefen und in den folgenden Branchen eine fortschreitende Besserung der Geschäftslage sich bemerklich macht, so besonders in der Uhren-Fabrikation, in Meffer- waaren, chirurg. Instrumenten, Schuhwaaren, Waffen, Porzellan und Stein-Gut. Nur in der Strohmanufaktur und Zündholz-Fabrikation lauten die Resultate minder günstig. Freilich hatten viele Geschäfte nicht immer sich einer Steigerung des Reineinkommens zu erfreuen; auch bezweckte eine erhöhte Produktion und größerer Absatz nur eine Preisausgletchung, so daß die Preise der verkauften Maaren kaum höher stehen als die Selbstkosten, was bei der steigenden Concurrenz und der Nachfrage nach
Schloß und Mchteryaus. (N^dr»-v»b°tm.)
Novelle von I. Düngern.
(Schluß.)
Der Beamte sagte zu dem Manne Konstanzens:
„Ich bin hier in Folge eines Schreibens, welches ich soeben von Ihrer Gattin empfing; führen Sie mich zu ihr."
Konstanze öffnete ihre Zimmerihür und trat dem Herrn furchtlos und mit Würde entgegen.
Alle Drei traten in das Wohnzimmer, dessen Thür sie verschlossen. Konstanze sah, daß ihr Mann ihren Brief in der Hand hielt.
Er stammelte verwirrt:
„Bekenntnisse einer Mörderin! Um Gotteswillen, was soll das heißen, Konstanze?"
„Die Wahrheit, die Wahrheit!" rief die Unglückliche. „Ich habe die That vollbracht, nicht dein Bruder!" dem alten Beamten zitterten die Hände, mit welchen er das Papier wieder von Willi, der in.»stummem Entsetzen sein Weib betrachtete, zurückgenommen hatte.
„Gnädige Frau," begann er, „auf dieses Geständniß sind Sie meine Gefangene!"
„Das bin ich durch meinen freien Willen," entgegnete sie todten- blaß, aber vollkommen gefaßt. „Ich muß sterben, damit mein Schwager wieder frei und glücklich wird. Verzeihe mir, Willi, daß ich ihn mehr als dich geliebt!"
Sie trat einen Moment auf die Seite. Ihr Mann sah, wie sie die Waffe herauszog und gegen ihren Kopf führte; mit einem Schrei d-s Entsetzens stürzte er auf seine Frau und wollte ihr dieselbe entreißen; sie rangen und ehe noch der Beamte dazwischentreten konnte, ertönte ein Schuß, und das Zimmer war mit Pulverrauch gefüllt.
Sie sahen Willi schwanken und rückwärts zu Boden fallen. Die Waffe entsank der Hand der entsetzten Frau; sie und der Beamte knieten bei dem tödlich Getroffenen nieder.
Konstanze brach neben ihm ohnmächtig zusammen.
Die ersckireckte Dienerschaft pochte an das Zimmer. Der Beamte öffnete und ließ die bewußtlose Konstanze forttragen; dann nahm er in Gegenwart des herbeigerufenen Arztes den Thatbestand auf.
Als er vor seinem Scheiden zu Konstanze gieng und sie aufmerksam machen wollte, daß er zwei Gerichtsdiener zu ihrer Bewachung zurückließe, entgegnete ihm der Arzt, daß die Unglückliche wohl niemals mehr eine andere Wache brauchen winde, als die ihr das Asyl der unheilbaren Geisteskranken gewähren würde.
Und so war es auch. Das Entsetzen vor der vollbrachten That, der Kummer über Oskars Verurtheilung, der letzte Entschluß des Selbstmordes und seine schrecklichen Folgen hatten das Hirn der Armen zerrüttet; sie wurde in eine Anstalt gebracht, aus deren Mauern sie der Tod nach langem Leiden endlich erlöste.
* -i-
Noch niemals hatte m dem Städtchen Brunneck eine solch' freudige Aufregung geherrscht, als an dem Tage, wo Oskar mit seiner jungen Frau auf das Schloß znrückkchrte. Eine ganze Menge Freunde und Anhänger hatte ihn schon auf der Eisenbahnstation erwartet, eine andere Parthie, meist aus den Bewohnern des Oertchens bestehend, empfing ihu am Eingänge desselben, und sie äußerten ihre Freude durch Hochrufe, während die Begeistertsten die Pferde ausspannten und den Gutsherrn mitsamt der lieblichen Gattin, deren süßes Lächeln und freundliche Worte ihr alle Herzen zuwendeten, -durch den Park vor das Schloß seiner Väter zogen und dort im Triumphe absctzten.