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Intelligenz- L Anzeige-Matt

von der oberen Nagold.

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Mr. 53.

Menstaig, Samstag den 6. Mai.

1882.

Gestorben: den 2. Mai zu Stuttgart D. Rilling -tadtdirektionsgeometer, 58 I, a.,

! Tagespolitik.

Das Präsidium des Reichstags will am Montag nächster Woche die Berathung der Monopolvorlage beginnen, welche minde­stens 3 Tage, wenn nicht 4, in Anspruch neh­men wird. Daß kommissarische Berathung be­schlossen werden wird, ist ziemlich sicher, obwohl i die Nationalliberalen noch nicht in dieser Hin-

! ficht sich schlüssig gemacht haben. An die erste

^ Lesung der Monopolvorlage schließen sich dann

j hintereinander die ersten Lesungen der anderen

großen Vorlagen, so daß der Reichstag täglich ! Sitzungen abhält. Die liberale Vereinigung

sowie die Fortschrittspartei haben beschlossen, ! der Verweisung der Monopolvorlage zu wider­

sprechen und für die ausschließliche Plenar- berathung einzutreten.

Die Gambettistischen Blätter stimmen dem Vorschläge des Generals Reille zu, die Friedensstärke der franz. Armee auf,600 OOOMann zu bringen und eine Anzahl von etwa 160000 Berufssoldaten zum Kern dieser Armee zu ma­chen. Die Kosten für diese Heeres Organisation würden eine Erhöhung des gegenwärtigen Mi­litär-Etats um etwa 200 Millionen Frank be­dingen.

DieDcputiertenkammerItaliens hat mit 219 gegen 10 Stimmen die Militär- - Vorlage angenommen; das Erforderniß be­trägt im Ganzen 127 880000 Lire, worunter 23 Millionen für Gewehre, 6 Mill. für Ar­tillerie-Material, 23 Mill. für Festungs-Artillerie 9 Mill. für Küsten-Artillcrie, 10 Mill. für ei­nen Vertheidigungsdamm im Hafen von Spez- zia, 15 Mill. für Küstenvertheidignng, 9 Mill. für die weitere Befestigung Roms, 19 Mill. für Grenzsperrforts und 5 Mill. für Mobili- fierungszwecke.

Fürst Alexander von Bulgarien ist von Wien aus nicht direkt nach Darmstadt, sondern erst nach Petersburg gereist. Der große ^ Umweg läßt auf dringende Veranlassung schlie- ^ tzen; der Thron in Bulgarien scheint nicht be­sonders dauerhaft gearbeitet; die Radikalen , streben offen die Absetzung des Fürsten an.

! Aus Belgrad ist den Kabinetten der

> Großmächte eine von fünf Einwohnern angeb-

! lich im Namen der 150000 in Serbien leben­den Türken Unterzeichnete Beschwerde zugegan- ! gen, in welcher sie dieselben bitten, daß die serbische Regierung veranlaßt werden möge, die ^ 150000 Türken, welche von den Serben aus

ihrem Besitz verjagt worden seien, nach Maß­gabe der Berliner Kongreßbeschlüffe in ihren Besitz wieder eimuietzen.

Laudesnachrichteu.

! Ludwigsburg, 2. Mai. Wenige hun­dert Schritte vor dem Heilbronner Thor be­gegnet man einem Portal, an welchem auf einer Tafel von schwarzem Marmor in ein­fachen goldenen Buchstaben geschrieben steht: Marienwahl. Es ist der Sommersitz II. KK. HH. des Prinzen und der Prinzessin Wil­helm. Vor dem Eingang liegt eine geräumige Terrasse, die in ein noch geräumigeres Blu­men- und Rasenparterre ausläuft. Man kann in diesem Landsitze kaum von Aussicht reden. Will aber eine glückliche Familie in stiller Sammlung den Segen edler Häuslichkeit ganz »nd voll genießen, so gibt es kaum einen an- ^ muthigeren Fleck Erde, als dieses Marienwahl.

! Mehrere Jahre des reinsten, herrlichsten ehe- , lichen Glückes verstoßen. Heute stehen wir vor dem Parke mitten im knospenden Frühling und ^ haben die Schauer des Todes vor Augen. Die

Vorbereitungen zur Beisetzung der so erschütternd schnell verstorbenen Prinzessin Wilhelm haben begonnen. Die Leidtragenden versammeln sich im Parterre der Villa. Die Stunde zum Be­ginn der Beisetzung schlägt. Die Leidtragenden begeben sich in den ersten Stock; der Raum ist verhängt, mit Blumen herrlich ausgestattet. Im Fremdenzimmer steht der Sarg der Prin­zessin ; es ist ein eichener Sarg mit Zinkeinsatz, am Kopfende das silberne Schild mit Namen, Geburts- und Todestag der Prinzessin. Auf Postamenten stehen Girandolcn und das Kruzifix, lieber und über ist der Sarg mit Palmen, Kränzen und Gewinden geschmückt, der Teppich, auf dem der Sarg steht, ist mit Blumen be­streut. Garnisonsprediger Schweizer hält den Gottesdienst. Auch dieser ist zu Ende. Es gilt die letzte Trennung, es gilt den letzten Blick auf den Sarg, der Alles enthält, woran das Herz des Gemahls mit so inniger Liebe gehangen. Der Sarg wird aufgehoben, die Dienerschaft des Hauses trägt die theure Last nach dem Leichenwagen, der mit 6 Rappen be­spannt ist. Als sich der Zug in Bewegung setzt, bildet die Eskadron der gelben Ulanen mit der Kapelle die Spitze. Dem Leichenwagen folgt, ganz schlicht, wie bei bürgerlichen Leichen­begängnissen, die Hausdienerschaft. Im ersten Wagen sitzt Se. Durchl. der Fürst von Wal- dkck-Pyrmont, mit dem Erbprinzen; an den letz­ten Wagen reihen sich die zu Fuß gehenden Leidtragenden an, an deren Spitze die bürger­lichen Kollegien. Die Truppen bilden Spalier bis zum Heilbronner Thore, von da, die Schloß­straße hinauf, bis zur Schorndorferstraße und von da endlich bis zum Eingang in den Fried­hof. Auf diesem langen Wege stehen oder gehen Tausende in dichten Reihen hinter den Spalieren, alle sind in ernster Haltung. Eine ganze Menge von Leuten ist vom Lande her­eingekommen; sie Alle wollen der jungen Prin­zessin die letzte Ehre geben. Vor dem Por­tale des Friedhofes unter Musik und Glocken- gelänte angclangt, wird der Sarg an der Ka­pelle vorüber nach der Gruft getragen, hier stehen die Leidtragenden und hinter ihnen in dichten Reihen die Offiziere, Beamten und die Bewohner von Ludwigsburg. In erster Linie sind Aller Augen auf den tiefgebeugten Vater der Verewigten mit dem Erbprinzen, deren Bruder, gerichtet. Die Grabrede hält Prälat Dr. v. Gerok. Es folgt der Gesang eines gemischten Chors, dann Gebet und wieder Ge­lang. Jetzt ist der Sarg in die Gruft ver­senkt. Sogleich wird die Gruft bedeckt und jetzt werden Tausende von den Lieblingsblumen der verewigten Prinzessin über das frische Grab gestreut; es ist die Maiblume. Ein hoher gothischcr Bogen erhebt sich zu Häupten der Gruft. Die Hand, die diesen Bogen für den Erstgebornen, der ihr im Tode vorangegangen, gezeichnet, hatte keine Ahnung davon, daß sie selbst sobald im Schatten dieses Bogens ruhen und dem kleinen Prinzen Nachfolgen werde. Im Mai geboren, sinkt die Prinzessin wieder im Mai ins Grab, in noch nicht ganz vollendetem 25. Lebensjahre. (S. M.)

(Corr.) Widmung des vaterländi­schen Dichters Fritz Traugold, zur Bei­setzung der edlen Prinzessin Wil­helm von Württemberg:

An Deinem Grabe steh'n und weinen wir,

Die Blüthe brach der kalte Hauch aus Norden.

Wir sah'n auf Dich, wir hofften viel von Dir,

Des Landes Engel wärest Du geworden!

Den Thron, den manche edle Fürstin schon

Bestieg, rhn sollt' auch Deine Demuth zieren.

Die Hoffnung starb; Du folgtest Deinem Sohn,

Wir mußten ihn, wir müssen Dich verlieren.

Wie wahr ist Dichters Wort: Hier wird gefreit,

Am andern Orte aber wird begraben!

Wie nah beisammen sind hier Freud und Leid,

Das Leben, ach! gibt nie beständige Gaben.

Jndeß die Schwester reicht zum ew'gen Bund'

Die Hand dem hohen auserwählten Gatten,

Entflieht manch tiefer Seufzer Deinem Mund, * Verhüllen Dich des Todes düst're Schatten.

Wie wohl war Dir im schönen Schwabenland!

Wie paßtest Du so ganz zu uns, den Schwaben! Still war Dein Gang, doch hat man bald erkannt Des Herzens und des Geistes holde Gaben.

Gott tröste Den, der Dich so sehr geliebt,

Der allwärts schaut um seines Glückes Trümmer.

Ist er betrübt, so sind auch wir betrübt,

Bei uns steht Fürst und Volk zusammen immer!

Stuttgart, 2. Mai. Heute Vormittag fand in der Liederhalle die statutenmäßige Ver­bandsversammlung der Raiffeisen'schen Dar- lehenskassen-Vereine Württembergs statt. Vereine waren zahlreich vertreten. Auf der Tagesord­nung stand: 1) Bericht über die Thätigkeit des Verbands und der Ausgleichstelle, sowie über den dermaligen Stand des Darlehenskassen- Vereinswesens; 2) Wahl des Verbandsaus- schusscs; 3) allgemeine Vereinsangelegenheiten; 4) eventuelle Anträge aus der Mitte der Ver­sammlung. Den Vorsitz führte Hr. Jnspcctor Lcemann von Heilbronn. Aus dem zu Position 1 der Tagesordnung erstatteten Bericht entnehmen wir Folgendes: Es bestehen in Württemberg Raiffeisen'sche Darlehenskassen 57 und zwar im Neckarkreis 20, im Schwarzwaldkreis 10, im Jagstkreis 10, im Donaukreis 17. Diese 57 Vereine haben jetzt 3600 Mitglieder. Das Ver- einsvermögen beträgt 6500 M. und die Spar­kasseneinlagen 86400 M. Dem Verband gehören 37 Vereine mit 2400 Mitgliedern an. Das Vermögen derselben beträgt 3500 M., die Spar­kasseneinlagen beziffern sich auf 25000 M. Bei der Berathung und Beschlußfassung über ver­schiedene Vereins- und Verbandsangelegenheiten wurde u. a. bestimmt: daß der Verbandaus­schuß künftig aus 5 Mitgliedern und 4 Ersatz­männern bestehen soll, auf die 4 Kreise ver­theilt, daß vierteljährlich eine Ausschußsttzung in Stuttgart stattfindet, in der die fünf Mitglieder gegen Ersatz der Fahrgelder zu er­scheinen haben, resp. ihre Ersatzmänner. Es solle eine Darlehenskasse sich nie über eine Kirchen- gemeinde hinaus erstrecken. Es sollen, um für die Sparkasscngelder Steuerfreiheit zu erlangen, die Spargelder nur von 1100 M. betragen; sobald das 100 voll, wird es in die Darlehens­kasse gegeben, wo es einen höheren Zins trägt, aber steuerpflichtig ist. Beträge von 51100 M. sind 4 Wecken vor der Zurückziehung aus der Sparkasse zu kündigen. Die Eintrittsgelder sollen die Vereine als Aktiva buchen, da sie nie zurückbezahlt werden. Wegen Gestattung der vorübergehenden Anlegung von Pflegschafts­geldern bei den Darlehenskassen soll ein Ge­such an das Kgl. Justizministerium gerichtet werden. Die Anfrage, ob nicht der Zinsfuß im Interesse der Darleiher von 3Vr auf 4^2 pCt. erhöht werden solle, wurde mit einer Ver­neinung beantwortet, da es auch im Interesse der Schuldner liege, möglichst billiges Geld zu erhalten und im Fall der Annahme der Zins­fuß für diese ebenfalls von 4 auf 6 PCt. er­höht würde. Ein diesbezüglicher Antrag wurde darnach für dieses Jahr zurückgezogen. Da es im Interesse der Vereine selbst durchaus ge­boten ist, daß die Kassen und Geschäftsführung überhaupt in jedem Jahr eingehend untersucht und geprüft wird, so soll der Verbandsausschuß bis zur nächsten Verbandsversammlung bestimmte Vorschläge wegen Einführung einer einheitlichen regelmäßigen Revision der Geschäftsbücher vor­bereiten.