ausgestattete Prinzessin vor allem darein ihr Bestreben setzte, ihren hohen Gemahl glücklich zu machen. Die einfache, gediegene Erziehung in dem fürstlichen Elternhause, welches durch inniges Zusammenleben von Eltern und Kin­dern ein Bild reinsten Familienglückes bot, führte die Verewigte dahin, selbst auch das Glück des Familienlebens als das höchste ir­dische Glück anzusehen, und es dem übrigen vorznziehen. Wie sehr der Besitz eines so schön und edel gearteten, ihm so gleich gestimmten Wesens des Prinzen Wilhelm beglückt hat, das weiß jedermann; um so größer und inniger ist der Schmerz, den man im ganzen Lande darüber empfindet, daß der schöne Bund, wel­chen das Land vor 5 Jahren mit seinen Segens­wünschen begrüßte, nach dem unerforschlichen Rath der Vorsehung so jäh und grausam auf­gelöst worden ist. Wenn Theilnahme einen solchen Schmerz zu lindern vermöchte, so könnte der allbeliebte Prinz, der dem Thron am näch­sten steht, in dieser schwersten Prüfung seines Lebens einen Trost daraus schöpfen, daß des ganzen Landes Herz mit ihm fühlt, mit ihm leidet. Doch in solchen Stunden kann der einzig wahre Trost nur von oben kommen. Der Todeskampf der Prinzessin war schwer. Gegen 5 Uhr Morgens befahl sie, ihr Töchter- chen, die 4jährige Prinzessin Panline zu wecken. Sie nahm zärtlichen Abschied von derselben, von dem Prinzen, der verzweifelnd an dem Sterbelager der heißgeliebten Gattin stand; sie sprach ihm noch tröstende Worte zu, und hauchte gegen 6 Uhr ihre reine Seele aus.

Die Prinzessin Georgine Henriette Marie zu Waldeck und Pyrmont ist geboren am 23. Mai 1857, und vermählte sich am 15. Febr. 1877 mit dem Prinzen Wilhelm von Württemberg. In tiefste Trauer find neben dem württember- gischen Königshause versetzt die durchlauchtigsten Eltern der Verewigten, Fürst Georg Viktor za Waldeck und Pyrmont nnd die Fürstin Helene, an welchen die Prinzessin mit wärmster Kindes­liebe hing; die Geschwister, der Erbprinz Fried­rich, die Prinzessin Pauline, vermählt mit dem Erbprinzen zu Bentheim-Steinfuri, zu welchen eben das Ehepaar zu reisen im Begriff war, um der Taufe des Erstgeborenen anzuwohnen; die mit dem König der Niederlande vermählte Prinzessin Emma, die vor einigen Tagen mit dem Herzog Leopold von Albany vermählte Prinzessin Helene, deren Hochzeit die Eltern angewohnt haben, und die jüngste der Schwestern, die 9jährige Prinzessin Elisabeth. Welch' er­schütternde Eindrücke für die Eltern: hier Hoch­zeit und Taufe, dort der jähe Tod!

Stuttgart, 1. Mai. Ueber das Be- gräbniß der Frau Prinzessin Wilhelm, welches morgen stattfindet, kann sich Folgendes mittheilen: Um 4 Uhr Nachmittags zieht eine Compagnie Infanterie zur Ehrenwache auf Villa Marienwahl auf. Um 4Vr Uhr ist in der Villa Trauergottesdienst, welchen Hofprediger Prälat Dr. von Gerok hält. Der Sarg wird

von 12 Handwerkern auf den königlichen Lei­chenwagen gehoben, an dessen Seite schreiten 4 Kammerherren und 4 Stabsoffiziere. Der Leichenkondukt wird durch eine Abtheilung Rei­terei mit Musik eröffnet, eine gleiche Abtheilung ohne Musik schließ den Zug. Hinter dem Lei­chenwagen schreitet zunächst die Dienerschaft, alsdann folgt der Wagen des Prinzen Gemahl, welchem sich die anderen Wagen der Herrschaf­ten rc. anschließen. Auf dem Kirchhof wird der Leichenkondukt von einer weiteren Jnfan- teriecompagnie mit Musik empfangen. Hinter dem Sarg schreitet Prinz Wilhelm, die höch­sten Herrschaften, die Standesherren, die Di­plomaten, die Staatsminister, der Geheime Rath, der ständische Ausschuß, Beamte der Kreisregie- ruug. Die Rede an der Gruft hält Garnisons­prediger Schweizer.

Stuttgart, 2. Mat. An dem Trauer- gottesdi.mst in der Villa nahmen Theil die Kö­nigin, Herzogin Vera, Prinz und Prinzessin von Weimar nebst Sohn Prinz Ernst, der Erbgroß­herzog von Baden, welcher zur Beisetzung von Karlsruhe gekommen war, der Erbprinz Niko­laus von Hohenlohe, Fürst Waldburg-Zeil-Wurz- ach, Fürst Wolfegg, Graf v. Wimpffen aus Wien, die Herzogin von Urach mit ihren Söh­nen, Fürst von Vinuto mit Gemahlin, Prin­zessin Friedrich, Prinzessin Marie, die Eltern und der Bruder der Verstorbenen. Die Pracht der Kränze und die große Menge derselben spottet jeder Beschreibung. Der preußische Ge­sandte v. Bülow ist zum Begräbniß hier ein­getroffen; er überbringt einen prächtigen Kranz im Aufträge der deutschen Kaiserin.

Oberst v. Glaser in Ludwigsburg macht bekannt, daß er im Jahr 1881/82 aus gesammelten Cigarrenspitzen 201M. 80 Pf. erlöst und dazu Geschenke von 84 M. 18 Pf. erhalten hat. Damit wurden 87 arme Konfir­manden beschenkt und erfreut.

Ulm, 1. Mai. Hier geht das Gerücht von einer wegen Mord-Verdachts vorge­nommenen Verhaftung. Vor 4 Jahren ,> wurde die Leiche eines Mannes Namens Ech­ter aus der Donau gezogen, und es Mrren Anzeichen vorhanden, die einen gewaltsamen Tod möglich erscheinen ließen, namentlich war das plötzliche Verschwinden des Bruders des Verstorbenen zu constatiren. Dieser Bruder ist nach vierjähriger Abwesenheit wieder hier­her zurückgekehrt und wurde am Freitag in Haft genommen.

U l m, 1. Mai. Vor etwa 8 Tagen ent­fernte sich eine Frau M. von hier, unter dem Vorgeben, in Weidach bei Blaubeuren wichtige Geschäfte zu haben. Sie nahm nur eines ihrer Kinder, einen drei Jahre alten Knaben, mit und ließ die beiden andern, ein Mädchen im Alter von 8 Monaten und einen Knaben von 2 Jahren, ihrer Hausfrau, einer armen alten Frau zurück. Dieser Tage nun kam ein Brief von der gewissenlosen Mutter an, worin sie 4 schreibt, man möge ihr es nicht übel nehmen.

genständen haben wir Folgendes hervorzuheben: Im Frühjahr sollten so bald als möglich die Aeste der zu veredelnden Bäume zurückgeschnttten wer­den, damit sich schon der erste Saft dem eingesetzten Zweige einverleibt. Hiedurch wird ein besserer Trieb erzielt. Auf srühtreibende Unterlagen sollen nicht spättreibende, sondern im Trieb möglichst gleichartige Sorten aufgepfropft wer­den, dann komme das Abstehen oder Dürrwerden der Aeste weniger vor. In unserem rauhen Klima sollten nur Sorten gepflanzt werden, welche spät blühen und früh reifen; erfahrungs­gemäß seien zu empfehlen von Aepfeln: Kasseler Reinette und Zipperer, von Birnen: Kohlbtrne, Palmischbirne u. s. w. Noch wurde des Um­standes gedacht, daß durch das Pflügen des Bodens vielfache Baumbeschädigungen, nament­lich am Stamme, unterlaufen und es wären solche Beschädigungen, welche für den Baum oft verhängnißvoll werden, durch vorsichtiges Aus­weichen mit dem Pflug zu vermeiden. Leider war die Versammlung von sonstigen Freunden der Sache nur spärlich besucht.

Im Farrenstalle zu Nagold wurde der Metzger und Farrenwärter Gottlieb Frei- tHaler am Samstag Abend von einem sonst frommen Farren mit solcher Gewalt auf dem Sprungplatze an die Wand gedrückt, daß die Gedärme aus ihrer normalen Lage gebracht wurden und eine innere Verblutung stattfand. Der Unglückliche starb andern Tags unter den unsäglichsten Schmerzen.

In Freuden st adt erregte die vor eini­gen Tagen erfolgte Verhaftung des Oberamts­geometers E. großes Aufsehen. Derselbe soll im Verdacht gestanden sein, in einem Prozesse mit seinem früheren Gehilfen einen falschen Eid geschworen zu haben. Der Jnhaftirte wurde am Freitag vorläufig wieder aus der Haft entlassen.

Stuttgart, 30. April. Die Nachricht von dem Ableben Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm hat in der hiesigen Stadt in allen Kreisen eine so herzliche, so mächtige Theilnahme hervorgerufen, wie wir es kaum hier erlebt haben. Eine große Menschenmenge sammelte sich vor dem Kronprinzenpalais an, Hunderte traten ein, um sich einzuzeichnen und ihrem Schmerz dadurch einen Ausdruck zu ge­ben. Die Liebe und Verehrung, welche die ver­ewigte Prinzessin bei der hiesigen Einwohner­schaft genoß, trat in der allgemeinen Bestür­zung über die Trauerbotschaft rührend zu Tage. Neben dem traurigen Schicksal der in der Blüthe der Jugend dahtngerafften Prinzessin ist es der Schmerz des so grausam geprüften zärt­lichen Gemahls, welcher allerorten mitgefühlt wird. Die Prinzessin war schon um ihrer lieblichen äußeren Erscheinung willen überall gern gesehen, sie erschien als eine Verkörperung weiblicher Anmuth und Liebenswürdigkeit. Ge­wannen ihr schon diese äußeren Vorzüge die Herzen, so war man ihr noch mehr gewogen, weil man wußte, daß die auch mit schönen Eigenschaften des Geistes und Gcmüthes reich

Schloß und Mchteryaus. ^«4^ verboten.)

Novelle von I. Düngern.

(Fortsetzung.)

Oskar starrte den Redner an, als das verhängnißvolleSchuldig des Mordes" über dessen Lippen kam; ihm war, als sei von einem Fremden die Rede und als ob die Sache ihn nichts angienge. Selbst die Theilnahme der Zunächststehenden brachte ihn nicht zu sich; ohne nur mit einem Wimper zu zucken, wurde er abgeführt, und erst in seiner Zelle angekommen, brach er mit einem Klagerufe ohnmächtig zusammen.

14.

Schuldig! Du sagst schuldig. Willi, und dem Tode verfallen? O Gott, Gott, was soll ich thun!" rief Konstanze bei der Nachricht in wildem Schmerze aus; sie rang die Hände und war in einer solch lei­denschaftlichen Verzweiflung, wie ihr Gatte sie nie vorher gesehen hatte.

Was du dabei thun kannst?" fragte Willi in seiner rohen Weise. Nichts; da kann nichts mehr helfen. Es ist freilich eine Schande für die Familie, einen Todtschläger, welcher das Schafott besteigen muß, darunter zu zählen, aber ich bin fest überzeugt, daß er es gethan!"

Du bist es überzeugt!" höhnte seine Gattin,dann muß ich es auch wohl glauben!"

Mir scheint, dir wäre lieber, ich sei der Mörder gewesen," ent- gegnete Willi ärgerlich.Ich weiß gar nicht, wie du mir heute vor­kommst, Lionstanze!"

Soll ich dir die Wahrheit sagen!" entgeguete sie leidenschaftlich. Nun ja, ich wünschte eher, du würdest für den Mörder gehalten, denn" es war gerade, als ob sie ihres Gatten Zorn herausfordern wollte, denn ich liebe ihn!

Hierauf begab sie sich in ihr Zimmer und schrieb einen langen Brief an den höchsten Beamten des Bezirks, welcher seit Oskars Scheiden von Brunneck niemchr einen Fuß in das Schloß gesetzt hatte.

Die Ueberschrift lautete:Bekenntnisse von Konstanze, Gräfin von Brunneck," und das Blatt enthielt die Geschichte des Mordes. Es be­gann mit Bührens Ankunft auf dem Schlöffe, welcher den beiden Gat­ten mittheilte, daß er in Geschäften bei Oskar gewesen, daß dieser ihn beleidigend behandelt habe, und daß er darum demselben ein Gehetmniß verschwiegen, welches er nun den beiden Eheleuten, natürlich auch nur gegen eine größere Summe Geldes, mittheilen wolle.

Und als er nun das Versprechen erhalten, falls die Sache W darum lohne, eine anständige Vereinbarung zu treffen, theilte er dem Paare mit, daß er den Namen Bühren nur seit Jahr und Tag ange­nommen, eigentlich aber Brunneck heiße, und daß, durch einen sonder­baren Zufall, seine Frau Amy Frank geheißen habe. Von einem Drit­ten, welchen er nicht nennen wolle, habe er erfahren, daß Häusler und Greif auf den Trauschein von Oskars Vater mit Anna Franken fahn­deten; er habe nun seinen eigenen in der angegebenen Weise geändert; auch sei es nicht schwer geworden, in Hohenstadt die Komödie fertig zu spielen und ein Blatt aus dem Kirchenbuche zu reißen, welches mit der Zeit der damaligen Anwesenheit des Paares harmonierte.

Konstanze schrieb uxiter:

Mein Mann und ich waren wie vom Donner gerührt, aber na­türlich mußten wir thun, als ob wir das vollste Vertrauen in den Mann setzten und uns gänzlich auf seine gute Gesinnung uns gegenüber verließen. Obwohl wir aus dem Gesagten recht quc entnehmen konnten, daß, da Bühren den Schein geliefert, er schon einen hübschen Theil des Geldes von Greif und Häusler bekommen haben müsse, so versprach