Uhr brauste ein etwa 6 Sekunden anhaltender Wirbelsturm aus nordöstlicher Richtung über unsere Stadt und richtete, namentlich in drei Budenreihen aus dem Marktplatz, arge Ver­heerungen an. Besonders trafen einen Buden­inhaber aus Württemberg, der mit feinen Elfen­beinschnitzereien handelt und einen Händler mit Porzellan- und Terracottawaaren in der kurzen Zeit des Phänomens schwere Verluste, da die ausgelegten Maaren zu Boden geschleudert und stark beschädigt wurden. Unmittelbar nach dem Unwetter trat völlige Windstille ein.

(Einen tragikomischen Ausg ang) nahm ein Kaffeekränzchen, das eine Familie in Ludwigshafen Ende voriger Woche ver­anstaltet hatte. Die Festgeberin hatte nemlich ziemlich große Vorbereitungen zu diesem Kränz­chen getroffen und u. A. sich mit Backwaaren aller Art versehen. Zur Herstellung dieser ließ sie sich präparirten Weinstein holen, bekam jedoch aus Versehen Brechweinstein, ohne diesen Jrrthum zu bemerken. Als nun die Gäste, 20 an der Zahl, sich zu dem Kränzchen ein­fanden und den mit jenem Präparate vermeng­ten Kuchen kosteten, überkam dieselben bald ein Gefühl, wie man es bei Kaffeekränzchen nicht gewohnt ist. Das Schlußtableau mag sich der Leser selbst ausmalen!

(Ein kostbares Papier) ist das neue Pflavzfaserpapier zu den Fünfzigmarkschetnen. Jedes Stück von ihm könnte zu einem Miß­brauch dienen. Die Reichsdruckerei hat das Geheimniß der Fabrikation von dem Erfinder mitsamt den dazu nöthtgen Maschinen erworben und ihr ausschließliches Fabrikattonsrecht durch Patente in Deutschland und den anderen Staa­ten gesichert. Da die Einrichtungen der Reichsdruckerei jedoch nicht für die Fabrikation des Papiers genügen, so hat sie dieselbe einer bekannten Papierfabrik in Spechthausen bei Eberswalde übertragen und drei Beamte da­selbst ständig zur Überwachung der Fabrikation stationirt.

Ausland.

Riga, 2. Mai. Die Rigaer Zeitung mel­det ein Agrar verb rechen: Am 28. April wurde auf den Baron Nolcken in Appricken bei Hascnpoth (Kurland) vom Gebüsch am Wege ein Schrotschuß abgefeuert. Nolcken verlor ein Auge und wurde an Arm und Schulter ver­wundet. Der Missethäter ist entflohen. Einige Wochen vorher ist auf dem Gute Nolcken's eine Brandstiftung entdeckt worden.

Handel »sd Verkehr.

Göppingen, 1. Mai. Dem heutigen Vieh markt wurden zugeführt 175 Ochsen, 168 Kühe und 180 Stück Schmalvieh, zusam­men im Ganzen 523 Stück. Fcttvieh war sehr gesucht, aber nicht viel vorhanden, da dasselbe von Händlern und Metzgern meist in den Ställen gekauft wird. Zugvieh wurde lebhaft gehan­delt und war durchgängig ein Aufschlag be-

merklich, der durch die günstigen Futter- und Ernteaussichten und den Umstand hervorzerufen wurde, daß Händler in der Gegend, nament­lich auf dem letzten Ebersbacher Markte, Zug- thiere aufkauften, um sie iu Baden und der Pfalz abzusetzen. Es wurden erlöst aus 1 Paar Ochsen 2846 Karolin -- 528867.43 M. aus 1 Kuh 175350 M., 1 Kalbel 180 bis 300 M.

Stuttgart, 1. Mat. (Landesprodukten­börse.) Das Wetter hat sich ueuestens sehr gün­stig gestaltet, denn immer wieder stellt sich aus­giebiger Regen ein und auch heute Nacht hatten wir einen solchen bei milder Temperatur. In Folge dieser günstigen Witterung macht die Vegetation erfreuliche Fortschritte, was selbst­redend auch auf den Getreideverkehr nicht ohne Einwirkung bleiben kann. Die Festigkeit, welche wir vor 14 Tagen zu verzeichnen hatten, ist größtentheils wieder verloren gegangen, und so schleppt sich das Getreidegeschäft seit Monaten lustlos fort, ohne den Interessenten den ent­sprechenden Nutzen zu bringen. Unsere heutige Börse war schwach besucht und der Umsatz nicht von Belang.

Wir notiren per 100 Kilogr.:

Weizen, bayer. . 25 M. bis 26 M. 25

dto. ruff. . . 24 M. 75 bis 25 M. 50

Haber . . . . 15 M. 40 bis M.

Stuttgart, 1. Mai. Mehl- u. Pro­duktenbörse. Der Verkehr war etwas flauer, was übrigens auch von verschiedenen auswär­tigen Schrannen berichtet wird. Doch wurden 700 Sack der verschiedenen Mehlsorten als ver­kauft angemeldet. Preise Pr. Sack L 100 Kilo: Nro. 0 . . . . 37 M. bis 37 M. 50

Nro. 1 . . . . 35 M. 50 bis 35 M. 75

Nro. 2 . . . . 33 M. 50 bis 34 M.

Nro. 3 . . . . 31 M. 50 bis 32 M.

Nro. 4 . . . . 26 M. 50 bis 27 M.

Nagold, den 27. April 1882.

Neuer Dinkel ... 9 20 8 98 8 50

Kernen. 12 75 12 60 12 50

Haber. 8 10 7 59 7 30

Gerste. 9 80 9 70 9 50

Mühlfrucht ...- 10 50 -

Bohnen. 9 70 9 08 8 60

Waizen ..... 13 12 47 11 50

Roggen ..... 10 10 36 10 30

Wicken..10-

Linsen-Gerste .

. . - -

8

50

Calw,

den 29. April 1882.

Weizen . . .

. .-

11

50

Kernen . . .

. . 12 50

12

44

12

25

Gerste . . .

. .

9

Dinkel . . .

. . 9 15

9

9

9

Haber . . .

. . 7 50

7

25

7

10

Viktualieupreise

auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 3. Mai.

t/r Kilo Butter.. . 95 Pfg.

2 Eier.. 8 Pfg.

Vr Liter Steckbohnen . . . 36 u. 40 Pfg.

V 2 Liter Steckzwiebel.30 Pfg.

1 Liter Schnitz ....... 40 Pfg.

sie sei nur nach Amerika abgereist, wohin ihr Mann schon vor längerer Zeit vorausgegangen. Natürlich fallen die verlassenen Kinder jetzt der städtischen Armenpflege zu.

(Brandfälle.) InKnittlingen brach vor mehreren Wochen in der Realschule Feuer aus, das schon ziemlich um sich gegriffen hatte, bevor es bemerkt ward und gelöscht werden konnte, lieber die Entstehung war man bisher im Un­klaren. Jetzt hat sich Brandstiftung herausge­stellt; der Thäter, ein 13jähriger Knabe, ist be­reits ans Amtsgericht Maulbronn eingeliefert worden.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Als am letzten Freitag der Erbgraf v. Quadt Wykrat-Jsny auf der Heimfahrt schon in der Nähe der Stadt angekommen war, scheuten seine schnellen Rosse an dem rothen Regenschirm, den ein altes Weib unmittelbar vor dem Gespann entfaltete. Ein Augenblick und die gräfliche Equipage lag im Straßengraben und der Erb­graf, der selbst kutschirte, m ziemlicher Entfern­ung seitwärts auf dem Kutscher. Ersterer hatte -sich durch den Fall einen Bruch des Schien­beines zugezogen, während letzterer eine äußer­liche Verletzung nicht erhielt. Heute ist das Befinden deS Erbgrafen ein verhältnißmäßig gutes, der Kutscher hütet wegen innerlicher Schmerzen das Beti.

Ueber das Vermöge» nachstehender Personen wurde das Konkursverfahren eingeleiter: Joseph Messing, Weber in Weisenstein ; I. G. Frommeyer in Herbrechtingen; Elise Mezler, Spezereihändlerin in Ulm.

Deutsches Reich.

Die Berechnung der Entschädigungen und Vergütungen beim Mo nopol ist nach den Motiven verändert von der ursprünglichen Vorlage, angesichts der zu zahlenden Entschädi­gungen nach Scalen und der Aenderung der Bestimmungen über den Jahresverdienst. Die Summe der Entschädigungen beträgt jetzt 256874424 M , ungefähr 22 Mill. M. mehr. Davon fallen auf die Fabrikanten 79 338204 M, Rohtabakhändler 6 320000 M., Hilfspersonal bei der Fabrikation: 19 768500 M., Arbeiter 22 200 000 Mark, Händler mit Fabrikaten 36 160 000 M. Eine neue Rubrik ist für das Hilfspersonal des Handels mit Rohtabak oder Fabrikaten zugefügt. Entschädigt sollen werden: 550 Agenten, Makler, 200 Reisende, Commis mit 4 785 500 M. In Folge der Erhöhung der Entschädigungen auf den Betrag von 257 Millionen stellt sich der Reinertrag des Mono­pols statt auf 165 Mill. auf 163 673167 M.

Leipzig, 30. April. Das Reichsgericht entschied in der Strafsache gegen die Berliner Kaufleule Rosenstock und Levin, welche vom Landgericht Magdeburg wegen gewerbsmä­ßigen Glückspiels verurtheilt worden waren, daß die bei Pferderennen üblichen Wet­ten auf Rennpferde und die Buchmacheret als Glücksspiele zu betrachten seien.

Leipzig, 26. April. Gestern Mittag V 2 I

mein Mann doch, Mittel und Wege zu schaffen, um ihm ebenfalls eine namhafte Belohnung auszusetzen, und da er uns in Händen hatte, wußte er auch, daß mein Mann sein Wort halten würde. Ich selbst war in einem solchen Zustand der Aufregung, daß ich den Unseligen gern mit eigenen Händen erwürgt hätte, aber ich bezwang mich mit übermenschlicher Kraft; doch während der ganzen Erzählung dachte ich stets:Du mußt ihn tödten!" Und ich habe es gethan! Als er uns verließ, nachdem ich ihm noch den Weg gezeigt, den er zu nehmen halte, begab ich mich auf mein Zimmer, nahm einen geladenen Revolver, wel­chen ich stets bei meines Gatten häufiger Abwesenheitt in dem Z mmer habe, steckte ihn zu mir und verließ unbemerkt das Haus. Auf Um­wegen gclangte ich in den Wald, verbarg mich hinter der Königseiche, gerade drei Minuten vor Bühren, welcher sich häufig nach dem rechten Wege umschauend, daher kam. Ohne mich lange zu besinnen, schoß ich meinen Revolver auf ihn ab und er sank lautlos zu Boden, während ich, ein fernes Geräusch in den Zweigen vernehmend, fortstürzte und wieder nach Hause kam, ohne daß meine Abwesenheit bemerkt worden war."

Mit einem raschen Federzuge setzte sie ihren Namen darunter, konvertierte und adressirte den Brief, rief den Reitknecht herbei und be­fahl ihm, denselben aubenblicklich zu dem Beamten zu bringen; dann saß sie in dumpfer Betäubung wohl eine Stunde in ihrem Zimmer, ein'ge Male aufstehend und mechanisch dies oder jenes ordnend, ohne daß ihr Geist wußte, was sie that.

Ebenso gleichgiltig hörte sie auf des Reitknechts Meldung, daß der Beamte ihr auf dem Fuße folge; sie fragte nach ihrem Manne und hörte, daß er eben von einem Ausgange beimaekehrt sei. (Schl, f.)

(Band tten e h re.)Man muß es den t ex a Nischen Räubern

lassen," schreibt derNew-Orleans Demokrat,"daß sie sich immer noch ein Stück jener Ritterlichkeit bewahrt haben, welche die Texaner, und wenn sie Desperados waren, in der ersten Hälfte dieses Jahrhun­derts auszeichnete. Kapitän Ogelsby von den Rangers hatte vor eini­gen Wochen einen jungen Mann Namens Doughiy, der im Verdacht stand, an der Beraubung der Laredo-Postkutsche theilgenommen zu haben, in seiner Wohnung, ungefähr 40 Meilen von Rio Grande, verhaftet. Die Mutter Doughty's lag schwer krank, und man glaubte, sie würde sterben. Ihr Sohn hatte sie bis dahin in Gemeinschaft mit einer Schwester gepflegt. Als nun dieser Sohn fortgeführt werden sollte, erhob sich großer Jammer im Hause und Doughty flehte den Kapitän an, ihn so lange bet seiner Mutter zu lassen, bis diese entweder genesen oder ge­storben sei. Er versprach heilig, sich vor Gericht zu stellen, sobald man ihn verlange. Der Kapitän ließ sich endlich bereden und begnüzre sich mit dem Ehrenwort des Räubers, der ersten Vorladung Folge zu leisten. Wochen gienzen hin. Der Kapitän erschien von Zeit zu Zeit in der Wohnung Doughty's, um sich zu überzeugen, daß er noch da sei. Er fand ihn stets zu Hause. Inzwischen trat das Bundesgericht in San Antonio in Sitzung. Nun bestürmten die Verwandten Doughty's den letzteren, sich auf u. davon zu machen. Ein Nachtritt hätte ihn nach Mexiko u. in Sicherheit gebracht, während andererseits lebenslängliche Zuchthaus­strafe in Aussicht stand. Eines Abends wurde ihm ein prächtiges Pferd vor die Thüre geführt u. ein Schwager drückte ihm eine Börse Geld in die Hand. Doughty aber lehnte jedes Anerbieten ab. Er habe, sagte er, sein Ehren­wort gegeben, sich dem Gerichte zu stellen, u. er werde sein Wort nicht brechen. Und so kam er denn auch wirklich vor einigen Tagen ganz allein in S. Antonio an und meldete sich beim Sheriff als Gefangener. Ka­pitän Oglesby bürgt für die Wahreit des hier Mitgetheilten.