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Aus den Tunm.
Intelligenz- L Anzeige-Watt
von der oberen Nagold.
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Hlr. 52.
Menstaig, Donnerstag dm 4. Mai.
1882.
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Gestorben: 28. April zu Hamburg der Prediger am neuen israel. Tempel, Dr. Mar Säuger, geb. in Laup- beim, früher, bis 1887 Rabbiner in Mergentheim; zu Banmerlenbach Pfarrer Ludwig Graf, früher in Ernsbach und Forchtenberg, 44 I. zu Jngelfingcn Ludw. Sizler, pens. Schullehrer, 73 I. a.; 29. April zu Nagold Apotheker Ga ab, 74 I. a.; 30. April zu Stuttgart H. Bach mann, Postpraktikant, 23 I. a,; Kaufmann Heinrich Hauff, 36 I. a.
D Ein Handelsvertrag mit Rußland.
Trotz aller friedlichen Versicherungen, die der Zar in Telegrammen an unseren Kaiser, in Trinksprüchen und auf andere Weise gegeben, wird man des Gefühls nicht ledig, daß es zwischen Rußland und Deutschland „nicht stimmt." Die persönliche Friedensliebe des Zaren, die nicht angezweifelt werden soll, ist heutzutage nicht mehr ein so mächtiger Faktor, wie in früheren Zeiten, wo die Alleinherrschaft des „Väterchens" unbestritten war. Abgesehen von dem Nihilismus, der trotz aller staatlichen Gegenwehr immer neue schreckensvolle Zeichen seines Daseins gibt, ist die Autorität des Zaren auch besonders von jener Partei bedenklich geschwächt, die man die panslawistische nennt und welche das russische Knutenrcgiment auf die ganze zivilisierte Welt ausbreiten möchte.
Bestände die Autorität des Zaren noch in vollem Umfange, wie wäre das Auftreten Sko- Leleffs auch nur möglich gewesen?! Wie wären die Judenhetzen in Rußland möglich — wie wäre cs denkbar, daß ein Ministerbeamter .(Trubnikoff) in einer Broschüre öffentlich zu Mord und Todtschlag gegen die in Rußland wohnenden Deutschen auffordern dürfte! Das alles sind sehr bedenkliche Anzeichen von der inneren Gährung, die in Rußland herrscht und die zum Ausbruch drängt.
Aus den Zeiten der „heiligen Allianz" her war Rußland gewöhnt, den Schützer Deutschlands, speziell Preußens, zu machen. Es hat diese Rolle bis 1871 treulich durchgeführt. Als aber Deutschland seine Einigkeit mit dem Blute seiner Söhne auf den Schlachtfeldern Frankreichs erkauft hatte, als es zu einer achtunggebietenden Macht wurde, als gar Rußland bl einem Kriege gegen die Türkei sich mit nur recht zweifelhaften kriegerischen Lorbeern schmücken konnte und der deutsche Reichskanzler auf dem Berliner Kongreß nicht nach Wunsch in das russische Horn blies, — da war es mit der „Erbfreundschaft" zu Ende: Das Drei- Kaiser-Bündniß, das an Stelle der heiligen Allianz getreten war, ging aus den Fugen, Deutschland und Oesterreich schloffen sich engstens aneinander.
Rußland grollte. Die Klagen über Grenzverletzungen seitens der russischen Zollwächter; die Streitigkeit wegen der Schifffahrt auf dem Niemen; die Paßscherereien, denen deutsche Reisende vielfach ausgesetzt waren, wenn sie die russische Grenze überschritten; die Forderung, daß die Eingangszölle für deutsche Waarcn »ach Rußland in Gold bezahlt werden müßten; Ziemlich willkürliche Zollmaßregelungen — alles das wirkte zusammen, um das Verhäliniß Wischen den beiden Nachbarreichen zu einem »och ungemüthlicheren zu gestalten. Zwar waren die meisten dieser Klagen nicht neu, aber sie «hielten durch die veränderte politische Lage ein rrnsteres Ansehen.
Die Haltung der deutschen Regierung war gegenüber den mannichfachen Unzuträglichkeiten eine solche, daß Deutschlands Interessen nach Möglichkeit gewahrt wurden, Rußland andererseits aber durchaus nicht über etwaige unberechtigte Einmischung in seine eigenen Angelegenheiten klagen konnte. Die Angelegenheit wegen der Niemenschifffahrt wurde zufrieden
stellend geregelt, Fälle von Grenzverletzungen, wo solche vorgekommen, von russischer Seite untersucht und gesühnt. In die Handhabung des russischen Post- und Zollwesens konnte von deutscher Seite nicht eingegriffen werden und eine Abstellung so mancher darauf bezüglicher Beschwerden erschien zwar wünschenswerth, aber unthunlich. Doch nun hat der Reichskanzler auch hierzu den Versuch gemacht. Es wird nämlich gemeldet, Fürst Bismarck betrachte den Abschluß eines Handelsvertrages mit Rußland als das nächste Ziel seiner wirtschaftlichen Aufgaben. Wir haben das Verhältnis, wie es zwischen Deutschland und Rußland gegenwärtig besteht und wie es sich entwickelt hat, skizziert, um zu zeigen, welch eine enorme Aufgabe mit dem Zustandebringen eines solchen Vertrages zu lösen ist.
Tagespolitik.
— Wie in Abgeordnetenkreisen erzählt wurde, hat der Reichskanzler Fürst Bismarck nach Berlin melden lassen, er würde an der ersten Lesung der Tabaksmonopolvorlage im Reichstage sich beteiligen, bis dahin aber noch in Friedrichsruh bleiben. — Der Bundesrath hat in seiner Samstagssitzung das Gesetz betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter angenommen und die Eingabe der mecklenburgischen Pastoren wegen Abänderung des Civilstandsgesetzes abgelehnt.
— Der neue Entwurf zur Abänderung der Gewerbeordnung schlägt u. a. auch die Bestimmung vor, daß vom Feilbieten im Umherziehen ausgeschlossen sind: Druckschriften, mit Ausnahme von Bibeln, Schriften patriotischen, religiösen oder erbaulichen Inhalts, Schulbüchern, Landkarten und landesüblichen Kalendern. Die „Begründung" äußert sich über diese strenge Maßregel folgendermaßen: „Das Feilbieten von Druckschriften im Unterziehen, nicht auch das von Antiquaren und Bücherliebhabern betriebene Ankäufen derselben, hat nach den fast überall gemachten Erfahrungen sehr grelle Mißstände im Gefolge. In neuerer Zeit wird namentlich die Landbevölkerung mit Vorliebe von den Colportagebuchhändlern aufgesucht, welche derselben Lieferungswelke, insbesondere unsittliche Volksromane mit verlockenden Titeln, aufzudrängen suchen. Abgesehen von der vollständigen Werthlostgkeit einer solchen Lektüre und abgesehen von den sittenpolizeilichen Bedenken, zu welchen dieselben nicht selten Anlaß gibt, befaßt sich mit diesem Colportage-Buchhandel eine eigentümliche Art von Gaunerei, welcher man mit den bestehenden Gesetzen nicht entgegenzutreten vermag. Den Abnehmern der Lieferungswerke werden Prämien, z. B. ein neues Kleid, eine Kaffeeservice, mit dem Versprechen zugesichert, daß diese Dinge mit der letzten Lieferung zur Aushändigung kommen sollen. Allein diese „letzte Lieferung" erscheint entweder gar nicht oder erst dann, wenn der Subskribent durch die Preise der vorausgegangenen Lieferungen den Werth der Prämie doppelt oder dreifach mitbezahlt hat. Einem Colportage-Buchhändler ist es z. B. in Mittelfranken gelungen, binnen acht Tagen etwa tausend Abonnenten auf einen werthlosen Roman zu finden, von welchem bereits 20 Lieferungen L 50 Pfg. erschienen waren, als die versprochene Prämie, das „neue Kleid", noch immer auf sich warten ließ. Daneben ist zu berücksichtigen, daß das Strafgesetzbuch nur einen geringen Schutz gegen die hausirwcise Verbreitung fitten- verderblicher Schriften rc. gewährt. Endlich muß das Haustren mit staatsgefährlichen Schriften auf alle Zeiten und über die Geltungs
dauer des Gesetzes vom 21. Oktober 1878, betreff, die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie, hinaus verboten bleiben." Die hier hervorgehobenen Gesichtspunkte sind gewiß als berechtigt anzuerkennen; ob es aber zur Abstellung der zu Tage getretenen Uebelstände des Radikalmittels eines gänzlichen Verbots des Handels mit Druckschriften im Umherziehen bedarf, wird man bezweifeln dürfen. Der Vorschlag geht offenbar zu weit und würde die Verbreitung auch mancher harmlosen und nützlichen Lektüre hindern.
Von den großen Streiks der Kohlenarbeiter in Nordböhmen wurde bereits in Kürze berichtet. In Brüx und Dux nehmen die Arbeitseinstellungen nun immer größere Verhältnisse an. Militär wurde rcquiriri, denn von einem Bergwerk zum andern ziehen strei- kcnde Arbeiter, um die noch arbeitenden Genossen zum Verlassen der Werke mit Güte oder Gewalt zu zwingen. Von Brüx sind Streikende nach Dux gezogen, ebenso sind die Weiber in Aktion getreten und bedrohten mit Steinwürfen diejenigen, welche noch einfahren wollen. Von dem Umfange der Arbeitseinstellungen gibt die Thatsache ein Zeugniß, daß Prager Depeschen zufolge bereits zwei Züge Dragoner in Brüx eintrafen und zwei weitere Züge erwartet werden. Die Fabrikanten fürchten für den Betrieb der Fabriken wegen Kohlenmangels. Die Lokalbehörden entwickeln die lebhafteste Energie. Tcplitz hat augenblicklich eine Besatzung von 10 Zügen Kavallerie und 3 Vr Compagnien Infanterie. Die Streikenden haben sich um Tausende feiernder Arbeiter vermehrt. Drei der Hauptagitatoren sind verhaftet worden.
Lehrlinge:
Wilh. Luz, Gottl. Schuon,
E. Anstatt,
G. Bauer,
L. Kappler,
F. Theurer,
G. Faißt,
A. Günthner,
Landesnachrichten.
Altenstaig, 1. Mai. Bezüglich der am Samstag stattgehabten Lchrlingsprüfung haben wir noch die Namen der geprüften Lehrlinge, sowie der Lehrmeister nachzutragen. Es sind folgende:
Lehrmeister:
Johs. Luz, Gerber.
F. Seiler. Metzger. Bäßler, Schneider.
E. Seeger, Schuhmacher. Dürrschnabel, Schuhm.
G. Wölpert, Schuhm.
I. G. Müller, Schuhm I. G. Müller, Schuhm
Das Prüfungsresultat ist: bei 2 Lehrlingen lautet das Zeugniß „sehr gut", bet 4 „gut" und bei 2 „befriedigend".
— Zu berichtigen haben wir, daß der Name des am Sonntag in Ebhausen beerdigten Invaliden in unserem Bericht in letzter Nr. unrichtig angegeben ist. Derselbe heißt nicht Eitle sondern „Enßle".
— In Zwerenberg wird heute Donnerstag ein älterer Mann, Namens Bla ich, beerdigt, welcher das Unglück hatte, in seiner Stubcnkammer zu fallen und das Genick zu brechen.
Altenstaig, 2. Mai. Im Gasthaus zur Krone versammelten sich gestern Nachmittag die Gcmeindcbaumwärter des hintern Bezirks, behufs des Austausches ihrer Erfahrungen in der Obstbaumzucht. Hr. Oberamisbaumwart Bi hl er begrüßte die Anwesenden und dankte dem Ausschuß des landwirthschaftl. Bezirksvereins, insbesondere dem Hrn. Vorstand, für die an Obstbaumwarte bewilligte Unterstützung. Bekanntlich erhält jeder Baumwart vom land- wirthschaftlichen Bezirksvercin für den Besuch einer periodischen Versammlung eine Mark aus» bezahlt. Von den zur Sprache gebrachten Ge»