elftere, nämlich die zweckmaglge Anordnung der Muster, sowie die Notirung der Preise, Bedin­gungen, weiteren Zeichnungen rc. wird es er­möglichen, auch in der kürzesten Zeit eine Ueber- stcht über die Leistungen eines Fabrikanten zu gewinnen. Zur näheren Besprechung über das Unternehmen findet Anfangs des nächsten Mo­nats (Februar) eine Versammlung in Stuttgart statt, die das Weitere veranlassen soll.

Altenstaig, 12. Jan. Für beklagte Schuldner wird Folgendes von Interesse sein: Wenn Jemand bei Gericht wegen einer Forderung eingeklagt ist und die Forderung ist richtig, so erscheint als zweckmäßig, der Vor­ladung Folge zu leisten, im Termin zu er­scheinen, und dort die Forderung anzuerkennen. In diesem Falle beträgt die Gerichtssportel nur Vio, also z. B. statt 20 Mk. nur 6 Mk. Wenn aber der Schuldner im Termin aus­bleibt, so beträgt die Urtheilssportel das Ganze. Es lohnt sich also wohl im Termin zu erschei­nen u. damit die weiteren Vio anSportelnzu sparen.

Calw, 10. Jan. Die seit Einführung der Konsumsteuer erfolgte Erhöhung der Fleis ch- preise um 2 Pfg. für das Pfund hat seit wenigen Tagen aufgehört, die Metzger finden auch ohne dieselben ihre Rechnung. Ebenso hört man, daß die Voranschläge bezüglich des Ertrags der örtlichen Verbrauchsabgabe vom Fleisch nicht getäuscht werden; beim Bier da­gegen scheint die Heuer sehr starke Konkurrenz des Mostes ungünstig zu wirken.

Tübingen, 12. Jan. Nachdem über die Persönlichkeit des oder der Verbrecher, welche den Doppelmord in Wurmlingen verübten, längere Zeit hindurch völliges Dunkel geherrscht hatte, ist es den unermüdlich fortgesetzten Nachforschungen der Gerichtsbehörden und des Landjägerper­sonals endlich gelungen, den ruchlosen Mörder in der Person des 40jährigen verheiratheten Nagelschmieds David Reich ardt von Ent­ringen gebürtig von Echterdingen zu ermitteln und dessen Festnehmung zu bewirken, welche vorgestern durch den hiesigen Stationskomman­danten Binder erfolgte. Wie wir hören, legte der Verbrecher bereits ein umfassendes Geständ- niß seiner That ab. Derselbe hatte einige Zeit vor seiner ruchlosen That die Weiß'schen Ehe­leute um ein Darlehen angegangen, welches ihm jedoch verweigert wurde. Dies reifte den Ent­schluß in ihm zu der Verübung des Verbrechens, das er ganz allein ausgeführt haben will. Von einem Theil des geraubten Geldes will er Schulden bezahlt haben: über den Verbleib des übrigen finden noch Erhebungen statt. Reichardt ist, wie schon erwähnt, verheirathet und Vater von 4 Kindern. Derselbe hat in letzterer Zeit ein sehr lockeres Leben geführt und dabei auch in hiesiger Stadt viel verkehrt; die von ihm gemachten bedeutenden Geldaus­gaben lenkten auf ihn die Aufmerksamkeit der Sicherheitsorgane, deren in Folge hiervon an­stellte weitere Erhebungen zu dem obengenann­ten Resultate führten, das sowohl in Hinsicht

auf die öffentliche Sicherheit als das natür­liche Rechtsbewußtsein als ein sehr erfreuliches bezeichnet werden darf. (T. Chr.)

Vom Konzenberg, 9. Jan. (Man muß sich zu helfen wissen.) Em letzter Tage an ei­ner Halde bei S. beschäftige Holzmacher kaar beim Herunterfahren unter den mit Holz be­ladenen Schlitten und hatte bei seinem Nieder- stürzen einen Fuß so übertreten, daß derselbe aus dem Knöchel ging. Da der Mann nicht mehr stehen und gehen konnte, faßte er eineu heroischen Entschluß: er ersuchte seine Mitar­beiter, ihm eine Kette um den Leib zu legen, ihn dann an einer Tanne zu befestigen und hier­auf an dem übertretenen Fuß so stark und lang zu ziehen, bis solcher wiederZ,einschnappe". Ge­sagt, gethan. Der Beschädigte wurde gehörig befestigt, die Samarataner zogen tüchtig an, der Fuß krachte 'und war wieder in einer Weise in Ordnung, daß unser Held jzwar noch etwas hinkte, aber seine Arbeiten sofort wieder in gewohnter Weise aufnehmen konnte!

Cannstatt, 11. Jan. Das Befinden der Entenwirthin Bürkle bessert sich fortgesetzt, so daß die Gefahr für ihr Leben als gehoben betrachtet werden kann. Bürkle selbst sitz: noch immer in dem hiesigen Amtsgefängnisse.

Ehingen, 11. Jan. Gestern wurde hier ein junger Gefangener per Bahn nach Ulm ge­führt, der, in Waldsee wegen Diebstahls ver­haftet, bekannt haben soll, er sei der Mörder des Mädchens von Allmendingen. Es wird sich nun bald zeigen, ob der im Verdacht der That gestandene Waldschütz Vöhringer als unschuldig der Haft entlassen wird. Der Mörder soll ein gewisser Lausch von Owen bei Kirchheim sein, der schon früher in Hall wegen Diebstahls und Landstreicherei seine Strafe abgebüßt habe.

In Fellbach hat sich der seit etwa 6 Wochen vermißte Familienvater nach nur fünf­tägigem Aufenthalt in Amerika bei den Seinen wieder eingestellt.

Hessen.

Mainz, 11. Jan. Wegen des Versuchs der Bestechung, verübt an dem Oberstabs­arzt Dr. Lese mann, standen heute Vormit­tag 3'Personen, und zwar der Lar^.wirth C. Jmmel von Erxdorf, der Weinwirth CH. Maus von Kirchheim und der Bürgermeister Joh. Bausch von Erxdorf vor den Schranken des Landgerichts. Der Landwirth Jmmel hatte nemlich einen Sohn, welcher bereits zwei Mal beim Militär zurückgestellt worden war, und sollte derselbe im verflossenen Jahre sich nochmals zur Musterung stellen. Jmmel wünschte nun, daß sein Sohn vom Militärdienst befreit würde, und dieses glaubte er dadurch --reichen zu können, wenn es ihm gelänge, den Militär­arzt zu bestechen, doch selbst wollte er dies auch nicht thun, und er ersuchte daher einen Be­kannten, den Wirth Maus, dem Herrn Ober­stabsarzt 400 M. zu senden und denselben zu ersuchen, für die Befreiung seines Sohnes vom Militärdienst zu wirken. Als Herr Dr. Lese­

ge der Wurzeln sei eine möglichst wag-

rechle.

Dem frischgesetzten Baume wird ein Pfahl, oder noch besser, zwei gegeben. Dieselben find zuerst etwas locker mit dem Baum zu verbinden, erst später darf das Band fester gezogen werden. Auch ist die Stelle des Baumes, wo das Band geschlungen wird, mit Moos oder Stroh zu ver­wickeln, damit die zarte Rinde keinen Schaden erleidet.

Zum Schutze gegen Vieh und Hasen ist der junge Baum mit Dornen zu verbinden.

Ueberdies ist es bei trockenem Wetter sehr gut, wenn der frischgesetzte Baum hie und da mäßig mit Wasser begossen wird. Auch Auf­legen von kurzem Kuhmist rings um den Baum ist zur Erhaltung der Feuchtigkeit sehr zu empfehlen.

(Fortsetzung folgt.)

Tagesneuigkeiten. -

Altenstaig, 12. Jan. Ueber eine für die wirtschaftlichen Verhältnisse Würt­tembergs wichtige in Aussicht genommene Einrichtung theilt man derF- Z." auf Grund eines Cirkulars der Herren Ehni, Erhard und Dr. Huber Folgendes mit: Man hat in Stuttgart die Absicht, in den Räumen der G e- werbe-Halle für die Export-Industrie ein Musterlager einzurichten, um die in Folge der Landesgewerbe-Ausstellung eingeleiteten neuen Geschäftsverbindungen zu pflegen und weiter zu entwickeln. Es wird in dem betref­fenden Cirkular ausgeführt, daß es wegen des Mangels einer Concentration unserer Industrie- Erzeugnisse schwer fällt, ausländische Einkäufer nach Württemberg zu bringen und daß dieselben sich vorzugsweise dorthin wenden, wo eine solche Centralifirung in ihrem Werthe längst erkannt und durchgeführt ist, nämlich nach England und Frankreich. Sie sind dort sicher, bei dem Kommissionär oder Exporteur der jeweiligen Branche das entsprechende Muster-Lager, mit den neuesten Produkten versehen, vorzufinden. Dort kann der ausländische Importeur auf dem Bureau seinesiCommissionärs mit aller Bequem­lichkeit die Maaren der verschiedenen Fabrikan­ten prüfen, Preise vergleichen und die Bestel­lungen ausführen. Durch Einrichtung von In­stituten, welche dem überseeischen Exporteur die persönliche Uebernahme von Einkäufen an Ort und Stelle erleichtern, würden wir unserm Ex­port-Handel gewiß eine gröbere Ausdehnung geben. Den Anfang zu einer solchen Concen- . tration unserer Industrie soll die für unsere Gewerbehalle projektirte Einrichtung eines Ex- Portmusterlagers bilden. Dort soll dieses speciell für die Zwecke des Exports ausgerüstete In­stitut einerseits einen leichten Ueberblick über die Fabrikate der einzelnen Exportin- dustriellen vermittelst einer klaren Gruppirung ^ des Ganzen wie des Einzelnen gewähren, an- ^ derersetts einen an§enehmendirekten Ver­kehr mit den fremden Käufern anbahnen. Das

Aas graue Kaus.

Eine Kriminalerzählung von Lttvorn Ltekolt.

(Fortsetzung.)

Sowie SomLerg und Adele darin saßen und der Kutscher mit Kraft seine Pferde angetrieben hatte, verband Herr von Somberg, dessen «ine Hand blutete, da er sich am Glase auf der Mauer verwundet hatte, dieselbe mit seinem Taschentuch, und indem er mit der anderen die Hand Adeles ergriff, bat er sie zärtlich ihm zu verzeihen, daß er ihr Furcht verursacht habe.

, »Aber weshalb und wie sind Sie in das Haus gekommen?' fragte Adele, die .noch vor Aufregung zitterte.

.WeShalb?' antwortete er, .da ich Sie zögern sah, fürchtete ich eine Entdeckung unseres Vorhabens, und, da ich gut bewaffnet war, so war ich für diesen Fall fest ent­schlossen, Sie mit Gewalt zu entführen.'

.Aber wie?'

»Indem ich durch die Thür trat, die Sie soeben öffneten.'

»Die Thür war offen?" rief Adele mit den Zeichen des höchsten Erstaunens. daS ist unmöglich! ich hatte sie nicht berührt; und auch Türk gab nicht ein Mbenszeichen von sich I Es liegt hierin ein Geheimniß; vielleicht ist es gar eine Falle, die man uns gelegt hat."

" »Kind,' sagte der junge Mann mit lachender und zärtlicher Stimme, »würden nur uns jetzt hier befinden, wenn man uns entdeckt hätte? Herr Simon Lander wird einmal sein Amt, die Thür zu verriegeln, vergessen haben."

.Gerade heute! Welcher sonderbare Zufall! Ich weiß nicht, was ich davon denken soll."

»Allein was thut das, wer uns so gut ge! .ent ( ' Di- Hauptsache ist, daß wir dem Hause sind. Wir fahren bis zur -mchst?n Statt. >is wir die Eisen­bahn nach Hamburg benutzen. Der .Labrador, ru' wein - bezahl« sind

lichtet morgen mittag die Anker, bald werden wir in der Nähe jenes Freundes sein, von dem ich bereits erzählt habe, der Londoner Kaufmann, der mir in seinem Hause einen einträglichen Posten versprochen hat. Dort wird unsere Existenz vor allen Entbehrungen gesichert sein, und die, welche meine Zärtlichkeit für Sie bereitet, Adele, wird nichts zu wünschen übrig lassen, das schwöre ich Ihnen!"

Die Geliebte sanft an sich ziehend, malte er ihr mit so wahren und rührenden Motten die glückliche Zukunft aus, die er für sie schassen werde, daß es ihm gelang» jeden dem Taumel der Liebe fremden Gedanken aus ihrem Herzen zu entfernen.

Als der Schein der Morgensonne die Schleier der Nacht zerriß, lag die Bahn­station Nauen so nahe vor ihnen, daß sie sich beeilten, ihren Wagen zu verlassen und heimzusenden, um so wenig Zeichen als möglich ihrer Entdeckung zu geben.

Sie giengen zu Fuß nach dem Bahnhofe und fuhren mit dem Frühzug nach Hamburg. Ein orientalisches Hotel in der Nähe des Hafens, nahm sie unter dem Namen des Herrn und der Frau Deichmann auf.

Ein wenig nach Mittag begaben sie sich nach dem Hafen; zahlreiche Reisende» Packträger, Hafenarbeiter und Neugierige aller Klassen standen am Ufer Herum; und obgleich Somberg und Adele sich versteckt beiseite hielten, so waren sie '§och, der ein« oder die andere, zu auffällig, um von den Müßiggängern nicht be>nerkt und begafft zu werden.

.Ein schönes Paar!" sagte man in ihrer Nähe, indem man den hohen und schönen Körperwuchs, das männliche und regelmäßige Gesicht des ju>E" Mannes, so­wie die reinen Formen und die sanften, rührenden Züge seiner Begleiterin bewunderte.

»Dies sind gewiß Neuverheirathcte!" fügte ein anderer hinzu, uni? machte sein« Nachbarn darauf aufmerksam, daß ihre Blicke sich beständig suchten und ihre Hände sich nicht verließen.

Adele hörte es.

»Hören Sie, Eduard," sagte sie mit einer Stimme, in der Glück und gemischt lagen,man hält uns für ein Ehepaar."