mann das Geld und den Brief erhielt, händigte er beides sofort seiner Vorgesetzten Behörde ein, und gegen die oben genannten Personen — gegen den Bürgermeister, weil er ein Zeug- niß ausstellte, welches auf diese Affaire Bezug hatte — wurde eine Untersuchung wegen Bestechungsversuchs eingeleitet. In der heutigen Verhandlung wurden der Landwirth Jmmel und der Bürgermeister Bausch zu je 14 Tagen, und der Weinwirth Maus zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der bei den Akten liegende Betrag von 400 M. wurde zum Vortheil des Fiskus konfiszirt.
Preußen.
Berlin. Begreiflicherweise beschäftigt gegenwärtig der Erlaß des Kaisers Wilhelm vom 4. d. alle politischen Kreise, denn er wird als ein politisches Ereigniß ersten Ranges aufgefaßt. Die darin enthaltene Wahrung der Rechte des Königs, die Betonung, daß die Regierungsakte des Königs als dessen persönlicher Entschließung entsprungen anzusehen sind, und die Vermahnung an die Beamten, auch bei den Wahlen die Politik der Regierung zu vertreten, haben großes Aufsehen erregt und werden von den Blättern der verschiedenen Parteien natürlich auch verschieden beurtheilt. Gegenüber der dabei zu Tage tretenden Erregung zeichnet sich die „Köln. Ztg." durch große Ruhe und Sachlichkeit aus, indem sie sagt: „Dieser allerhöchste Erlaß ist ein vollkommen getreuer Ausfluß der preußischen Verfassungsurkunde. Niemand wird demselben im mindesten widersprechen wollen. Auch ist eine andere Auffassung in Preußen unseres Wissens nie ausgetreten. Der Erlaß scheint also nicht so sehr vorhandene falsche Auffassungen zerstören, als vielmehr künftige verhüten zu sollen."
-- sozialdemokratische Partei hat sich > 'lüfflg gemacht, beider Berathung des Antrags
'Horst einen erweiterten Antrag auf Aushebung sämmtltcher Ausnahmegesetze zu stellen, nämlich 1) des Jesuitengesetzes, 2) des Gesetzes wegen Verhinderung unbefugter Ausübung von Kirchenämtern (Antrag Windthorst), 3) was die Hauptsache ist, des Sozialistengesetzes von 1878, 4) dH Diktaturparagraphen für Elsaß- Lothrtngeni Als Antragsteller ist Grillenberger destgnirt.
Oesterreich-Ungarn.
Wien. Aus dem Aufstandsgebiete in Süddalmatien wird der „Presse" gemeldet, daß ein Zusammenstoß zwischen den kaiserlichen Truppen und einer 50 Mann starken Bande von Montenegrinern stattgefunden hat. Letztere zogen sich nach kurzem Feuergefecht unter Verlust von vier Mann zurück.
Frankreich.
Paris, 11. Jan. Der Regierng nahestehende Blätter erklären, Gambetta sei entschlossen zu demissionieren, wenn die Kammer die Wiederherstellung des Listenksrutiniums, welche in der Verfaffungsrevifion einbegriffen sei, verwerfen sollte.
Paris. Jetzt, nachdem der Ausfall der gesammten Senatorwahlen bekannt ist, darf Frankreich als völlig republikanifiert gelten. Selbst im Senat haben nun die Republikaner eine unanfechtbare Majorität, aus 207 Mitglieder bestehend, denen nur 93 konservative Senatoren entgegenstehen. Bei den Nachwahlen gewannen die Republikaner 22 Sitze. Unter den Gewählten befinden sich Viktor Hugo, Frey- cinet, sowie die Ultraradikalen Tolain (Mitbegründer der „Internationale") und Major Labordere, der sich selbst „radikaler Sozialist" nennt.
England.
London, 11.Jan. „Saint-James-Gazette" sagt, sie empfing Nachrichten von Wichtigkeit aus Tunis, wonach daselbst Hungersnoth befürchtet werde, weil vielfach in Folge der Unruhen die Landbebauung unterblieben sei. Sobald der Nahrungsmangel im Innern des Landes fühlbar, würde ein heftigerer Ausbruch von Unruhen erwartet.
Ein Gerücht, daß der Versuch gemacht worden sei, die Gruft in Chtslehurst zu erbrechen, um die Leichen des Kaisers Napoleon und des Prinzen Napoleon zu stehlen, verursachte begreiflicher Weise große Sensation, wird jedoch jetzt ton Chislehnrst aus auf das Faktum reduzirt, daß von Paris aus ein Warnungsbrief an die Kaiserin Eugenie gelangt sei, daß ein derartiges Unternehmen geplant werde! Mittlerweile sind Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um einen Anschlag zu vereiteln.
Rußland.
Petersburg, 10. Januar. Zur Unterdrückung der Judenkrawalle in Neschnt, Gouvernement Tschernigow, waren Husaren abgesandt. Es stellte sich heraus, daß die Husaren selbst die reichen Israeliten überfallen und ihre Häuser geplündert haben. Die Husaren wurden dem Kriegsgericht übergeben, wo ihre Schuld erwiesen wurde.
Petersburg, 10. Janr. (Erlaß an die Presse.) Nach einem Telegramm des „B. Tgbl." ist in hiesigen maßgebenden Kreisen die Parole ausgegeben, in der russischen Presse jegliche feindselige Bemerkung gegen Deutschland zu vermeiden. Der betreffende Befehl soll sehr bestimmt lauten.
Türkei.
Konstantinopel. Der neue Statthalter in Smyrna geht mit grausamer Energie gegen das in seiner Provinz herrschende Räuberwesen vor. Um die Regierung von dem Erfolg seiner Thätigkeit zu überzeugen, schickt er an sie wöchentlich eine große Kiste mit Menschenköpfen ab, worüber das türkische Blatt „Stam- bul" die genauesten Berichte bringt.
Handel »ud Verkehr.
Balingen, 10. Jan. Das Ergebniß des heutigen Fastnachts-Marktes ist folgendes: Ungefähr 800 Stück Vieh kamen zu Markt, gekauft wurde ziemlich, namentlich junges Vieh:
es wurden annähernd 300 Stück verkauft and war im Ganzen der Handel lebhaft. Auch 300 Milch sch weine wurden zugeführt und zum Preise von 20—26 Mrk. sämmtltche verkauft.
Alteustaig.
Schra«ne«-Zettel
vom 11. Januar 1882.
Neuer Dinkel .
. . 9 10
8 90
8 50
Haber . . .
. . 7 50
7 —
6 60
Gerste . . .
. . ^— -
10 —
— —
Bohnen . . .
. .-
9 —
— —
Waizen. . .
. . 12 20
11 80
11 50
Roggen. . .
. . 10 80
10 60
10 50
Linsen-Gerste .
. .-
9 —
—
Roggen-Waizen
. .-
12 20
—
Welschkorn. .
. .-
10 —
—
Biktualieup reise
auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 11. Jan.
V-. Kilo Butter.75 Pfg.
2 Eier.13 Psg.
Vermischtes.
(Das Jahr 1882) wird sich durch eine totale Sounenfinsterniß auszeichnen, die am 17. Mai stattfindet und in unseren Gegenden sichtbar sein wird. Diese Verfinsterung dauert 5 Stunden und beginnt um 5 Uhr morgens, hat gegen 8 Uhr ihren Höhepunkt und endet nach 10 Uhr, so daß es um diese Stunde eigentlich erst Tag wird.
(Wörtlich ausgerichtet.) „Eine Empfehlung von dem Herrn und der Frau Baronin und Sie feien gebeten, den Sylvester- Abend im Kreise ihrer Familie zubringen zu wollen." — „Sagte mein Neffe oder seine Gemahlin sonst nichts?" — „Die Frau Baronin sagte noch zu dem Herrn Baron: Deinen Onkel, den griesgrämigen alten Esel, müssen wir wohl einladen, er gehört ja leioer zu der Familie."
Frage.
Was hilft's, um die Vergangenheit zu klagen, Was hilft's, zu trauern um verlor'nes Glück, Ach alles seufzen, Weinen alles Klagen Bringt die entschwund'ne Zeit uns nicht zurück:
So rief ich einst, von dunkln Nacht umfangen, Am Fenster stehend, weinend aus;
Die Augen wendend zu der Cterne Prangen, Die Hände hebend zn dem Femament.
Da öffnen plötzlich sich des Hinmels Pforten, Ein mildes Antlitz auf mich nicherschaut,
Ich lausche athemlos den süßen Worten,
Die Balsam für mein wundes Herz mir sind.
»Du armes Kind, du leidest bittre Schmerzen, Doch sei getrost, der Gott der Liebe hört Die tiefen Seufzer aus gequäktem Herze«
Und wird dir helfen, eh' du es gedeiht."
Der Geist verschwand; doch süße heii'ge Stille Zog leise in das kranke Herz mir ein:
O du barmherz'ger Gott, so ist's d-in Wille, Ich Knute doch noch einmal glücklich sein ?
_
Auflösung des Räthsels in Nr. 4:
Nichts würdig.
„Und sind wir es nicht in der That, Adele," erwiederte Samberg, wir uns unerschütterliche Treue und ewige Ergebenheit geschworen haben?"
Indem er so sprach und sich zu ihr neigte, wie der junge Baum des Waldes sich zu der ihn umrankenden Liane neigt, der er als Stütze dient, näherten sich die vom „Labrador" ausgeschickten Boote dem Ufer, und man sah, wie die Menge den Passagieren einen Durchgang öffnete.
Jeder dieser letzteren war von Freunden oder Verwandten gefolgt, deren Anhänglichkeit sich bis zur letzten Stunde des letzten Lebewohls bekundete: nur Samberg und Adele giengen ohne Begleitung; indeß empfiengen sie auch verschiedene Beweise der Aufmerksamkeit: denn ihre körperlichen Vorzüge flößten fast allgemeine Bewunderung ein.
Es war mithin inmitten der Glückwünsche zu einer glücklichen Reise, daß Eduard von Samberg und das junge Mädchen, das er am Arme führte, bei den Booten anlangten.
Der Steuermann eines dieser Boot« war soeben im Begriff, sie aufzunehmen, als plötzlich der Schrei: „Haltet siel Haltet sie!" sich hören ließ und bald darauf Polizisten erschienen. Dem Lieutnant, welcher diese kommandierte, genügte ein Blick, um Samberg und Adele als diejenigen zu erkennen, welche er suchte, und diese, nur zu gewiß, daß man in der Absicht kam, sie zu trennen, versuchten, von demselben Schrecken ergriffen, sich zusammen in die Fluth zu werfen.
Allein man verhinderte ihren verzweifelten Entschluß, und von einem Kreise Polizeibeamter umzingelt, und von der Menge umdrängt, die neugierig war, die Gründe ihrer Verhaftung zu erfahren, hörten sie die Verlesung des Verhaftungsbefehls.
Diesem Befehl zufolge wurden alle Zivil- und Militärbehörden angewiesen, Herrn Eduard von Samberg, sowie das Fräulein Adele Dannenberg, den ersten wegen Verdacht des Mordes, des Diebstahls und der Entführung, die zweite aber, als seine Genossin sofort zu verhaften und an die Behörden von Berlin abliefern zu lassen.
Vor den Worten „Mord und Diebstahl I" schien es, als wenn das junge Paar
nur um ihre bevorstehende Trennung besorgt wäre; aber diese fürchterliche Anklage entriß sie bald genug dem einzigen Gedanken, den ihre Liebe ihnen eingegebm hatte.
„Ich Mörder und Dieb!" schrie der junge Mann mit stolzer und entrüstet« Stimme.
„Wer anders, als der Entführer des Fräulein Dannenberg hätte wohl ein Interesse daran gehabt, ihren Onkel zu morden und seine Kaffe zu leeren?" erwiederte der Offizier.
„Herr Dannenberg ist ermordet? — Und in dies« Nacht? — O Eduard! Eduard! WaS haben Sie gethan?"
Das junge Mädchen, welches diese Worte mit Verzweiflung ansgefloßen hatte ' schwankte und würde zu Boden gestürzt sein, wenn Somberg es nicht in seine Arme aufgefangen hätte.
„Hältst du mich für schuldig ?' sagte er ganz leise und mit einer unbeschreiblichen Angst
„Nicht schuldiger als mich selbst. — Aber diese Leiter, — welche an der Mau« stand, — wird Diebe oder Mörder verlockt haben, und der unglückliche ohne Bertheidi gung ermordete Greis verdankt uns seinen Tod!"'
Sie machte eine Geberde des Entsetzens und verlor den Gebrauch ihrer Sinn«.
Herr von Somberg, der den Andacht fast ganz vergessen hatte, dessen Gegenstand er war, beschäftigte sich nur mit der Sorge, seine Gefährtin wieder zur Besinnung zu rufen; seine flehenden Blicke baten für sie in seiner Umgebung um Hilfe; aber nach den falsch verstandenen und gedeuteten Worten Adeles hatte ein« völlige Umwandlung im Geiste dieser Personen stattgefunden, die ihnen noch vor wenigen Minuten so viel Aufmerksamkeit und Wohlwollen bezeugten; und wie es fast immer mit dem Gefühl geschieht, wenn es sich getäuscht sieht, so wurde es auch hi« plötzlich von einer unerbittlichen Härte und Kälte ersetzt. Beim Anblick dieser gefühllosen Gesichter verstand Herr von Somberg, daß alle ferneren Bitten vergeblich sein würden.
(Fortsetzung folgt.)