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Aus dm Tallucn.
Intelligenz- L Anzeige-Matt
von der oberen Nagold.
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Ar. 116 .
Menltaig, Samstag dm 1. Hkloöer.
1881 .
rms das Matt „Aas den Tannen"
rönnen hier bei der Expedition, auswärts bei allen Postämtern und Postboten gemacht werden.
D Auf der schiefen Ebene.
So sehnlichst man in Frankreich und für Frankreich Ruhe und Frieden wünschen mag und einen so guten Anlauf dieses Land seit dem Rücktritt Mac Mahons genommen zu haben schien, so wenig ist Aussicht vorhanden, daß der politische Krater Europa's, als welchen wir Frankreich bezeichnen müssen, seine verderbliche Thätigkeit endlich einstellt und seine Nachbarn zur Ruhe kommen läßt.
Dem leidenschaftlichen Charakter des französischen Volkes sagt eine ruhige, schrittweise politische Entwickelung, ein weises Maßhalten in der innern und äußern Politik nicht zu. Nachdem das Land seine Militär-Organisation beendet zu haben glaubte, dürstete es danach, sie auch praktisch zu erproben.
Mit Deutschland wagte man nicht wohl sogleich anzubinden; man wollte seine Kraft erst an einem schwächeren Gegner versuchen, ehe man sich der ersten Militärmacht der Welt entgegenstellte. Die „räuberischen Krumirs" mußten den Vorwand hergeben; französische Truppen überschritten die tunesische Grenze, nur um die Krumirs zu züchtigen. Diese Expedition endete bekanntlich sehr bald, indem die Krumirs einfach ausrissen; die Franzosen bekamen keinen Änzigen dieser fabelhasten Räuber auch nur zu sehen; wohl aber wagten andere tunesische Stämme den Franzosen entgegenzutreten, es kam zu Kämpfen, zum Marsch auf Tunis und zum Vertrag mit dem Bei, nachdem noch französtscher- seits kurz vorher bestimmt in Abrede gestellt worden war, Haß man das Protektorat über Tunis anstrebe.
Inzwischen sind aber immer mehr Stämme zu den Aufständischen übergetreten, die Rebellion hat sich auch dem ganzen südlichen Algerien bis nach Marokko hin mitgetheilt, die Truppen des Bei's sind zu den Feinden übergegangen, Frankreich hat 100000 Mann in Nordafrika stehen, die Operationen gegen die Aufrührer rücken nicht vom Fleck und die Franzosen daheim werden ungeduldig. Die Kriegführung scheint nämlich eine ebenso geniale zu sein, wie die Gambetta's 1870/71; was an geschickter Führung abgeht, ersetzt man durch die Menge der Truppen. Und während das Ministerium rathlos ist und gern die Flinte ins Korn Wersen wvchte, noch ehe die Kammern zusammentreten, ergötzt sich der Präsident sGrevy im Juragebirge an der Kaninchenjagd. Gambettas „Rep. fr." hat ihm schon verschiedene Male zu verstehen gegeben, daß er neben seiner Stellung als Kaninchenjäger auch die eines Präsidenten der fran- Mschen Republik bekleide, und daß die Lage die Anwesenheit dieses Präsidenten in Paris dringend nothwendig mache, aber Herr Grevy läßt sich nicht beirren; er jagd gemüthlich weiter.
Neben der Erfolglosigkeit der Kriegsopera- stonen und nächst der scheinbar unerschütterlichen Temüthsruhe ihres Präsidenten werden die Franzosen aber noch durch ein drittes Moment m Harnisch gebracht. Dem Kriegsminister sind sär das Vorgehen gegen Tunis von der Kammer rtwa 18 Mill. Franken bewilligt worden. Diese wüsten aber längst, längst aufgebraucht sein, da man sich die Expedition nach Tunis auch wieder als einen „Spaziergang" vorstellte. Nun
fragt man: woher nimmt die Regierung das Geld zum Kriegführen? Die halbamtliche „Agence Hades" hat darauf erwidert, für den Augenblick hat sich der Kriegsminister damit geholfen, daß erk Summen, die ihm für andere Zwecke bewilligt worden waren, für den tunesischen Feldzug verwendete.
Diese ungezwungene Erklärung hat einen wahren Sturm von Entrüstung wachgerufen, denn Art. 30 der französischen Verfassung besagt ausdrücklich, daß das Budget poftenweise bewilligt wird und die einzelnen Posten nur zu dem dafür bestimmten Zweck verausgabt werden dürfen. Und da kommt nun der Kriegsminister, auf den man sowieso schon schlecht genug zu sprechen ist, und sagt: „Ich werde allerdings noch neue Bewilligungen haben müssen, für den Augenblick aber habe ich mir dadurch geholfen, daß ich Geld nahm, wo ich es gerade fand. Auch das wird nicht bis zum Schluffe des Jahres ausretchen; Ihr müßt mir also noch mehr bewilligen, wenn Ihr nicht wollt, da ich die ganze Armee nach Hause schicke."
Daß das Ministerium Ferry nicht rechtzeitig die Kammer einberief und sich die nöthigen Summen bewilligen ließ, daß der KrtegLminister Farre dagegen das Geld nimmt, wo er es findet, das hat das jetzige Ministerium unmöglich gemacht und selbst die Gegner von Gam- betta behaupten, daß dieser nunmehr an die Spitze treten, daß er die Bildung eines Ministeriums vornehmen müsse. Im Auslande aber sieht man einem Kabinett Gambetta mit Mißtrauen entgegen.
Tagesuenigkeiteu.
In Stuttgart tagte am 26. und 27. Sept. die Delegirten-Conferenz deutscher Gewerbekammern. Gegenstände der Be- rathung waren das neue Jnnungsgesetz und das Lehrlingswesen. Ueber das erstere, das Jnnungsgesetz, debattirten die Herren am Montag beinahe 6 Stunden lang. Es handelte sich dabei nicht etwa darum, ob und wie das neue Jnnungsgesetz wieder abzuändern sei (daß dies zu früh wäre, sahen alle ein), sondern ob man Kritik oder Lob darüber aussprechen solle. Für Württemberg war die Debatte schon um deßwillen ohne praktische Bedeutung, weil unsere bereits schon bestehenden Gewerbevereine die angestrebten Innungen so ziemlich ersetzen, und zur Gründung solcher daher bei uns vorläufig, wie auch seitens der württ. Delegirten zum Theil betont wurde, weder Bedürfniß noch Neigung vorhanden ist. Das Ergebniß der langen Debatte war die Annahme einer von Dr. Brehmer in Lübeck beantragten Resolution, wonach der Delegirtentag in dem Jnnungsgesetz vom Juli seinen ersten wichtigen Schritt zu einer kräftigen Organisation des Gewerbestandes auf öffentlich staatlicher Grundlage anerkennt, und die dagegen laut gewordenen Tadelsäußerungen nicht für erheblich genug hält, als deßhalb die Jnnungsbildung in der Praxis einen Aufschub erleiden sollte; vielmehr sollten die Handels- und Gewerbekammern für ihre Bezirke die Initiative ergreifen, und bei den Behörden auf Erleichterung der Organisation von Innungen hinwirken. Zur Ausarbeitung von Normal-Statuten für die Innungen wurde eine Commission gewählt. Bezüglich der Lehrlingsfrage, welche am Dienstag als zweiter und letzter Gegenstand zur Verhandlung kam, wurde auf den Antrag der Hamburger bezw. Leipziger Gewerbekammer folgende Resolution angenommen: „Der Delegirtentag hält es für erforderlich, daß behufs Regelung des Lehrlingswesens der Gewerbeordnung folgende Bestim
mungen angesügt werden: 1) Lehrlinge dürfen nur auf Grund eines gerichtlichen Lehrvertrags, welcher die einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen enthalten muß, angenommen werden. 2) Jeder Lehrling muß ordnungsgemäß ein- und ausgeschrieben werden. Die Ein- und Ausschreibung hat Lei den Innungen resp. bei den Gemeindebehörden zu geschehen. 3) Jeder Lehrling hat sich nach beendeter Lehrzeit einer Prüfung zu unterziehen. 4) Gewerbetreibende, die inicht entweder selbst den Nachweis ihrer Befähigung zur Ausbildung von Lehrlingen erbracht oder nicht wenigstens einen ordnungsmäßig ausgebildeten Werkführer zur Leitung ihres technischen Betriebes haben, dürfen nach Erlaß dieses Gesetzes Lehrlinge nicht annehmen. Außerdem spricht der Delegirtentag den Wunsch aus, die deutsschen Regierungen möchten jährlich eine feste Summe auswerfen, welche zur Prämiirung von Lehrlingen, für Gesellen-Stipendien rc. bestimmt sein soll."
Stuttgart, 26. Sept. Ein Kriminalfall, der sich früher zu einem Sensationsproceß zuzuspitzen schien, beschäftigte schon vor Wochen sämmtliche hiesige Blätter. Es handelte sich hiebei um einen geradezu türkischen Grundsätzen huldigenden Schwindler, der einer Anzahl von Frauen und Mädchen die Ehe versprochen haben sollte, seine Opfer außerdem auch in pekuniärer Beziehung zu schädigen gewußt hätte. Bei der heutigen Verhandlung erschien nun ein gerade nicht sehr gefährlich aussehendes, zudem ziemlich unreifes Bürschchen auf der Anklagebank; es ist der Sohn des Stadtaccisers in Lausten, Chr. Fr. Schiller, noch nicht 20 Jahre alt, von Berus Uhrmacher. Schiller bekleidete den Posten eines Geschäftsführers bei einer Uhr- macherswittwe in Backnang und wußte sich die Zuneigung seiner Prinzipalin in so hohem Grade zu erringen, daß ein Verlöbniß erfolgte. Im Laufe dieser Zeit erbat sich Schiller behufs Ankaufs eines Uhrmachergeschäfts in dem fernen Ostpreußen von seiner Braut 400 Mark baar Geld, außerdem wußte er dieselbe zu bestimmen, ihm für ca. 300 Mark Leinwand zu überlassen, die er sofort an ihren beiderseitigen künftigen Wohnort abzusenden versprach. Da weder das eine noch das andere erfolgte, Schiller außerdem mit noch anderen weiblichen Personen in sehr intimem Verkehr gestanden haben soll, erfolgte seitens seiner verrathenen Braut Strafantrag. Die heutige Verhandlung brachte nun ein sehr überraschendes Resultat, da die glückliche Braut trotz der Don Juan-Natur ihres Zukünftigen ihren Strafantrag zurückzog, nachdem sie die Eltern ihres Bräutigams über gewisse dunkle Punkte beruhigt hatten, der Vater desselben sich außerdem zu Zahlung eines entsprechenden Heirathsgutes bereit erklärt hatte. Einige weitere Schiller vorgeworfene Heiraths- versprechen bestreitet derselbe, da es sich um unschuldige Spässe gehandelt habe. Der Staatsanwalt verzichtet nach förmlicher Zurücknahme der Klage auf einen Strafantrag, worauf Schiller zunächst in die Arme seiner Braut zurückkehren kann, allerdings nicht ohne Wermuths- tropfen im Freudenbecher, da sich eine weitere Anklage wegen Aneignung fremden Eigenthums gegen denselben vorzuberciten scheint.
(Statistik der kirchlichenTrauun- gen in der evangel. Kirche Württembergs.) Die Zahl der von Gliedern der evangel. Kirche in der Zeit vom 1. Januar bis 80. Juni d. I. vor den Standesämtern geschlossenen Ehen beträgt: 1) Ehen zwischen Evangelischen 4183, 2) gemischte Ehen mit Katholiken 318, zus. 4501. Davon wurden kirchlich eingesegnet zu 1) 4094, zu 2) 287, die