Griechenland.
Dem „Standard" wird aus Athen vom 18. d. gemeldet: Nachdem die Abtretung von Thessalien an Griechenland nunmehr nahezu vervollständigt worden, wurde in einem gestern Hier stattgehabten Ministerrathe der Beschluß gefaßt, die griechische Armee' auf 30000 Mann zu reduziren.
Amerika.
New-Uork. In Barnums Museum waren letzthin auch Znlukaffern zu sehen. In einen derselben hat sich eine in New-Iork lebende Italienerin sterblich verliebt; sie besuchte das Museum täglich. Da ihr Vater natürlich nicht gerne einen Schwiegersohn von der Farbe des Ebenholzes haben wollte, verbot er der Tochter, das Verhältnis fortzusetzen, und da sie nicht gehorcht hatte, ließ er sie verhaften, nahm sie aber später wieder, ihren Versprechungen glaubend, aus dem Gefängniß heraus. Kaum frei geworden, benutzte das Mädchen die Freiheit, um zu fliehen und ihren geliebten Zulu zu hei- rathen, auf den sie stolzer ist als eine Königin.
(Ein zärtlicher Gatte.) Ein Bürger von New-Jersey in Nordamerika veröffentlicht in den dortigen Lokalblättern folgende kuriose Notiz: „Meine Frau Maria Anna hat sich verirrt oder ist geraubt worden. Wie sich aber die Sache auch verhalte, so werde ich doch demjenigen den Kopf einschlagen, ider sie mir zurückbringt. Was einen etwa von ihr beanspruchten Kredit anbetrifft, so steht jedem Kaufmann das Recht zu, ihr ihn zu gewähren; aber da ich meine eigenen Schulden nicht bezahlt habe, kann man von mir auch nicht erwarten, daß ich jene meiner Frau bezahle."
Handel und Verkehr.
(Zur Verwendung der Wechselst e m p e l stra r ken) schreibt der„Reichsanzeiger:" „Im Publikum ist vielfach die Ansicht verbreitet, daß es auch nach den neuen Vorschriften über die Verwendung der Wechselstempelmarken gestattet sei, den Kassationsvermerk mittelst Stempelaufdrucks zu bewirken. Dem gegenüber ist auf Ziff. 2 der Vorschriften hinzuweisen, wonach der Kassationsvermerk in der Wechselstempelmarke mittelst deutlicher Schriftzeichen niedcrgeschrieben werden muß, die Benutzung von Stempeln sonach ausgeschlossen ist.
Stuttgart, 26. September. (Landesproduktenbörse.) In letzter Woche hatten wir richtiges Herbstwetter mit wenig Regen und wechselnder Temperatur; dasselbe hat auf die Reife der Trauben günstig gewirkt und bei unserem Weingärtnerstand wieder eine freundlichere Stimmung hervorgerufen, auck das Einbringen des Herbstfutters wurde ermöglicht und dem weiteren Verderben desselben Einhalt ge- than; dagegen zeigt sich bei den Kartoffeln jetzt die Wirkung der nassen Witterung der letzten Wochen, indem neuerer Zeit viel mehr kranke Knollen gefunden werden, als vor dem Regen-
Wetter, doch ist es nicht so stark, daß Grund zu Besorgnissen vorhanden wäre, dmn für menschliche Nahrung sind gesunde Kartoffeln genug vorhanden, was sich in den niederen Preisen derselben deutlich ausspricht. Auf den bayerischen und württembergischen Schrannen hat fast durchweg eine Steigerung der Preise stattgefunden, dagegen ging auf unserer heutigen Börse der Verkehr sehr schleppend und es wurde wenig umgesetzt.
Wir notiren per 100 Kilogr.:
Weizen, bayer. . 26 M. 25 bis 27 M. 10
dto. ungar. . 27 M. 25 bis — M. —
Kernen .... 26 M. 50 bis 27 M. — Gerste, württb. . 18 M. 50 bis 19 M. — Haber . . . . 14 M. 50 bis 15 M. 50
Mehl Nro. 1 . . 38 M. — bis 39 M. —
Nro. 2 . . 36 M. — bis 37 M. —
Nro. 3 . . 33 M. — bis 34 M. —
Nro. 4 . . 28 M. — bis 29 M. —
Nagold, den 24. September 1881. Neuer Dinkel ... 9 80 8 91 8 50
Haber. 7 90 7 — 6 35
Gerste. 9 50 9 31 9 —
Waizen. 14 — 12 29 11 20
Roggen.— — 9 50 -
Bohnen ..... 8 50 8 23 8 —
Freudenstadt, 24. Sept. 1881.
Weizen. 12 50 12 88 12 25
Kernen . . . . . 13 — 12 75 12 50
Haber. 7 80 7 20 6 60
Gerste ..... -10 —-
Stuttgart, 27. Sept. (Kartoffel-, Obstund Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 500 Säcke Kartoffeln L 2 M. 80 Psg. bis 3 M. 20 Pfg. per Ctr. Wilhelmsplatz: 900 Säcke Mostobst L 4 Dt. 50 bis 5 M. — Pf. Pr. Ztr. Marktplatz: 3000 Stück Filderkraut L 15 bis 22 M. pr. 100 Stück.
Heilbronn, 22. Sept. (Obst- und Kartoffelmarkt.) Heute stellten sich die Preise beim Obst auf 3 M. 80 Pfg. bis 5 M. 20 Pf. per Ctr., gebrochenes Obst 2 M. bis 2 M. 20 Pfg. das Simri. Lei Kartoffeln, gelben 2 M. 20 Pf. bis 2 Al. 50 Pfg., Wurstkartoffeln 2 M. 60 Pfg. bis 2 M. 80 Pfg. per Ztr.
Kirchheim u. T. 26. Sept. Zufuhr ca. 650—700 Säcke Obst, sämmtliches wurde verkauft zu 9 M. bis 10 M. Pr. Sack.
Ravensburg, 24. Septbr. (Hopfen.) Slädt. Ertrag verkauft zu 130 M. Pr. Ztr., mehrere Private zu 125 M. Noch Vorrath.
Rottenburg, 25. Sept. DerHopfen- handel zeigt noch wenig Leben, was sich daraus erklärt, daß die Waare jetzt erst zu jener Trockenheit gelangt, welche erfordert wird, um sicher sackbar zu werden. Preise zwischen 105 und 120 M.; einzelne Erlöse auch darüber.
Göppingen, 26. Septbr. Der heutige Schafmarkt wurde befahren mit 8620 Stück. Davon wurden verkauft 2750 Stück und wurde
bezahlt für etzr Paar Hämmel 43—61 Mk., für ein Paar Schafe 27—56 M. und für ein Paar Lämmer Zß-58 Mk. F-ttvieh fand raschen Absatz, sonst aberging der Handel flaa.
Ulm 21. Septbr. (Meßbericht.) Der Karakter der vorgestrigen Ledermesse war ein sehr lebhafter und der Verkauf ein so rascher, daß schon am ersten Markttage sämmtliche Lager ihre Abnehmer fanden. Die verschiedenen Ledergattungen waixn zwar gut vertreten, konnten jedoch den Bedarf der Käufer nicht vollständig decken. Preise gingen um ca. 5-10°/« in die Höhe. Dem Markte wurden zugeführt 64,614 Mo und hiervon verkauft: 13,643 Kilo Sohlleder, 23P17 Kilo Schmal- und Wildleder, 5315 Mo Kalbleder, 17,592 Kilo Zeugleder, 1,596 Kilo rohe Häute, zus. 61,363 Kilo. Umsatzsumme ca. 220,000 M.
Vermischtes.
Der König von Srchweden besuchte jüngst auf der Durchreise inkognito die Frankfurter Lederausstellung. Als er mit großem Interesse eine Schuhfabrikations-Mascbine betrachtete und dabei an deren Erfinder, der anwesend war, einige sehr sachgemäße Fragen that, sah sich letzterer seinerseits zu der Frage veranlaßt: „Sind Sie Schuhmachers" was der König lächelnd mit „Ja wohl, mein Herr !" beantwortete. Der König notirte sich denn auch Preis und Leistungsfähigkeit der Maschine.
— Zu einem andern Aussteller, der Maschinen für die Militärschuhfabrikation baut und gleichfalls seine Maschine dem König vorführte, äußerte dieser: Ich werde sie meinen militärischen Freunden empfehlen.
(Ein Hofnarr) hielt sich ein Buch, in das er die Thorheiten der angesehensten Personen seiner Zeit aufzeichnete. — „Stehe ich nicht auch in Deinem Buche?" fragte ihn einst Alfons, Königs von Neapel. — „Ich werde Nachsehen," antwortete der Narr und las folgendes: „Thorheit des Königs Alfons.von Neapel, der einen Engländer mit 12000 Goldgulden nach England geschickt hat, um Pferde zu kaufen."
— „Aber," sagte der König, „wenn er nun mit den Pferden zurückkommt?" — „Dann lösche ich Ew. Majestät aus meinem Buche und setze den Engländer hinein."
(Militär ischeKommandos.)^Deutsch: Bataillon — Marsch. Holländisch:^S'chanze Bataillon soll trampeln. Chetzt noch nich, ab nu! — Deutsch: Aufgeseffen! Holländisch: Clet- tert uf de Beesters.
Bühler an Gambetta. Weltfrieden ist mein Ideal, Beglückend Jeden —
O laß mich reden!
Gambetta an Bühler.
Daß mir dein Ideal fatal.
Darf ich nicht zeigen —
So laß mich schweigen!
Auflösung deS Räthsels in Nr. 113:
Uhrfeb er.
nicht erfahren und von einer rosigen Zukunft träumten. Und jetzr da ich meinem Vater- lande nicht mehr dienen. Dir den Thron nicht wieder geben kann, biete ich Dir die Hand Und führe Dich, wenn Du mich liebst, wie einst, als mein lheuves Weib heim, meinen einzigen Berus darin suchend, Dein wundes Herz wieder mit dem Leben zu versöhnen. Aber hier in Venedig vermag ich nicht zu bleiben, der Himmel dieses Landes drückt meine Seele nieder, wie die Decke eines finsteren Kerkers. Nach Ferrara wollen wir ziehen; dort ehrt man den Künstler, achtet den Menschen, dort will ich mein Leben fortan ganz unserer Liebe und meiner Kunst weihen. Dort sollen auch Edirha's Gebeine ruhen und an ihrem Grabe wollen wir das Andenken der Edlen ehren."
»Ja, so sei es," erwiederte Eaterina. „Möchte cs meiner Liebe nur gelingen, die Wunden, die das Unglück Deinem Herzen geschlagen, verschwinden ;n machen; dann werde ich auch meinen Frieden wiederfinden." —
Nur wenige Tage verlebten die Beiden noch in Venedig. Caterina Eornaro verkaufte ihr Erbe und begab sich sodann mit dem Geliebten, der den Segen in Ferrara .empfangen wollte, dorthin, wo Franzesco, das mir Ehren geführte Schwert wieder mit dem Pinsel vertauschte und eine ehrenvolle Aufnahme fand.
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Durch Ränke und Jntriguen mamnchfacher Art, ja selbst durch Verbrechen war Venedig zu dem Besitz der schönen Insel Cypern getaugt. Aber dies vom Schöpferso herrlich ausgestattete Land verwandelte sich in den Händen der Lenetianer zum Fluche. Das milde Klima, die üppige Vegetation, welche strenger Lugend verderblich sind, die Leichtigkeit, mit denen man hier Reichthümer erwerben konnte, lockte die Edelsten und Besten derVenetianer inSchaaren dahin und machte aus mäßigen und tapferenMänuern. aus denen die Hoffnung deS Landes ruhte, elende, entnervte Wüstlinge. So wurde Cypern die Klippe, an der die Tuenden der Venetianer, welche sie groß gemacht, scheiterten.
Der Löwe von St. Marko, vor dem einst Königreiche erzitterten, wenn er die Latze drohend erhob, liegt jetzt im Schlafe.
(Opfermuth.) Aus Gyöc-Szent-Marton (Raaber Komitat) wird gemeldet: „Im Dorfe brach Feuer aus, das rasch um sich griff und binnen Kurzem 8 Häuser cin- äscherte. Das Haus eines wohlhabenden Bauern stand bereits in Flammen und Niemand wagte sich hinein, um das in der Wiege liegende Kind zu retten. Der Vater des Kindes war auf dem Felde, die Mutter lief händeringend auf und ab und mußte mit Gewalt zurückgehalten werden, da sie sich in die Flammen stürzen wollte. Endlich entschloß sich der Bruder des Hauseigenthümers, mit dem die Familie des Letzteren seit Jahren nicht verkehrte, das Kind zu retten. Trotz Widerrede der um das Haus versammelten Leute drang er ein, raffte das Kind auf und wollte wieder herauskommen. Jndeß die Flammen verwehrten den Ausgang und der Rauch umhüllte ihn so dicht, daß der Mann den Ausgang nicht sehen konnte. Ein Wasserstrahl aus einer Spritze lichtete für einen Moment die Umgebung der Thüre und man sah den Mann mit dem Kinde unter dem Arm. Einen festen Entschluß fassend, wollte der Wackere durch die Flammen hindurch auf die Gasse eilen, er sank jedoch am Fuße eines brennenden Balkens zu Boden und das Kind entfiel seinen Händen geradewegs in die Gluth. Als die Leute zu ihm dringen konnten, fanden sie ihn in bewußtlosem Zustande, von Brandwunden bedeckt, auf, das Kind als verkohlte Leiche. Die Mutter wurde vor Schmerz über das entsetzliche Unglück schier wahnsinnig. Das Kind wurde sofort bestattet. Tags darauf trug man auch den Mann zu Grabe."
(Ein kaiserlicher Hieb.) Der Kaiser von Oesterreich ertheiltc dieser Tage in Mezö-Kövesd der Deputation der Stadtvertretung Audienz. Von derselben berichtet der Korrespondent eines ungarischen Blattes die folgende Episode: „Sie sind Advokat allhier ?" fragte der Kaiser eine? der Deputationsmitglicder. — „Ja, Eure Majestät," lautete die Antwort. — „Ueben Sie allein die Advokatur aus?" — »Wir sind uns« mehrere. Eure Majestät!" — „Und haben Sie und Ihre Kollegen viel zu lhun?" — „Nein, Eure Majestät!" — „Das ist noch ein Glück," entgegnetc der Kaiser. „Zwar nicht sür die Advokaten," fügte er scherzend hinzu, „wohl aber für das Volk."