folgendes nachzutragen: Der Abtheilung IV. (Landwirthschaft) war die Holzflößerei einge­reiht. Ein Wagen mit reichem Waldmosaiken- schmuck und dem Stadlwappen von Schilt ach zeigte eine Sperre finit gesammter Ausstattung an Seil, Wiedbotten, Bohrer, Beil und Bickel, auch derLegel", mit Wein gefüllt, fehlte nicht. Auf dem Floß am Sperrstemmel der Sperrmann, der Flößschiffereiinhaber und Andere, zu beiden Seiten des Wagens Gruppen von Flößern, lauter stämmig kräftiges Gestalten mit hohen Wasserstiefeln, Stangen u. s. w. vervoll­ständigten das äußerst lebendige, geschickt arran- girte Bild der Flößerei des oberen Kinzigthales. Das ganze Arrangement fand überall lebhaften Beifall, dem auch von allen Seiten während des langen Zuges lebhafter Ausdruck verliehen wurde auch die höchsten Herrschaften bezeigten großes Interesse, besonders als vor dem Schloß­portale die Sperre abgeschlagen wurde und aus dem unter dem Floß verborgenen Kessel das Wasser hochaufspritzte. Der Wagen wurde in Schiltach fertig hergestellt.

In Daxlanden ereignete sich dieser Tage der Fall, daß sich eine zeitweise geistesgestörte Frau nach dem Abendgottesdienste in die Kirche unbemerkt einschließen ließ und gegen 10 Uhr zu läuten anfing. Man glaubte zuerst es läute Sturm; als aber kein Feuerschein bemerkt wurde, eilte die Polizei, der Meßner und der Pfarrer in die Kirche, wo sie die Geisteskranke abfaßten.

Hessen.

Darmstadt. Auf Grund der letzthin von der Polizei erhobenen Proben von Rorh- und Weißweinen sind, wie die N. H. Bbl. hören, wieder gegen eine größere Anzahl Wirthe, deren Weine mit Kartoffelzucker versetzt befunden wurden, Strafbefehle ergangen und sollen die angesetzten Strafen ziemlich empfindlich sein; außerdem werden die Namen veröffentlicht.

Preußen.

Berlin, 24. Sepl. Der Silberminen- König Makay, der reichste Mann Amerikas, der 330 000 M. tägliches Einkommen hat, ist als Vergnügungsreisender in Berlin eingetroffen.

Trier, 26. Setzt. Der Hirtenbrief des Bischofs Korum ist in durchaus friedlichem Sinne gehalten, betont sein Widerstreben, die verant­wortliche Bischofsstellung in Preußen zu über­nehmen, er sei aber dem Befehle des Pabstes nachgekommen. Der Hirtenbrief bietet dmDiötz zesanen Gnade und Frieden. Die feierliche Inthronisation fand gestern Vormittag statt; bei dem Festmahl saß der Bischof zwischen dem Regierungspräsidenten Nasse und dem Divisions­kommandeur Wichmann. Dr. Korum toastirte auf den Pabst und den Kaiser. Der Dom­probst Holzer auf den Bischof. Die Stadt war Abends theilweise wieder illuminirt.

Oesterreich-Ungarn.

Pest. Vor einem halben Jahre ist in Scarow der Gymnasial-Profeffor Dionys Sze- mian gestorben. Seine Gattin war untröstlich

über den Verlust des Gatten und ihre tiefe Trauer entwickelte sich allmählich zur Melancholie. Vor einigen Tagen ging sie auf den Friedhof hinaus, warf sich auf das Grab des Gatt« und trank eine Phosphorlösung, die sie mitge­nommen hatte. Dann ging sie unter den fürch­terlichsten Schmerzen in ihren Weingarten, auf ihre Felder, über welche sie den Segen sprach, und kehrte schließlich heim. Ein ganzer Tag verfloß, bis man erfuhr, daß die Unglückliche sich vergiftet habe. Die ärztliche Hilfe kam zu fpät; die arme Frau starb unter gräßlichen Qualen. Frau Szemian hat zwei erwachsene Töchter und einen kleinen Knaben zurückgelaffen. Die Vermögensverhältniffe der Familie sind die besten.

Schweiz.

Bern, 24. Septbr. Das Bundesgericht hat den Rekurs gegen das Verbot der Züricher Regierung, den sozialistischen Weltkongreß in Zürich abzuhalten, verworfen; 6 Stimmen waren dagegen, 3 dafür. Der Kongreß bleM sonach in Zürich verboten.

Italien.

Nach einer Mittheilung der N. Fr. Pr« hätte König Humbert den Plan einer Reise nach Oesterreich aufgegeben, weilCairoli in diesem Falle drohte, mit dem äußersten Lin­ken vereint das Kabinet Depretis stürzen zu wollen. Cairoli ist gegen das Bündntß mit Oesterreich, weil es den Verzicht Italiens auf Triest und Trient bedeutet.

Frankreich.

Paris, 25. Septbr. Dem Journal L'svsnement" zufolge sind mehrere Verhaftungs­und Ausweisungsbefehle gegen ausländische, zur Zeit sich in Frankreich aufhaltende politische Agitatoren unterzeichnet worden.

England.

London, 26. Septbr. Parnell kehrte gestern Abend nach Dublin zurück und wurde von einer großen Volksmenge mit Musik und Fackeln empfangen. Der Zug ging durch die größeren Straßen der Stadt bis zum Sitzungs­haus der Landliga, wo Parnell eine Rede für die Autonomie Irland/hielt.

Dänemark.

Eine alte verstaubte und morsche Schranke zwischen den Höfen vonDäne m ark und P r e u- ß e n ist hinweggeräumt worden. Wie aus Kopenhagen gemeldet wird, hat König Chri­stian das vom Jahre 1852 erlassene Verbann­ungs-Dekret gegen die Mitglieder der Schleswig- Holstein-Angustenburgischen Familie durch eine Verfügung vom 2l. d. M. aufgehoben. Es ist dies eine Maßnahme, die wohl durch den Umstand geboten war, daß Prinz Wilhelm von Preußen und Gemahlin, so lange das Ver­bannungs-Dekret in Giltigkeit stand, keinen Besuch in Dänemark hätten abstatten können. Bei der Anwesenheit des Kronprinzen von Dänemark i« Karlsruhe dürfte dies Verhältniß zur Sprache gekommen sein.

gen (Aalen) ein von 2 Familien bewohntes einstöckiges Gebäude nieder.

(Unglücksfälle und Verbrechen.)

In Reutlingen stieg gestern Abend um V»7 Uhr ein Fabrikarbeiter von Wannweil aus Versehen in den nach Stuttgart gehenden Zug anstatt in den nach Tübingen gehenden. Als er sein Versehen bemerkte, war der Zug bereits im Gange. Nichtsdestoweniger sprang der Un­vorsichtige aus dem Zuge, kam aber dabei leider unter die Räder und wurde überfahren und sofort getödtet. In Nersingen, einem be­liebten Ausflugsort von Ulm, kam am Sonn­tag Nacht der 23jährige Sohn des Bierbrauers Leibinger, Robert Leibinger, unter eine Loko­motive und gab sofort den Geist auf. Der Ge­nannte war den Mittag über mit seinen Freun- den in heiterster Stimmung beisammen, seine Freunde fuhren um 8 Uhr nach Hause, wäh­rend Leibinger noch bis zum letzten Zug ver­weilte, bei dem ihn das Unglück ereilte. In Kniitlingen OA. Maulbronn wurde am 22. ds. bet Buchbinder S. daselbst eingebroche« und über 500 M. in Gold nebst Pfeifen, Tabak,

Spazierstöcken rc. gestohlen. Vor einigen Ta­gen wurde in Hall ein 19jähriges Dienst­mädchen dem Gericht wegen Kindsmord über­liefert. Dasselbe wurde als des Obstdiebstahls verdächtig von einem hiesigen Feldschützen an­gehalten und durchsucht und auf diese Weise ihre grausame Thal an's Licht gebracht.

In Höfingen bet Leonberg hat ein 6 Jahre altes Mädchen die Hand in die Futterschneid­maschine gebracht, wodurch es 4 Finger ver­loren hat. Andern Tages mußte demselben der Arm amputirt werden. (Es ist eine gren­zenlose Gleichgiltigkeit, mit wie wenig Vorsicht man die Futterschneidmaschinen in den Scheuern aufstellt und wie leicht Kinder die Räder in Bewegung setzen können und an dem Gang Freude haben, bis ein Unglück geschieht. Ein einfaches Tuch, das man nach dem Gebrauch über das Rath zieht, oder ein Kettenverschluß, würde genügen, um den immer wiederkehrenden Unglückssällen dieser Art abzuhelfen.

Baden.

Karlsruhe, 26. Sept. Um sich einen ungefähren Begriff von dem Menschenconflux am letzten Donnerstag in der Residenz zu machen, sei die Thatsache angeführt, daß in fünf Abendstunden die Eisenbahn 30000 Men- fchen fortbeförderte und doch mußten viele Zu­rückbleiben. Man wird nicht überschätzen, wenn man den Fremdenverkehr in Karlsruhe an dem genannten Tage auf 55 bis 60000 Personen taxirt. In manchen Gasthöfen wurde sechsmal nach einander Table d'hote fervirt; kaum hatte man den letzten Bissen hinuntergejagt, an­ders kann man sich nicht ausdrücken so wurde man schon höflich ersucht, aufzustehen um Neuangekommenen Platz zu machen. Die Ausgaben der Stadtkaffe schätzt man auf 80,000 Mark.

Zum Karlsruher Festzug haben wir

Halerina Gornaro.

Historisch-romantische Erzählung von LrirolL (Fortsetzung und Schluß.)

Franzesco bot Caterina den Arm und führte sie, deren Gestalt jetzt hoch aufgerichtet war, wie die Lilie, die der versengende Sonnenstrahl gebeugt und der Abeudthau wieder empor hebt, in den Palast ihres Sheims, der vor Kurzem gestorben und dessen Erbin seine Nichte geworden war.

Vier Wochen nach Deiner Abreise/ begann hier Caterina, brachte mir der ve- netianische Gesandte die Schreckensbotschaft, Du seiest im Kampfe mit türkichen See­räubern gefallen. Ich mochte es nicht glauben, aber als eine Woche nach der andern, ein Monat nach dem andern vergieng und Du immer noch nicht wiederkehrtest, ja, auch keine Nachricht von Dir cintraf, da glaubte ich endlich an die Wahrheit dessen, was mir der Gesandte mitgetheilt.

Meine Seele war so tief gebeugt, daß ich mich nicht emporzurichten vermochte. Ach wie öde erschien mir jetzt dieser Thron; ich kam mir vor, wie auf einer nackten, von empörten Wogen umtosten Klippe sitzend. Jetzt versetzte das Schicksal meinem Herzen Schlag aus Schlag. Es brach abermals eine Verschwörung aus, welche zwar bald unterdrückt wurde, aber meinem Herzen Strenge aufzwang, die mir verhaßt war.

Dann brach der Krieg zwischen Türken und Egyptern aus. Milten inne zwischen beiden kämpfenden Parteien lag Cypern, das, des kräftigen Regenten entbehrend, von inneren Stürmen zerrüttet, einem ohnmächtigen Spielball glich, dessen Loos es sein mußte, von beiden Parteien hin und hergeworfen und endlich die Beute der einen zu werden. In diesem Lichte stellte mir der Gesandte Venedigs, stellten mir die ersten meiner Diener, von Venedig bestochen, die Lage der Sache vor.

O, hätte ich nur Männer zur Seite gehabt, welche Muth und Kraft besessen hätten, das Steuerruder zu führen und das Schiss durch die empörten Wogen durchzu­lenken! Aber Orbeliv war gefallen, die anderen meiner Treuen in fernen Landern und

so hörte ich nur die verzagten Selbstlinge. Es sei besser, sagten diese, die Herrschaft über die Insel bei Zeiten einer gefürchteten Macht, wie Venedig, zu übergeben, als sie. die nicht im Stande sei, sich selbst zu sichern, zu einer Beute der Barbaren zu machen. Solchen Rath vernahm ich täglich, und lebenssatt, mit gebrochenem Herzen, ließ ich mich durch denselben leiten. Ich legte die Krone nieder.

Venedig hatte indessen den Sultan von Egypten, als Oberherrn der Insel, von meinem Entschlüsse benachrichtigt und zugleich um Belehnung der Herrschaft über Cypern gebeten. Der Sultan gab seine Einwilligung und so ist das Entsetzliche geschehen.

Ach Franzesco, hätte ich gewußt, daß Du noch am Leben warst und einst wieder kehren würdest, muthig hätte ich allen Gefahren getrotzt."

Es ist geschehen versetzte Franzesco, düster vor sich hinstarrend,und keine Reu» gibt Cypern seine Selbständigkeit wieder. O mein unglückliches Vaterland, von Triq und Lerrath umgarnt, mußtest Du Deinen Feinden unterliegen!"

Als er sah, daß sich bei diesen Worten Caterina's Äugen mit Thränen näßten, ihre Wangen bleicher wurden und ihr Busen von dem Sturme der in ihrem Innern tobenden Gefühle krampfhaft wogte, sagte er mir inniger Zärtlichkeit:

Du, guter Engel, bist schuldlos. Wehe dem, der es wagen sollte, Dich durch ungerechte Vorwürfe zu kränken! Du hast ertragen, was ein menschliches Herz erdulde« kann!'

Franzesco erzählte nun alle seine erlebten Schicksale und unterließ nicht, Ediths^ aufopfernde Treue zu rühmen.

Das heldenmüthige Mädchen! rief Caterina aus, als Jener geendet,sie war Deiner viel würdiger als ich. Wie hätte sie Dich beglückt!"

Nein, nein," versetzte Cesari,Deine Opfer sind größer als die ihren; sie gab ihr Leben für mich hin, Du hast einst mehr als Dein Leben, Du hast den Fried«« Deines Herzens für mich dahingegeben. Der frühe Tod war das schönste Loos, das Editha werden konnte. Liebe hätte ich ihr nie geben können, denn Dein Bild, Caterina. lebt frisch in meinem Herzen, wie in jenen Tagen, wo wir des Lebens Täuschungen noch-"