daß man nahe dem Bahnhofe Neckarsulm in einer Tiefe von 180 Meter auf ein Salzlager stieß, über dessen Umfang man wohl bald Näheres erfahren wird.
Der Gasthof zur „Post" von E. Riet- mann in Friedrichshafe n, der vor 16 Jahren um 106000 fl. angckaust worden war, wurde in der am 23. Juni stattgehabten zweiten Zwangsversteigerung von dem Hauptgläubiger, Landgerichts-Präsident Huber in Heilbronn, um die Summe von 55 000 M. erworben.
Ulm, 27. Juni. Die HH. Oberbürgermeister v. Heim und Dekan Pressel haben sich nach Ems begeben, um dem deutschen Kaiser die Bitte wegen Zulassung der Ulmer Münsterloose in Preußen zu unterbreiten. Wie das „U. T." meldet, hat die Deputation ein Handschreiben Sr. Mas. des Königs Karl mitbekommen, in welchem das Gesuch warm befürwortet wird. — In Betreff des Münsterbaus wird der „W. L.-Z." mitge- theilt, daß nach einer vorläufigen Berechnung die Verstärkung des bestehenden Münsterhaupt- thurmes ca. 270000 Mrk., der Ausbau des Thurmes 1,200,000 M. kosten werde. Nach seiner Vollendung hätte letzterer, wenn der Böblinger'sche Plan cingehalten würde, eine Gesammthöhe von 155 m. Der bestehende Thurm mißt nämlich bis zur Plattform, wo der Weiterbau beginnt, 67,5 w, das projektirte Oktogon soll 34,5 in und der durchbrochene Helm 51 m hoch werden, was zusammen 155 m Höhe ergibt. Daß für die Ausführung dieses großartigen Planes mit dem Lotterieunternehmen noch eine geraume Zeit fortgefahren werden muß, leuchtet ein.
(Hagelschlag.) Am 24. d. M-Ientluden sich über die Orte Wallhausen, Hengstseld und theilweise Gröningen, Satteldorf mehrere furchtbare Gewitter mit Hagelschlag, wodurch sehr viele Feldfrüchte, Gartengewächse und Obst förmlich in den Boden geschlagen wurden.
(Blitzschlag.) In Eggenroth, Gemeindebezirks Schrezheim, schlug der Blitz in ein Wohngebäude, ohne zu zünden. Die Zerstörungen am Haus sind nicht bedeutend. — Bei dem letzten Gewitter in der Nacht vom 22./23. schlug in Daugendorf der Blitz viermal ein und zertrümmerte jedesmal einen der Pappelbäume, welche beisammen auf einer Anhöhe in der Nähe des Dorfes stehen. Auch in den Waldungen wurde mancher Schaden angerichtet, so z. B. schälte der Blitz eine 3 Fuß starke Eiche und spaltete sie von oben bis unten. — JnDietelhofen schlug der Blitz in einen Stall und tödtete 5 Stücke Vieh.
(Selbstmord.) Der am 22./23. Juni vom Schwurgericht Ravensburg zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilte Graveur Josef Binder von Reppenweiler, O.A. Saulgau, hat sich im dortigen Gerichtsgefängniß erhängt.
(Unglücksfälleund Verbrechen.) In Markertshofen wurde eine Familie auf schreckliche Weise ihres ^jährigen Kindes be
raubt. Während die Mutter das Mittagessen kochte, war der kleine Knabe in die Küche und an den Herd getreten. Dort riß er die über dem Feuer hängende Pfanne herab, deren kochender Inhalt sich sodann über das Gesicht und den Körper des Kindes ergoß, so daß dasselbe jämmerlich verbrannte. Als ärztliche Hilfe kam, war der Tod bereits eingetreten. — In Belsen bei Mössingen sind am letzten Sonntag während des Nachmittagsgottesdienstes in einem Bauernhause 900 M. gestohlen worden. Doch schon am gleichen Tage wurden die Diebe in Person des Pflegsohnes des Bestohlenen und eines Handwerksburschen aus Reudern bei Nürtingen durch Landjäger Sperle von Gomaringen in der Nähe des Bahnhofes Dußlingen festgenommen. — Bei einer Rauferei in Laupheim wurde am Sonntag ein junger Mann um Mitternacht bet der Heimkehr vom Wirthshause so in die Herzgegend gestochen, daß man für sein Leben fürchtete. Unter ärztlicher Behandlung im Bezirksspital lebt er noch und ist die Hoffnung auf seine Rettung nicht aufgegeben. — Der 61jährige Graveur Ioses Binder, der früher schon (vom Jahre 1848 an) mehrmals wegen Falschmünzerei in Untersuchung gestanden, einmal auch (im Jahr 1851 in Colmar) zu 12jähriger Zwangsarbeit in Bagnon zu Toulon und einmal im Jahr 1868 vom Schwurgerichtshof Biberach zu 4jährigem Zuchthaus verurtheilt worden war, ist kürzlich wegen desselben Verbrechens vom Schwurgericht Ravensburg zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Er hatte im Jahre 1879 falsche Reichsbankscheine ä 50 M. in Verkehr gebracht (in der Anzahl von mindestens 44). Sein damaliger Complize, der ertappt und zu mehrjährigem Zuchthaus verurtheilt worden war, hat während seiner Strafhaft den Binder angezeigt, worauf auch gegen diesen eingeschritten wurde.
Baden.
Karlsruhe, 24. Juni. Das großherzogliche Ministerium des Innern hat an sämmt- liche Bezirksämter die Aufforderung ergehen lassen, sorgfältig darauf bedacht zu sein, daß dem in einzelnen Gegenden des Großherzogthums in bedenklicher Weise zunehmenden Branntweingenuß mit allen gesetzlichen Mitteln entgegengetreten werde. Gegen unbefugten Verkauf soll auf Verhängung empfindlicher Strafen (bis zu 300 M., event. sechswöchentlicher Haft) hingewirkt, je nach den Umständen auch neben der gerichtlichen Bestrafung die Entziehung der Concession herbeigeführt werden. Ferner ist angeordnet, daß in allen Fällen, in denen die Concession zum Kleinhandel mit Spirituosen auf Grund nachgewiesenen Bedürfnisses ertheilt wird, der nicht unbeträchtliche Maximalbetrag der gesetzlichen Taxe angesetzt werde.
> Karlsruhe, 24. Juni. Wie bereits gemeldet, sind die drei hiesigen Burschenschaften jdes Polytechnikums wegen „ungebührlichen Betragens" auf der Fahrt von dem
benachbarten Ettlingen nach hier aufgelöst worden. In dem betreffenden Zuge befand sich auch die großherzogliche Familie, die, wie man sich erzählt, durch das theilweise kindische Benehmen der Herren Studirenden sich verlM fühlte. Der Großherzog gab dem Direktorium gegenüber dem Wunsche den Ausdruck, daß man hier doch eine Bestrafung eintreten lassen möge, worauf denn nach ca. vierzehntägigen Verhandlungen die Auflösung der Teutonia, Arminia und Germania erfolgte. In der heutigen Nummer des „Bad. Landesboten" veröffentlichen nun die ehemaligen Burschenschaften eine lang- athmige Erklärung, in der sie ihr Benehmen theilweise entschuldigen und vor Allem hervorheben, daß sie von der Gegenwart der Großherzoglichen Familie nichts gewußt hätten. Gegen eine absichtliche Beleidigung verwahren sie sich mit ihrem Ehrenwort. Auf einen Rekurs haben dieselben verzichtet.
Karlsruhe, 25. Juni. Nachträglich können wir von der Lehrerversammlung noch mittheilen, daß dieselbe laut offizieller Liste von 1563 Thetlnehmern besucht war, unter denen die württembergische Lehrerschaft mit nur 21 Personen vertreten war.
Dur lach, 25. Juni. Die hiesige Gritz- ner'sche Nähmaschinenfabrik ist heute früh abgebrannt. Dadurch sind etwa 350 Arbeiter brodlos geworden.
Bayern.
München, 25. Juni. Im Hause Nr. 6 an der äußeren Theresienstraße spielte heute Nacht ein schauderhaftes Drama, indem der daselbst wohnhafte, 23 Iahe alte Schreinergeselle Joseph Wittmann feiner im gleichen Alter stehenden Geliebten Agnes Schwab, Wäscherin, den Hals durchschnitt und nach vollbrachter That sich selbst an der Thüre aufhängt e. Beide Leute, die als arbeitsam geschildert werden, befanden sich im Brautstande und sollte die Trauung in einigen Tagen stattfinden. Nachdem die Gerichts-Commission den Thatbestand ausgenommen, wurden die Leichen in den nördlichen Friedhof überführt. Auf dem Tische lag ein Zettel mit den Worten: „Beide einverstanden," es scheint aber, daß diese Worte nicht den wahren Sachverhalt bekunden, indem, wie an den Händen der Schwab zu ersahen war, ein Kampf zwischen den Beiden stattgefunden haben mußte. Der Körper der Schwab lag, nur mit dem Hemd bedeckt, auf dem Boden mit Blut überströmt. Vor drei Wochen genas die Schwab eines Kindes, das sich bei fremden Leuten in Kost befindet. Das Motiv der schrecklichen That ist noch unbekannt.
(Attentat auf den Gerichtsvollzieher.) Der Gerichtsvollzieher Staltmaier von Landsberg in Baiern begab sich dieser Tage Nachmittags behufs Ausübung einer amtlichen Funktion zu dem Wagner Franz von Scheffelding. Kaum in der Wohnung desselben angekommen, überfiel der 71 Jahre alte Franz den mit seiner Pflicht beginnenden Gerichtsvoll-
Gräsin Gwvanna. (Nachdruck verboten.)
Novelle.
(Fortsetzung.)
Riccardo stand wie angewurzelt. Die Geradheit in Darrels Wesen, die Pünktlichkeit, mit welcher er seinen Auftrag vollzog, machte» einen guten Eindruck auf ihn. Da er sich wohl bewußt war, daß er nicht länger gefahrlos im Schlosse und im Dienste Gio- vanna's bleiben durfte, so hatte er im Geheimen schon Alles zu seiner Flucht vorbereitet. Ein hübsches Sümmchen war bereits früher von ihm im Ausland sicher angelegt, denn lange schon beschäftigte ihn der Gedanke, fern vom Ort seiner Knechtschaft, fern vom Schauplatz der Gewaltthätigkeiten, ein stilles, zurückgezogenes Leben zu führen. Alles, bis auf die Ausführung seines Planes, die schändliche Gräfin zu verderben, war so weit in Ordnung. Zum Mittel dieses Vorhabens hatte er sich Darrel ausersehen, einem dem Hause Casella völlig Fremden, bei welchem man nicht das so wichtige Dokument vermu- then konnte. Die ihm von diesem gezeigte Derbheit und Offenheit bestimmten auch ihn, an di, Ergebenheit dieses Menschen zu Rodolfo zu glauben und bestärkten ihn in seinem Entschlüsse. Er versuchte noch einmal eine Unterhaltung mit Darrel anzuknüpfen, doch vergeblich, der alte Murrkopf blieb stumm auf alle Fragen. Diese förmliche Verstocktheit, aus der Riccardo mit vollem Recht die unverbrüchliche Treue zu seinem Herrn bemessen konnte, gefiel ihm sehr. Er näherte sich dem Alten und begann dann wieder mit leiser Stimme:
.Wenn Ihr nicht antworten wollt, so könnt Ihr wenigstens hören. Auch ich liebe Euren Herrn und möchte ihm gern einen großen Dienst leisten, ihn retten, da man hier in diesen Räumen eifrig beschäftigt ist, ihn zu verderben."
Darrel wandte seinen Kopf nach dem Sprecher und glotzte ihn mit großen Augen an. Daß die Aussage Riccardo's richtig war, hatte er aus seiner eigenen Unterhaltung mit Rodolfo entnehmen können. Der schlaue und gewandte Riccardo erkannte sogleich den Eindruck, den seine Worte gemacht, und fuhr fort:
„Ich bin im Besitz eines großen Geheimnisses; ich trage den schriftlichen Beweis einer That bei mir, welche einer hohen Person den Untergang bringen kann. In meinen Händen ist indeß dies Dokument nicht mehr sicher; Argwohn umschleicht mich auf jedem Schritte, Hinterlist umstrickt mich, wie die Spinne ihr Opfer, und deßhalb will ich es in die Hände eines Mannes legen, der zu gelegener' Zeit Gebrauch davon machen kann.
S.id Ihr Willens, es von mir in Empfang zu nehmen?"
„Ich? Nimmermehr?"
„So täuschte ich mich also doch! ich hatte den Wahn, Euch für einen Mann zu halten."
„Ihr.täuschtet Euch nicht. Wohl bin ich ein Mann! "aber nicht ein solcher, der im Trüben fischt und das Licht der Oeffentlichkeit scheut, sondern einer, der geraden SinneS u -d festen Muthes durch das trügerische Lebe» dahinschreitet. Verrath und Feigheit sind mir fremd, das merkt Euch! sie nisten in den Falten eines schlechten Herzens."
„Diese Gesinungen machen Euch Ehre, schließen aber mein Anerbieten nicht aus. Mildert Eure Heftigkeit und hört mich weiter."
„Kein Wort) Ich höre nichts mehr, als die Antwort Eurer Herrin auf dies Schreiben."
„Auch dann nicht, wenn ich Rodolfo das Leben retten könnte?"
Bei diesen Worten fuhr Darrel entsetzt zurück und schaute Riccardo zweifelnd an.
„In diesem Falle leihe ich Euch mein Ohr," antwortete er' zögernd; „für meinen Herrn schlage ich selbst mein Leben in die Schanze."
„Giovanna sucht schon lange ein Mittel, Rodolfo für die Lässigkeit seiner Liebe ! zu strafen. Sie ist fürchterlich in ihrer Rache, und deßhalb empfehlt Eurem Herrn, sich streng bewachen zu lassen, Jeden sorgfältig zu prüfen, der sich in nächster Zeit ihm ZU- gesellt: selbst Ihr weicht nicht voll seiner Seite."
„Schönen Dank für diese Mittheilung!" fiel Darrel ängstlich ein, „doch vollendet» die Zeit drängt, ich muß fort."
„Hier, nehmt schnell dies versiegelte Papier und verbergt es sorgsam; nur dann ^