Mer, indem er demselben mit einer Wxt einen Schlag von rückwärts versetzte, so daß er bewußtlos zusammenstürzte, worauf Franz mit einem Messer oder einem Instrument wüthend auf sein Opfer loshieb. Die Dienstmütze allein war von 14 Stichen durchbohrt. Auf den Lärm eilten mehrere Leute zu Hilfe, konnten jedoch nicht sofort in das Zimmer eindringen, da Franz sogleich nach verübtem Gewaltstreich die Thüre verriegelt hatte, welche eingesprengt werden mußte, worauf der Wütherich festgenommen werden konnte. Staltmaier lag schwer verwundet am Boden und seine Wunden sind gefährlicher Art.
Hessen.
Ober-Olm, (Hessen), 27. Juni. Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich gestern Mittag hier. Ein hiesiger Einwohner war in seinem Weinberge mit dem Brechen von Kirschen beschäftigt, als ein Ast des Baumes brach, der Mann herabstürzte und von einem Weinbergpsahl förmlich aufgespießt wurde. Der Pfahl ging dem Unglücklichen zum Rücken hinein und ragte auf der andern Seite noch ein gut Stück lang heraus. Von herbeigeeilten Nachbarn nach Hause getragen, mußte der Arme noch mehrere Stunden liegen, bis ein Arzt zur Stelle war, der den Pfahl entfernte. Hoffentlich gelingt es der ärztlichen Kunst, den schwer Verletzten am Leben zu erhalten.
Preußen.
Posen, 27. Juni. Der ultramontane Graf Czanecki auf Rusko wurde heute vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts wegen Anbringung zweier Fahnen auf seinem Schlosse mit der Inschrift „Tod den Deutschen!" zu sechsmonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt. Der Staatsanwalt beantragte eine ^monatliche Freiheitsstrafe. Das frühere freisprechende Urtheil des Landgerichts Lissa war bekanntlich vom rReichsgericht vernichtet worden.
Elsaß-Lothringen.
Metz, 26. Juni. Unter den Winzern des Moselthals herrscht Heller Jubel über den günstigen Stand der Weinberge. In den letzten Tagen ist nämlich die Traubenblüthe beendigt und zwar hat dieselbe, begünstigt von der gleichmäßig warmen Witterung, einen so gleichmäßigen Verlauf genommen, wie man solches seit einer Reihe von Jahren nicht beobachtet hat. Die jungen Trauben haben so massenhaft angesetzt, daß wenigstens in quantitativer Beziehung ein sehr guter Herbst erwartet werden kann. Ist dann auch die Qualität eine gute — und die Weinbergbesitzer rechnen schon deßhalb sicher darauf, da Kometen- jahre in der Regel auch gute Weinjahre waren — so dürste der Weinsälschung, welche trotz des energischen Einschreitens 'der Gerichte immer noch im Flor ist, am besten vorgebeugt werden. Auch der Stand der Saaten und Obstbäume berechtigt zu den besten Hoffnungen.
Oesterreich-Ungarn.
Prag, 25. Juni. In Dob.rzan trat
in Folge eines furchtbaren Wolkenbruchs und Hagelschlags eine Ueberschwemmung ein; der Schaden ist groß, die Ernte theilweise vernichtet.
Frankreich.
Paris, 26. Juni. Nach amtlicher Feststellung beträgt die Zahl der Todten in Marseille 3, wovon 2 Franzosen und 1 Italiener, die der Verwundeten 18, wovon 5 Franzosen und 13 Italiener.
Marseille, 25. Juni. Die Zahl der bis jetzt abgereisten Italiener beträgt ungefähr tausend. Der italienische Hilfsverein in Marseille gewährt allen denen, die keine Mittel haben, freie Reise. Es stellt sich immer mehr heraus, daß die Eifersucht, welche die französischen Arbeiter gegen ihre wohlfeiler arbeitenden italienischen Kollegen hegen, der Hauptgrund ist, weßhalb es zu den schändlichen Ereignissen in Marseille kam.
England.
London, 27. Juni. Der Gouverneur des Archipels, Sädyk Pascha ist verhaftet worden, da er den dringenden Verdacht auf sich geladen hat, von den für die Verunglückten von Chios bestimmten Summen den Betrag von 10 500 Pfund türkisch (etwa 193 200 M.) unterschlagen zu haben. Nach den angestellten Berechnungen hätte Sadyk nämlich noch über einen Kassenbestaud von 11 000 Pfund verfügen müssen; man fand indessen nur 500 Pfund bei ihm. Es ist ein Ausschuß eingesetzt, der Sadyks Treiben, insbesondere seine Finanzverwaltung und seine Verbindung mit zwei Pariser Banquiers, zu untersuchen hat.
Rußland.
Petersburg, 26. Juni. Der „Regierungsbote" veröffentlicht ein Telegramm des diplomatischen Agenten in Bulgarien, Hi- trovo, aus Rustschuk vom 12. d., in welchem derselbe die Reise des Fürsten Alexander beschreibt und den enthusiastischen Empfang hervorhebt, welchen derselbe bei der Bevölkerung fand. In Rustschuk sei der Fürst von einer Deputation der Einwohnerschaft begrüßt worden, welche eine Adresse überreichte, worin dem Fürsten das vollste Vertrauen ausgesprochen wird. Dieselbe Deputation habe auch ihm (Hitrovo) eine Adresse zugestellt, in welcher dem Kaiser Alexander und dem russischen Volke für die Unabhängigkeit Bulgariens, sowie für die Einsetzung des Fürsten Alexander gedankt wird. Den gleichen Gefühlen gaben auch andere Deputationen, aus Varna, Silistria und Turtukai Ausdruck.
Bulgarien.
Sofia, 24. Juni. Die „Presse" meldet: Zwei Priester, Mitglieder des Tribunals, einige Deputirte und zwei hiesige Bürger, sämmtlich Anhänger der liberalen Partei, wurden heute von unbekannten Leuten halb todt geprügelt. Die öffentliche Sicherheit ist sehr gefährdet.
Schweden und Norwegen.
Christiania, 26. Juni. In Drammen
ist unter den Arbeitern der dortigen Sägewerke eine Strike ausgebrochen. Die Arbeiter stürmten das Rathhaus, um zwei verhaftete Kameraden zu befreien. Zur Wiederherstellung der Ordnung wurde Militär von Christiania nach Drammen gesandt. Am Freitag Abend kam es zwischen dem Militär und den Arbeitern zu einem blutigen Zusammenstoß, bet welchem ein Arbeiter getödtet und mehrere andere verwundet wurden; auch ein Offizier und einige Soldaten wurden verwundet. Später gelang es, die Ruhe wiederherzustellen und ist dieselbe neuerdings nicht gestört worden.
A me r ika.
Mexiko, 25. Juni. Auf der Morelos- Eisenbahu stürzte in vergangener Nacht ein Zug in den San-Autoniostuß bei Curatla. Gegen 200 Personen find todt, viele verletzt. Die Paffagiere waren meistens Soldaten. (Morelos ist ein kleiner, neu abgegrenzter mexikanischer Staat, umgeben von den Staaten Mexico, Guerrero und Puebla.)
Afrika.
Tunis, 24. Juni. Die Gährung in den Stämmen des südlichen Tunesiens ist im Zunehmen. Sämmtliche Kolonisten wurden gezwungen, abznziehen und ihre Ernten in Folge der Drohungen der Beduinen im Stiche zu lassen. Es geht das Gerücht, auf den Kon- fularagenten in Gabes sei geschossen und ihm das Pferd unter dem Leibe getödtet worden. Morgen fährt das Kanonenboot Schakal nach Gabes ab. Hier in Tunis wird behauptet, daß türkische Agenten an der Grenze von Tripolis die Beduinen zum Aufstande hetzten.
Stuttgart, 27. Juni. (Landespro üukten- börse.) In der vorigen Woche hatten wir bei anhaltend schwüler Temperatur häufige Gewitterregen, wodurch sich die Wanzen treibhausartig entwickelten. Bon dem Stand der Saatfelder ist man übrigens in verschiedenen Gegenden unseres Landes nicht ganz befriedigt, indem dieselben mitunter sehr dünn stehen und quantitativ nur einen geringen Ertrag versprechen. Die Heuernte ist in hiesiger Umgegend zum größten Theil eingebracht und kann in jeder Beziehung als gut bezeichnet werden. Die auswärtigen Berichte bekunden im Getreidehandel fast durchweg eine feste Tendenz und dieselbe kam auch an unserer heutigen Börse zum Ausdruck; da es aber an Kauflust fehlte, so waren die Umsätze nicht belangreich.
Wir uotireu per 100 Kilogr.:
Weizen, bayer. . 26 M. — bis — M. —
dto. amertk. . 24 Mt. 90 bis 25 M. 50
dto. rumäu. . 23 M. 50 bis — M. —
dto. ruff. . . 24 M. 75 bis 25 M. 10
Kernen . . » . 26 M. — bis — M. —-
Dinkel . . . . 18 M. - bis — M. —
Mehl Nro. 1 . . 35 M. 50 bis 36 M. 50
Nro. 2. . 33 M. 50 bis 34 M. 50
Nro. 3 . . 31 M. — bis 32 M. —
Nro. 4 . . 28 M. — bis 29 M. —
darf Eure Hand es öffnen, wenn Rodolfo's Leben in Gefahr schwebt. Hat die Gräfin Casella gegen Deinen Herrn Etwas unternommen, das ihn bedroht, dann entfalte es und überreiche es dem Grafen Costa in meinem Namen: er wird Sorge tragen, daß sie dem Gesetze verfällt. Hier schnell in die Tasche!"
Darrel griff hastig nach dem Packet und schob es in sein Wamms, Riccardo drückte ihm die Hand und verschwand in das Cabinet der Gräfin. Jetzt, als er allein war, fieng der Alte an zu überlegen, ob er Recht oder Unrecht gethan habe; er beruhigte sich indeß bald mit dem Tröste, nur nach seinem Gewissen, also gut gehandelt zu haben.
Riccardo brachte darauf die Antwort für Rodolfo und Darrel eilte schnell zu seinem Gebieter zurück.
„Wer gehört," brummte Riccardo vor sich hin, „wie diese Schlange eben in süßen einschmeichelnden Worten meiner Treue und Ergebenheit gedachte, wie sie mich gemahnt, auch ferner so zu bleiben, der hätte glauben können, daß sie trotz ihrer bösen Thaten noch eine gute Seite im Herzen haben müßte. Mich aber betrügt sie nicht mehr! Sie zeigte mir in einer Stunde, daß sie ein schwaches Weib ist, wie alle, und an dieser Schwäche soll sie zu Grunde gehen! Ade für immer, stolze Gräfin! mich treibt es fort von hier, mich seht Ihr nicht wieder!"
Er verließ das Gemach.
Etwa nach Verlauf einer halben Stunde trat Giovanna ein; in banger Erwartung ging sie an das Fenster und blickte ängstlich auf die Straße.
Für Giovanna war der große Augenblick gekommen, in welchem sich ihr ferneres 'Schicksal entscheiden sollte; bald sollte sie erfahren, ob Rodolfo sie wahrhaftig liebte oder ob seine Betheurungen nur Lügen gewesen. Als sie ihn einst kennen gelernt, glaubte sie sicher eine Seele gefunden zu haben, die ihr des Lebens wahres Glück verschaffen sollte, denn nur in seiner Nähe war sie glücklich. Doch seitdem sich Zweifel in ihr Herz gedrängt, seitdem sie an sich erkannt, daß auch die Liebe träg und müde wird, daß diese selten bange denselben Gegenstand mit gleichen Augen betrachtet, seit dieser Zeit entfloh ihre? Lebens Seligkeit mit schnellen Schritten, und eine nicht zu bannende Unruh« quälte sie unaufhörlich-
Endlich sah sie Rodolfo kommen. Ihr Angesicht leuchtete noch einmal wie der bleiche, schnell vorüberziehende Schimmer der Novembersonne; ihr Herz schlug heftig, ihre Kniee schwankten. Sie trat vom Fenster zurück und sank in einen Lehnsessel. Die Thür öffnete sich und der Heißgeliebte lag zu ihren Füßen.
Rodolfo hatte ihre Hände ergriffen und sie mit Küssen bedeckt; dann richtete er sein Haupt empor und blickte sie lange und verwundert an.
„Zu Deinen Füßen steh mich liegen," stammelte er bittend, „wende Deinen Blick nicht von mir und schaue mich so an, wie Du es sonst gethan, in jenen seligen Stunden» die mich glücklich gemacht. O, schaue mich so an and nimm mich auf."
Ein finsterer Blick traf den Jüngling und mit eisigem Grabeshauch sagte Giovanna: „Das sicherste Zeichen der Schuld ist die Furcht vor Strafe, und dies Gefühl erfüllt Dich, unbändiger Knabe!"
Rodolfo stand beleidigt auf und sah ihr frei ins Auge.
„Du irrst, Herrin!" sprach er dann fest, „ich fehlte nicht, ich fühle mich frei von jedem Vorwurf."
„So wäre Dein Nichterscheinen beim Feste ohne Entschuldigung gerechtferigt?"
„Es ist gerechtfertigt," sagte er schnell, „denn Du selbst hast mich des lästigen Zwanges enthoben, dort sein zu müssen."
„Wo aber weiltest Du?" fragte sie herrisch, „wohin trieb Dich Dein unruhiger Geist? Sprich, ich will es wissen!"
Der Jüngling stand unbeweglich da; ec kämpfte mit sich, denn dieser Trotz, diese Anmaßungen empörten sein Inneres. Die Gräfin, welche wohl fühlte, daß sie zu weit gegangen, daß er auf diese Weise kein Geständniß ablegen würde, lenkte schnell ein.
„Glaubst Du nicht mehr an meine Liebe, an meine Nachsicht?"
„Höre ich Dich so zu nur spechen," antwortete freudig Rodolfo, „dann erwache» in mir die Erinnerungen jener glücklichen Tage, welche mich Alles um mich her vergessen ließen. Stimme mir diesen Ton an, Giovanna; reiße die süßen Erinnerungen nicht gewaltsam aus meinem Herzen." (Fortsetzung folgt.)