und Betrug zu 1 Jahr und 3 Monaten Ge- fängniß verurthetlt. In Laufs en a. N. ertrank ein lOjähriger Knabe beim Baden. Der Bierführer einer Brauerei bei Langenburg machte sich in dem Weiler Ätzenrod eben an seiner Micke etwas zu schaffen, als ein fünf Vierteljahre altes Kind sich dem schwerbelasteten Wagen näherte, unter das Rad kam und im Unterleib und Kreuz so verletzt wurde, daß es kurze Zeit hernach verstarb.

Baden.

Ueberlingen, 28. Juni. Soeben kommt aus Groß schön ach, Amt Pfulleudorf, die schreckliche Kunde, daß heute früh Uhr der Blitz während des Gottesdienstes in den Kirch- thurm einschlug, sich von da dem Langhanse zuwendete, in das Innere der Kirche drang und 3 Frauenspersonen tödtete, mehreren Mäd­chen die Kränze auf den Köpfen entzündete, so­wie circa 10 weiteren Personen schwerere und leichtere Verletzungen a «richtete. Der Meßner selbst ist gelähmt. Viele Personen seien vom Schwefelgeruch ohnmächtig niedergefallen, Schre­cken und Verwirrung furchtbar gewesen. Alles drängte nur den Ausgängen zu, um ins Freie zu gelangen, da man glaubte, die Kirche stehe in Flammen.

Bayern.

Nürnberg, 22. Juni. Die Strafkammer des hies. Landgerichts hat heute ein für Wein- Händler sehr wichtiges Urtheil gefällt. Be­kanntlich wird in Frankreich der Nothwein bezw. die Weintrauben sehr häufig gegypst und eine hiesige Firma war nun beschuldigt, französischen Rothwein verkauft zu haben, der in Folge des Gypsens bet der chemischen Untersuchung 0,223 Gr. schwefelsaures Kali per Liter enthielt. Das Schöffengericht hatte s. Z. auf Freisprechung erkannt, da die damals vernommenen Sach­verständigen sich dahin ausgesprochen hatten, daß kein gesundheitsschädlicher Stoff vorltege. Die zweite Instanz erkannte dagegen auf Grund des Art. 12 Abs. 1 und Art. 34 des Nahrungs­mittelgesetzes auf Geldstrafe von 50 Dl., nach­dem namentlich der als Zeuge vernommene Bezirksarzt L>r. Merkel derart gegypsten Wein als gesundheitsschädlich bezeichnete. Der Ge­richtshof nahm nun Fahrlässigkeit an, betonte jedoch, daß es Pflicht der Firma gewesen wäre, den Wein untersuchen zu lassen.

Hessen.

D ärmst a dt. Unter entsetzlichen Erschei­nungen ist in Neu-Isenburg ein Ojähriges Mäd­chen an der Tollwuth gestorben. Das Kind war vor etwa vier Jahren von einem Hunde gebissen worden. Die Wunde, welche ganz un­bedeutend gewesen sein soll, heilte mit gutem Verlauf. Vor etwa 14 Tagen wurde das Mädchen plötzlich krank, bekam Schaum vor den Mund, verzerrte Gesicht und Glieder, wollte stets küssen und dabei um sich beißen. Dabei klagte es über brennenden Durst, schauderte aber vor dem Wasser zurück. Das arme Kind hatte entsetzliche Martern auszustehcn, bis es

endlich nach vier Tagen durch den Tod erlöst wurde.

Sachsen.

Leipzig, 22. Juni. Das Auftreten des Hofpredigers Stöcker, welcher, -der Einladung eines besonderen Komites folgend, vor einer Menge von mindestens 3000 Zuhörern das ThemaGroße Zeit und große Ausgaben" in anderthalbstündigem Vortrage mit besonderer Berücksichtigung der Studirenden behandelte, ist von einem großartigen Erfolg begleitet gewesen. Die begeisterte Rede vermied geflissentlich jede Erwähnung der antisemitischen Bewegung und beschränkte sich darauf, die christlich-deutsche akademische Jugend zur Mitarbeit an der sitt­lich-religiösen Erneuerung des deutschen Volkes aufzurufen. Zu Ehren Stöckers wurde nach dem Vortrag ein Festkommers gehalten, welcher von dem tiefen Eindruck der gehörten Rede Zeugniß gab.

Preußen.

Berlin, 24. Juni. Wie es heißt, beab­sichtigt die Rei chs regier u ng die Vorlegung eines Gesetzes zur Regelung des Auswan- d e r u n g s w e s e n s.

Die Pariser Münzconfcrenz wird also am 30. Juni wirklich wieder zusammen­treten. Die deutschen Vorschläge finden zwar als Zeichen des guten Willens viele Anerkennung, scheinen jedoch keine Grundlage für praktische Abhilfe zu bieten. Die Anhänger der Doppel­währung halten, wenn man das Silber nicht wieder in seine alten Rechte einsetze, in einigen Jahren eine ungeheure Münzkrisis in allen Staaten für unausbleiblich.

Mehrere Bundesregierungen haben die Handels- bezw. Gewerbekammern ihres Gebiets zu einer gutachtlichen Aeußerung über die Frage aufgefordert, ob die vom Reichskanzler beim Bundesrathe beantragte Einziehung der Zwanzig- und Fünfmarkscheine auf den Betrag von je 10 Millionen Mark vom Publikum als nach- th eilig empfunden werden könnte.

Die Veröffentlichung des Jnnungs- gesetzes ist binnen Kurzem zu erwarten. Die Ausführung des Gesetzes bleibt dem bei Reichs­gesetzen üblichen Brauche entsprechend, den Landesregierungen überlassen.

Berlin, 24. Juni. Der Bundesrath nahm heute das Gerichtskostengesetz an. Der Beschluß über das Uns all ge setz soll in der nächsten Sitzung stattfinden, seine Ablehnung gilt für wahrscheinlich. Der Hamburger- Vertrag soll im Plenum erledigt werden.

Elberfeld. Ein schwerer Verbrecher, der von dem Untersuchungsgerichte zum Gefäng- niß geführt werden sollte, ist seinem Begleiter auf dem Rücktransport entsprungen. Mit einem Ruck zerriß der riesenstarke Mensch die eiserne Kette, welche seine Arme fesselte, und suchte das Weite.

Dortmund, 25. Juni. DieDortmun­der Zeitung" meldet aus Larop: Auf der ZecheLouise Tiefau" war gestern Nachmittags

Gräfin Giovanna. (Nachdruckverboten.)

Novell e.

(Fortsetzung.)

Riccardo holte tief Athem, schaute noch einmal scheu nach allen Richtungen, näherte sich dem Grafen und fuhr daun halblaut fort:

Als nun das Mädchen in aller Stille in einer entlegenen Dorfpfarrei mit dem hohen Herrn getraut und als diese feierliche Handlung vorüber war, mußte der vertraute Diener auf den Befehl seiner Herrin in der Dämmerung zu dem Geistlichen eilen und ihn ans seiner Wohnung locken. Dies gelang ihm vortrefflich. Heimlich ging er dann zu dem Pfarrhause zurück und beging dort ein entsetzliches Verbrechen. Mich schaudert schon, wenn ich nur daran denke. Und der Bösewicht? Er wurde ein Räuber an der Kirche, denn er stahl die Seite aus dem Kirchenbuchs, auf welcher der Act der Trauung verzeichnet war.'

Fürwahr, das war verwegen!" sagte Costa, die kurze Pause ausfüllend; zu einer solchen That gehört schon ein ganzer Mann, ein entschieden fester Charakter! Sprich, Riccardo, weißt Du, wie ihm dabei zu Muthe war?"

Die Hölle schien ihre Teufel losgelassen und auf ihn gehetzt zu haben. Ueberall sah er die flammenden Augen und die fletschernden Zähne dieser gehörnten Ungeheuer. Zurück konnte er nicht mehr, das Verbrechen war begangen."

Costa trat entsetzt einen Schritt zurück und schaute den Verwegenen prüfend an. Riccardo zitterte am ganzen Körper; der Schweiß stand perlend auf seiner Stirn; seine Brust wogte heftig und ein unheimliches Feuer leuchtete aus seinen Augen. Er fühlte erst in diesem Augenblick, daß er zu sehr Sclave seines Gefühls gewesen, daß die rege Erinnerung ihn mit sich fortgerissen, daß er sich verrathen. Sein Versehen wieder gut zu machen, fieng er entsetzlich zu lachen an, und stellte sich, als hätte er dem Grafen eine Comödie Vorspielen wollen und schien entzückt über seinen Erfolg. Costa gab natür-

drei Uhr auf der Mittelsohle von FlötzWittwe* eine Explosion schlagender Wetter. Bis Nach­mittags 5 Uhr wurden fünf Todte und vier Schwervcrwundete herausgeschafft. Die ZaM der Verunglückten ist noch nicht zu übersehen.

Linken heim. Am 16. d. Mts. starb hier ein neun Monate altes Kind unter den Symptomen einer Blutvergiftung mit Brand­blattern. Da dasselbe bis zu der vor einigen Wochen erfolgten Impfung kerngesund war, vev- muthet man Blutvergiftung bei der Impfung.

Es find in der ganzen Umgegend viele geimpfte Kinder, zum Theil an Geschwüren, krank, so daß sich gegen das Impfen eine große Abneigung geltend macht.

Elsaß-Lothringen.

Hagenau, 21. Juni. Ein schlimmer Gast ist in unserer Nähe aufgetreten. In der nahe am Rhein gelegenen Gemeinde Fort-Louis haben sich die schwarzen Blattern gezeigt und sind daselbst seit voriger Woche bis jetzt acht Fälle konstatirt worden. Von Seiten der Behörde wurden sofort nach Bekanntwerden die geeigneten Maßregeln in umfassendem Umfange getroffen. Wie' verlautet, soll durch eine ür das Dorf auf Besuch gekommene Person aus Paris die furchtbare Krankheit eingeschleppt worden sein. Auch in einer andern Gemeinde in der Nähe von Fort-Louis zeigte sich ein Fall.

Oesterreich-Ungarn.

Prag, 22. Juni. Der Czechische Schul­verein verschickte heute eine Flugschrift an alle Eltern schulpflichtiger Kinder, in welcher die­selben eindringlich gewarnt werden, ihre Kinder deutsche Schulen besuchen zu lassen. Die Flug­schrift schildert die angeblichen Gefahren, welche den czechischen Kindern in den deutschen Schulen drohen, da sie daseist ohne Kenntniß der Unter­richtsspracheverdummen, verludern und ver­kommen."

Laibach. Vor wenigen Tagen wurde in der Nähe des Dorfes Gumowo von einem Knecht beim Umpflügen eines Brachfeldes ein großer kupferner Kessel mit Goldmünzen man spricht von 20000 Gulden Werth die aus der Franzosenzeit herstammen, aufgefunden.

Der glückliche Finder hat aber einen Zeugen gehabt, der mit einer Hand voll Goldstücke zum Stillschweigen sich nicht bequemen wollte und zunächst seinem Brotherrn, dieser, dem eine Einigung mit dem Knecht ebenfalls nicht ge­lungen sein soll, dem Ortsvorstande Anzeige machte.

Italien.

Rom, 24.Juni.Diritto" meldet: Zwi­schen der französischen und italienischen Regie­rung hat ein Austausch freundschaftlich er Mittheilungen stattgefunden, worin die­selben gegenseitig den festen Willen bekundeten, das durch gemeinsame Interessen beider Länder erforderte gute Einvernehmen rasch herzustellen.

Rom, 23. Juni. Ueber die Kundgeb­ungen in Turin, Neapel und Genua verlautet:

lich in allen Stücken nach; scheinbar unbefangen lachte er mir; für ihn war ja diese Mittheilung ungemein wichtig.

Und wann erzählst Du mir das Ende und die Moral von der Geschichte?"

Ich bin zu Ende!"

Schon zu Ende?"

Nur noch wenige Worte."

Auf dem Zimmer seiner Herrin angelangt, übergab der Schuldbewußte der bang Erwartenden und fieberhaft Erregten das bewußte Papier. Mit Hast durchflog sie eS und von seiner Nichtigkeit überzeugt, war sie nn Begriff, es den Flammen zu übergeben, als sie plötzlich die Tritte des sich nähernden Gatten vernahm. Eilig gab sie es dem Diener zurück und rief ihm ängstlich zu: Schnell in das Feuer damit. Mit kräftigem Sprunge war dieser am Kamin, allein zu spät; der hohe Herr betrat bereits die Schwelle , und wurde von seiner jungen Gemahlin unbefangen und liebevoll begrüßt. Der Vertraute benutzte die Gunst des Augenblicks und schob das kostbare Kleinod geschwind in seine Tasche. Auf einen verstohlen fragenden Blick der Gebieterin deutete er triumphirend nach dem Kamin, und ihr darauf freudestrahlendes Antlitz ließ ihn erkennen, daß sie an die Vernichtung des Dokumentes glaubte."

Und hat die Dame nie erfahren, daß die Schrift noch vorhanden? Hat ihr Diener i niemals damit gedroht, um zu irgend welchem Zwecke zu gelangen?"

Das weiß ich in der That nicht," antwortete achselzuckend Riccardo,ich habe > mich nicht weiter um diese Sache bekümmert, ich kenne selbst die Namen der betreffenden - Personen nicht." j

Auch nicht den Vertrauten?" >

Den allerdings; das ist ja der Erzähler der Geschichte." '

Also Du wärest-?"

Nicht ich, Herr; versteht mich ja nicht falsch, mein Erzähler der Geschichte."

Aha! Sage mir aber eins, Riccardo; glaubst Du wohl, daß für Gold dies Dokument zu haben wäre?"