Man abonnirt bei alle» Poststellen und Landpost- Koten; stn Altenstaig bei der Expedition.
Assrrate sind immer mm besten Erfolge begleitet und wird die Ein- rückungSgebühr stets auf daS Billigste berechnet.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen und angemesfen honorirt.
«s dm Taimen.
Intelligenz- L Anzeige-Matt
Von der oberen Nagold.
Diefes Blatt erscheint wöchentlicb drei Mal und zwar: Dienstag, Donnerstag und Samstag.
Der Abonnementspreis betragt pro Vierteljahr: in Altenstaig 90 Pf.
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Jnferatenaufgabe spätestens Morg. 10 Uhr am Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.
Ar. 75.
Altenstaig, Dienstag dm 28. Juni.
1881.
auf das Blatt
„Aus den Tuuueu"
für das 2te Halbjahr 1881
oder
für das nächste Vierteljahr werden von jedem Postboten und jeder Postanstalt angenommen.
(Neu eintretenden Lesern liefern wir auf Wunsch die laufende Erzählung nach.)
Amtliches.
U ebertragen: Die Pfarrei in Malmsheim, Dek. Lronberg, dem Pfarrer Hornberger in Spielberg.
Bei der am 9./31. Mai durch die Prüfungskommission der K. Regierung des Schwarzwaldkreises vorgenommenen «redrren Dienstprüfung im Departement des Innern sind ».A. nachbenannte Kandidaten für befähigt erklärt worden: Braun, Wilhelm von Dornstetten; Groß mann, Friedrich, von Aichhalden; Kehle, Karl, von Altenstaig Stadt; Krais, Friedrich, von Neubulach; Lampart, Johannes, »on Hallwangen; R app, Gottlob, und Schuon, Gustav, »vn Haiterbach; Warner, Johann Bernhard, von Sulz.
D Übervölkerung und Auswanderung.
Das schwierigste Problem der Staatskunst besteht wohl darin, die Interessen der einzelnen Bevölkerungsklassen genau gegen einander abzuwägen, die Schwächeren zu schützen, die Stärkeren vom Mißbrauch ihrer wirthschaftlichen Kraft Mrückzuhalten und dabei doch die nothwendige Freiheit der Bewegung so wenig als möglich ÄMschränken.
Die im wirthschaftlichen Leben hervortretenden Uebelstände finden die mannigfaltigsten Erklärungen. Schutzzoll und Freihandel, Jnnungs- zwang und Gewerbefreiheit, Münzwährung und Handelsverträge — alle diese Dinge und noch Hundert andere, die sich nicht durch Gesetze regeln lassen, beeinflussen den Erwerb des Volkes Md immer neue Grundquellen der socialen Mißverhältnisse werden entdeckt und besprochen. So istneuerdings dieUebervölkerung Deutschlands besonders stark betont worden.
Die letzte Volkszählung hat allerdings eine bedeutende Bevölkerungszunahme ergeben. Dieselbe ergab seit 1881 die Zahl von 4135000 Seelen, das sind mehr, als die Bevölkerung Badens, Hessens und der Reichslande zusammen rmd doppelt soviel als die Einwohnerzahl Württembergs ausmacht; diese colossale Anzahl soll das Land gegen früher mehr ernähren. Ginge diese Steigerung der Bevölkerungssumme fort, so würde Deutschland am Ende dieses Jahrhunderts 56Vs Millionen, in fünfzig Jahren 79 Millionen, in hundert Jahren aber 138 Millionen Bewohner haben.
In Frankreich ist diese Steigerung eine Diel langsamere, ja man kann sogar behaupten, daß dort die Bevölkerungsziffer sich in einer gewissen Ruhe befindet. Frankreich setzt große Summen der Bevölkerung des Mutterlandes vn seine Colonien ab; diese Landeskinder bleiben also trotz ihrer Auswanderung in enger Beziehung zu dem Mutterlande. Unsere Auswanderer dagegen müssen wir als einen Verlust an Mserem Volke betrachten. Trotzdem steht die in den letzten Jahren erheblich gestiegene Ziffer der deutschen Auswanderung noch in gar keinem Lerhältniß zur Bevölkerungszunahme. An »Seelen" wird dabei nur sehr wenig eingebüßt. Wer die Auswanderer, meistens Leute im besten Alter, nehmen Arbeitskraft und Kapital mit Wh außer Landes, während die natürliche Be- dölkerungszunahme, die Kinder, nicht produziren Runen und ... Kapitalien verzehren. Dadurch
Hilst unsere Bevölkerungszunahme das Land arm machen.
Wodurch läßt sich die Zunahme der Bevölkerung Deutschlands erklären? Man wird sagen müssen, daß sie eine natürliche und normale ist und daß sich überall dieselbe Erscheinung zeigen würde, wäre sie nicht durch äußere Einflüsse, Kriege, Epidemien, Entsittlichung (wie das Zweikindersystem in Frankreich) eingeschränkt. Seit fast siebenzig Jahren hat kein Feind den deutschen Boden betreten, noch hat die Natur die Furchtbarkeit ihrer Macht gezeigt, der sich auch sonst sehr stolze Menschenherzen beugen: unser Vaterland ist von großen Epidemien verschont geblieben; die Erwerbsverhältnisse des Volkes im Großen und Ganzen waren während dieser Zeit verhältnißmäßig günstige, insofern sie vor Entbehrung des Notwendigsten schützten, anderntheils zur Verweichlichung und Entnervung keine Handhabe boten.
Es ist fraglich, ob diese Thatsachen und ihre Folgerungen seitens unserer Parteien diejenige Beachtung finden werden, die sie zweifellos verdienen; sie berühren nicht unmittelbare Partei-Interessen und sind nicht nach irgend einer Parteischablone durchgearbeitet; dadurch verlieren sie — für die Parteien allerdings nur —'an Wichtigkeit, aber vielleicht wird die Macht dieser Thatsachen so stark, daß man dennoch mit ihr wird rechnen müssen.
Tagesrrerrigkeite».
Altenstaig, 26. Juni. Schon wieder haben wir von einem bedauerlichen Un- glückssall zu berichten. Die Magd eines hiesigen Gerbers wollte gestern Vormittag oberhalb der neuen Straße gegen Egenhausen mit einem Wagen Futter holen. Die dem Wagen vorgespannte Kuh wurde peinlich vom Geschmeiß geplagt, so daß sie plötzlich auf und davon gieng. Die Magd wollte das Thier zurückhalten; während des Ringens kam das Gespann einer Abböschung zu nahe, die Kuh sprang hinunter und durch den umstürzenden Wagen, der in Trümmer gieng, wurde der Magd ein Bein abgeschlagen.
Calw, 25. Juni. Gestern Abend nach 10 Uhr wurden wir durch den Anblick eines unangemeldeten herrlichen Kometen überrascht, welcher genau in nördlicher Richtung tief am Horizonte stand. (Auch in Altenstaig wurde derselbe Komet am Samstag Abend gegen 10 Uhr beobachtet.) Der Kern war groß und leuchtete intensiv, der Schweif sehr lang und breit, beide mit fluktuirendem Licht. Möge er ein gutes Weinjahr beduten.
Stuttgart, 25. Juni. Gestern Abend um 10 Uhr war am nördlichen Himmel ein Komet von erheblicher Lichtstärke mit unbewaffnetem Auge zu sehen.
— (Der Komet von 1881.) Von Prof. A. Win necke erhält das „Elf. Journ." folgende Notiz: „Die Mittheilung über die Sichtbarkeit eines großen Kometen auf der südlichen Hemisphäre, sowie über die Aussicht, daß dieser Komet gegen Ende gegenwärtigen Monats auch für uns Nachts über dem Horizonte erscheinen würde, kann ich dahin ergänzen, daß der erwartete Komet heute um 10 Uhr in einer leider nur allzukurzen Wolkenlücke auf hiesiger Sternwarte in 5 K 35,3 Rektascension und 45° 27' nördlicher Deklination, also nahezu in der Mitte der beiden Sterne a, und 6 Aurigae beobachtet ist. Der Komet zeigte im Teleskope einen sehr Hellen fixsternartigen Kern und einen, trotz cher ungünstigen Umstände bis auf 10° Entfernung vom Kerne zu verfolgenden, nach dem Nordpol zu sich erstreckenden, fächerförmigen,
orangenfarben leuchtenden Schweif; es ist eine prachtvolle Erscheinung und wird während der nächsten Wochen am Nordhimmel Aller Blicke auf sich ziehen. Nach einer von Dr. Elkin vom Royal Observatory der Kapstadt eingetroffenen Nachricht ist der Komet in Südafrika schon am 26. Mai im Sternbilde der Taube wahrgenommen worden. Die Elemente seiner Bahn, welche der Kaiser von Brasilien an die Pariser Akademie telegraphirt hat, zeigen eine so wunderbare Aehnlichkeit mit denen des großen Kometen von 1807, daß man mit Begierde genaueren Rechnungen über den Lauf des jetzigen Kometen entgegensteht. A. Winnecke."
Stuttgart, 25. Juni. Die groß- bri tonische Regierung hat einen ihrer Vertreter in Deutschland beauftragt, die württemb. Ausstellung zu studiren insbesondere in der Richtung, inwiefern schwäbisches Gewerbe auf Hausindustrie beruhe. Die englische Regierung hat die Absicht, die gemachten Erfahrungen in Irland zu verwerthen, wo einst die Hausindustrie zu Gunsten der werdenden Großindustrie unterdrückt worden.
Der erste Gewinn der Stuttgarter Ausstellungs-Lstterie wird ein Schmuck von Brillanten und bunten Edelsteinen im Renaissancestyl, 12000 M. kostend, sein.
Endlich hat sich der Besitzer der Nummer 6241 der Stuttgarter Kirchenbaulotterie, dem der Gewinn von 20000 Mark zugefallen ist, gezeigt. Es ist der Müller Melchior Pfisterer von Horn, OA. Gmünd.
Stuttgart, 25. Juni. Bei der am 1. Dez. 1880 stattgehabten Aufnahme des Standes der Bevölkerung wurden im Königreich Württemberg nach einer im „St.-A." veröffentlichten Statistikl, 971,255 O rts anwesende gezählt, gegenüber von der letzten Erhebung am 1. Dez. 1875 mit 1,881,505 Seelen 89,750 Personen oder 4,77 °/g mehr.
Als sich am 24. Juni Pfarrer Jäck in Weissach, OA. Vaihingen (früherer Pfarrer in Warth) auf die Kanzel begeben wollte, fühlte er sich unwohl. Trotzdem bestieg der 84jährige Greis berufseifrig den Predigtstuhl, sprach auch noch das Gebet, aber kaum hatte er das „Amen" vollendet, als er sich entfärbte und vom Schlage getroffen todt auf der Kanzel hinsank. Der Schrecken der versammelten Gemeinde läßt sich nicht beschreiben.
Eßlingen, 24. Juni. Unsere Weingärtner machen immer vergnügtere Gesichter: Trauben in Menge und die Blüthe von raschestem und günstigstem Verlauf. Möge ein gütiges Geschick auch der ferneren Entwicklung günstig sein; schon zur Belohnung für die wirklich tropische Hitze!
In Tuttlingen hatte vor einiger Zeit ein dortiger Wundarzt (H.) eine amerikanische Obligation im Betrag von 4000 Mark gekauft, auf welche in einer Lotterie nunmehr ein Gewinn von 16000 M. fiel.
(Unglücksfälleund Verbrechen.) Im Gasthaus zum Lamm in Unterjesingen wurden am 24. ds. früh gegen 9 Uhr durch den Landjäger Schmidin Tübingen Angehörige der Verbindungen Stauffia und Schottland unter Umständen betroffen, welche auf unmittelbar zuvor in der Scheuer der Lammwirthschaft ftattgesundene Mensuren hinwiesen. Einer derselben, ein stmä. jxu-. aus Schleswig, der einige frisch blutende Schmisse im Gesicht trug, wurde behufs gerichtlicher Einschreitung notirr und das noch herumliegende Verbandmaterial mit Beschlag belegt. — Vom Schwurgericht in Ulm wurde am Donnerstag der Metzgergeselle David Schlenker von Schwenningen wegen Urkundenfälschung