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lagen mehrere Sorten von Weizen, Haber und Gerste vor, die durchweg als mustergiltig und höchst lohnend im Körner- und Strohergebniß bezeichnet werden konnten, weßhalb auch mehrfache Bestellungen des neuen Saatgutes den bereits beim Sekretariate eingegangenen früheren Bestellungen h'mzugefügt worden sind. Namentlich fand das aufgelegte Muster von weißem kanadischem (Schweden) Rispenhaber allseitigen Anklang, nur hielt der Preis von 15 M. per Zentner und die Höhe des Frachtgutes bei direktem Bezüge von seiner eigentlichen Heimat die Mitglieder von Bestellungen in größerem Maßstabe zurück. In russischem Frühhaber ä Ztr. 9 M. vom Hof Dicke, in Sommerweizen a Ztr. 13 M. ebendaher, in Pr ob steter (Holstein) Gerste und Haber L Ztr. 10 M. 25 und 11 M. wurden mehrfach Bestellungen aufgegeben, welche sämtlich durch das Sekretariat des Gauverbandes (Calw) effectuirt werden werden. Mit Vergnügen wurde die Mittheilung des Vereinsvorstandes entgegen genommen, daß in der letzten Zeit von vielen Gemeinden Gesuche um Ausbildung und Anstellung von Gemeindebaumwärtern, namentlich auch vom „hintern Wald" eingelaufen seien, was als erfreuliches Zeichen regen Interesses und Eifers in der Obstkultur begrüßt werden darf. Ein dem Ausschüsse zugegangener Preiscourant der vereinigten chemischen Fabriken zu Leopoldshall, Post Staßfurt über Kali- und Magnesiadünge- mittel konnte sich der hohen Preise der Mittel wegen des Beifalls und der Berücksichtigung seitens des Vereins nicht erfreuen; dem gleichen Schicksale verfiel ein Gillenfaßhahnen (Jauche- vertheiler) um 9 M. aus der Fabrik des L. Kühn in Durlach. Die 9 Mitglieder (einige Gäste hatten sich früher entfernt), blieben bis gegen Abend in einhelliger Stimmung bei gutem Gerstensaft und gegenseitigem Meinungsaustausche über die verhandelten Gegenstände versammelt.
Tein ach, 24. Febr. Der um 6 Uhr 40 M. Nachmittags von der Station Teinach nach Teinach Ort abgehende Postwagen ist in der Nähe der Ade'schen Sägmühle angefallen worden. Der Postillon hörte ein Geräusch am Ladraum des Wagens, stieg sofort vom Bock und während er die Pferde im Schritte gehen ließ begab er sich nach der Rückseite. Hier sah er, daß Jemand im Begriffe war, einen Hieb nach ihm zu führen, bückte sich um demselben auszuweichen, so daß nur noch der Hut getroffen werden konnte. Auf sein Rufen stieg der im Innern des Wagens befindliche Passagier heraus und Per Angreifer floh nun eilig davon. Es darf als Glück hiebei angesehen werden, daß der Postwagen nicht unbesetzt war, denn wer weiß ob der Attentäter nicht sonst den Postillon überwältigt hätte. Die am Ladraum des Postwagens befindliche Schlempe war mit einem eisernen Instrumente erbrochen, wahrscheinlich dasselbe, mit welchem der ge-
wuchtige Schlag gegen den Kopf des Postillons geführt worden ist, und der glücklicher Weise nur ein Loch in den starken Wachstuchhut verursachte. Der Räuber vermuthete, daß in dem Ladraum sich Geldbeutel befinden, auf welche es unzweifelhaft abgesehen war. Es sind nun gegen solche Angriffe energische Maßregeln getroffen worden. Es liegt die Vermuthung nahe, daß der vor ca. 4 Wochen stattgefundene Einbruch im hiesigen Postamt mit diesem Raubanfall in Verbindung steht. Möchte es unfern Sicherheits-Organen gelingen, bald dem oder den Verbrechern auf die Spur zu kommen.
Freudenstadt, 23. Febr. Herr Amtmann Schuster beim hiesigen Oberamt trat Anfangs des Monats eine Urlaubsreise an, von welcher er hätte am 12. Februar zurückkommen sollen. Seither ist er spurlos verschwunden und ergeben Nachfragen bei den Verwandten des sehr tüchtigen und beliebten Beamten über dessen Aufenthalt lediglich kein Resultat. Man befürchtet allgemeines möchte demselben ein Unglück zugcstoßen sein.
In Freuden st adt wurde in öffentlicher Gemeinderathssitzung Seifensieder und Gemeinderath Faißt auf 6 Jahre zum Stadtpfleger gewählt. Die Dienstkaution ist vom Gemeinderath auf 10 500 M. festgesetzt worden.
In Urach wurde ein Pärchen getraut, von welchem der Bräutigam im 78., die Braut im 60. Lebensjahre stehr. Kinderlos und seit längerer Zeit verwittwet, kamen sie zu dem Entschlüsse in den Ehestand zu treten und in Liebe die Beschwerden des Alters sich gegenseitig zu erleichtern.
(Drillinge.) Dieser Tage beglückte die Frau eines armen Taglöhners in Geradstetten ihren Mann durch die Geburt von gesunden Drillingen.
Waldsee, 22. Febr. Vor wenigen Tagen wurde hier eine Wittwe begraben, die in dem nahen Scherbenweiler ein armseliges Häuschen bewohnte. Die Liegenschaft mit der vorhandenen geringen Fahrniß (worunter auch etwa fünf Ztr. Heu) wurden auf heute zum Verkauf ausgeschrieben. Als man, wie der „W. L.-Z." berichtet wird, das Heu herausschaffen wollte, stieß man auf volle Geldsäcke, die mehrere tausend Mark in Gold und Silber enthielten, was in der Stadt überall begreifliches Staunen hervorrief. Die Frau lebte nämlich so sparsam und karg und trat öffeytlich so auf, als ob sie am Hungertuch nage.' 28 Jahre lang bezog sie von der Stiftung monatlich 4 Mark Unterstützung, was Angesichts dessen jedenfalls wieder zurückgefordert wird. Auch im Keller derselben hat man altes Geld, Kronenthaler ec. vorgefunden.
— Die „Sulzer Ehr." berichtet: Ein schönes Schauspiel spielte sich am 24. ds. in der zehnten Abendstunde am Horizonte über unserer Stadt ab. Es zeigte sich ein glänzender Komet mit einem wundervollen Schweife, der sich in
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Die Erscheinung war in der That imposant, denn es schien, als wenn die übrigen Sterne vor dem Komet ehrfurchtsvoll auf die Seite getreten wären, so standen dieselben dichtgedrängt! nach dem Abzüge des Komets in einer Gruppe! beisammen, um sich her einen weiten, leeren '
Hof bildend.
(Unglücksfälle und Verbrechen.)
In Oberndorf gab es am Sonntag noch gegen 12 Uhr Nachts in der Engelwirthschaft daselbst eine gefährliche aus einem hitzigen Dis-s put über militärische Gegenstände entstandene Schlägerei zwischen zwei Arbeitern der Gewehr- fabrik, infolge deren dem einen von Fluorn ge-. bürtigen Arbeiter das Hüftbein abgeschlagen wurde. — Um die gleiche Zeit und bei ähnlichen Umständen entstand in Thalheim zwi-! schen Thalheimern und Oefingern ein Streit,, bei dem sogar von Seite letzterer, die überhaupt mehrere Schußwaffen besaßen, auf ersten - geschossen und einer an der Hüfte unbedeutend! verletzt wurde, woraus die Oefinger von der- Thalheimern ordentlich durchgeprügelt wurden.
— Am Mittwoch hat sich ein 63jähriger Kräutersammler von Lützenhardt, Namens Pfaus, Wittwer, zwischen Holzhausen und Bergfeldeu mit einer Pistole erschossen, in dem Augenblick, als der Stationskommandant von Sulz st^ nähern wollte. Lebensüberdruß in Folge Zerwürfnisses mit seiner Zuhälterin soll das Motiv der That sein. !
Baden.
Karlsruhe, 25. Februar. Vor der- ge Strafkammer des Großh. Landgerichts dahier! str gelangte heute die von den Blättern schon mehrfach erwähnte „Hofküchen-Affaire" zur Verhandlung und Aburtheilung. Das Urtheil des Gerichtshofs gegen die Angeklagten lautete dahin, daß dieselben wegen mehrfachen, theilweise gemeinschaftlich verübten Betrugs bestraft wurden, und zwar: 1) Th. Lcßm ann aus Celle,
1862 in die Hofküche eingetreten, mit 2 Jahren Gefängniß und 1000 M. Geldstrafe, 2) PH. Keller aus Karlsruhe, 1846 in die Hofküche ausgenommen, 1879 zum Mundkoch ernannt, mit 1 Jahr Gefängniß und 600 M. 3) K Wüst aus Lichtenthal, 1869 in die Hosküche eingetreten, mit 1 Jahr 6 Monaten Gefängniß und 600 M. 4) I. B. Durand aus Genf, seit 1872 Hofkoch, mit 10 Monaten Gefängniß.
5) K. G. Frey aus Schönmünzach, seit Jahren Kaufmann dahier, mit 9 Monaten Gefäng-j- niß und 500 M. 6) R. Haas von Karls-.' ruhe, Kaufmann daselbst, mit 3 Monaten Gefängniß und 200 M. Zugleich wurde gegen. J.ven auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte! auf drei Jahre erkannt.
Bayern. ^ .
München, 24. Febr. Der verunglück!! Akademiker Gutermann (von Ulm) ist heut!! Nacht seinen Leiden erlegen. Es ist dies dal 9. Opfer der Katastrophe.
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Aas Testament des ^erschollenen. *)
Criminal-Novelle von N. I. Berge r.
Der Umstand, daß wir in der nachfolgenden Erzählung die wirklichen Namen von Personen und Orte durch angenommene ersetzen, mag unsere geehrten Leser nicht beirren. Wir waren diese Rücksicht sowohl Denen schuldig, die uns durch Einblick in die Akten eines höchst merkwürdigen Prozesses eine Gefälligkeit erwiesen, wie auch den hochachtbaren Familien, welche in jenen Prozeß verwickelt waren.
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Die Bewohner der kleinen Stadt Meßburg befanden sich in großer Aufregung. Die Regierung hatte den Bau einer Eisenbahn durch den Kreis in welchem das Städtchen lag, beschlossen. Es lagen dazu zwei Pläne vor; nach dem einen wurde Meßburg von der neuen Bahn berührt, nach dem andern ging die Bahn zu Gunsten anderer Ortschaften in einem großen Bogen um die Stadt herum.
Meßburg war ein beliebter Sommeraufenthalt reicher Familien aus der Residenz. Es ist herrlich zwischen den Bergen gelegen, Wiesen, Wasser und Wald wechselten in seiner Umgebung romantisch mit einander ab, — kurzum die Natur hatte hier ein kleines Paradies geschaffen; aber die Verbindung mit der Außenwelt war doch gar zu dürftig. Nahezu neun Meilen entfernt lag die nächste Eisenbahn-Station, was nicht nur den Personenverkehr zu einem äußerst unbequemen machte, sondern auch die Briefbestellung wesentlich verzögerte. Dieser letztere Umstand besonders war von den Sommerbesuchern, die sich hier zu länge
*) Nachdruck nicht gestattet.
rem Aufenthalt niederließen, schon öfter lebhaft beklagt worden und Seher schrieb sich das Interesse der Einwohnerschaft, daß die neuprop! tirte Bahn möglichst nahezu an der Stadt vorübergeführt werden mW-
Im Amtshause, in den Wirthshäusern, in den Familien bilde!! das Bahnprojekt einen beliebten Gesprächsgegenstand. Verschiedene waren die Bürger schon zusammengetreten und der Schullehrer hatte) eine Bittschrift an die Regierung entworfen, worin um die Segnung!») der Bahn ersucht wurde.
Von Tag zu Tag wartete man auf Bescheid und die SpamE war auf's Höchste gestiegen, als eines Tages eine schwerfällige oM Landkutsche bei dem Gasthaus „Zum blauen Engel" vorrollte, in der ein anscheinend hoher Beamter mit zwei Untergebenen saß.
Die Letztere hielten hohe vierkantige Stäbe in den Händen, »» blau und weiß bemalt waren, wie sie zum Höhenmessen im Gebram- sind. Andere mathematische Instrumente lugten ebenfalls über dü Kutschenschlag empor und mit einer ehrfurchtsvollen Scheu trug dä Besitzer des Gasthauses dieselben in das untere Schänkzimmer, woP ihm der höhere Beamte bereits vorangeschritten war.
Dieser stellte sich dem Wirthe als der Regierungs-Ingenieur M ger vor, theilte mit, daß er mit seinen beiden Leuten längere W hier im Gasthause wohnen wolle, da er in der Umgebung der SM Messungen vorzunehmen habe, und bat um zwei nebeneinandtt- liegende Zimmer; in dem einen wollte er, in dem andern sollten Ms Leute logiren.
Der Wirth war auf's Höchste erfreut; nicht nur, daß er auf E mal drei Gäste bekam, sondern auch, weil er voraussetzen durfte, d^ Ingenieur sei abgesandt um die Bahntrace zu vermessen. Während a selber die Fremden bediente, schickte er sogleich heimlich feinen
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