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Das furchtbare Brandunglück, welches meh­reren Künstlern Münchens das Leben geraubt und das Anderer mehr oder weniger gefährdet bat, hat vor fast fünfhundert Jahren in Frank­reich einen warnenden Vorgänger gehabt. Im Jahre 1392 führte der jugendliche König Karl VI. mit feinen Hofleuten auf einem Ballfeste einen Jndianertanz auf und um die Indianer recht natürlich darzustellen, waren die Tänzer in Tricots gekleidet, welche auf der Außenseite Mt Harz überzogen waren. Ein Tänzer kam einer Kerze zu nahe und sein Anzug fing Feuer, das sich sehr rasch den übrigen Tänzern mit­theilte. Der König wurde durch eine Hofdame gerettet, welche ihren Mantel über ihn warf; er war jedoch in Folge des Schrecks wahnsinnig geworden.

(Ein trauriges Omen.) DieKneip- Zeitung", welche zu dem so schrecklich unter­brochenen Münchener Künstlerfeste herausgegeben worden war, enthielt unter Anderem auch das folgende Inserat:Zu den herannahenden Fest­tagen! Passendes Geschenk! Wir machen auf unsere höchst reichhaltige Sarg-Collektion auf­merksam vom einfachsten bis zum prunk­vollsten aufsteigend, können wir jedem Geschmack dienen. Für gleichzeitig sterbende Ehepaare haben wir zweischläfrige Särge zur Verfügung; sehr empfiehlt es sich, für größere Familien gleich per Dutzend oder Halbdutzend zu bestellen, da wir Rabatt gewähren, zudem im Bedarfs­fälle unsere Särge vermöge ihrer geschmackvollen Ausstattung zu der reizendsten Salondecoration gehören!! Leichenhuhn, Sargfabrik, Friedhof-

Paris, 24. Febr. General Ney, Her­zog von Elchingen, hat sich in Chatillon durch einen Revolverschuß in den Kopf getödtet. Es ist dies der General, welcher die ehrenwürdigen Gerüchte über den Oberst Jung aussprengte, welche zu so vielen Prozessen führte.

Preußen.

Berlin, 25. Febr. Die Prinzessin Augusta Victoria von Schleswig-Holstein, Braut des Prinzen Wilhelm, ist heute Nach- uüttag'3V» Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof hierseW eingetroffen. Sie wurde von dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm empfan­gen md begab sich, nachdem der Kronprinz und Prinz Wilhelm vorausgefahren waren, in ei­nem kgl. Galawagen, welchem ein Spitzenreiter und ein Stallmeister vorausritten, mit großem Gefolge nach Schloß Bellevue, wo sie von dem Kaiser und der Kaiserin, dem Kronprinzen und der Kronprinzessin, sowie von sämmtlichen Prin­zen und Prinzessinen des königlichen Hauses empfangen wurde. Auf dem ganzen Wege bis zum Schlosse Bellevue begrüßte eine dichtge­drängte Menschenmenge die Prinzessin enthu­siastisch.

Von allen Seiten wird jetzt zugegeben, daß Deutschland auf der internationalen Münz- conserenz, welche in Paris zusammentreten soll,

in einer Form vertreten sein wird, die es wegen der dort etwa zu fassenden Beschlüsse in keiner Weise verpflichtet. Es steht daher außer Frage, daß sich Deutschland in einer sein Münzsystem irgendwie berührenden Weise nicht vertrags­mäßig nach außen hin binden wird. Auch muß bemerkt werden, daß sich Deutschland die Gleich­berechtigung der deutschen Sprache auf dem Congresse mit der französischen und englischen ausbedungen hat.

Berlin genießt den zweifelhaften Ruhm, gegenwärtig zwei nahezu völlig bebaute Straßen von beträchtlicher Länge zu besitzen, in denen nicht ein einziges Haus zu finden ist, welches von dem Subhastationshammer verschont ge­blieben, und zwar sind dies die Friedrichsfelder- und Rügenerstraße.

Ein Magistratsbeamter couvertirte dieser Tage einen Brief, feuchtete die Briefmarke mit der Zunge an und fiel plötzlich unter allen Er­scheinungen der gewaltsamen Erstickung hinten­über. Bis ein Arzt zur Stelle war, hatte der Mann unsägliche Qualen auszustehen. Nach vieler Mühe gelang es dem Arzt, die Briefmarke aus der Luftröhre zu entfernen.

Dortmund, 25. Febr. DerDort­munder Ztg." zufolge brach heute Nacht auf Zeche Tremonia ein bedeutender Brand aus. Die Arbeiter sind gerettet. 16 Pferde wahr­scheinlich verloren. Der entstandene Schaden ist noch nicht zu übersehen. 500 Bergleute find arbeitslos geworden.

Sommerfeld. Unsere kleine Stadt scheint für die Erhaltung des Menschengeschlechts unerhört günstige Bedingungen zu erfüllen. Die kirchlichen Nachrichten für die Woche vom 3. bis 10. Februar enthalten unter der Rubrik Geboren" folgende Notizen, die wir wörtlich wiedergeben: Zwillingssöhne dem Klempner­meister Appelt. Zwillingstöchter dem Locomo- tivführer H. Reimann in Hinkau (Villa.) Ein S. und eine T. (Zwillinge) dem Ackerb. T. Rublack. Zwei S. und eine T. > Drillinge) dem Fabrikarb. Th. Zach.

Frankreich.

Paris, 24. Febr. Der in diesem Blatte in vorletzter Nummer bereits erwähnte abscheu liche Scandalproceß, Vergehen gegen dir Sitt lichkeit betreffend, beschäftigte die Jury in Bordeaux volles Tage. Das Verdikt laute gegen Marianne Laborde auf zehn Jahre, der ehemalige Apotheker Henriquez erhielt zwanzig, der Kommandant Apte 6 Jahre Kerker und militärische Degradation. Der dreifache Millio­när Henri bekam zehn Jahre Kerker. Dieser brach ohnmächtig zusammen. Die Kupplerin Rodriguez erhielt zehn Jahre. Oberst Chatel wurde freigesprochen.

Die griechische W af fen-Aff air hat in Frankreich noch nicht ihr Ende gefunden Wie verlautet, hat der Kriegsminister an alle Artillerie-Direktionen eine Ordre gerichtet, in

welcher der Verkauf von Waffen und Munition untersagt und die Einstellung von Verkaufs- Ausführungen angeordnet wird. Zugleich Ha­ien die Präfekten den Befehl erhalten, die Ausfuhr von Waffen, welche bereits nach den Einschiffungs-Plätzen expedirt worden find, nicht iN gestatten. Man scheint also jetzt nächträg- ich eine Energie zu entfalten von der man rm Anfang absolut keinen Gebrauch gemacht hat. Italien.

Mailand. Aus Tolentino kommt die Kunde von einem entsetzlichen Racheact, derglück- icherweise nicht die beabsichtigte furchtbare Folge hatte. Ein Gläubiger, der von seinen Schuld­nern auf gütlichem Wege keine Zahlung er- jalten konnte, stellte nächtlicherweile in eine Stube, die unter der von säumigen Zahlern be­wohnten lag, ein Pulverfaß und steckte ein -rennendes Licht in das Pulver. Als die Kerze niedergebrannt war, erfolgte eine fürchter- iche Explosion, die das Haus zerstörte. Das betr. Ehepaar, auf welches abgesehen war, wurde aus dem Bette, in welchem es schlief, m einen benachbarten Garten geschleudert, wo es, ohne größeren Unfall genommen zu haben, unter Schutt und Trümmern hervorgezogen wurde.

England.

London, 25. Febr. DieTimes" schreibt: Der Vermählung des ältesten Enkels der Kö­nigin folgen die wärmsten Glückwünsche der britischen Nation. Großbritannien und das protestantische Deutschland sind in zu vielen ern­sten Krisen zusammengestanden, um sich je von einander zu isoliren. Wenn die Vergangenheit ein Wegweiser für die Zukunft ist, so dürfen beide Nationen den bevorstehenden Akt als glück­verheißend betrachten.

London. Das Unterhaus hat in der Nacht zum Sonnabend endlich die irische Zwangs- bill in dritter Lesung mit 281 gegen 36 Stim­men angenommen. Im Laufe der Debatte vertheidigte der Generalsekretär für Irland, Förster, die Bill und beronte, es sei Zeit ge­wesen, daß die Regierung und das Unterhaus Kraft zeigten, um der Schreckensherrschaft in Irland ein Ziel zu setzen. Das Haus habe sich stark erwiesen, um die Ordnung der Dinge in Irland wiederherzustellen; er hoffe, das Haus werde sich auch stark genug zeigen, solche Bill durchzuführen, durch welche eine Zwangs­bill in Zukunft unnöthig werde, indem sie das Volk Irlands zufrieden und wohlhabend mache.

Ulm, 24. Febr. Die nächste Leder-Messe findet hier am 7. und 8. März statt, der Roß- Markt am 8. und 9. März, die Tuch-Messe am 14. und 15. dess. Monats.

Scherzfrage: Welche Zeit ist am ge­fährlichsten zu Ausflügen ins Freie? Antwort: Das Frühjahr denn: dis Saaten schießen, die Bäume schlagen aus, die Sonne sticht und die Knospen springen." sA. LudwigZ

lnecht zum Bürgermeister und ließ diesem voller Freude sagen, soeben seien Vermessungsbeamte in seinem Gasthause abgestiegen.

Das Gerücht war indessen dem Boten schon vorangeeilt. Die Landkutsche war nämlich vor des Lehrers Wohnung vorübergefahren, dieser hatte mit richtigem Blick den Zweck der in der Kutsche stehenden Instrumente errathen, hatte die Freude über den Erfolg der von ihm verfaßten Bittschrift seiner Umgebung mitgetheilt und so ging wie ein Lauffeuer die Nachricht durch das Städtchen:Die Bahnmesfer sind angekommen!"

Bürgermeister Hillmann hätte vor Freude beinahe den Respekt bergessen, den er seiner Stellung schuldig war, d. h. er wäre am lieb­ster gleich nach demBlauen Engel" gelaufen, um sich mit eigenen Augen von der Wahrheit des Gerüchts zu überzeugen. Nach kurzer ueberlegung aber begnügte er sich damit, seinen guten Rock anzuziehen und mit aufgesteckter Amtsmiene den neuen Herrn Ingenieur zu erwar­ten, der ihm doch zweifellos einen Besuch machen würde.

Das war denn auch der Fall.

Nachdem der Ingenieur Berger gegessen und getrunken hatte, ließ rr sich von dem Aufwärter des Gasthauses zum Amtshause der Stadt fuhren, woselbst er dem Bürgermeister seine Aufwartung machte.

Die Unterhaltung zwischen Beiden interessirt unsere Leser nur wenig. Berger sagte, daß er beauftragt sei, Namens der Regierung /Düngen für den projektirten Bahnbau vorzunehmen und daß der Aus- fbll dieser Arbeit möglicherweise mitbestimmend auf den Entschluß über .^Richtung der Bahn einwirken könnte. Der Bürgermeister dagegen versprach, Henn Berger bet-seinen Arbeiten jede denkbare Unterstützung angedeihen zu lassen und stellte verblümt einen klingenden Dank in Aus­

sicht, wenn durch Bergers Fürsprache die Bahn an Wetzburg vorüberge- führt werden würde.

Nachdem dieser, man könnte sagen officielle Besuch beendet war, begab sich Berger zu dem katholischen Pfarrer des Orts, Namens Röpner.

Röpner war einer jener Geistlichen, die von ihrem seelssraerischen Beruf tief durchdrungen, die Religion der Liebe zugleich predigen und üben. Weit und breit wegen seiner Wohlthätigkeit und seiner Theilnahme für alles irdische und geistige Elend geliebt und verehrt, fehlte ihm den­noch nicht jener Theil Lebensklugheit, welche in der heutigen Welt eine unbedingte Nothwendigkeit ist.

Als Berger bei ihm eintrat, war Pfarrer Röpner gerade mit dem Memoriren einer Predigt für den morgigen Sonntag beschäftigt. Er legte sein Heft beiseite, nöthigte den Fremden Platz zu nehmen und fragte nach dessen Begehr.

Sind wir unbelauscht?" fragte Berger leise.

Röpner stutzte; er schaute den Beamten mit durchdringendem Blicke an und als ob das Resultat dieser Prüfung ihn befriedigte, antwortete er bejahend.

Ich bin nicht, wie man Ihnen gemeldet, RegiernngsgeoMeter," entgegnete Berger,sondern Criminalkommiffarius! Hier ist meine Be­glaubigung."

Der Geistliche schien durch die Eröffnung nicht im Mindesten über­rascht. Gr durchflog das ihm von Berger dargereichte Papier und gab es dann zurück. <Fsrtsetzung folgt.)

Lefefrucht. Der ist ein kluger Mann, der sich in Andre schicken

kann.