nicht verwirklichen. Was die Vermehrung vurch Pressung Neutraler anbetrifst, so läßt sich diese Schraube auch nur bis zu einem gewissen Punkte anz.rhrn, der, we-.n auch nicht ganz erreicht, keine nennenswerte Steigerung mehr erhoffen läßt. Auch das neutrale Ausland hat im Laufe des Oktober diese Tatsachen als richtig einer Reihe von Betrachtungen zugrunde gelegt. Auch die Berechnung unserer und der feindlichen Angaben über die Erfolge des 1l-Dootlmn>"lskrieges werden in einer holländischen Zeitung dahin beurteilt, daß die deutschen Angaben über die Erfolge sehr wahrscheinlich rich-t'g, die Angaben der Gegenpartei aber bestimmt falsch sind. Es steht also außer allem Zweifel, daß der planm"" fortgesetzte Il-Bootkrieg die Schiffe schneller vernichtet als unsere Feinde sie mit dem größten Kräfteaufgebot zu bauen vermögen.
Neue U-BootSerfolge.
(WTB.) Berlin, 22. Nov. (Amtlich.) Neue U-BootS- erfolge in der Nordsee: 3 Dampfer und 1 Segler. Von den drei Don^'ern wurde einer aus gesichertem Geleitzug ber- ausgescho^en. Der Detonation nach zu urteilen hatte er Munition geladen.
Eines unserer U-Boote hatte am 30. Okt. in der Nähr der enallschen Oslküste ein Gefecht mit einer englischen U- Bootsfalle in Gestalt eines eisernen Zweimastschoners mit Motor, in dessen Verlauf dem Segler zwei Treffer beigv- bracht wurden.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Bon unfern Feinden.
Clemenceau beginnt seine Tätigkeit.
Berlin, 23. Nov. Nach einer Genfer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" hat in Paris und in der Provinz bereits die Unterdrückung der Friedensbewegung begonnen. Mehrere Leherinnen wurden oer- hafl"t, bei denen infolge Denunziation Haussuchungen abgehalten und Flugschriften gegen den Krieg gefunden
Die Opposition gegen Clemenceau.
(WTB.) Berlin, 23. Nov. Die Opposition bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage für Clemenceau bestand aus 63 Sozialisten, einem Radikal-Sozialisten und einem Wilden. Der Abstimmung enthielten sich 41 Abgeordnete: 25 Sozialisten, 12 Radikal-Sozialisten, 2 Radikale, 1 republikanischer Sozialist und 1 Wilder.
Englische» Terrorismus gegenüber den Friedensfre""den.
(WTB.) Berlin, 23. Nov. Im britischen Parlament wird angeblich versucht, Mitglieder pazifistischer Gesinnung am Reden zu verhindern und sie zu zwingen, ihre Mandate niederzulegen.
Vermischte Nachrichten.
Die Vorlage der Aenderung des preußischen Wahlrechts vom König unterschrieben.
Berlin. 22. Nov. Wie die Abendblätter zuverlässig erfahren, sind die Vorlagen betreffend Aenderung des Wahlrechtes zum preußischen Abgeordnetenhaus und Aenderung der Zusammensetzung des Herrenhauses nunmehr vom König vollzi^en worden und werden in Kürze dem Landtage zugehen.
Ein neuer Friedensschritt des Papstes.
Berlin, 23. Nov. In vatikanischen Kreisen wird an- gebl'/ mit Bestimmtheit gesagt, daß der Papst ei n neuen Schritt zur Herstellung des Friedens unternommen habe. Die neue Friedensnote des Papstes gehe mehr als frühere auf Einzelheiten der Friedensbedingungen ein. Bezüglich Frankreichs sollen Mitteilungen der französischen Kardinale aus Anlaß ihres römischen Aufenthalts mitbestimmend gewesen sein.
Aus Etlidl und Land.
Calu», den 23. November 1917. Kriegsauszeichnung.
Fahrer Wilhelm Hoferer von Calw hat die Silberne Verdienstmedaille erhallen.
Vom RathanS.
* Die bürgerliche» Kollegien erledigten gestern nachinit- tag unter dem Vorsitz von Stadtschulthcisicnamtsverweser G.-R. Dreist die Beratung des städtischen Hauptvoranschlags für das Jahr 1917/18. Stadtpfleger Frey trug die einzelnen Positionen der verschiedenen Einzelvoranschläge vor. Die Einnahmen der Volksschule» und Mädchenmittelschnle sind auf 13 673 (im Vorjahr 14 234 veranschlagt, die Ausgaben auf 45163 ^ (i. V. 45 254 .M, fldaß ein Nb- mangel von 31400 ^ (i. V. 31 020 entsteht. Die Einnahmen für das Realprogymnasium veranschlagen sich ans 27160 ^ (i. V. 27 320 die Ausgaben auf 45828 ^ (i. V. 45 073 der Abmangel beträgt also 18 668 (i. V. 17 753 ^i(). Für die Gewerbliche Fortbildungsschule sind 3360 ^ (i. V. 3810 an Einnahmen in Rechnung gestellt, und 7060 (i. V. 7210 an Ausgaben; es ent
steht also ein Abmangel von 3400 .F, wie im Vorjahr. Für die städtische Arbeitsschule werden 3170 ^ (i. V. 3635 an Einnahmen berechnet, an Ausgaben 6047 ^ (i. V. 5804 es entsteht also ein Abmangel von 2877 (i. V.
2169 ^(). Bei der Georgenäumsvcrwaltnng sind die Einnahmen (Zinsen aus dem Kapitalvermögen in Höhe von ^5 291 .M auf 1235 veranschlagt, die AuSaabcn auf 1985 Für städtische Hochbauarbcitcn sind dieses Jahr nur 2750 (i. V. 5450 vorgesehen, für die Tiefbauarbeiter» 16 350 (i. V. 8400 Unter den Tiefbauarbeiten ist dieses Jahr eine Rate von 7000 (i. D.
1000 eingestellt für die Ncupflasterung der Lederstrabe, die nach dem Krieg durchgcführt werden soll. Bis jetzt ist dafür eine Summe von 21000 bereitgestellt: der gesamte Voranschlag war vor dem Krieg auf 25 000 berechnet, wird aber jetzt überschritten werden. Für die Verbesserung des Wallmühlewegs sind wieder 2000 ^ (im Ganzen jetzt 14 000 eingestellt, für die Bewalzung der Bahnhofstrahe 3000 .F.. Beim städtischen Gaswerk sind für den Ertrag des Betriebs 52 554 (i. V. 51 350 vorgesehen für
298 850 Kubikmeter Gas (i. V. 317 500 Kubikm.i. Aus dem Verkauf von etwa 8900 Zentner Koks sollen 16 000 ^ (i. V. 13 000 ./L) erzielt werden, aus dem Verkauf deS Teeranfalls 1900 (i. V. 1740 ^). G.-R. StaudeiMever wies
gelegentlich der Belieferungsflage von Koks darauf hin, daß
Die Geschickte
des Diethelm von Buchenberg
48 . von Berthold Auerbach.
Sie suchte an sich herum, ob sie nichts zum Verschenken habe, und löste ihre Korallenschnur ab. Un- 4er all dem verworrenen Gestrüppe blühte doch in ihr die Blume wirklicher Milde und Freigebigkeit.
Im Nachhausefahren umarmte Munde seine Franz voll Glückseligkeit, da sie sagte, wie gut sie es doch hätten, da sie so vielen Menschen Gutes tun konnten. Das war setzt auch für Munde ein Trost, in dem er zu vergessen suchte, wie schreckenvoll alles «« ihn sei.
Es sollte ihm aber nicht ganz gelingen.
Viernndzwanzigstes Kapitel.
Die Landstände hatten glücklich» das alte Einsteherwesen wieder hergestellt. Zum großen Pferdemarkte. der alljährlich in der Hauptstadt abaehal- ten wurde, schnallte sich Diethelm eine vollgestopfte Eeldgurte um. er wollte sich ein neues Gespann und einen modischen sogenannten Charaban kaufen und dann seinen Schwiegersohn vom Militär losmachen. Munde verließ nur ungern jetzt seinen Vater, der fast nicht mehr vom Bette herunter kam und zusehends abfiel; der alte Schäferle wollte aber nichts von ihm wissen und sagte immer: „Laß du uns beide" — er meinte sich und den Paßauf — „nur allein, geh du deiner Wege, sei glücklich, so aut du's kannst. Du bist jung, bei dir verlohnt sich's noch. Diebshehler zu sein, ich bin schon zu alt, ich war' ein Narr, wenn ich erst so snät anfangen tät." Martha versnrach. des kranken Mannes zu warten, Fränz ließ sich nicht davon abbringen, mit nach der Hauptstadt z« reisen: was sie einmal wollte, das mußte auch geschehen.
Am Morgen, als Munde kam, schickte sie ihn noch einmal nach Hause, er mußte die neuen Kleider anz'ifl'rn, die sie nach städtischer Tracht für ihn bestellt hatte. Als er wieder kam. knüpfte sie ihm das Halstuch nochmals anders und sagte dann frohlok- kend. sich vor ihn hinstellend:
-S» Siehst du? so. jetzt bist ein Mann, der ^ > laifln darf.
beim Einsteigen gab es Streit. Fränz r, ein Brautpaar gehöre zusammen und der Vater solle auf den Vordersitz und kutschieren; aber Mimde willfahrte ihr nicht, und Fränz beruhigte sich erst, als ihr Munde sagte, daß die Herren r? L-r Stadl oft selbst fahren. Draußen vor der?; gab es abermals Händel. Diethelm
wol/Z«, drch Munde die Geldgurte umschnalle, und setz- k"Mverrätensch hinzu: „In der Stadt kannst «s» H- geben."
„Das leid' ich nicht," schrie Fränz, „entweder — oder, entweder behaltet Ihr die ganze Zeit die Eeldgurte. oder mein Munde behält sie; er ist nicht Euer Knecht, er ist wenigstens grad so viel wie Ihr. Ihr könnet ja das Geld ins Kutschentruckle tun."
Das wollte aber Diethelm nicht, sei es. daß er das Kutschentruckle noch scheute, oder daß er das Geld auch zeigen wollte."
Wo man einkehrte, hatte Fränz bei der Ankunft und bei der Abfahrt noch manchen Zank mit dem Vater und mit Munde. Sie wollte es nicht dulden, daß dieser sich als Knecht benahm, ja. sie weinte vor Zorn, als Munde ihr nick>ts nochgab, und sprach oft stundenlang kein Wort mit ihm.
Im Oberland war es noch ziemlich rauh und kalt, je mehr man aber nach dem Unterlande kam, zeigte sich der wonnige Frühling: man fuhr durch Buchenwälder, die in dem ersten so zarten knospenfeuchten Grün prangten, und bald *uhr man zwischen blühenden Obstbäumen, die hüben und drüben am Wege standen: aber in den Herzen der drei Menschen, die da binfuhren, war Widerstreit und Trübsinn mancher Art. Dazu kam noch, daß es Diethelm nicht lasten konnte. Munde über die Art, wie er die Pferde führte, zurechtzuweisen, und es gibt vielleicht nichts, was leichter zu Zorn ausreizt, als ein Dreinsvrcchen beim Pferdelenken. Wenn es einen kleinen „Stich" hinabging. rief Diethelm jedesmal: „Sperr die Mick») und fahr Trab, dreh noch bester." Munde ließ es an heftiger Widerrede nicht fehlen, neitschte oft geflissentlich die Pferde und fuhr im Zorne in der Tat ungeschickt, besonders beim Ausweichen, so daß es mehrmals ein Unglück geneben hätte, wenn ibm Diethelm nicht in die'Zügel gefahren wäre. Fränz wartete immer darauf, daß Munde einmal tapfer aufbegehren und die ganze Geschichte hinwcrfen werde; als es aber nicht gescheh, biß sie sich auf die Lippen und murwefle still vor sich hin Schimpfworts auf Munde, die sie hinter seinem Nucken sprach.
Man kehrte in der Hauptstadt im Rautenkranz ein, und Fränz war wenigstens einigermaßen zufriedengestellt, als Munde beim Absteigen sagte:
„So. setzt beim Heimfohren könnet Ihr kutschieren. Schwäher, nicht um ein Königreich fahr' ich noch einmal so. Komm, Fränz, wir zwei wollen Zusammenhalten. Weißt noch, wie oft ich da bei dir gewesen bin? Ich freu' mich, grad hier zu zeigen, daß wir doch noch ein Paar geworden sind."
„Siehst jetzt, daß ich recht Hab'?" entgegnete Fränz, als sie mit ihrem Bräutigam allein war, „mit meinem Vater kommt kein Tochtermann aus, der ihm nicht den Meister zeigt."
Sie blieb stets hei diejem Gedanken,
Im Rautenkranz war schon heute ein buntes Gedränge von Menschen in Trachten aus allen Landesgegenden, und dazwischen sah man Soldaten von allen Waffengattungen, die sich hier bei Angehörigen und Verwandten gütlich taten: aber mitten im Gewoge beharrte die stattliche Rautenwirtin an der Anrichte, wie ein Fels im Strome, und fe lärmender und unruhiger es um sie wurde, um so bedachtsamer und gemessener erteilte sie ihre Befehle und zählte alles genau nach, was auf^etragen wurde. Dazwischen fand sie immer noch Zeit, auf Nachfragen der Gäste bündigen Bescheid zu oeben. Als sich Fränz mit Munde zu ihr hindurchaedrangt hatte, wurde erstere mit besonderer Freundlichkeit bervillkommt. Die Rautenwirtin sagte, daß der Schaffner, mit dem sie damals gefahren sei. Fränz nicht genug Hobe rühmen können, und wie man ihr überhaupt viel Gutes nachsage, daß sie Vater und Mutter so getreulich pflege. Fränz war stolz und hochfahrend, und doch war's ihr beim Lob der Frau Nautenwirtin, als setzte man ihr eine Krone auf. Diese Frau hatte es durch Schweigsamkeit und Zu- rückhaltung dahin gebracht, daß schon eine freie Anrede, um wie viel mehr ein Lob von ihr als Ehrenschmuck galt, und sammelte sich hier gute Nachrede, so war man deren im ganzen Lande gewiß. Mit seltsamer Befangenheit sagte min Fränz, daß sie mit Munde verlobt sei. Die Rautenwirtin zog nur ein wenig die Brauen ein und sagte: „Das ist schnell geoangen. Ich wünsch' Glück." Dann wendete sie sich um und gab anderen Gästen Bescheid.
Munde saß verdrossen bei Fränz; die Eifersucht hat einen raschen Scharfblick, er behauptete, Fränz schäme sich seiner, und durch diesen offenen Ausspruch wurde die noch halb schlummernde Empfindung der Fränz plötzlich geweckt.
„Und wenn's war." saate sie aufbeaehrend. „wenn ich ein Mann wär', ich tät mir eher die Zung' abbeißen, ehe ich einem Mädle sagen tät, es kann sich meiner schämen. Aber du. freilich, du bist dagestanden wie der Bub. der die Milch verschüttet hat. Ich sag' dir's noch einmal, du mußt ganz anders werden, oder du bringst.s dahin, daß ich mich deiner schäm', ja, dahin bringst's, ja. daß du's nur weist."
Munde behielt nur die ersten Worte der Fränz. und er fühlte, daß sie recht habe. Die gereizte Sce- lenstimmung hat aber etwas wahrhaft Ansteckendes. Munde war von Fränz gedemütigt worden, und nun mußte er ihr Gleiches entgelten; mit fast schadenfroher Miene sagte er: „Mir hat's für dich einen Stich ins Herz geben, wie d- - Rautenwirtin dich gelobt hat, daß du so ein grue^ Kind gegen deinen Vater bist. Wenn die Leute wüßten, wie's eigentlich ist ..."
Fortsetzung folgt.